Mals/Obervinschgau
Wie belastet sind unsere Wiesen? Diese Frage stellte sich die Umweltschutzgruppe Vinschgau gemeinsam mit Bioland und dem Bund Alternativer Anbauer und lud am 03. November um 20.00 Uhr zu einer Informationsveranstaltung im Kulturhaus von Mals.
Das Nebeneinander von intensiven Obstkulturen und Grünlandwirtschaft sorgt im Obervinschgau bereits seit längerem für intensiven Gesprächsstoff. Mehrere Initiativen wurden ins Leben gerufen, welche sich nunmehr mit dieser Thematik befassen. Der starke Besucher-andrang im Kulturhaus von Mals unterstreicht die Aktualität und Bedeutung der komplexen Thematik.
Insgesamt mehr als zehn Heuproben wurden im Obervinschgau in der Nähe von Obstanlagen (im Randbereich zwischen 1 und 10 Metern) genommen und von der Oldenburger Universitätsprofessorin und Toxikologin Irene Witte auf Rückstände untersucht. Insgesamt wurden mehr als 15 verschiedene Pestizide nachgewiesen, wobei immer wieder erhöhte Werte festgestellt wurden. Fakt ist, dass diese erhöhten Werte für das Rind gefährlich werden können. Auch die Kombinationswirkungen der verschiedenen Mittel sind nicht genau nachvollziehbar; selbst wenn die gesetzlichen Höchstwerte für den jeweiligen Wirkstoff eingehalten werden, kann die Pestizid-Wirkung um ein Vielfaches gefährlicher sein, wenn sie in Kombination auftritt. Positiv hervorzuheben ist, dass keine Rückstände von gesetzlich nicht erlaubten Pestiziden nachweisbar waren.
Lösungsansätze für die Problematik wären laut Prof. Witte zum einen die Reduktion in der Anzahl der verwendeten Pestizide und in der Optimierung der Spritztechnik, denn nur ca. 3% des Wirkstoffes gelangen unmittelbar auf die Pflanzen, die restlichen ca. 97% gelangen in Boden, Wasser und Luft. Vor allem die Partikel in der Luft können je nach Größe für den menschlichen Organismus schädlich wirken.
Problematisch wird es hier vor allem für die Bio-Grünlandbetriebe. Sie dürfen das belastete Futter nicht verfüttern könnten es aber an konventionelle Betriebe verkaufen. Gesetzlich möglich ist es, Prof. Witte äußerte aber auch ihre Bedenken der Verfütterung im konventionellen Bereich. Problematisch könnte es auch für den Getreideanbau in Intensivobstanlagennähe werden.
Zur Informationsveranstaltung nach Mals gekommen waren auch einige Interessierte aus dem Nonstal. Die Situation im Nonstal ist unserer ziemlich ähnlich. Fakt ist, dass in den Regionen Südtirol/Trentino ca. 60kg an Pestiziden pro ha Intensivfläche ausgebracht werden, was wesentlich über dem Durchschnitt Italiens mit ca. 9kg liegt. Untersuchungen am Nonsberg haben ergeben, dass im Urin von Kindern Rückstände von Pestiziden vorhanden sind. Pestizide werden allerdings nicht nur von Obstbauern eingesetzt, sondern gelangen auch in Form von z.B. verschiedenen Insekten-Vernichtungsmitteln direkt in unsere Haushalte. Alarmierend waren die Rückstände von Chlorpyriphos (Insektizid). Laut Prof. Witte untragbar und vor allem auf die Ausbringung in der Nähe von Wohngegenden sei auf jeden Fall abzusehen. Laut Beratungsring wird, soweit es möglich ist, bereits auf Chlorpyriphos verzichtet. Bisher gibt es aber keine Alternative für einige Schädlinge.
Nicht nur Obstbauern setzen Pestizide ein. Auch andere Institutionen wie z.B. Gemeinden verwenden Pestizide in den verschiedensten Bereichen. Wünschenswert wäre es sicher, wenn vor allem in Wohngegenden auf einen solchen Einsatz verzichtet werden könnte.
VIP Direktor Josef Wielander erklärte, dass man sich im Obstbau dieser Problematik durchaus bewusst sei. Schluss-credo von Josef Wielander: „Jeder Bauer muss sich so verhalten, dass der Nachbar keinen Schaden hat“. (chr)