• Wichtige Datenreihen zu Klimawandel und Klimafolgen in Südtirol sind in Form von Indikatoren dargestellt. Diese Indikatoren können auch in Zukunft fortgeschrieben und zur vergleichenden Beobachtung eingesetzt werden. Beispiele für solche Indikatoren sind: die Treibhausgasemissionen pro Kopf in Südtirol und in Italien, die Jahresdurchschnittstemperatur der Luft, die Anzahl der Tropennächte und der Frosttage, die Veränderung der Niederschläge pro Saison an einer Messstation, die Dauer der Schneebedeckung, die kumulative Längenveränderung der Gletscher, die Abflussmenge der Etsch, die Wassertemperatur des Kalterer Sees im Zeitverlauf, der Beginn der Pollensaison nach Pflanzenarten und Messstationen, der Beginn der Apfelblüte für eine Station, die Schätzung der vom Hagel betroffenen Fläche im Obst- und Weinbau, der Anteil von Schadholz am insgesamt geschlagenen Holz, die versiegelte Fläche von Boden in Südtirol u.a..
• Es liegt ein starker Fokus auf den wichtigsten Strategien im Umgang mit dem Klimawandel: Die Verringerung von Treibhausgasemissionen (Klimaschutz) und die Anpassung an die Folgen des Klimawandels. Damit will der 2. Klimareport nicht nur eine Faktenbasis liefern, sondern auch den Handlungsbedarf aufzeigen und mögliche Lösungen vorschlagen.
Der wissenschaftliche Leiter und Koordinator des Klimareports ist der Geoökologe Marc Zebisch, Forscher an der Eurac Bozen. Insgesamt haben 23 Autoren am Klimareport geforscht und geschrieben. Der Report ist eine gelungene Symbiose zwischen verschiedenen Ämtern der Landesverwaltung und der Wissenschaft und Forschung der Eurac. Er umfasst 126 Seiten und ist in deutscher und italienischer Sprache publiziert worden. Die digitale Version ist unter www.eurac.edu unter Library Catalogue abrufbar. Die Papierversion kann am Sitz der Eurac in der Drususallee 1 in Bozen unentgeltlich bezogen werden.
Die wesentlichen Ergebnisse und Erkenntnisse
Nachstehend versuche ich die wesentlichen Ergebnisse und Erkenntnisse aus dem Klimareport zusammenzufassen. Aus Platzgründen bleibt die Zusammenfassung ein Torso.
• Dass sich das Klima auch in Südtirol verändert, sieht man deutlich an der Entwicklung der Lufttemperatur: Seit den 1960-er Jahren ist die Jahresdurchschnittstemperatur der Luft um 1,5° C angestiegen. Nach dem pessimistischen Szenario (dem sogenannten RCP8.5 – Representative Concentration Pathways des Weltklimarates) muss man bis 2050 für den Sommer mit einer weiteren Erwärmung um 1,5° C rechnen, bis 2100 um 5° C.
• Gleichzeitig mit den Temperaturen verändern sich auch die Niederschläge, überhaupt alle Naturphänomene. Die Gletscher Südtirols haben zwischen 1983 und 2006 ein Drittel ihrer Fläche verloren. Es gibt weniger Schnee. Permafrost taut auf. In den letzten 20 Jahren haben Tiere und Pflanzen ihren Lebensraum zunehmend in höhere Lagen verlegt, um der Wärme auszuweichen. In tieferen Lagen breiten sich zunehmend neue Arten aus. Pflanzenparasiten und Tigermücken vermehren sich immer schneller.
• Die Sommer werden tendenziell trockener und es wird weniger Wasser zur Verfügung stehen. Äpfel und Trauben gedeihen mit zunehmender Erwärmung in immer höheren Lagen und ihre Anbaufläche vergrößert sich. Schon heute entfallen 60% der Bewässerung auf den Obstbau. Der Wasserbedarf für Intensivkulturen aber auch für Mähwiesen wird beträchtlich zunehmen. Nutzungskonflikte, etwa zwischen Landwirtschaft und Energieproduktion, werden wahrscheinlicher.
• Ebenfalls stark zunehmen wird die Zahl der Tropennächte. Tropennächte sind Nächte, in denen die Temperatur nicht unter 20°C sinkt. Im bisherigen Rekordjahr 2015 waren es in Bozen 29, bis 2100 könnten es immer in Bozen durchschnittlich mehr als 60 sein.
• Es wird im Winter aufgrund der steigenden Temperaturen weniger schneien, dafür mehr regnen. Auf 1.500 Metern Meereshöhe wird im Jahr 2100 Schätzungen zufolge 80-90% weniger Schnee fallen. Das bedeutet auch, dass im Sommer immer weniger Wasser zur Verfügung steht.
• Durch die Hitze nimmt die Verdunstung zu, sowohl durch die Pflanzen als auch aus dem Boden (Evapotranspiration). Bei abnehmenden Sommerniederschlägen wird auch die Wasserführung der Flüsse im Sommer abnehmen. Der Sommerabfluss der Etsch hat sich seit 1957 um 20% verringert.
• Extremereignisse wie Starkniederschläge werden in der einhelligen Meinung der Experten häufiger werden. Auf Straßen und in Siedlungen wird es häufiger Überschwemmungen geben, vor allem wenn das Kanalnetz nicht entsprechend ausgebaut wird. Die zunehmende Bodenversiegelung durch Asfalt, Beton und Pflaster erhöht den Oberflächenabfluss und verschärft die Hochwassersituation.
Unser ökologischer Fußabdruck
In Südtirol produzieren wir jährlich 5,3 Tonnen Kohlendioxid-Äquivalent pro Einwohner, der italienische Durchschnitt liegt bei fast 7 Tonnen. Wir dürfen uns in Südtirol aber nicht selber Lorbeeren zusprechen: Nicht berücksichtigt sind in der obige Angabe die sogenannten „grauen Emissionen“, die außerhalb der Provinzgrenzen anfallen, aber mit Produkten zusammenhängen, die wir konsumieren wie Kleidung, Lebensmittel, Telefone und andere technische Geräte. Gerade weil Südtirol wenig Industrie hat, werden viele Geräte importiert. Nach Berechnungen der KlimaHaus-Agentur kommen bei Berücksichtigung der grauen Emissionen jährlich fast 7,5 Tonnen CO2 Äquivalent auf jeden Südtiroler.
Ernüchternder Denkanstoß
• 1988 wird der Weltklimarat IPCC gegründet (Intergovernmental Panel on Climate Change).
• 1992: Erste Weltkonferenz der Staatsoberhäupter zur Umwelt und Entwicklung.
• 1997 wurde von den Industrieländern das Kyoto-Protokoll unterzeichnet. Darin wurden verpflichtende Vorhaben zur Verringerung der Treibhausgasemissionen festgeschrieben. Die Kyoto-Ziele wurden nicht erreicht.
• 2008: Im Klima- und Energiepaket setzt sich die EU das Ziel, die Treibhausgasemissionen bis zum Jahr 2020 um 20% gegenüber dem Jahr 1990 zu senken. Dieses Ziel kann nicht mehr erreicht werden.
• 2015 wird das Klima-Abkommen von Paris ausverhandelt und auch von China und den USA unterzeichnet. Darin wird das Klima- und Energiepaket 2020 aktualisiert: 40% weniger Emissionen bis zum Jahr 2030.
• 2017, Juni: Der amerikanische Präsident Donald Trump verkündet den Rückzug der USA aus dem Pariser Vertrag.
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