Wolfgang Platter, am Tag des Evangelisten Lukas, 18. Oktober 2011, Lukas Hofer zugedacht
Durch neue Installationen und Attraktionen und durch die Umsetzung von weiteren Projekten in Eigenregie wird der Nationalpark im Gelände immer stärker wahrnehmbar. Der heutige Beitrag ist der Vorstellung einiger dieser Arbeiten und den Beiträgen der Parkförster zu pädagogischen Initiativen und didaktischen Maßnahmen gewidmet. Die Förster aus dem Südtiroler Landesforstkorps im Dienste des Nationalparks Stilfserjoch haben neben dem Aufsichtsdienst verstärkt Aufgaben zum Monitoring verschiedener Wildtierarten, aber auch im Rahmen von wissenschaftlichen Projekten zur Erfassung verschiedener Wildtiergruppen wie etwa der Raufußhühner oder der Fledermäuse übernommen. Wertvolle Beiträge leisten die Förster auch in der Betreuung verschiedener Besuchergruppen von den Schülern bis zu den Senioren im Rahmen von Themenwanderungen und Exkur-sionen.
Durch die Saisonsarbeiter und die Tischler wurden im heurigen Sommer in Martell zudem an besonders markanten Orten Aussichtsplattformen und Orientierungseinrichtungen montiert. Die Konzeption und Entwicklung dieser Einrichtungen lag bei den Förstern und bei unserem technischen Assistenten Lukas Hofer.
Wildbeobachtungsstelle Zufritt
Im Hinterern Martelltal wurde im abgelaufenen Sommer an der orographisch linken Seite des Zufritt-Stausees eine Aussichtsterrasse zur Beobachtung von Rotwild und anderen Huftierarten im aufgelichteten Bergwald auf der gegen-überliegenden Seite des Sees errichtet. Das Gebiet ist ein beliebter Sommereinstand des Rotwildes. Der Zugang zur auskragenden Aussichtsplattform erfolgt bequem vom Parkplatz am Gasthaus Zufritt. Der Waldsteig von der Landesstraße zur Aussichtsplattform ist behindertengerecht, rollstuhltauglich und nur wenige Hundert Meter lang.
Aussichtsplattform Pederköpfl
Am Pederköpfl wurde eine weitere Aussichtsplattform in Form eines halbkreisförmigen Stahlringes in den Boden eingelegt, in welchen die Namen der Berge eingefräst worden sind. Im Rundblick kann der Wanderer die Namen der vor ihm aufragenden Berge sicher zuordnen. Die Schwierigkeiten, sich richtig zu orientieren oder die Wanderkarte richtig auszurichten, entfallen.
Nationalparkförster als Ranger
Gut angenommen bei Jung und Alt wurden im heurigen Jahr die geführten Wanderungen zur Beobachtung von Wildtieren. Genannt seien beispielsweise die Murmeltierwanderungen, die Wildschauen in der Dämmerung, die „Rehpromenade“ oder die Winterwanderung „Wald und Wild im Winter“ oder „Wasser und Lebensraum“ oder weiters die wöchentliche Führung in Trafoi „Mit allen Sinnen den Wald erleben“.
Wald- und Alm-Erlebnistage
30 Kinder der Grundschule Laas haben mit ihren Lehrpersonen Anfang Juni auf der Unteren Tartscher Alm im Trafoital mit den Förstern der Parkstation Stilfs und weiteren Wanderführern des Nationalparks drei Erlebnistage auf der Alm und im Wald erlebt. Wanderungen zur Beobachtung von tag- und auch nachtaktiven Wildtieren wechselten mit Spielen im Gelände ebenso ab wie das Kennenlernen von Wildpflanzen mit dem Zubereiten von Salaten aus der Natur. Die Geschichte des 1. Weltkrieges an der Ortler-Front war gleichwohl Programmpunkt wie das abenteuerliche Gemeinschaftserlebnis am abendlichen Lagerfeuer mit dem Backen von „Stockbrot“. Kurzum: Ein unterrichtsergänzendes, interaktives Naturerlebnis im Freien, außerhalb des Klassenraumes, unter Einsatz aller menschlichen Sinne und darüber hinaus unterstützt durch technische Hilfsmittel zur Beobachtung von Tieren und Pflanzen.
Nationalparktage und Baumfeste
Seit Jahren ist der Nationalparktag an manchen Schulstellen der Vinschgauer Pflichtschulen ein fester Programmpunkt im Schuljahr geworden. Das Jahr 2011 ist von den Vereinten Nationen zum internationalen Jahr des Waldes ausgerufen worden. Dieses internationale Jahresthema hat auf der lokalen Ebene bei den Baumfesten der Eigenverwaltungen Bürgerlicher Nutzungsrechte oder der Gemeinden als Waldeigentümer eine pädagogisch wertvolle Aufarbeitung erfahren: Die Vermittlung von Kenntnissen zu den vielfältigen Schutz-, Nutz- und Erholungsfunktionen Waldes bereits an die Kinder ist besonders im Berggebiet wichtig. Nur was man kennt, schätzt man, und nur was man schätzt, schützt man.
Besuch aus dem Nationalpark Eifel
Der Nationalpark Eifel ist der jüngste Nationalpark Deutschlands. Er wurde im Jahre 2004 ausgewiesen und liegt an der Grenze Deutschlands zu Belgien, eine Autostunde von Köln entfernt. Der Nationalpark Eifel ist ein Waldpark der Hügelstufe mit Trockenrasen und einem aufgelassenen Truppenübungsplatz. Seine Fläche von 110 km² entspricht der Fläche der Gemeinde Laas. Ende September dieses Jahres haben uns 11 Mitarbeiter des Nationalparks Eifel mit Direktor Henning Walter an zwei Tagen besucht. Ziele des Besuches bei uns waren unter anderem das Kennenlernen der Aufgaben und Fragestellungen im Nationalpark Stilfserjoch, der Vergleich von Lösungsansätzen und der Erfahrungsaustausch. Einführend haben wir das Gebiet des Nationalparks Stilfserjoch vorgestellt und unsere Arbeitsbereiche und Organisationsformen dargelegt. Anschließend haben die Kollegen aus Deutschland an zwei Exkursionstagen bei wunderschönem Septemberwetter Exkursionen in das Trafoital, zum Stilfserjoch und in das Martelltal unternommen und verschiedene Besuchereinrichtungen wie die Nationalparkhäuser aquaprad und culturamartell besucht. Begleitet von einigen Förstern der Parkstationen Stilfs und Martell und den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in den Nationalparkhäusern wurden im Rahmen der Exkursionen und Besichtigungen verschiedene und vielfältige Fragestellungen erörtert und verglichen wie die Maßnahmen zum Landschaftsschutz, die Angebote zur Umweltbildung, das Monitoring der Wildtiere und das Management und die Regulierung des Rotwildes, die Land-, Forst- und Almwirtschaft, die Bewirtschaftung von Nutz- und Schutzwald, die Maßnahmen zur Verhinderung von Wildschäden an Sonderkulturen, die Erhebung und Abgeltung der Wildschäden in der Landwirtschaft oder etwa die Ausbildung und die Aufgabenbereiche der Parkförster im Südtiroler Nationalpark-Anteil.
Anschließend sind die Kollegen aus dem Natio-nalpark Eifel zu zwei weiteren Besuchstagen in den Nationalpark Schweiz nach Zernez weitergereist.
Bildernachweis: Christian Pentori Parkstation Martell (1), Parkstation Stilfs (1), Wolfgang Platter (2)
Zeitung Vinschgerwind Bezirk Vinschgau