Marienberg
Die Erschließung der Bibliothek von Marienberg ist als großes Kulturprojekt kürzlich in Angriff genommen worden. Seit Anfang Oktober katalogisiert ein Förderprojekt der Stiftung Südtiroler Sparkasse die Klosterbibliothek von Marienberg. Es handelt sich dabei um eine der wichtigsten Kulturinitiativen im Vinschgau.
Die Bibliothek des Klosters Marienberg zählt neben jener von Neustift zu den umfangreichsten historischen Büchersammlungen des Landes. Daher ist ihre Erschließung ein weiterer wichtiger Schritt zur Erhaltung und Sicherung des heimischen Kulturerbes. In den kommenden Jahren werden qualifizierte Fachkräfte des Projektes „Erschließung Historischer Bibliotheken in Südtirol“ (EHB) die geschätzten 90.000 – 100.000 Werke erfassen und durch einen Internetkatalog der Öffentlichkeit zugänglich machen. Das Kloster ist durch seine Stellung als geistiges Zentrum des oberen Vinschgaus bis auf den heutigen Tag religiöser, kultureller und wirtschaftlicher Bezugspunkt geblieben. Die Bibliothek bildet das mentalitäts- und bildungsgeschichtliche Gedächtnis der gesamten Region. Sie enthält neben wertvollen Inkunabeln und Schriftwerken aus frühester Zeit, die herausragenden Sammlungen der Benediktinerpatres Albert Jäger, Pius Zingerle und Beda Weber. Dieses „Marienberger Dreigestirn“ prägte im 19. Jahrhundert das wissenschaftliche und kulturelle Leben ganz Tirols mit.
Das Projekt EHB unter der Leitung von P. Bruno Klammer wird seit 1997 von der Stiftung Südtiroler Sparkasse finanziert und von Bibliogamma ONLUS durchgeführt. Ziel ist es, die verborgenen Bücherschätze aus Klöstern, Pfarreien, Museen und von öffentlichen und privaten Trägerschaften zu erschließen. Die Einbindung Marienbergs in das Internet erfolgte mit technischer Unterstützung der Gemeinde Mals, der Bezirksgemeinschaft Vinschgau und des Südtiroler Gemeindenverbandes.
Seit 2006 gibt Bibliogamma zum EHB-Projekt eine eigene Buchreihe heraus. In Kürze erscheint der 8. Band der Reihe über die Benediktiner Bibliothek von Muri-Gries. Weitere Arbeitsstellen des Projekts befinden sich im Vinzentinum Brixen, bei den Eucharistinern Bozen und im Dekanat Badia.
Die EHB-Datenbank umfasst derzeit ca. 540.000 Werkaufnahmen und ist für Forschung und Allgemeinheit frei zugänglich und nutzbar (www.ehb.it). Der Katalog enthält bereits große Stiftsbibliotheken, wie die der Augustiner Chorherren von Neustift oder der Benediktiner Muri-Gries sowie die großen Sammlungen der Franziskaner Bozen, der Kapuziner Brixen, des Deutschen Ordens Lana und der Philosophisch-Theologischen Hochschule Brixen. Aber auch kleinere wertvolle Fachbestände, unter anderem die Props-teibibliothek Bozen, mehrere Pfarrbibliotheken, die Sammlung Parschalk, das Pharmaziemuseum Brixen oder die Privatsammlung Staffler sind bereits vom Projekt erfasst. Der Beginn der elektronischen Erschließung in Marienberg rückt nun auch den äußersten Westen des Landes ins Blickfeld. Neben einer „Stiege zum Himmel“ bietet die Abtei auch eine ganze Reihe verborgener Treppen hinab in die Speicherkammern einer traditionsreichen Kultur.
Walter Garber und
Benjamin Santer
(Bibliogamma ONLUS)
Zeitung Vinschgerwind Bezirk Vinschgau