Mein Mann und ich geraten immer wieder aneinander, was die Erziehung unserer Kinder (12, 9, 7) anbetrifft. Unser ältester Sohn fordert ständig seine Grenzen und auch mit den Jüngeren habe ich alle Hände voll zu tun. Zeitweise bin nur noch am Schimpfen, was mich selber am meisten stört. Mein Mann wurde selber sehr streng erzogen, worunter er sehr gelitten hat. Deshalb hält er sich aus allem heraus. Ich habe das Gefühl, mit ihm vier statt drei Kinder zu haben. Was kann ich tun?
Elisabeth Hickmann:
Ihre Familienrealität sieht für mich so aus, dass Sie sich beinahe ausschließlich für die Belange der Kinder verantwortlich fühlen und Auseinandersetzungen alleine durchstehen. Sie sind diejenige, die Grenzen setzt und ihr Mann macht genau das Gegenteil, indem er sich neutral verhält. Das Ergebnis ist, dass Sie in Ihrer Autorität den Kindern gegenüber schwächer werden. Ich kann mir gut vorstellen, dass Sie in Ihrem „Einzelkämpferdasein“ mit den Kindern manchmal in einen wahren Teufelskreis aus Nörgeln, Schimpfen, Strafen und Drohen geraten; auf Kosten Ihrer eigenen Kräfte. Die Kinder bekommen „Oberwasser“ und die Kluft zwischen Ihnen und Ihrem Partner vergrößert sich. Erfahrungsgemäß steigert sich das eigene Bemühen um Kontrolle oder man resigniert und kapituliert. Dadurch geraten Ihr Mann und Sie gleichermaßen an den Rand der Familie. Gemeinsame elterliche Präsenz scheint mir in Ihrem Fall angesagt. Es geht darum, dass sie beide von Ihren Kindern als prägnant erkennbare Elternteile wahrgenommen werden, die da sind, eben präsent. Und wie gelingt das? Nehmen Sie beherzt Ihren Platz als Mama ein und verdeutlichen Sie Ihrem Mann seine Wichtigkeit für die Erziehung der Kinder. Verhandeln Sie zu zweit mit den Kindern, wie das Familienleben und die Interessen der einzelnen Mitglieder besser in Einklang zu bringen sind. Es geht dabei nicht ums Recht haben, sondern Beziehungen zu pflegen und mit Konsequenz und Beharrlichkeit dafür einzustehen!
beratung@hickmann.it
{jcomments on}