„Ja, ich bin wahrlich ein Genussmensch“, schmunzelt Manfred. Ich widme mich gerne den schönen Dingen des Lebens. Dazu gehört a guats Glasl Wein, schmackhaftes Essen, Kultur, Musik, und Freunde die zu mir und meinem Heimatort Schlanders gehören.
Manfred ist in Schlanders mit weiteren 4 Geschwistern aufgewachsen. Er wohnt auch heute noch dort am Beginn der Schlanderser Fußgängerzone, wo vor Jahrzehnten die viel befahrene Vinschger Strasse mitten durchs Dorf führte. Genau an seinem Heimathaus vorbei, in dessen Untergeschoss die Würstlapotheke beheimatet war.
Diese bekannte Apotheke führte bis zum Jahre 1915, Manfreds Großvater Franz Würstl. Allzu früh verstarb dieser im Oktober 1915 und ließ seine junge hochschwangere Frau (eine Schwester des Malser Apothekers Ludwig Pöll, welcher beim Geburtstagsfeuerwerk des Österreichischen Kaisers verunglückte) als Witwe zurück. Vier Monate nach dem Tode Franz Würstls wurde 1916 Tochter Elisabeth geboren…. Manfreds Mutter.
Das kleine vaterlose Mädchen Elisabeth war nach der damaligen Gesetzgebung nun automatisch Besitzerin der Apotheke geworden und begann den ihr vorgegebenen Weg mutig zu gehen. Sie, die spätere Apothekerin, war die allererste Vinschgerin welche in Bologna Pharmazie studierte und 1936 erfolgreich abschloss.
Das Erbe ihres Vaters war somit gesichert und die Apotheke Würstl konnte im Familienbesitz weitergeführt werden, schildert Sohn Manfred während er an seinem Glas Rotwein nippt.
Lieber als über sich selbst würde er heut von seiner Familie erzählen, sagt er. Es gäbe so viele interessante Erzählungen über seine Vorfahren welche ganze Bücher füllen würden und ja auch mit seinem Leben; seiner Existenz zusammenhingen.
Er erinnert sich an die Geschichte wie seine Mutter Elisabeth; von allen nur „Frau Doktor“ genannt, ihren Ehemann Franz Xaver Sommavilla, Manfreds Vater, kennenlernte:
Franz Xavers Vorfahren stammten aus Buchenstein/Arabba; lebten dort unter ärmlichsten Verhältnissen und zogen schließlich nach Bozen um dort ihr Glück zu finden. Franz Xavers Vater fand sein berufliches Glück als Tapeziermeister im Hotel Palace in Meran, wo er seine Frau, eine Schlanderserin kennen und lieben lernte. Deren Sohn Franz Xaver Sommavilla wurde zum Studium geschickt um das Theologiestudium abzuschließen. Er sollte Priester werden.
Doch daraus wurde nichts. Manfreds Vater entschied sich für das Studium der Medizin und wurde Kinderarzt. Die Schlanderser Apothekertochter Elisabeth, welche er bereits aus Lyzeumstagen kannte, heiratete er 1949 in Welschnofen.
„Bei der Hochzeit meiner Eltern waren nur zwei zufällig aufgelesene Brautzeugen zugegen. Zusammen mit Opa Hell und dem Taxifahrer Privora aus Schlanders war`s eine recht übersichtliche Hochzeitsgemeinschaft “ erzählt Manfred mit breitem Lachen.“ Meine Familie war damals schon a bissl eigen, genauso wie sie dies auch heute noch ist“, beteuert er.
Manfred Somavilla und seine 4 Geschwister wurden dann in Schlanders geboren. Zusammen führte man die berühmte Würstlapotheke, wobei der frühe Tod des Vaters Franz Xaver ein schwerer Schicksalsschlag für die Familie war.
Später studierte Manfred, ebenso wie damals seine Mutter, in Bologna. Er entschied sich in den familiären Apothekerbetrieb miteinzusteigen und wurde so über viele Jahrzehnte zu einem weiteren bekannten Gesicht der „Würstl Apotheke“.
„Zeit zum Heiraten habe ich erst viel später gefunden; erst mit 53 Jahren“, bemerkt Manfred. Seine große Liebe Maria hat er im Stammlokal „Sissi“ in Meran kennengelernt, wo Maria als Chefköchin arbeitete. Beide hatten bereits vorher heimlich ein Äuglein aufeinander geworfen gehabt. Doch erst durch die Hilfe einer gemeinsamen Zahnärztin, welche während des Bohrens den „Pfeil Amours“ abschoss, hätten sie zueinander gefunden, erinnert sich der 1949 geborene Schlanderser.
Es folgten wunderbare gemeinsame Jahre in denen Maria und Manfred das Leben miteinander genossen, jeweils 30 kg ob der guten Küche Marias zulegten und schließlich irgendwann auch wieder getrennte Wege gingen.
Auch heute noch ist Manfred ein Genussmensch, wie er sagt. “Mir gefällt’s hier in Schlanders sehr gut. Es ist alles da, was mich zufrieden macht.“ Ab und zu eine Reise in die Ferne würde ihm schon gefallen, doch letztendlich würde er immer wieder in seine Heimat zurückkehren wollen. Dorthin wo seine Ahnen Geschichte geschrieben haben.
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