Papier ist bekanntlich geduldig, Pläne zu Papier zu bringen ein Leichtes. Gögele setzt, was zu Papier gebracht wird, normalerweise auch um. Wenn die Zuständigkeit nicht in der Gemeinde Partschins liegt, kann Gögele und seine Mannschaft hartnäckig sein. Und, wenn es erforderlich ist, auch wendig. Gögele ist mittlerweile Realpolitiker genug, um zu verstehen, ob etwas durchsetzbar ist, oder ob es das nicht ist.
In Sachen Mobilität, Elektrifizierung der Vinschgerbahn und auch in Sachen Umfahrung hat am vergangenen Donnerstag die lokale SVP-Gruppe um Albert Gufler zu einem Informationsabend in den Rablander Geroldsaal geladen. In einer früheren Phase der Diskussion war der Geroldssaal brechend voll. Die heiße Phase scheint, gemessen an der Anzahl der Zuhörer, vorbei. Halb voll vielleicht war der Saal.
Als Landesrat für Mobilität informierte Florian Mussner über die Arbeiten an der Elektrifizierung der Vinschgerbahn, über die weiteren Schritte für die Einfahrt des Vinschgerzuges am Bahnhof Bozen, über den Mobilitätsplan. Mussner sagt, dass 265.000 Leute mit dem Südtirolpass fahren. Er fordert auf, auf den Zug und auf den Bus umzusteigen. Mussner informiert darüber, dass das Land bei der Ausschreibung der Buslinien bestrebt sei, auch die 624 Bus-Familienbetriebe mit ins Boot zu holen und schließlich über den Stand der Umfahrung in Rabland.
Mussner ist kein Choleriker, kein Sanguiniker und auch kein Melancholiker. Sein Phlegma ist in Richtung friedliebend gerichtet. „Wir beginnen“, sagt Mussner in Richtung Rablander Umfahrung. Seit 6. November werden auf dem Grund des Moarhofes - natürlich mit Zustimmung des Moarhofbauern Hans Bonani - gemacht. Die Bohrungen sind Grundlage für eine Studie, die darüber Auskunft geben soll, ob der Tunnel verlängert werden kann.
Denn bisher redet man über eine Tunnellänge von rund 600 Metern. Die Gemeinde Partschins drängt darauf, den Tunnel so lange wie möglich zu machen. Von 200 bis 300 Meter Verlängerung ist die Rede. Damit wäre der Moarhof mit einer Tunnelschleife fast zur Gänze umfahren und die Umfahrung für Rabland für den größten Teil der Bevölkerung wohl annehmbar.
Eines stellt Mussner allerdings ganz klar in den Raum: Letztlich sei es die Politik, die über ein Bauvorhaben solchen Ausmaßes zu entscheiden habe. Und es gehe nicht an, dass man bei einer solchen Entscheidung die Gutachten der Techniker einfach in den Wind schlage. „Das geht nicht, das mache ich nicht“, sagt Mussner in Bezug auf Varianten, die von den Technikern, vor allem aus hydrogeologischer Sicht, als hochproblematisch beschrieben werden. Mussner erteilt damit der Variante V - also jener angedachten Untertunnelung, welche oberhalb des Hotel Weiss und unterhalb des Hotel Rössl verlaufen und in der Nähe des Vereinsheimes die Hauptstraße unterqueren würde, eine klare Absage. „Diese Variante unterschreibe ich nicht“, sagt Mussner.
Mussners Wort hat Gewicht. Denn es ist das Land, das - wenn schon - die Umfahrung in Rabland planen und bauen wird. Im Umkehrschluss: Würden die Rablander und die Gemeinde Partschins auf eine Variante beharren, von der Landestechniker mehr als abraten und von der der zuständige Landesrat explizit sagt, dass er diese nicht unterschreiben würde, würde eine Umfahrung in Rabland wohl in weite Ferne rücken.
Natürlich müsse man auch auf den Kulturgrund schauen, sagte Mussner mit Blick auf die Durchschneidung des Moarhofgrundes. Mussner fügt hinzu: Aber es gebe auch Situationen, bei denen es nicht möglich sei, anders zu entscheiden. Der Kollege Schuler habe bei der Vorlage der Variante D auf die Problematik des Grundverbrauches beim Moarhof hingewiesen. „Ich teile diese Meinung auch“, sagte Mussner. Mussner stellt die Frage: Wollen wir das lösen oder nicht? Wir wollen versuchen, das zu lösen. Wir wollen einen Schritt weiterkommen. Seit 30 Jahren werde die Umfahrung in Rabland diskutiert. Es müsse etwas gemacht werden angesichts der Durchfahrtszahlen von 16.000 Fahrzeugen pro Tag. „Das sind schon riesige Zahlen.“
Nach den tödlichen Unfällen an der Hauptstraße vor einigen Jahren habe man über eine mögliche Unterführung diskutiert und sei dann zu Schluss gekommen, dass man die Umfahrungsstraße in Angriff nehmen wolle. Damit die Sicherheit für alle erhöht werden könne.
Nach der hydrogeologischen Überprüfung mittles der Bohrungen soll sich dann herausstellen, wo das Tunnelportal im Westen sein kann.
Der Moderator Harald Schmittner forderte die Zuhörer auf, die Gunst der Stunde für Fragen zu nutzen.
Matthias Fleischmann, freiheitlicher Gemeinderat in Partschins, machte darauf aufmerksam, dass in der Einladung von „Umfahrungen“ die Rede sei. Wieweit es mit dem Tunnel auf der Forst sei und ob die Landesregierung ein Gesamtkonzept habe. Bei den Straßen, antwortete Mussner, habe das Land die Ausschreibungen für die Umfahrung von Meran gemacht. Ein Rekurs verzögere nun die Sache und man werde auf ein entsprechendes Urteil warten müssen. Offen gab Mussner zu, dass ein vorhandenes Projekt für die Untertunnelung bei der Forst einfach liegen geblieben sei. Man sei dabei, die Ausschreibungen für Kastelbell vorzubereiten, damit da etwas weitergehe. Wenn alles klappt (ohne Rekurse) könnte 2018 mit den Arbeiten begonnen werden. Man konzentriere sich auf diese zwei Projekte und die Umfahrung Rabland ist dann das dritte Projekt in dieser Zone.
Bei der Töll stocke der Verkehr, hakte Fleischmann nach. Was ist dort in Zukunft geplant?
Weil der Landesrat beim Radweg passen musste, sprang BM Albert Gögele mit Antworten ein. „Wir sind dabei, ein Konzept für den Radweg samt Unterführung auf der Töll zu erstellen (sh. Skizze auf dem Titelbild). Für die Kreuzung Töll-Partschins hat das Ingenieurbüro Pohl ein Konzept ausgearbeitet und man habe die Zusicherung und Unterstützung vom Straßendienst für die Umsetzung.“ Noch sei man dabei, mit der Familie Erlacher zu verhandeln, um in den Besitz des Gebäudes an der Kreuzung kommen zu können. Nur wenn dieses Gebäude abgebrochen werden könne, könne ein Kreisverkehr errichtet werden. Die Ampel an der Kreuzung in Richtung Partschins wäre mit einem Kreisverkehr überflüssig. Der Verkehr, so die Hoffnung, könnte so flüssiger gehalten werden.
Mussner informierte darüber, dass in der Abteilung 12 Straßendienst die Zonendirektoren selbst über Projekte von bis zu 200.000 Euro verfügen könnten. Für größere Straßenprojekte, also ab einer Investitionssumme von mehr als 200.000 Euro sei die Abteilung 10 zuständig.
Die Diskussion über die Rablander Umfahrung eröffnete der Moarhofbauer Hans Bonani. Bonani dankte dem Landesrat dafür, dass mit den Bohrungen begonnen werde. Allerdings hegte er den Verdacht, dass die hydrogeologischen Probleme zunehmen werden, je näher man sich in Richtung Etsch bewege. Er erinnerte auch daran, dass die „Variante V optimiert“ offiziell gar nicht exsistiere. Man baue eine zweite Transitstraße durchs Dorf. Bonani forderte ein Gesamtkonzept Töll-Rabland. Denn das wahre Nadelör sei die Töll, Dort sei der Hebel anzusetzen. Mussner zeigte Verständnis für den Moarhofbauern. „Was den Grund anbelangt, verstehe ich Sie“, sagte Mussner wörtlich. Der Eingriff sei gewaltig. Eines aber versprach Mussner, dass man nämlich die Baustelle besser verlasse, als man sie vorgefunden habe. Wir werden alles herrichten und verbessern, auch was die Ziggl betreffe. Mussner sagte, er sei der Meinung, dass die bevorstehende Lösung die beste sei. Gesprächsbereitschaft signalisierte Musser auch in Richtung Töll.
Bonani ließ nicht so leicht locker. Das ganze Dorf müsse von einer Umfahrung profitieren. Was noch 2014 das Beste war, solle auch das Beste 2017 sein. Warum denn ein solch mysteriöser Zick-Zack-Kurs, fragte Bonani in Richtung Bürgermeister.
Die Bohrungen oberhalb der Straße hätten gespanntes Wasser ergeben, bei den betroffenen Gebäuden bestehe das Risiko von Setzungen. Der Landesrat könne nicht zu einer solchen Lösung stehen, erwiderte BM Albert Gögele. Und Mussner sekundierte: „Ich bekräftige meine Haltung, wegen der technischen Berichte. Wir werden uns entlang unserer Techniker bewegen.“
Dietmar Weithaler, Gemeinderat der Süd-Tiroler Freiheit, fragte nochmals, ob es denn nicht möglich sei, eine Untertunnelung zu machen, die alle zufrieden stelle.
Mussners Antwort ließ an Klarheit nicht zweifeln: „Die ursprüngliche Variante wird nicht gebaut. Ich unterschreibe das nicht. Das kann man von mir nicht verlangen.“
Eingestreut in die Diskussion waren auch Fragen zum Südtirolpass, zu Schikanen gegenüber Schülern, zum Transport von Fahrrädern, zu den Leerfahrten von Bussen.
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