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Dienstag, 10 Oktober 2017 09:26

Kult und Leben in der Urgeschichte

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MordfallSeit der Urgeschichte sind Beziehungen nördlich und südlich des Reschen Passes nachweisbar. Dies betrifft nicht nur archäologische Funde, sondern auch genetische Merkmale in der Bevölkerung. So konnten bei einem Teil der Bevölkerung in Fließ und im vorderen Pitztal eine genetische Verwandtschaft mit Ötzi nachgewiesen werden. Ein Kleinprojekt der CLLD-Region Terra Raetica (INTERREG V ITA-AUT 2014-2020 Programm) mit der Bezeichnung „Kult und Leben in der Urgeschichte“ ermöglichte es nun
in Latsch und Fließ gemeinsame Strategien der Bewahrung von kulturellen Erbe aus der Vorzeit zu
entwickeln und grenzüberschreitend zu vermitteln.

von Ludwig Fabi

Die Funde

1992 wurde in der Kirche „Unsere Liebe Frau auf dem Bichl“ in Latsch bei Restaurierungs-arbeiten des Landesdenkmalamtes der Latscher Menhir (3.300 – 2.200 v.Chr.) gefunden. Er ist aus reinem Marmor und trägt eine von wenigen überlieferten bildlichen Ritzungen von Menschenhand aus dem Neolithikum. Seine ikonografische, topografische und zeitliche Nähe zum „Mann aus dem Eis“ gibt dem Fund eine besondere Bedeutung.

 

Latscher Menhir

Abb1a

Münsingerfibel und hallstattzeitlicher Bronzehort aus Fließ

Abb3Bronzehort FliessIn den Jahren 2009 bis 2012 wurde im Tiroler Gemeindegebiet von Fließ, Ortsteil Silberplan, ein Teil einer bronzezeitlichen Siedlung ausgegraben und erforscht. Dabei wurde eine bis zu 1,2 m hohe Terrassierungsmauer und Reste von drei bronzezeitlichen Häusern sowie zahlreiche Kleinfunde, die Aufschluss über Wohnen und Leben in der Bronzezeit geben, freigelegt. Dieser Siedlungsplatz bekommt auch durch den am Moosbruckschrofen entdeckten mittelbronzezeitlichen Opferschatz besondere Bedeutung.

 

Prähistorischer Brandopferplatz auf der Pillerhöhe – Fließ

Abb1BrandopferplatzAschehuegel AltarKult und Religion, Kultplätze und Opferschätze sind die Ausstellungsschwerpunkte des Archäologischen Museums in Fließ im Oberinntal. Der prähistorische Brandopferplatz und römische Kultplatz auf der Pillerhöhe wurde über 2000 Jahre aufgesucht um den Göttern zu opfern. In der ersten Phase waren es Tiere, die bei den kultischen Festen geopfert und am Altar verbrannt wurden. Den „Blutopfern“ folgten in der zweiten Phase „Sachopfer“ wie Schmuck, Trachtbestandteile, Werkzeuge und Waffen. In der letzten Phase wurde neben Sachopfern vorwiegend Münzen geopfert („Wertopfer“). Mit der Ausbreitung des Christentums im 5. Jh. wurde der Kultplatz aufgelassen. Neben den Opfergaben vom Brandopferplatz wurden in den vergangenen Jahrzehnten zwei weitere große Opferschätze entdeckt; der mittelbronzezeitliche Opferschatz vom Moosbruckschrofen mit über 300 Opfergaben aus Bronze und der hallstattzeitliche Bronzehort von Fließ mit 385 Bronzen, der wegen der Qualität und Vielfalt der Stücke vom Denkmalamt als gleichbedeutend mit den Funden von Hallstatt und Hallein eingestuft wird. Öffnungszeiten Museum Fließ:
Mai bis 31. Oktober: Di. – So. 10.00 – 12.00 & 15.00 – 17.00 Uhr

 

Nikolauskirche in Latsch

20170612 122121Nikolaus Kirche III 01Die Nikolauskirche von Latsch wurde in den vergangenen Jahren vom Heimatpflegeverein Latsch aufwendig renoviert. Da sie keine sakrale Funktion hat und leicht zugänglich im Dorfzentrum von Latsch steht, ist der Menhir von Latsch seit Juni in ihrem Inneren ausgestellt werden. Der Menhir steht mit Glasschutz im Zentrum der Kapelle. Die an den Wänden angebrachten Paneele geben knappe Informationen zur Fundgeschichte und zur Entstehung des Menhirs, zum Kontext „Mann aus dem Eis“ sowie zu Latsch in der Bronzezeit.
Öffnungszeiten:
Täglich 09.00 bis 18.00 Uhr

 

Grenzüberschreitender Mehrwert

IMG 7203Ziel des Interreg-Projektes „Kult und Leben in der Urgeschichte“ ist es, möglichst vielen BesucherInnen (Einheimischen wie Touristen) auf einfache barrierefreie Weise die Besichtigung des Menhirs von Latsch und der neuen archäologischen Funde in Fließ zu ermöglichen und somit weitere neue Einblicke in den Kult und das Leben in der Urgeschichte zu ermöglichen. Der Latscher Menhir ist täglich zugänglich und wird multimedial vermittelt. Im
Archäologiemuseum in Fließ wird ergänzend zu der bestehenden Ausstellung eine Vitrine gestaltet, in der die Grabungssituation in Silberplan mit Lehmboden, Pfostenlöchern und einzelnen Artefakten nachgebaut ist. Ein Modell der Ausgrabung soll die Bauweise der bronzezeitlichen Häuser veranschaulichen. Weiters wird eine umfangreiche Publikation über die bronzezeitliche  Siedlung entstehen.

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