Mals
Außerordentlich interessante Funde im hochalpinen Raum sind in Mals gemacht worden. Anhand von Tonscherben, anhand der Keramik also, kann recht genau datiert werden, wann sich in Mals Menschen aus der Römerzeit angesiedelt haben. Bisher wurden Grundmauern dreier römischer Gebäude aus dem 1. Jahrhundert nach Christus freigelegt. Möglicherweise wurden sie rund hundert Jahre lang bewohnt, dann aufgrund eines größeren Brandes verlassen. Neben dem Wohngebäude wird ein Wirtschaftsgebäude vermutet. Der gefundene Rest eines Schmelztiegels weist auf eine Schmiede hin.
Tatsache ist, dass die Geschichte von Mals neu gechrieben werden muss. Denn bisher ist Mals als frühmittelalterlicher Fleck beschrieben, die karolingische Benediktskirche als unumstößlicher Beweis dafür. Ab nun wird Mals als römische Siedlung geführt werden müssen. „Bisher hatten wir keinen Nachweis für römische Siedlungen, wohl aber den Beweis, dass die Via Claudia Augusta durch den Vinschgau geführt hat“, sagte die Amtsdirektorin vom Amt für Bodendenkmäler Catrin Marzoli jüngst in Mals. Eine Forschungslücke in der alpinen Besiedelung durch die Römer konnte mit den Funden im Obervinschgau geschlossen werden. Neben den Fundorten in Laatsch und auf der oberen Malser Haide ist der Paulihof von Markus Hafner in Mals in den Mittelpunkt der Archäologie gerückt.
„Eine einmalige Chance, die Vergangenheit zu erforschen“, freute sich die VizeBM und Kutlurreferentin Sibille Tschenett anlässlich der Vorstellung der bisherigen Ergebnisse durch die Archäologen Stefan Leitner (Grabungsleiter) und den Innsbrucker Uniprofessor Gerald Grabherr (Projektleiter). Grabherr, dessen Forschungsprojekt von der Gemeinde Mals positiv begutachtet worden ist und von der Autonomen Provinz Bozen finanziert ist, lobte die herzliche Aufnahme des Forscherteams in Mals, den aufgeschlossenen Grundeigentümer Markus Hafner als „ruhenden Felsen“, die enge Kooperation mit dem Amt für Bodendenkmäler und die große Unterstützung durch das Vintschger Museum. Landeskonservator Leo Andergassen betonte, dass die Grabungen zum Weitergehen zwingen - die Geschichte des Siedlungskontextes in Mals werde erweitert.
Vorerst wird die Grabungsstelle wieder geschlossen. Im kommenden Langes wird westlich angrenzend die zweite Stufe des Projektes eingeleitet. Derweil werden die Funde in den Labors ausgewertet. (eb)