Fragen, Tipps und Antworten - Im Unterricht im vergangenen Schuljahr wurde von einer Lehrperson die Auffassung vertreten, dass Homosexualität therapiert werden könne und auf Missbrauch in der Kindheit zurückzuführen sei. Empört über diese rückständige und schlicht falsche Behauptung habe ich den Unterricht verlassen. Als ich mich deshalb an eine höhere Stelle gewendet habe, wurde ich mit der Begründung zurückgewiesen, dass ich lernen soll, solche Sachen einfach hinzunehmen und mich nicht aufzuregen. Wie soll ich mit dieser Diskriminierung umgehen?
Elisabeth Hickmann:
Es ist unfassbar, dass es immer noch derart viel Homophobie und Diskriminierung gibt. Seit den 70er- und 80er-Jahren wird Homosexualität in der Forschung nicht mehr als Krankheit angesehen. Weltweit sind sechs bis zehn Prozent aller Menschen homosexuell veranlagt. Daher tun wir gut daran, Homosexualität endlich als das zu sehen, was sie ist, nämlich als eine gleichwertige Variante partnerschaftlichen Zusammenlebens. Ich gebe Ihnen recht: Bei solch althergekommenen Erklärungsmodellen gilt es, sich klar zu positionieren und ich finde es im Sinne der Zivilcourage wichtig, sich von derartigen Behauptungen eindeutig zu distanzieren. Dass Sie beim Ansprechen dieses Missstandes im Regen stehen gelassen wurden, finde ich mehr als bedauerlich. Ich sehe darin eine vertane Chance, einerseits für faire Gleichstellung einzutreten und andererseits überholte Ansichten richtig zu stellen. Treten Sie weiterhin für Ihre Standpunkte ein. Konkret heißt das: Die Realität von gleichgeschlechtlichen Partnerschaften thematisieren und als Betroffene/r mit einem ebensolchen Selbstverständnis leben. Die Unbeschwertheit und Souveränität unter vielen Altersgenossen Ihrer Generation ermutigt mich in der Annahme, dass das Bild von lesbischen und schwulen Paaren in der Gesellschaft alltäglich und von vielen Menschen toleriert werden wird.
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