Vinschgerwind: Welche Ernteprognosen im Gemüsebereich können Sie abgeben?
Reinhard Ladurner: Die Gemüseernte ist bereits gut im Gange. Etwas zu leiden haben wir wegen der Hitze. Aber andere Anbaugebiete leiden noch mehr unter der Hitze.
Vinschgerwind: Welche Gemüsesorten werden im Vinschgau bevorzugt geerntet?
Ladurner: Das bevorzugte Produkt im Vinschgau ist der Blumenkohl. Kleinere Mengen von Gemüsesorten, die im Versuchsfeld in Eyrs angebaut werden, werden im Detailhandel verkauft, Radicchio etwa, Salate oder Porree. Das sind sehr begrenzte Mengen. Mehr als 95 Prozent des Gemüseanbaues nimmt der Blumenkohl ein.
Vinschgerwind: Wohin wird der Vinschger Blumenkohl geliefert?
Ladurner: Blumenkohl geht zu 99 Prozent auf den italienischen Markt, auch weil der italienische Markt mit relativ guten Erlösen beliefert werden kann. Deshalb drängen deutsche, holländische und polnische Produzenten teilweise mit Dumpingpreisen in den italienischen Markt. Wir beliefern jeden größeren Obst- und Gemüsegroßmarkt im oberitalienischen Raum, von Turin, Mailand, Bergamo, Brescia, Verona, Vicenza, Padua bis nach Triest. Täglich liefern Frächter einzelne Paletten in diese Märkte.
Vinschgerwind: Ist noch Bedarf an zusätzlichem Blumenkohlanbau im Vinschgau?
Ladurner: Letztes Jahr hatten wir im Blumekohlanbau eine relativ große Steigerung: von 2.200 Tonnen auf rund 3.000 Tonnen. Potenzial ist sicherlich noch vorhanden. 4.000 bis 5.000 Tonnen wären für die Vermarktung kein Problem. Wir sind eher an Kontinuität interessiert.
Vinschgerwind: Sie sind auch für die Vermarktung der Kirschen zuständig. Die Vinschger Kirschen sind eine wunderbare Ware.
Ladurner: Wir haben ein gutes Produkt. Wie auch beim Blumenkohl haben wir auch bei den Kirschen sehr günstige klimatische Voraussetzungen. Trotz der Hitze haben wir in der Nacht eine spürbare Abkühlung. Zudem haben wir den Vorteil, dass wir mit der Kirschenernte in ein Zeitfenster hineinkommen, in dem die europäische Produktion stark zurückgeht, also von Mitte Juni bis Mitte August. Ab Mitte August bricht der Kirschenmarkt nahezu zusammen. Wir haben im vergangenen Jahr in der Alpe eine Sortiermaschine für Kirschen installiert, in der die gesamte Kirschenernte des Vinschgaus sortiert wird. Wir hatten aufgrund des Frostes im vorigen Jahr Ernteeinbußen und nur 160 Tonnen ernten können. Eine normale Ernte wäre bei 400 Tonnen. Auch hatten wir mit der Kirschessigfliege Probleme. Mit der neuen Sortiermaschine konnten wir einen Großteil der Ernte retten. Heuer haben wir leider ebenfalls Frostschäden. Wir werden heuer zwischen 160 und 200 Tonnen ernten können.
Interview: Erwin Bernhart
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