Eines seiner ersten und schönsten Fresken, das Reitermotiv an einer Hotelfassade in Dorf Tirol (Bild 3) ist dem Bagger zum Opfer gefallen. Und trifft es bald schon das nächste, jenes am aufgelassenen Hotel Adler in Morter/Vinschgau (Bild 1)? Es ist ein bestens erhaltenes Frühwerk Scherers und stellt Johannes Nepomuk dar, den Brücken-und Wasserheiligen. Der war bereits 1987 zur Stelle, als die Plima aus dem Martelltal an Morter vorbeitoste; auch möchte er dort bleiben – moderner Vorposten am Weg vom romanischen St.Vigiliuskirchlein zu den berühmten gotischen Fresken in St.Stephan-Obermontani.
Doch das Gebäude wird verkauft und vermutlich abgerissen; da ließe sich das Fresko samt Mauerscheibe ausschneiden und an Ort und Stelle oder anderswo wieder aufstellen, z.B. an einem öffentlichen Gebäude, wo Kunstwerke ohnehin mit eingebaut werden müssen; Empfehlung an Vinschgaus Architekten und Gemeindepolitiker!
Dieses Wandbild ist ein frühes, ikonographisch wichtiges Werk Robert Scherers, typisch für seine Motive aus Legende, Geschichte, aus sakralem, biblischem, mythologischem Stoff; typisch auch die Reduktion der Figuren auf das Wesentliche, auf ihre Bedeutung, Haltung und Bewegung, Reduktion des Körperhaften auf einen expressiven Linienfluss – graphische Orgien zumal, meist in brillanten Grundfarben.
Der Mensch, die Kreatur, gefangen im eigenen Schicksal: „Der Gekreuzigte“ – „Müder Krieger“ – „Contergan“, im Frühwerk wie dramaturgisch/choreographisch inszeniert, doch später, da einige ihm liebe Mitmenschen nicht mehr sind, verinnerlicht und dramatisch expressiv mitgeteilt, blutrot und dunkel: „Mahlers Kindertotenlieder“ – „Pietà“ – und Jenseitiges wie „Richter des ewigen Reiches“, „Stürzende Engel“ – und tanzende. Tanzen sie es mit ihm?
Der nun fast 90jährige und gelegentlich noch arbeitende Scherer ist einer der Großen und Letzten in der Tradition der poetischen, expressiven Richtung der Wiener Schule, ein Meister der Farbe, der Graphik und aller Techniken. Seine unzähligen schönen Stadt- und strukturierten Naturlandschaften wurden ihm über Jahrzehnte hinweg restlos und noch unter dem Pinsel abgenommen – und brachten Poesie in Südtirols Stuben.
Ein weiteres wertvolles Kunstwerk Robert Scherers würde sein Heimattal ehren, käme es im Vinschgau zu stehen, z.B. in einem Park, auf einem Dorfplatz o.ä. Es ist eine vollplastische Figurengruppe aus weißem Marmor, mit jugendstilähnlichen Zügen, von ihm in Laas gehauen (Bild 2); heute steht sie noch im Garten des Ansitzes Malfatti/Scherer in Ala; in ihrer klassischen Schönheit könnte sie sich bedenkenlos z.B. neben Skulpturen eines Donatello oder eines Rodin sehen lassen!
Paul Preims
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