Das Internet weiß also wer ich bin, was meine Hobbys sind und wie viel Geld ich dafür ausgebe. Facebook-Gründer Mark Zuckerberg weiß wie man mit diesen Informationen zum Milliardär wird und hat nun das Ende der Privatsphäre angekündigt. Um zu verstehen wie viel Wahrheit darin steckt und wie wir damit umgehen können, hat sich der Jugenddienst Obervinschgau mit Roland Turk, dem Präsidenten des Landesbeirates für das Kommunikationswesen zum Interview getroffen.
Jugenddienst Obervinschgau: Herr Turk, wie sicher sind Infos über mich im Netz?
Turk: Überhaupt nicht sicher. Jede Information verbreitet sich rasant und wird von Datenhaien gesammelt, bis ein Gesamtbild über mich wirtschaftlich oder im schlimmeren Fall zu kriminellen Zwecken ausgenutzt werden kann. Wenn ich also im Netz unterwegs bin, sollte ich mir dessen immer bewusst sein.
Jugenddienst Obervinschgau: Was haben Datenhaie von meinen Informationen?
Turk: Zum einen werden Daten an Unternehmen weiterverkauft, um damit direkt Gewinn zu machen oder zu analysieren wie Jugend oder sonstige Gruppen denken. Gefährlicher wird es jedoch, wenn deine Daten kriminell ausgenutzt werden. Das kann passieren, indem sich ein Unbekannter für Dich ausgibt und sich unangemessen verhält. In dem Moment trägst Du direkt Schaden davon. Mit dem Wissen um deine Daten können sich z. B. Personen an dich heranmachen, die dir nur Böses wollen.
Besonders wichtig ist es, mit Informationen zur eigenen Gesundheit vorsichtig umzugehen. Sollte zum Beispiel ein Unternehmen über deine Krankheit Bescheid wissen, könnte das in der Jobbewerbung der ausschlaggebende Grund sein, sich nicht für Dich zu entscheiden.
Jugenddienst Obervinschgau: Wie gehen wir Südtiroler mit unseren Infos im Netz um?
Turk: Dazu gibt es keine Zahlen. Der virtuelle Erste-Hilfe-Schalter, den wir in Zukunft einrichten werden, wird uns mehr Einblick geben. Dort können Unwahrheiten oder Mobbingfälle im Internet gemeldet werden. Das wird dringend benötigt, da in Deutschland jeder Dritte Jugendliche behauptet ein Cyber-Mobbingopfer zu kennen. Die Experten am Erste-Hilfe-Schalter wenden dann das Schlimmste ab.
Jugenddienst Obervinschgau: Wie wird es in zwanzig Jahren aussehen?
Turk: Das Ende der Privatsphäre ist bereits eingetreten, weil wir uns dafür entschieden haben. Wir wollen unser Erlebtes mit anderen teilen und online Meinungen Anderer dazu erfahren. In zwanzig Jahren werden wir großteils noch gläserner werden, vielleicht werden Kinder schon mit eigenen Chips ausgestattet, damit die Eltern immer wissen wo sie sich gerade befinden. Bewegungsdaten sind für Datenhaie wie gefundenes Fressen. Nur ein Bruchteil von Personen wird sich dieser Offenheit entziehen und versuchen keine Spuren zu hinterlassen.
Jugenddienst Obervinschgau: Ist diese Entwicklung eine Gute oder eine Schlechte?
Turk: Das Problem ist nicht so sehr der Einblick, den wir in unsere Daten gewähren, sondern dass wir nicht selbst darüber bestimmen können, welche Daten von uns wie genutzt werden. Einen Riegel können wir nur vorschieben, wenn wir die Sicherheits- und Privacy-Einstellungen sämtlicher Programme besonders streng setzen. Das Ziel der Datensammlung bleibt der Gewinn für wenige Unternehmen. Rechtlich gibt es hier ein Spiel zwischen Katz und Maus, da Gesetze zum Persönlichkeitsschutz nicht weltweit greifen. Als Anstoß zur Wende kann ich mir nur einen globalen Aufschrei vorstellen, damit der Verbraucherschutz wieder mehr Gehör findet.
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