Dienstag, 21 Februar 2017 09:26

„I hon olm t’Lait in Aug kött“

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s17 5729Am 30. Jänner 2017 saß Hubert Joos als Hauptinspektor zum letzten Mal an seinem Schreibtisch im Büro der Polizeistation von Mals. Nach 32-jährigem aktiven Polizeidienst trat er in den Ruhestand - mit einem lachendem und einem weinenden Auge - wie er sagt. Das Polizeidienstrecht verlangt die Pensionierung mit 60 Jahren.

von Magdalena Dietl Sapelza

Als Kind begegnete Hubert oft Förstern und träumte davon, einer von ihnen zu werden. Denn ein Beruf in Uniform faszinierte ihn.

Förster wurde er zwar nicht, dafür trug er die Polizeiuniform, stattlich gebaut, würdevoll, mit Humor aber auch resolut, wenn es die Situation erforderte. „I hon olm t`Lait in Aug kött“, betont er im unverkennbaren Obervinschger Dialekt. Er hatte die Bürger jedoch nicht im Auge, um sie zu strafen, sondern um ihnen Hilfestellungen zu geben, damit er sie nicht bestrafen musste.
Hubert war der älteste von fünf Kindern einer Bauersfamilie in Malsau. Die Volksschule besuchte er in Pedross, die Mittel- und Oberschule im Johanneum in Dorf Tirol. „Abgeschottet von den Mädchen“, schmunzelt er. „Di Muatr hatt olm gearn an Pforrer kött“. Nach der Matura folgte der Militärdienst in Aosta. In der Militärschule für Gebirgsjäger-Offiziere erreichte er den Rang eines Leutnants. Als solcher kam er in die  Glurnser Alpini-Kaserne, wo er zum Stellvertreter des Kompaniechefs aufstieg. Nach Beendigung der Militärzeit 1980 fand er Arbeit als Erzieher im Gamperheim in Schlanders. Obwohl ihm die Arbeit dort gefiel, hoffte er insgeheim darauf, dass sein Gesuch um Aufnahme in den Polizeidienst angenommen würde. Und er hatte Glück. Die Grundausbildung absolvierte er in Vicenza und eine Sonderausbildung als Dolmetscher in Bozen. Versiert in deutscher und Italienischer Sprache wurde Hubert 1984 dem Polizeikommissariat Meran zugeteilt. Als Autodidakt brachte er sich später auch Englisch, Spanisch und Französisch bei. „Di klassische Matura hot in Grundstoan glegg“, meint er. Privat fand er mit Lydia Grass aus Laatsch die Frau fürs Leben. Sie schenkte ihm die Söhne Helmuth und Lukas. 1985 trat Hubert den Dienst im Malser Polizei-Kommissariat an. Nun war er seiner Familie näher. Ein großes Bedürfnis war ihm stets die Weiterbildung. Der Besuch der Unteroffizierschule für Polizeimeister ebnete ihm 1992 den Aufstieg zum Polizei-Hauptinspektor. Von 2000 bis 2005 hatte er die Funktion eines ehrenamtlichen Staatsanwaltes im Bezirksgericht Schlanders. Nachdem das „Polizeikommissariat Mals“ infolge der Auflösung der europäischen Binnengrenzen zu einer Außenstelle von Meran geworden war, übernahm er 2007 in der „Polizeidienststelle Mals“ - so die neue Bezeichnung - das Kommando. Hubert wirkte als Koordinator im Inneren und als Repräsentant nach außen.
Der Schwerpunkt der Dienststelle liege im Sektor Verwaltungspolizei, erklärt er. Es gehe vielfach um bürokratische Aufgaben. In der Station werden für den Raum von Kastelbell bis Reschen Gesuche für Reisepässe und Waffenpässe bearbeitet. Ebenso obliege dem Posten die Behandlung der gesamten fremdenpolizeilichen Angelegenheiten im genannten Einzugsraum. Zu bearbeiten seien die illegale Einwanderung und Aufgaben der Grenzpolizei in Zusammenarbeit mit der Schweiz und Österreich. Dazu kommen kriminalpolizeiliche Aufgaben und gelegentliche Streifendienste. Ein Augenmerk müsse auch auf die Kleinkriminalität gelegt werden. Vieles sei zu erledigen und das bei schrumpfendem Personalstand, sagt Hubert. „A pa dr Polizei weart gschpoort.“ Er sieht den Polizeidienst als Dienstleistung und Sicherheitsgarant für die Bürger, als präventive Aufgabe und nicht nur als repressiven Arm der Staatsgewalt. Es ging ihm immer darum, die Skepsis von einer fremdnationalen und bürgerfremden Polizeieinheit zu entkrampfen. Hubert war stets um eine gute Vertrauensbasis bemüht und hatte deshalb auch keine größeren Schwierigkeiten mit der Bevölkerung. Um Bürgernähe zu erreichen, war ihm die Einhaltung der Zweisprachigkeit immer sehr wichtig. Bereits kurz nach seinem Amtsantritt als Kommandant in Mals führte er ein, dass alle Amtshandlungen in der Muttersprache der jeweils Betroffenen formuliert und abgehandelt wurden.
Hubert hat nie die Bodenhaftung verloren. In seiner Freizeit befasste er sich mit allen Lebensformen im alpinen Raum. „Deis isch wia a Buach, deis ma aufschlogg unt nia fertig kriag“, sagt er. Er kennt Pflanzen und Tiere, arbeitete am Langtauferer Talbuch mit und vieles mehr. Besonders am Herzen liegt ihm die Pflege und  Erhaltung des ursprünglichen Oberländer Dialekts. Nach der Pensionierung will er zuerst mit seiner Frau nach Griechenland reisen und sich dann vermehrt seinen Hobbys widmen. „I bin a neugieriger Mensch“, bekennt er. Und er wird weiterhin die Flora und Fauna erkunden und sicher auch öfters als bisher mit uniformierten Förstern fachsimpeln.

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