Wir haben internationale Debatten über Nachhaltigkeit, über den Klimawandel und es wird nicht über die rund 1 Milliarde Menschen gesprochen, die nachhaltig wirtschaften“, mit diesen Worten eröffnete der wissenschaftliche Mitarbeiter der Uni Kassel die Vorstellung der Masterarbeit von Carolin Holtkamp in der Bibliothek von Partschins am 28. Jänner 2017.
Denn die Bergbauern in Südtirol gehören zu den nachhaltig wirtschaftenden Gemeinschaften. Die Frage „Was hält die Bergbauern am Berg“ hat Holtkamp wissenschaftlich untersucht, dazu Interviews mit Bauern und Bäuerinnen der Bergweiler Tabland und Vellau gemacht und ausgewertet. Im Zuge eines Einsatzes beim Verein Freiwillige Arbeitseinsätze sei sie nach Südtirol gekommen und da habe sich diese soziologische Untersuchung angeboten - als europäisches Beispiel für eine traditionelle Lebensweise. „Geld können Kühe nicht fressen“, sagte Holtkamp und verwies auf die Ablehnung von Olympia durch die bäuerliche Bevölkerung in Garmisch. Soziokulturelle Faktoren seien für den Verbleib der Bergbauern auf ihren Höfen wichtiger als Förderquoten. Und diese soziokulturellen Faktoren sind die „kollektive Identität“, die „Gemeinschaft“ und die „Gesellschaft“. Die Bergbauern gebrauchen in ihren Aussagen das „Wir“, meinen damit je nach Kontext Familie, Nachbarschaften und Gemeinschaft. Gemeinsame Werte, wie „gutes Leben“ - als Abgrenzung zum Stadtleben oder zum Leben im Tal - wie „Freiheit“ als Leben und Arbeiten in der Natur -wie der „Hof an sich“ oder wie „Heimat“ als soziale Komponente im natürlichen Umfeld - all diese Werte bilden Gemeinschaft. Letztere ist Träger aktiver Kultur (Feste, Flurnamen..), grenzt räumlich ein, bildet auch Enge in Form von Sozialkontrolle, welche wiederum ein Mittel zum Fortbestand der Gemeinschaft sein kann. Die Rolle der Gesellschaft sind die wechselseitigen Beziehungen zu städtischen Gemeinschaften. Die Bergbauern bilden die kulturelle Säule Südtirols - auch im Bereich Tourismus. Die Bergbauern wünschen sich, so Holtkamp, mehr Anerkennung für den Erhalt der Kulturlandschaft, klagen darüber, dass die Infrastrukturen nur schwer zu erkämpfen seien.
In einer regen Diskussion war man sich darüber einig, dass in der Gesellschaft ein stärkeres Bewusstsein über die Bedeutung der Bergbauern zu erzeugen sei. Denn „wenn die Berglandwirtschaft verfalle, dann Tourismus ade.“
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