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Dienstag, 18 Oktober 2022 06:54

Goldrain gegen Morter

2. Amateurliga
Das Derby steht vor der Tür. Am 22. Oktober empfängt Goldrain zu Hause die Mannschaft aus Morter. Seit Jahren lockt dieses Spiel zahlreiche Fans an. (sam)

Dienstag, 18 Oktober 2022 06:53

Sieben …

2. Amateurliga
Sieben der elf Tore, die Morter in sechs Spielen vorzuweisen hat, gehen auf das Konto von Johannes Höllrigl. In der Torjägerliste belegt er damit Position 2. (sam)

Wolfgang Platter, am Tag der Hlg. Theresa von Avila, 15. Oktober 2022

Die Interaktion zwischen dem Menschen und dem Wald beeinflusste die Geschichte des Waldes auch in den Alpen und damit in unserem Land Südtirol schon sehr früh in der Menschheitsgeschichte.
Das Erdzeitalter, in dem wir heute leben, ist das Eiszeitalter oder Quartär. Im Lichte der menschengemachten Erwärmung und Klimaänderung ist der Ausdruck „Anthropozän“ oder Menschenzeitalter für unsere Jetztzeit wohl eher zutreffend. Paul Cruitzen, der Nobelpreisträger für Chemie, hat den Begriff „Anthropozän“ 2002 in unseren Sprachgebrauch eingeführt, nachdem die 10 Jahre davor schon eindeutig auf den menschenverstärkten Treibhauseffekt verwiesen haben.

Kälte- und Wärmeperioden
Blicken wir aber weiter zurück in längere erdgeschichtliche Zeiträume. In den letzten zweieinhalb Millionen Jahren sind die Temperaturen für mehrere zehntausend Jahre um ein paar Grad abgesunken und dann für ein paar Tausend Jahre wieder mehr oder weniger stark angestiegen. Dieser Wechsel von Kalt- und Warmphasen kennzeichnete das Klima in den Alpen, in Europa, ja darüber hinaus. Es gab vier Eiszeiten, die nach Flüssen benannt sind: Günz-, Mindel- Riss- und Würm-Eiszeit. Die letzte Kaltphase der Würm-Eiszeit wird dabei auf einen Zeitraum von etwa 115.000 bis 10.000 Jahre vor heute datiert. In den Eiszeiten waren die gletscherbedeckten Flächen natürlich vegetationslos, also pflanzenleer. Vor etwa 18.000 Jahren stiegen die Temperaturen allmählich an und das Eis der Gletscher begann abzuschmelzen. Die Gletscherflächen wichen PICT011 Eichezurück. Auf den eisfrei gewordenen Flächen begann Pflanzenwachstum mit sporenbildenden Pflanzen wie Algen, Flechten und Moosen. Und allmählich stellten sich erste krautige Blütenpflanzen als Pionierbesiedler unter den Samenpflanzen auf den Gletschervorfelder ein. Jahrhunderte bis Jahrtausende später beginnt Holzwuchs mit schaftbildenden Pionierbaumarten wie Birke und Kiefer. Im Gegensatz zu früheren Warmzeiten verlief die Waldentwicklung nach der Würm-Eiszeit als der letzten langanhaltenden Kälteperiode diesmal anders: Wir sind jetzt in der Steinzeit und es leben jetzt auch in den Alpen – zumindest saisonal und zeitweise – schon Menschen. Die Besiedlung der Zentralalpen stellt man sich nach heutigem Kenntnisstand von Süden her und in einem Dreischritt vor: Von nomadisierenden Jägern und Sammlerinnen über zumindest teilnomadisierenden Hirten mit erster Haustierzähmung zu sesshaften Bauern mit Ackerbau und winterlicher Vorratshaltung.

Homo sapiens wird sesshaft
Die modernen Menschen des Homo sapiens nutzten den Wald und das Wild von Anfang an. Fernwaffen wie Speere und Pfeile kamen vor etwa 20.000 Jahren auf und verbreiteten sich rasch auf dem ganzen Kontinent. Mit dem Übergang von Jäger- und Sammlergesellschaften zu Hirten und Bauern in der Jungsteinzeit ging eine immer intensivere Nutzung des Waldes einher. Etwa 5.000 Jahre vor der Zeitenwende begannen die Bauern der bandkeramischen Kultur in Mitteleuropa mit Ackerbau und Viehhaltung. Auf gerodeten Waldflächen wurden nun Felder zum Ackerbau von PICT0129 LärcheKulturpflanzen wie Einkorn, Emmer, Gerste, Erbsen und Lein u. a. angelegt. Ihr Vieh – Rinder, Schafe und Ziegen – trieben die Bauern zum Weiden in die Wälder. Eine Tradition, die sich über Jahrtausende halten sollte. Doch schon nach wenigen Jahrzehnten gaben die ersten Bauern ihre Siedlungen oftmals wieder auf. Der Grund war möglicherweise ein Nachlassen des Bodenertrages auf den Feldern. Wahrscheinlich war aber auch der zunehmende Mangel an Holz der Grund für die Suche nach neuen Siedlungsplätzen. Nach dem Weiterziehen konnte sich der Wald die verlassenen Siedlungsplätze wieder zurückerobern. Zuerst wuchs Gebüsch auf den Brachflächen, dann folgten die Pionierarten Birken und Kiefer. Den Birken und Kiefern folgten im Flachland weitere Arten, darunter immer mehr Laubbaumarten wie Eichen u.a., um die Pionierarten schließlich zu verdrängen.

Laub- und Nadelhölzer
Im feuchten Klima der gemäßigten Zonen können Laubbäume wegen ihres effizienteren Wassertransportes im Stamm rascher wachsen als Nadelbäume. Die Nadelbäume haben als Wasserleitbahnen mit den so genannten Tracheiden nur einen Typ von Wasserkapillaren. Diese Tracheiden haben allesamt etwa den gleichen, relativ kleinen Durchmesser. Laubbäume hingegen verfügen neben den engen Tracheiden zusätzlich über weitlumige Tracheen als großporige Wasserleitbahnen. Mit diesem zweifach ausgeformten Leitungssystem können Laubbäume weit mehr Wasser in die Baumwipfel leiten als Nadelbäume, wenn dieses Wasser im feuchten Klima in ausreichender Menge verfügbar ist und die Verdunstungsverluste über die Blätter ausgeglichen werden können. Durch das erhöhte Wasserangebot können Laubbäume auch mehr Fotosynthese betreiben als Nadelbäume, ein Grund, weshalb Eichen, Ulmen, Linden, Eschen, Ahorne sich gegenüber Nadelhölzern im Tiefland durchsetzten.
In Gebirgsregionen und Hochlagen wie den Zentralalpen mit ungünstigeren Klimabedingungen, wie intensiver Sonneneinstrahlung und erhöhten Verdunstungsverlusten, Winterkälte mit Bodenfrost und damit Wassermangel waren hingegen die „sparsamen“ Nadelbäume den Laubbäumen überlegen und konnten sich ausbreiten.

Wald entstand immer wieder neu
Auf den vom Menschen geschaffenen und aufgelassenen Freiflächen entstand Wald immer wieder neu. Aber nicht von Beginn der Waldbildung an als geschlossener Hochwald, sondern als Mosaik von Lichtungen, Waldrändern, Wiesen, Hochstaudenfluren und verbuschten Bereichen. Diese Übergangsräume und Saumgesellschaften boten verschiedene Lebensräume, in denen jede heimische Art von Tieren und Pflanzen ihre eigene Nische fand. Und der Artenreichtum war entsprechend groß und wurde immer größer.

Die Römer bringen die Dauersiedlung
Als die Römer um das Jahr 15 v. Chr. bis in das Rheinland und nach Süddeutschland vordrangen, brachten sie eine neue Lebensweise nach Mitteleuropa. Siedlungen und Wirtschaftsflächen wurden jetzt nicht mehr ständig verlagert, sondern blieben dauerhaft bestehen. Regionen, in denen die neue römische Siedlungsweise Fuß gefasst hatte, grenzten nun an andere, in denen – wie in vielen Jahrtausenden zuvor – Siedlungen gegründet und wieder aufgegeben wurden. Die Grenze zwischen zwei so unterschiedlichen Welten war im heutigen Deutschland der Limes, die befestigte Außengrenze des Römischen Reiches, die quer durch Mitteleuropa verlief.

Holzbedarf im Mittelalter
Im Mittelalter kam es auch in den Rand- und Zentralalpen zur weiteren Konsolidierung von Siedlungen. Um die Siedlungen herum lag üblicherweise eine Ackerbaufläche. Und am Außenrand der Ackerbaufläche bestand eine mehr oder weniger feste Außengrenze, jenseits der die Gemeinschaftsweide oder Allmende lag. Die Allmende durfte von allen Bauern des Dorfes gemeinsam als Viehweide benutzt werden. Sie diente aber auch zur Gewinnung von Holz, Streu und anderen Ressourcen. Niemandsland oder besser Jedermannsland.
Mit dem Siedlungsbau stieg der Bedarf an Brennholz. Der zunehmende Holzeinschlag und die Abnahme der Holzvorräte in den Wäldern beunruhigten die Menschen. Deshalb wurden schon im Hoch- und Spätmittelalter erstmals Waldflächen aufgeforstet.
Auf der mittelalterlichen Gemeinschaftsweide gingen die Grenzen von Wald und Offenland fließend ineinander über. Bäume wurden vom Weidevieh verbissen, reagierten beim Laubholz in ihrem Wachstum mit mehrtriebigen Stockausschlägen anstelle eines einzigen Schaftes oder Hochstammes wie ihn die Nadelhölzer ausbilden. In den Gemeinschaften entstanden erste Regelwerke zu den verschiedenen Nutzungen des Waldes, um die Widersprüche zwischen Weide und Bauholzbedarf aufzulösen. So genannte Niederwälder waren auch Energielieferanten, um Erze und Glas zu schmelzen. Mancherorts entstanden auch „Mittelwälder“, in denen einzelne Stämme in die Höhe wuchsen und bis zum Einschlag als Bauholz geschont wurden. So entstand ein zweischichtiger Aufbau des Waldes: Im Laubwaldklima gediehen u. a. auch Eichen und diese schafften es, manchmal als Einzelbäume hohe Stämme zu bilden, meist auch verdreht und knorrig wachsend. Diese Eichenstämme fanden etwa im süddeutschen Raum Verwendung zum Hausbau.
In der unteren, bodennahen Schicht des Waldes wuchsen hingegen niedrige, verbuschende Gehölze, welche weiterhin der Gewinnung von Brennholz dienten. Für den Bau der damals etwa im außeralpinen Raum weit verbreiteten Fachwerkhäusern waren gerade gewachsene Stämme, wie sie von Nadelbäumen stammen, nicht immer verfügbar, aber auch nicht unbedingt nötig: Zum Bau der Tragkonstruktion von Fachwerkhäusern genügten kürzere Teile und die Baumeister füllten die einzelnen Gefache mit Lehm, Getreidespreu oder anderen Materialien auf.
In den Regionen, in denen vorwiegend Nadelhölzer wuchsen, sahen die Hauskonstruktionen ganz anders aus: Hier konnte man aus den geraden und lang gewachsenen Stämmen der Nadelbäume massive Blockbauten errichten. In den Alpen als Nadelwaldgebiet herrschten daher massive Holzblockbauten vor.

von Angelika Ploner

Für Christian Thuile kommt Sauerkraut so oft wie möglich auf den Teller „weil es eine der wertvollsten Bezugsquellen für Vitamin C und besonders kalorienarm ist.“ Für Hademar Bankhofer, österreichischer Autor für Gesundheitsthemen etwa ist das Sauerkraut schlicht Lieblingsthema. Denn: Sauerkraut liefert viel Wertvolles. „Durch die Gärung entsteht Milchsäure. Sie ist für die Gesundheit des gesamten Verdauungstraktes wichtig. Sie fördert die Bildung positiver Darmbakterien, stärkt die Immunkraft im Darm, neutralisiert Gärstoffe. Daneben, so Bankhofer, hat Sauerkraut eine ganze Reihe von Wirkstoffen:

- Sauerkraut ist reich am Vitamin B 12. Dieses Vitamin ist eminent wichtig für geistige Frische, für gute Laune, Vitalität, für Stressbewältigung, für den Aufbau der roten Blutkörperchen, für den Knochenbau und den Herzmuskel. Wichtig für Vegetarier: B12 - normalerweise im Fleisch - ist in Sauerkraut sehr viel enthalten.

- Sauerkraut versorgt uns mit Vitamin B 6 für die Eiweiß-Verarbeitung mit B 3 für den Gehirnstoffwechsel.

- Im Sauerkraut ist auch reichlich Folsäure enthalten.

- Genau diese B-Vitamine - B 6, B 12 und Folsäure - machen das Sauerkraut so wichtig gegen zu hohe Homocystein-Werte. Homocystein ist eine aggressive Aminosäure, die unsere Gefäße und dass Herz bedroht, wenn man zuviel Fleisch und zu wenig Gemüse isst.

- Da im Sauerkraut auch Zink und Magnesium zu finden sind, ist es ein herrlicher Ausgleich für alle, die sich sonst nicht sehr vollwertig ernähren.

- Das Acetyl-Chlorin im Sauerkraut wirkt beruhigend auf das vegetative Nervensystem.

 

Bei den Laaser Krautwochen lässt man alljährlich das Kraut oder den Kobis hochleben. Das kommt nicht von ungefähr. Der Laaser Familienbetrieb Lechner ist der traditionsreichste Sauerkrauthersteller in ganz Südtirol und das Kraut, das er verarbeitet, stammt aus Laas und seiner Umgebung. Dort gedeiht es - wegen der kalkhaltigen Bodenbeschaffenheit - nämlich besonders gut.

 

Genussvolles Laas

Laas ist die Heimat des Kobis. Das Kraut ist zusammen mit der Marille der kulinarische Schatz hier im Marmordorf. Es ist nicht nur das Kraut als kulinarische Kostbarkeit, es sind vor allem auch die Menschen hier, die die Tradition bewahren und neu aufleben lassen, kleine Betriebe, die große Genusserlebnisse hervorrufen. Deshalb holt man sich den Appetit am besten in den Gastbetrieben in der Gemeinde Laas.

1 Im Gasthaus Sonneck in Allitz lassen sich Gäste seit Generationen mit Gerichten verwöhnen, bei denen die Saison den Ton angibt. Authentische Kreationen werden von Hebs und Markus serviert zum Wohle von Wanderern und Gästen. Deshalb steht jetzt Törggelen ganz oben auf der Speisekarte, am Donnerstag, 27. Oktober und am 3. November mit Livemusik. Am 4. November steht eine ganz besondere Einladung im Zeichen der Krautwochen: Kraut & Ruabm – ein Galadinner – zu dem gerne ab sofort die Reservierung entgegen genommen wird. Und als süße Zugabe gibt es beim Hebs das Sauerkrauteis. 

2 Das Kraut als kulinarisches Laaser Aushängeschild wird in der Krone in Laas in ganz verschiedenen Spezialitäten verarbeitet. Enrico und Elisabeth, die das Zepter in der Küche in der Hand hält, arrangieren Krautköstlichkeiten wie Krauttirtlen, Schlachtplatte, Gedünstetes Kraut mit Käsenocken oder die Sauerkrautsuppe traditionell und raffiniert gleichermaßen zu einem besonderen Genusserlebnis. 

3 Im Gasthof Sonne in Laas werden Krautknödel, hausgemachte Kartoffelteigtaschen mit Vinschger Bauernkraut, das Krauttris oder Geräuchertes vom Schwein, Laaser Bauernsauerkraut und Knödel serviert. Mit Sorgfalt und Kreativität werden die Kraut-Kreationen zubereitet und sorgen für besondere kulinarische Momente, die auf der Zunge zergehen.

4 Pizzagenuss mit Kraut. Neben den Klassikern und bewährten Pizzas hat in den Krautwochen das Laaser Kraut auch in besonderen Pizzakreationen seinen schmackhaften Auftritt. In der Pizzeria Odler gibt es verschiedene Pizzas mit Kraut und mit fermentiertem Kimchi-Gemüse – eine Neuheit, mit der Laas auftischen will. 

5 Auch die Pizzeria St. Sisinius sorgt für besondere Genussmomente: Auf der Karte stehen während der Krautwochen etwa die Käse- und Krautpizza mit Mozzarella, Gorgonzola, Almkäse, Kraut, Knoblauch und Origano oder die Krautpizza mit Tomatensauce, Mozzarella, Kraut, Selchkarre und Origano oder die Südtirolerin mit Tomatensauce, Mozzarella , Speck, Zwiebel, Kraut, Knoblauch, Origano.

6 Und im Sportbistro Eyrs verwöhnt ein buntes kulinarisches Programm die Gäste, bei dem das Kraut im Mittelpunkt steht. Omis Krautsuppe, die handgemachten Graukas-Teigtaschen auf Sauerkraut mit frittierten Zwiebeln und Speckstreifen oder Dreierlei von der Wurst mit frischem Sauerkraut lassen hier Freunde des kulinarischen Genusses auf ihre Kosten kommen. Natürlich fehlen das traditionelle Schlachtteller mit frischem Vinschger Sauerkraut oder die Geselchten Schweinswürste mit frischem Vinschger Sauerkraut nicht. 

7 Auch die Tschenglsburg beteiligt sich bei den Laaser Krautwochen.

 

Lechners Kimchi made in Südtirol

Der Sauerkrauthersteller Lechner bringt in absehbarer Zeit Kimchi - fermentiertes Gemüse - nach koreanischer Art auf den Markt. Der Vinschgerwind hat mit Evelyn Lechner gesprochen.


Vinschgerwind: Der Laaser Familienbetrieb Lechner steht hinter dem weitum bekannten Sauerkraut. Nun tastet sich Lechner ans Fermentieren. Was hat es damit auf sich?
Evelyn Lechner: Unsere Familie macht seit über 70 Jahren Sauerkraut, d. h. das Fermentieren ist unsere Hauptarbeit und unsere Passion. Seit mehreren Jahren wagen wir uns an anderes gemischtes fermentiertes Gemüse, ein buntes Sauerkraut sozusagen, in verschiedenen Geschmacksrichtungen und Gemüsemischungen. Das Fermentieren ist ja die älteste Methode, um Gemüse haltbar zu machen, es war früher die einzige Möglichkeit, die Vitamine und Nährstoffe des Sommers auch im Winter verfügbar zu haben. Wir haben jetzt zwar die Möglichkeit ganzjährig frisches Gemüse zu kaufen, das aus allen Teilen der Welt zu uns kommt oder wir können unsere hochwertigen lokalen Produkte so verarbeiten, dass wir uns das ganze Jahr abwechslungsreich und gesund ernähren können. Das Fermentieren ist jetzt wieder in Mode gekommen. Das fermentierte Gemüse nennt man Kimchi. Wir verstehen darunter aber eher die koreanische Variante von fermentiertem Gemüse, d. h. bunter gemischt und vor allem mit mehr Gewürzen und viel Zwiebel und Knoblauch usw. Wir haben schon einige Kimchis ausprobiert und voriges Jahr an einem Abend bei den Krautwochen Rezepte und Tipps von Irene Hager bekommen. Nun haben wir mit Patrick Kreidl einen Koch, der 15 Jahre lang die ganze Welt - auch den asiatischen Raum - bereist und nun die besten Rezepte nach Südtirol mitgebracht hat.
Vinschgerwind: Lechner will in absehbarer Zeit Kimchi auf den Markt bringen?
Evelyn Lechner: Ja, wir haben zusammen mit der Rizzi Group und Patrick und Alex von Ahia Ferments im letzten Jahr ein Kimchi - made in Südtirol - entwickelt. Mit besten regionalen Zutaten und der Erfahrung von allen drei Partnern werden wir in Kürze unsere drei Kimchis auf den Markt bringen. Zwei sind etwas mildere Varianten und eine ist pikanter. Kimchi kann man vielseitig einsetzen um zusätzliche Vitamine in unsere Ernährung zu bringen, am besten natürlich einige Gabeln über den Tag verteilt gut gekaut einfach zwischendurch essen, oder als Suppengewürz, als Farbtupfer in Salaten gemischt - der Phantasie sind da kaum Grenzen gesetzt.
Vinschgerwind: Was sind die Vorzüge des Fermentierens?
Evelyn Lechner: Durch das Fermentieren wird Gemüse haltbar, leichter verdaulich und die wertvollen Nährstoffe vom rohen Obst und Gemüse kann der Körper besser aufnehmen. Und verwerten. Die in fermentiertem Gemüse zuhauf vorkommenden Michsäurebakterien bauen unsere Darmflora auf und stärken so auch unser Immunsystem.

 

Angebote in den Laaser Betrieben

Cafe Greta
Köstliche Kastanien-Specials, täglich frisch aus unserer Konditorei
Despar Kofler
Auf verschiedene Grabkerzen vom 18.10. bis 31.10. 15 – 25 % Skonto
Lechner Sauerkraut offen erhältlich!
Hofladen Lechner
(Industriezone) Beim Kauf von 3 Produkten, schenken wir Ihnen einen „Koschter“ dazu!
Insr Lodn
20 % Skonto auf Topfsets 15 % Skonto auf Tellersets (solange Vorrat reicht)
Konfektion Stecher
auf alle Hosen 10 % Skonto
Konsum Laas
Auf die gesamte Unter- und Nachtwäsche 20 % Skonto
Flanellbettwäsche von Kaeppel € 39,90
Erika-Blumen a € 1,99 – sowie auf alle
Ölmotivkerzen 15 % Skonto
Lottobar
Herbstgetränke – kommt vorbei und probiert sie aus!
Metzgerei Alber
Frisch Geselchtes, Würste und einheimisches Lamm
Metzgerei Muther
Krautzeit ist Törggelezeit – große Auswahl an geselchten Hauswürsten, Rippelen und geräuchertem Fleisch
Schuh Spechtenhauser
Überraschung anlässlich 66 Jahre Schuh Spechtenhauser
Salon Carmen
Auf alle Haar- und Hautpflegeprodukte 15 % Skonto
Venustis
Neben herbstlichen Schokoladenkreationen aus Kastanie, Süßwein, Pflaume & Birne zaubert unsere Floristin Sonja tolle Herbstdekorationen auf Bestellung. Verschiedenste Ideen finden Sie im Geschäft, wir freuen uns auf Ihren Besuch.

 

Programm

Freitag, 21.10. ab 18 Uhr
Wiedereröffnung nach Umgestaltung
bei Schuh Spechtenhauser
Wir freuen uns, gemeinsam mit Ihnen, liebe Kund:innen auf die umgestaltete Bergschuhabteilung anzustoßen.

Samstag, 22.10. ab 14 Uhr
St. Sisinius Pizzeria/ Schwimmbad
PREISWATTEN - es gibt tolle Preise zu gewinnen
Anmeldung: 347 8280099

Montag, 24.10. von 8-14 Uhr
Oktobermarkt am Marktplatz

Greiterhaus Eyrs Verkauf von Herbstgemüse

Mittwoch, 26.10. sowie 02.11.
jeweils um 11.30 Uhr
Marmor trifft Schokolade
Eine Verführung für alle Sinne

Marmor-Genuss-Führung mit Schokoladen und Pralinenverkostung inkl. unserem Herbstzauber - edle Kastanie trifft fruchtiges Preiselbeermousse.
Treffpunkt: Bahnhof in Laas
Infos: www.venustis.it

„Soffali, Edithl, Idali, Margrethl, Schwarzali...“Das sind schottische Hochlandrinder, genauer gesagt Mutterkühe, die mit ihren Kälbern auf der großen umzäunten Wiese neben der Hofstelle „Joggl“ am Eingang des Langtauferer Tales grasen.

von Magdalena Dietl Sapelza

Vor kurzem sind die Muttertiere mit ihren Kälbern und dem Stier von der Almweide ins Tal zurückgekehrt. Christian Eberhart ruft die Tiere mit Namen und füttert sie dann mit einem Stück Brot - ein Leckerbissen für die genügsamen Rinder. „Es gib pa inz koane nomenlose Viecher“, meint er. „Sel isch lai do, wo di Viechr a Nummr sain.“ Den Sommer verbringen die Tiere oberhalb der Grauner Alm Vivana am Fuße des „Joggl“. So wird der 2650 Meter hohe Endkopf im Volksmund genannt.
Die Hochland Jungrinder weiden in den die Sommermonate nauf der Rossbodenalm.
Der Kaminkehrer Christian und sein Bruder, der HOPPE-Arbeiter Matthias, züchten als Nebenerwerbsbauern bei Graun Hochlandrinder. Tatkräftig unterstützt werden sie von Christians Frau Anja Frank.
Die schottischen Hochlandrinder sind sehr genügsam. „Dia fressn lai Gros, Hei unt leckn pan Solzstoan“, erklärt Anja.
s44 7507Vor 20 Jahren hatten die Brüder die Zucht mit drei Hochlandrinder begonnen. Heute ist ihre Herde auf über 50 Tiere angewachsen. Die Mutterkühe, die 15 bis 20 Jahre alt werden, sorgen regelmäßig für Nachwuchs. Großen Wert legt die Familie auf eine artgerechte Haltung der Tiere und auf schonende Schlachtung. Jährlich werden im Herbst und im Frühjahr mehrere dreijährige Jungrinder geschlachtet. Einer der beiden Brüder begleitet das jeweilige Tier im Viehtransporter zum Schlachthof nach Mals. Den Transporter kennen die Tiere von den Fahrten auf die Alm. Das und die Anwesenheit ihres Halters lässt sie auf dem Weg zum Metzger ganz ruhig bleiben. „Schlochtn tian miar olm mit an weinendn unt an lochendn Aug“, meint Anja. „Inz isch obr gonz wichti, dass es di Viecher gut geaht, solong si lebm.“ Das Fleisch wird im Rahmen der Direktvermarktung. verkauft. Nach erfolgter Bestellung wird es fix fertig portioniert, verpackt und zu den Kundinnen und Kunden direkt ins Haus gebracht. Angeboten werden zwei Paketformen zu rund sechs bis acht Kilogramm, und zwar das „Olla Toug Paktl“ mit Braten, Schnitzel, Gulasch, Roastbeef und Ossobuchi, und das etwas teurere „Feirta Paktl“ mit Filet, Wangen, Schulternaht, Flankensteak, Roastbeef und Ochsenschwanz.
Eine Spezialität sind die „Hoahklondknacker“. Es handelt sich dabei um Kaminwurzen, die ausschließlich aus dem Fleisch der Hochlandrinder bestehen und kein Pökelsalz beinhalten.
Die Hochlandrinder leben immer im Freien. Im Winter dient ihnen ein Unterstand als Schutz, den sie jedoch nur selten aufsuchen.
Die Werbung der Familie für das Fleisch ihrer Tiere bringt es auf den Punkt:
„In Summr grousn si af di beschta Olppeidn fo insrn Hausberg, unt in Wintr strouhlt di Sunna af suina Piggl ouchi.“

Infos: „Joggl“
Matthias Eberhart,
Josef Duile Straße 1, 39020 Graun,
Telefon: 3405737708

Fürstenburg/Burgeis. Nach zwei Jahren Corona Pause trafen sich Senninen und Senner, Almverantwortliche und Bauern wiederum zur 11. Südtiroler Almkäseverkostung in der
Fürstenburg in Burgeis. Mit dabei waren Teilnehmer.innen aus den Terra-Raetica-Regionen.

von Magdalena Dietl Sapelza

s54 7330Nach der „Internationalen Käseolympiade“ im Nordtiroler Galtür am 24. September fand am 1. Oktober 2022 in Burgeis die 11. Südtiroler Almkäseverkostung statt. Die Veranstaltung, die im Jahre 1991 als „Vinschger Almkäseverkostung“ mit elf teilnehmenden Vinschger Milchviehalmen begonnen hatte, ist inzwischen auf ganz Südtirol und nun auch im Rahmen des grenzüberschreitenden Projektes Terra Raetica auf Nordtirol ausgeweitet worden. Bereits vor der Publikumsverkostung, die im geselligen Rahmen in den historischen Räumen der Burg stattfand, hatte eine 12-köpfige Fachjury den Käse bewertet, der auf insgesamt 33 Kuhalmen und den drei Ziegenalmen produziert worden war. Die Jurorinnen und Juroren nahmen die Form des Käselaibs, dessen innere Beschaffenheit, das Schnittbild, die Farbe, die Textur, die Konsistenz, den Geruch und den Geschmack genauestens unter die Lupe. Der Jury gehörten an: Hannes Knolleisen, Matthias Ziernhöld, Hubert Köllemann, Markus Plankl, Ludwig Tschurtschenthaler, Christian Peer, Rudolf Amrain, Bruno Beerli, Julia Daniel, Frieda Eliscases, Sieglinde Nischler und Brigitte Wellzohn. Die s54 7351Jury attestierte dem Almkäse im Allgemeinen eine sehr gute Qualität. Die Herausforderung für die Jury sei deshalb sehr groß gewesen und das Jurorenteam habe es sich nicht leicht gemacht, erklärte das Jurymitglied Christan Peer bei der abschließenden Prämierung. Markus Joos, der Direktor des Bezirksamtes für Landwirtschaft in Schlanders, sprach in diesem Zusammenhang von einer Momentaufnahme. Denn bewertet wurde immer nur ein Laib der jeweiligen Alm. Joos gab einen kurzen Überblick über die Situation der Vinschger Almwirtschaft. Im Raum von Graun bis Kastelbell und Schnals wurden 2022 auf 26 Gemeinschaftsalmen 1.415 Milchkühe gehalten. 17 Prozent davon kamen von außerhalb des Tales. Die Zahlen haben sich im Vergleich zu 2021 kaum geändert. Eine Kuh bringt im Durchschnitt 90 Kilogramm Käse und 10 Kilogramm Butter. Die Nachfrage nach Butter ist in den vergangenen Jahren stark gestiegen. Um die Tiere kümmern sich in der Regel zwei bis drei Personen. Viele Senninnen und Senner sind Quereinsteiger genauso wie viele Hirtinnen und Hirten. Das Almpersonal ist oft starkem Wechsel ausgesetzt, und das stellt s54 7347große Anforderungen an so manchen Almmeister. Die Qualität der Almprodukte überzeugt mittlerweile (siehe Tabelle). In den vergangenen Jahrzehnten wurde laufend durch gezielte Aus- und Weiterbildung in die Qualitätssteigerung investiert. Ein großes Problem im vergangenen Sommer war die Trockenheit. In der Regel bleiben die Tiere 88 bis 85 Tage auf der Alm. Wegen Futter- und Wassermangel musste die Alpung heuer auf einigen Almen früher beendet werden. Doch die Almverantwortlichen planen schon wieder für das kommende Jahr. Denn nach der Almsaison ist vor der Almsaison.

s49 kasverk

Auf dem Hof von Günther Wallnöfer und Karin Dietl in Laatsch wird Gemüse nicht nur angebaut, sondern auf den Tisch gebracht, genauer gesagt ins Glas. Mit anderen Worten: Der Bauernhof ist nicht nur Bio-Bauernhof, sondern veredelt besondere Delikatessen,
die sich einer großen Nachfrage erfreuen.

von Angelika Ploner

Ursprünglich dachten Karin Dietl und Günther Wallnöfer an Yoghurt. Die Veredelung der Milch zu Joghurt sollte ein weiteres Standbein für den Bauernhof sein, und gleichzeitig den landwirtschaftlichen Bio-Betrieb diversifizieren. Aus Joghurt wurde schlussendlich Gemüse im Glas. Gemüse süß-sauer, Essiggurken, Radicchioaufstrich, Zucchiniaufstrich und Rote-Beete-Salat listet die Produktpalette von „Hoamisch“. Der Name ist kein Zufall. Im Gegenteil. „Hoamisch“ ist ein Name der eng verwandt mit dem Begriff Heimat ist und der jenes Wohlgefühl ausdrücken soll, das Heimat gibt. Vertrauen und Geborgenheit schenken. Und auch ein bisschen Stolz. „Wir schätzen das, was wir hier haben und das wollen wir auch nach außen tragen“, sind sich Karin und Günther einig.
Der Schriftzug „Hoamisch“ trägt die Farbe Blau. Die Farbe des Wassers. Wasser ist Leben, diese Erkenntnis hat sich heuer vor dem Hintergrund von Wasserknappheit bei jedem eingeprägt.

Bei Günther und Karin ist dieses Bewusstsein schon lange da, eigentlich immer da gewesen. Das Logo, der Abdruck eines Schweinefußes, trägt verschiedene Farben – die Farben vom Gemüse. „Die Farben unseres Logos stehen vor allem für unsere verschiedene Gemüsesorten Kartoffel, Karotten, Gurken, Zucchini“, sagt Karin, „das Braun symbolisiert außerdem die Erde, ohne die wir nicht arbeiten könnten. Sie liefert uns die Nährstoffe für all unsere Wiesen und Äcker.“
In der kleinen Verkaufstheke im Erdgeschoss des Wohnhauses stehen die Produkte einträchtig nebeneinander. Der Inhalt ist so bunt, wie die Natur selbst. Seit fünf Jahren veredelt man nun schon das eigene Gemüse. Angebaut wird dieses in einem kleinen Acker unweit vom Wohnhaus entfernt. Natürlich ohne Pflanzenschutz. „Wir verwenden auch keinen biologischen Pflanzenschutz“, erklärt Günther. Natur pur wird verarbeitet. Kostbare Bodenschätze hervor gebracht.

In jedem Glas steckt viel Arbeit. Mühevolle Arbeit verbunden mit unzähligen Stunden. Natürlich ist die Freude groß, wenn das Glas gefüllt und der Deckel verschraubt ist, sagt Karin Dietl. Der Weg dahin ist aber ein langer. Ernten, zubereiten, pasteurisieren, abfüllen, etikettieren, lagern. Alles von Hand. Und natürlich ohne chemische Zusatzstoffe.
Die kleine Verarbeitungsküche im Erdgeschoss ist ein Überbleibsel des alten Wohngebäudes und auch Kreativlabor, wenn man so will. Hier hat Karin getüftelt und probiert, bis ein geschmacklich ausgewogenes Rezept und eine stimmige Geschmackskombination gefunden waren. Bis es soweit war, vergingen fast zwei Jahre. „Viele mussten meine Produkte viele Male verkosten,“, schmunzelt Karin. Am öftesten traf es Günther.
Der Weg war ein holpriger. Vor dem Hintergrund von unzähligen bürokratischen Auflagen wäre es oft einfacher gewesen aufzugeben. „Ich hätte nicht nur einmal lieber alles hingeschmissen“, erzählt Karin, um dann doch irgendwie weiterzumachen.

Wenn die Produkte nachgefragt sind und mit Aufmerksamkeit beschenkt werden, ist das der Mühe schönster Lohn. Die Produkte von „Hoamisch“ gehen weg wie die sprichwörtlich warmen Semmeln. Anfragen kamen jüngst sogar aus Deutschland. „Das klingt verlockend, aber entspricht nicht unserer Philosophie,“ sind sich Karin und Günther einig. Die Philosophie von Karin und Günther kommt ohne Selbstzweck aus. Man denkt in regionalen Kreisläufen, kurzen Wegen, schont Ressourcen und arbeitet mit der Natur. Lokale Anbieter, wie die BGO, die Bürgergenossenschaft Vinschgau, Biokistl, Naturalia oder der Bauernladen Mals vertreiben die Produkte von „Hoamisch“.

Günther Wallnöfer ist kein Unbekannter, er ist ein Pionier in der biologischen Landwirtschaft im Obervinschgau. Der Bauernhof selbst hat keinen Namen, es ist der Bauernhof vom Mala Günther. Im Jahr 2006 stellte er diesen auf biologische Landwirtschaft um. Original Braune ist jene Rasse, die es ihm angetan hat. Zu den über 20 Milchkühen hier, die gerade von der Gonda, der Schleiser, Laatscher und der Melager Alm von der Sommerfrische zurückgekehrt sind, kommen die Ammenkühe im Stall. Zur Erklärung: Ammenkühe sind jene Kühe, die jedes Kalb trinken lassen und nicht nur das eigene. Mit den Kühen kam auch der Almkäse. Er steht zusammen mit den Gemüse-Delikatessen zum Verkauf. Und ganz nebenbei bemerkt: Jener der Gondalam und Schleiser Alm wurde jüngst mit Gold beim Käsefestival in Galtür ausgezeichnet.
Dass das Tierwohl bei Günther Wallnöfer an erster Stelle kommt, versteht sich von selbst. Die Kühe dürfen sich frei bewegen und für den Transport bei einer Schlachtung sorgt er selbst. Zu den Kühen gesellen sich Schafe, Hühner und Schweine. Sie bekommen Bio-Getreide und jene Abfälle, die von der Gemüseveredelung übrig bleiben. Kreislaufwirtschaft eben. Kreisläufe so gut es geht schließen. Alles so gut wie möglich verwerten. Und genau hier reiht sich die Gemüseveredelung nahtlos ein. Und bringt kostbare Schätze ins Glas.

Beim Oberschlossbauer auf dem Juvaler Hügel gibt die Sonne den Ton an. Hier oben - vis à vis vom Schloss Juval - wohnt auf knapp 1.000 Meter die Familie Blaas-Viertler und ist mit Reinhold Messner, wenn man so will, auf Augenhöhe.

von Angelika Ploner

Erika Blaas und Florian Viertler erinnern sich noch gut, als sie damals, 1984, den Oberschlossbauer übernommen haben. Der Bauernhof auf dem Juvaler Hügel war schon viele Jahre nicht mehr s44 6388bewirtschaftet worden, Haus und Stadel waren verwaist, Vieh oder Geräte keine vorhanden. „Da war weder ein Hammer noch eine Sense oder irgendetwas, mit dem man hätte anfangen oder arbeiten können“, erinnert sich Florian. Er selbst war gelernter Elektriker, Erika im Gastgewerbe tätig. Erfahrungen in der Landwirtschaft hatten beide keine, heute würde man sagen: Die zwei waren komplette Quereinsteiger.
Man hätte es einfacher haben können, und ging den schwierigeren, dafür aber letztlich lohnenderen Weg. Zur Hochzeit bekamen Erika und Florian ihre erste Kuh geschenkt. Mit dem Ersparten kaufte man sich eine Mähmaschine und eine weitere Kuh. Später kam ein Transporter dazu, damit zumindest das Heu gemäht und eingebracht werden konnte. „Wir hatten eigentlich immer Glück“, lacht Erika zurückblickend. In den Anfangsjahren hätte man immer Kuhkälber bekommen, was den Viehbestand stetig erhöhte. Mit der ersten Milch machten die beiden Butter, wenig später lieferte man die knapp 50 Liter an den Meraner Milchhof. Heute sind es weit über 200 Liter, die vom Milchtransporter jeden Morgen am Fuße des Juvaler Hügels abgeholt und nach Meran geliefert werden. Die Milch stammt von 12 Milchkühen, insgesamt stehen rund 18 Stück Vieh im Stall.
Nein, bereut haben sie es nie, hier herauf gezogen zu sein. Erika Blaas und Florian Viertler sind glücklich hier und ein eingespieltes Team. Fast jedes Jahr wurde investiert, eine landwirtschaftliche Maschine gekauft, Wiesen planiert, Stadel und jüngst das Haus saniert. Das Holz holte man großteils vom eigenen Wald, so gut es ging wurde in Eigenregie gearbeitet - mit großer Unterstützung der drei Kinder. Heute leben auf dem Oberschlossbauer nicht nur Kühe, sondern auch Schweine, Hühner, ein Hund, Katzen.

Bereits damals, 1985, wurden die Weichen gestellt, den Oberschlossbauer als gemischten landwirtschaftlichen Betrieb zu führen. In Hanglage auf dem Juvaler Sonnenberg, südseitig, pflanzten Erika und Florian vor über 30 Jahren einen Weinberg in einer Höhe von 920 Meter mit den ersten Müller-Thurgau Reben an. Diese tragen bis heute und wurden erst vor kurzem gelesen.
Die Müller-Thurgau-Anlage ist einer von zwei Weinbergen, die insgesamt hier am Oberschlossbauer s44 6381bearbeitet werden. Zum Müller Thurgau gesellt sich nämlich der Riesling. „Der Riesling ist eher ein herber Wein, der Müller-Thurgau hingegen ein fruchtiger Wein“, erklärt Florian. Auf den heurigen Wein freut man sich besonders, denn der sonnige, trockene Sommer schuf die besten Voraussetzungen für eine hohe Traubenreife, gute Fruchtausprägung und lebendige Säurestruktur.

Vinschger Riesling DOC trägt der Riesling vom Oberschlossbauer, der Müller-Thurgau hingegen nennt sich Schlossegger Weisser und darf nicht als DOC-Wein ausgewiesen werden. Der Grund liegt in der Höhe. Weil der Weinberg um 20 Meter oberhalb von 900 Meter liegt, darf der Wein nicht als DOC Wein mit geografischem Bezug ausgewiesen werden. So lauten die Regeln.
Um den Herausforderungen des modernen Weinbaus gerecht zu werden, pflegt man schon viele Jahre eine Zusammenarbeit mit der Familie Aurich vom Unterortlhof am Juvaler Hügel. Martin Aurich baut den Wein in Edelstahlfässern aus und bringt ihn auf die Flasche. Aurich ist Meister seines Fachs und mit unzähligen Auszeichnungen prämiert worden, deshalb hat man mit ihm einen ausgezeichneten Partner – auch im wörtlichen Sinne – gefunden.
Rotweinsorte gedeiht auf den Flächen des Oberschlossbauers keine. „Wir haben es versucht, aber die Trauben reifen nicht richtig aus,“ erzählt Florian. Dafür gedeihen Marillen hier besonders gut.
Um die Produktpalette so breit als möglich zu halten, hat man auf einem halben Hektar Marillen, vorwiegend die Original Vinschger Marille, angebaut. Diese Sorte ist prädestiniert für die Lage, auf die sich der Oberschlossbauer befindet und zeichnet sich durch eine hochstehende Qualität aus.
Es ist eine privilegierter Lage hier oben auf dem Juvaler Hügel. Die zwei Weißweine – der Vinschger Riesling DOC und der Schlossegger Weisse - dürfen mit herrlichem Ausblick auf Schloss Juval im s44 6403neuen Verkaufsraum verkostet und gekauft werden. Im Mai diesen Jahres wurde der Ab-Hof-Verkaufsraum mit einer kleinen Feier eröffnet, der mit großer Unterstützung der drei Kinder von Erika und Florian verwirklicht wurde und ganz nebenbei auch Geschichte sichtbar macht.
Die alte Mauer im Verkaufsraum ist ein stummer Zeuge aus vergangenen Zeiten und stammt aus dem Jahr 1860. Es ist jene Zeit, in der der Oberschlossbauer Schätzungen zufolge erbaut wurde. Altholz hat im Verkaufsraum gleich mehrmals Einsatz gefunden: Zum Sitzen und als Blickfang für die Weinpräsentation. Und auch die Glocke, die einen prominenten Platz auf dem Dach des neuen Hauses am Oberschlossbauer gefunden hat und aus dem 13. Jahrhundert und von Schloss Juval stammen dürfte, legt geschichtliches Zeugnis ab. Seit fast 200 Jahren ist der Oberschlossbauer im Besitze der Familie Blaas, eine Tradition, die fortgeführt wird. Die nächste Generation blickt mit vielen neuen Ideen in die Zukunft.

Der Clubapfel Ambrosia™ hat seinen Namen von der Speise der Götter im antiken Griechenland. Diesen trägt er aus guten Gründen: Der Premium-Apfel ist saftig, sehr knackig, extra süß und schmeckt nach Honig und Nektar.

Das Apfelparadies Vinschgau punktet in aller Welt mit seinem vielfältigen Sortiment an Apfelsorten. Neben den bewährten Klassikern werden im Vinschgau vermehrt auch Vertragssorten angebaut. jld ambrosia 6892Einer dieser so genannten Clubäpfel ist Ambrosia™, der seit 2014 im Vinschgau eine Heimat gefunden hat. Der Premium-Apfel wird auf zirka 200 Hektar angebaut, davon 15 Hektar im Bio-Anbau. In Italien wird diese Apfelsorte nur hier sowie im Piemont gepflanzt.

Der Ambrosia™-Apfel entstand als natürliche Kreuzung im kanadischen Staat British Columbia. Anfang der 1990er-Jahre entdeckten Sally und Wilfried Mennell, dass auf einem ihrer Bäume andere Äpfel wuchsen: Der zweifarbige Ambrosia™ mit leuchtend roter Deckfarbe auf gelbem Hintergrund ist das Ergebnis einer natürlichen Mutation von einem roten und einem gelben Apfel.

Im Vinschgau wird Ambrosia™ zirka fünf Tage nach dem Golden Delicious geerntet, also gegen Ende September. Bis wenige Wochen vor der Ernte hat der Apfel eine grünliche bis hellgelbe Grundfarbe. Dann erfolgt eine zauberhafte Verwandlung: Eine Apfelhälfte färbt sich leuchtend Rot. Mit diesen roten Wangen ist der Ambrosia™ echt zum Anbeißen!

Nicht nur Kinder lieben diesen besonders süßen Apfel, der die gesunde Jause wortwörtlich zum Zuckerschlecken macht. Auch Erwachsene beißen gerne in die feuerrote Backe des Ambrosia™. Der Apfel duftet nämlich nicht nur außerordentlich süß, er schmeckt auch so. Der Premium-Apfel zeichnet sich durch sein intensives Aroma nach Honig und blumigem Nektar aus. Zur Süße bringt er Ambrosinoch fruchtige Noten von Honigmelone, Birne, Mango und etwas Aprikose mit, die im Gaumen lange anhalten. Die nicht vorhandene Fruchtsäure sorgt dafür, dass der Apfel leicht verdaulich ist. Ambrosia™ besitzt zudem eine sehr dünne Schale und ein ausgesprochen feinstrukturiertes Fruchtfleisch, das sanft auf der Zunge schmilzt.

Die Sorte Ambrosia™ wird in Europa exklusiv von VIP und Gruppo Rivoira aus dem Piemont vermarktet und ist von Oktober bis Mai verfügbar. Ab Oktober ist der honigsüße Dessertapfel auch in allen Detailgeschäften der Genossenschaften im Vinschgau und in ausgewählten Supermärkten erhältlich.

 

Neuartige Präsentation der Vinschger Äpfel

VIP zeigt den Apfel von einer neuen Seite. Die Geschmackswelt jeder Sorte wird ausführlich
beschrieben. Damit lernen wir den Apfel neu kennen, finden leichter unseren Lieblingsapfel
und können ihn intensiver genießen.

Mit roter, gelber oder grüner Schale, eher süß oder eher sauer. Bislang hat man die Apfelsorten nur nach ihrer Farbe und im besten Falle nach ihrer Geschmacksrichtung beschrieben. Dabei hat ein Apfel viel mehr zu bieten: Zum einen unterscheidet sich jede Sorte durch ihre ganz eigenen geschmacklichen Besonderheiten. Zum anderen stecken in den Äpfeln über 300 verschiedene Aromen. Alle diese Eigenschaften wurden in Vergangenheit mit einem Apfel nicht in Verbindung gebracht.

Mit einer neuen Apfelpräsentation zeigt VIP nun die Vielfalt der Geschmacksrichtungen der einzelnen Sorten und erläutert deren Unterschiede. Ganz so, wie es beim Wein bereits seit Jahren der Fall ist. Das Produkt Apfel erhält dadurch einen viel höheren Stellenwert. Der Apfel wird zu einem bewussten Geschmackserlebnis. Außerdem lassen sich die Apfelsorten somit unterscheiden und jeder findet leichter seinen Lieblingsapfel.

Doch wer weiß schon, auf was man beim Genießen eines Apfels achten kann? Wie nehme ich die Aromen und den Duft war? VIP hat gemeinsam mit der Schweizer Sensorikwissenschaftlerin Christine Brugger anschauliche Beschreibungen der Apfelsorten verfasst: welcher Geschmack und Geruch sie auszeichnet, wie sie aussehen und worin ihre inneren Werte bestehen. Die Beschreibungen haben fundierte wissenschaftliche Analysen als Basis. Und sie machen richtig Lust darauf, verschiedene Apfelsorten auszuprobieren.
Mit dem eigens entwickelten Aromarad kann man dann die Geschmackswelten der Äpfel entdecken. Das Rad beschreibt die Textur, die Geschmacksnuancen und die Aromen eines Apfels. Die vielfältigen Aromen sind in sechs Aromagruppen eingeteilt: fruchtig, blumig, tropisch, zitrus, grün und würzig. Beim Verkosten eines Apfels hilft das Aromarad, die sensorischen Eigenschaften zu ergründen: Ist er knackig und saftig? Schmeckt er fruchtig oder würzig, nach Honig oder nach Zitronenschale? Wer es ausprobieren möchte: Das Aromarad lässt sich auf der Webseite www.lasaporeria.it herunterladen.
Auf La Saporeria können Apfelfans auch verschiedene Apfel-sorten aus dem Vinschgau online bestellen. Die gewünschten Apfelboxen werden dann in ganz Italien ausgeliefert. Spannend ist diese Möglichkeit auch, um neue Sorten auszuprobieren, die in den Geschäften noch gar nicht erhältlich sind. Den ersten Apfelsommeliers in Südtirol sind die verschiedenen Geschmackswelten der Äpfel natürlich schon bekannt. Drei Monate lang haben die 17 Teilnehmer:innen des Lehrgangs, der vom Südtiroler Apfelkonsortium gemeinsam mit dem Südtiroler Bauernbund entwickelt wurde, alles rund um den Apfel gelernt. Daran teilgenommen haben auch sechs Mitarbeiter:innen von VIP, die das neue Wissen perfekt in der täglichen Arbeit einbringen können: beispielsweise wie man mit Kunden eine Apfelverkostung richtig organisiert und durchführt.

ViP-Direktor Martin Pinzger spricht im Vinschgerwind-Interview über Auszahlungspreise, über Reorganisation, über Fusionspläne und einen schwierigen Saisonsstart - und macht Mut.

Vinschgerwind: Herr Direktor: Es herrscht Katerstimmung unter den Bauern, 43,5 Cent Auszahlungspreis für einen Bio-Golden, 36,5 Cent für einen Golden aus integrierter Produktion, sprich konventionellen Golden.
Martin Pinzger: Die Katerstimmung kann ich bestätigen und sie ist auf die letzten drei Jahre zurückzuführen, in denen, wie wir wissen, auf der Welt sehr vieles passiert ist, das Auswirkungen auf die Wirtschaft und somit auch auf die Landwirtschaft hatte und hat. Die Ernte 2020 war mengenmäßig und qualitativ eine schwache Ernte, dementsprechend waren die Erlöse für die Produzenten trotz ansprechender Marktpreise mäßig. 2021 hatten wir eine gute Menge, aber die Preise waren nicht überall zufriedenstellend. Und jetzt haben wir 2022 wieder eine enttäuschende Erntemenge. Das heißt, der landwirtschaftliche Unternehmer hat jetzt das 3. Jahr in Folge ein durchwachsenes Ergebnis und eine schwierige Perspektive für die kommenden 12 Monate. Deswegen sage ich, ja, die Bauern haben bestimmte Sorgen und berechtigte Sorgen - im Vinschgau, in Südtirol, im Apfelsektor aber auch anderswo für andere landwirtschaftliche Erzeugnisse. Wir hatten schon länger kein „normales“ Jahr mehr.

Vinschgerwind: Das war...
Martin Pinzger: Das war 2017. Da hat es wirklich Spitzenpreise gegeben bei einer mäßigen Menge, aber auf dem Markt haben die Äpfel gefehlt. Das Ergebnis 2021 ist nicht schlecht aber stimmt unter den aktuellen Rahmenbedingungen nicht optimistisch.

Vinschgerwind: Das heißt die Bauern müssen mit noch schlechteren Auszahlungspreisen für die Ernte 2022 rechnen?
Martin Pinzger: Wir beobachten heuer einen sehr schwierigen Saisonsstart. Die Kosten für die Bauern und die Genossenschaften für Strom, Pflanzenschutz, Kunstdünger ziehen an– auf allen Kostenebenen gibt es große Steigerungen. Und wenn wir mit unseren Kunden reden, dann ist durchgängig das Feedback das: „Wir müssen billiger einkaufen, weil auch unsere Kosten gestiegen sind.“ Zudem versucht der Lebensmitteleinzelhandel die Preissteigerung für den Endverbraucher in Grenzen zu halten, um den Konsum aufrecht zu erhalten. Denn das Schlimmste wäre, wenn der Konsum wegbricht. Das betrifft die ganze Wirtschaft. Trotzdem darf ich auch Chancen in dieser Situation für uns aufzeigen. Die Qualität des Vinschger Apfels ist bekannt, und gerade heuer sieht es so aus, dass wir damit am Markt umso mehr trumpfen können. Durch den heißen Sommer haben heuer viele Anbaugebiete sehr stark gelitten, was dazu führt, dass grade jetzt zu Saisonsbeginn viele Äpfel schnell verkauft werden müssen, weil sie nicht für die Lagerung geeignet sind. Durch unsere Höhenlagen zwischen 500 und 1.100 Höhenmeter, eine gute Fruchqualität und eine überschaubare Menge müssen wir nicht mit Billigäpfeln konkurrieren.

Vinschgerwind: Vor allem von Polen?
Martin Pinzger: Die Polen verkaufen ihre Äpfel derzeit mit extrem niedrigen Preisen, weil aus den erklärten Gründen eine Einlagerung sehr fragwürdig ist.
Vinschgerwind: Das heißt die Lagerung der Äpfel ist die große Stärke des Vinschgaus.
Martin Pinzger: Einmal die Lagerung, aber wir sind auch das höchstgelegenste Anbaugebiet Europas und haben wie gesagt klimatische Vorteile. Das wird uns helfen. Wir erwarten mit Sicherheit im Laufe der Verkaufssaison bessere Preise. Denn wir bedienen unsere Kunden zwölf Monate lang. Wir sitzen geografisch mitten in Europa und haben 500 Millionen Menschen als potenzielle Konsumenten. Der Apfel ist in vielen Ländern nach wie vor Obstsorte Nummer 1.

Vinschgerwind: Sind Österreich und die Schweiz immer noch weiße Flecken?
Martin Pinzger: Wir haben heuer viele Bioäpfel in die Schweiz geliefert. Ist die Schweizer Produktion geräumt, beschafft man sich geografisch konform die fehlende Ware gleich hinter der Grenze, also im Vinschgau und am Bodensee. Deshalb sind wir diesbezüglich ab und zu gut positioniert. Aber zurück zu unseren Bauern: Der Apfelanbau ist ihre Lebensgrundlage und niemand hat etwas davon, wenn die Bauern das Handtuch werfen. Wir hatten 1.700 Mitglieder und heute reden wir noch von 1.600 Mitgliedern, Tendenz weiterhin leicht rückläufig. Wir haben professionelle Bauern, zeitgerechte Strukturen und wir haben ein gutes Sortiment mit einem gesunden Anteil an Golden, 15 Prozent Bioanteil und einen ähnlichen Anteil an neuen Vertragssorten und haben mit Europa einen großen Markt vor der Haustür.

Vinschgerwind: Das Ansehen des Bauern ist natürlich in der Gesellschaft angegriffen. Durch Pestizide, durch die steuerlichen Vorteile....
Martin Pinzger: Wir sind 30.000 Menschen im Vinschgau. Die Landwirte sind ein Teil davon, leisten ihren Beitrag zur lokalen Wirtschaft und zum Vereinsleben in den Dörfern. Unsere Betriebe sind alles sehr kleinstrukturierte Familienbetriebe. Das ist im weltweiten Kontext Kitsch pur. Seien wir stolz darauf und übersehen wir nicht diesen wichtigen volkswirtschaftlichen Faktor. Dies gilt übrigens auch für die anderen Wirtschaftszweige im Tal.

Vinschgerwind: Jetzt sind wir abgeschweift. Kommen wir zurück zu den Auszahlungspreisen. Bei den roten Sorten?
Martin Pinzger: Im Biobereich sehr zufriedenstellend, außer bei den Sorten Golden und Stark. Das ist aber keine Überraschung für unsere Biobauern, das wissen diese und sie sollten, wenn möglich auf Gala, Bonita, Pinova und andere Sorten zurückgreifen. Grundsätzlich hat der Biobauer gute Preise bekommen und auch die Clubsorten im konventionellen Bereich.

Vinschgerwind: Konkret?
Martin Pinzger: In Cent?
Vinschgerwind: Genau.
Martin Pinzger: Für die Clubsorten haben wir Auszahlungspreise zwischen 60 und 70 Cent.

Vinschgerwind: Und für die roten Sorten im Bio-Bereich, außer der Sorte Stark?
Martin Pinzger: Da liegen wir zwischen 75 – 85 Cent.
Vinschgerwind: Sind die schlechten Auszahlungspreise der Grund dafür, dass sich die ViP intern neu aufstellt? Peter Stricker, Joachim Rabensteiner, Martin Metz, die Geschäftsführer von Kastelbell, Naturns und Latsch haben ihren Arbeitsplatz ab sofort in der ViP, Kurt Ratschiller kommt hinzu. Was steckt hinter der Personalrochade?
Martin Pinzger: Die Veränderungen am Markt machen es notwendig, dass wir noch professioneler auftreten. Wir machen im Verkauf und in den Genossenschaften nun den nächsten Schritt. Wir haben jetzt mehrere Generationen von Geschäftsführern gehabt, die für alles zeitgleich zuständig waren. Sie haben die Genossenschaft geführt, die Mitglieder betreut, das Personal rekrutiert und motiviert, gemeinsam mit dem Vorstand die Investitionen geplant und umgesetzt, und bis heute Äpfel verkauft. Allein die Aufzählung der ganzen Aufgaben sagt: Die Geschäftsführer waren Teilzeitverkäufer. Und ist es zeitgemäß, dass wir mit Teilzeitverkäufern unterwegs sind? Der Einkäufer hat immer weniger Zeit,immer größere Ansprüche und immer mehr Auswahl. Da kann man nicht sagen: Ich kann morgen nicht bei dir sein, weil ich eine Vorstandssitzung habe. Der Kunde ist König. Wir müssen Qualitätsleader sein. Die Qualität spiegelt sich wider in Produktqualität, in Sortimentsqualität und im Service. Die ViP will First Class Apple Partner sein.

Vinschgerwind: Vor allem die junge Riege der Geschäftsführer hat auf diese personelle Neuausrichtung gedrängt.
Martin Pinzger: Ganz genau. Dahinter steht, dass wir zu 100 Prozent den Verkauf der Äpfel hier in der Zentrale unter der Koordination von Kurt Ratschiller, Martin Metz und Joachim Rabensteiner abwickeln. Fabio Zanesco und Gerhard Eberhöfer bleiben die Macher und Experten für die strategischen Bereiche Vertragssorten und Bio. Hinter Peter Stricker steht, dass wir eine koordinierte und geschlossene Abwicklung der Sortierung und Verpackung brauchen. Das heißt, um die ganzen Effizienzmöglichkeiten auszuloten und auszureizen, müssen wir perfekt aufeinander abgestimmt operieren, und das wird in Zukunft Peter Stricker als erfahrener Geschäftsführer von der Zentrale aus mitsteuern.

Vinschgerwind: Wer füllt das Vakuum, das die Geschäftsführer in der jeweiligen Genossenschaft hinterlassen?
Martin Pinzger: Warum Vakuum? Wir werden in den Genossenschaften künftig Verantwortliche haben, die sich ausschließlich auf Kosten- und Prozessoptimierung konzentrieren können. Mit Hannes Spögler in der GEOS, Reinhard Ladurner in der ALPE und Markus Niederegger in der OVEG haben wir drei erfahrene Geschäftsführer. In der Texel haben wir mit dem bisherigen Produktionsleiter Christoph Pircher eine interne Lösung gefunden. In der Juval wird Stefan Gorfer die Genossenschaftsleitung übernehmen, er war bis jetzt hier in der ViP-Zentrale Produktmanager und vorher Produktionsleiter in der Biopackstation, und in der Mivor ist mit Roland Zischg ein neues Gesicht am Werk. Die Zukunft liegt in der Erlösoptimierung einerseits und in der Kostenoptimierung andererseits.

Vinschgerwind: Ist das eine Art ViP-4? Nach 15 Jahren ViP-3-Konzept, dem einheitlichen Vermarktungskonzept.
Martin Pinzger: Es ist der Vollausbau von ViP-3.
Vinschgerwind: Und was ist mit ViP-4?
Martin Pinzger: Das wird kommen, nach drei kommt immer vier und nicht 2. ViP-4 wäre der Zusammenschluss bilanztechnisch der Genossenschaften mit der Zentrale. Das wäre eine Variante. Es gibt mehrere Varianten.

Vinschgerwind: Wann kommt der vom Obmann Oberhofer im Vinschgerwind-Interview 2020 angekündigte totale Herbizid-Verzicht?
Martin Pinzger: Es gibt ein Projekt, das 2017 beschlossen worden ist, bei dem IP-Bauern, die wie die Bio-Bauern eine mechanische Unkrautbekämpfung machen, einen Unkostenbeitrag pro Hektar erhalten sollen. Die ViP hat eine bestimmte Tradition bei nachhaltigen Entwicklungen vorne dabei zu sein und in diesem Sinne sehen wir dieses Projekt: Wir zahlen einen symbolischen Beitrag von 120 Euro pro Hektar für 5 Jahre. Ab 2020 haben wir den Betrag dann auf 300 Euro pro Hektar erhöht. Es wurde jedoch nie von einer flächendeckenden Zielsetzung gesprochen. Ein totaler Herbizid-Verzicht ist unrealistisch.

Vinschgerwind: Was ist realistisch?
Martin Pinzger: So viel wie möglich, überall dort, wo es Sinn macht. Ab 2023 werden wir unseren Mitgliedern eine 2. Option anbieten, wo wir einen Herbizid-Einsatz nach der Ernte – außerhalb der Vegetationsperiode – erlauben und 120 Euro Beitrag pro Hektar geben. Das ist in unserem und im Sinne der EU-Strategie, Chemie auf den Feldern zu sparen.
Vinschgerwind: Der Markt wird immer härter. Vor zwei Jahren haben die Fusionspläne mit der VOG verneint. Die Zeit sei noch nicht reif.
Martin Pinzger: Die ViP hat sich weiterentwickelt. Wir stellen fest, dass auch der VOG mit VOG 2.2 einen Zentralisierungsschritt macht. Man kann sicherlich sagen, dass man Entwicklungen beobachtet, die morgen einen Zusammenschluss erleichtern könnten. Das Genossenschaftswesen hat sich schon immer weiterent-wickelt. Aber nicht von heute auf morgen.

Vinschgerwind: Stichwort Strom: In den vergangenen Jahren bepflasterte man die Dächer der Genossenschaften mit Photovoltaikanlagen. Hat man die Hausaufgaben gemacht?
Martin Pinzger: In weiser Voraussicht haben wir viele Photovoltaikanlagen installiert, und wir werden das intensiv weiter umsetzen, weil wir große Dachflächen haben. Die Planungen stehen auch für die nächsten Jahre bereits.
Vinschgerwind: Die Lagerung und Verarbeitung der Äpfel ist stromintensiv. Mit wieviel Mehrkosten rechnen Sie?
Martin Pinzger: Die Kosten steigen genauso wie für den privaten Haushalt. Die Südtiroler Obstwirtschaft ist gut organisiert: Die ViP, der VOG und VOG Products tätigen bereits seit Jahren sehr professionell und gemeinsam den Stromeinkauf. Wir machen Ausschreibungen, und Lottozukäufe. Der Strom vom 3. und 4. Trimester 2022 ist von uns bereits vergünstigt eingekauft worden. Das heißt die richtige Breitseite der Stromerhöhung spüren wir erst ab dem 1. Jänner 2023. Wir haben das heurige Jahr gerettet, aber ab dem 1. Jänner sind wir genauso ausgeliefert wie jeder private Haushalt und wir hoffen natürlich, dass unsere Politik für jeden privaten Haushalt und die Wirtschaft in Südtirol eine Lösung findet. Und da möchte ich unterstreichen, pochen wir NICHT auf eine Sonderbehandlung.
Vinschgerwind: 2020 gab es für die ViP knapp 11 Millionen EU-Agrargelder. Ein Batzen Geld. Wieviel EU Gelder schöpfte die ViP im vergangenen Jahr ab und wohin fließt dieses Geld?
Martin Pinzger: Die EU-Gelder sind immer umsatzbedingt. 2020 war diesbezüglich ein außergewöhnliches Jahr. Normalerweise sind das zwischen 8 und 9 Millionen im Jahr. Dieses Geld wird primär für die Investitionen in den Genossenschaften draußen verwendet. Wir können vier Maßnahmen abrechnen: Umweltmaßnahmen, Kosten senkende Maßnahmen, Maßnahmen, die den Marktauftritt verbessern und Qualitätsverbesserungsmaßnahmen. Das sind Ausgaben, die wir zum Großteil im Vinschgau tätigen und für lokale Wertschöpfung sorgen. Es gibt in Italien oder europaweit kaum Erzeugergenossenschaften, die seit 1995, seit es diese Gelder gibt, 100 Prozent dieser Gelder ausgenutzt haben. Dies ist das große Verdienst der historischen ViP- und Genossenschaftsverantwortlichen, mit den jeweiligen Mitarbeitern in der Verwaltung.

Vinschgerwind: Womit wir beim Wielander Sepp wären. Wie oft haben Sie diesen in den vergangenen drei Jahren um Rat gefragt?
Martin Pinzger: Alle paar Monate einmal.
Vinschgerwind: Scherz beiseite. Wie lautet das Resümee für die vergangenen drei Jahre?
Martin Pinzger: Spannende Zeit. Ich bin im Frühjahr 2019 als Direktor in die ViP gekommen und 2020 im Frühjahr ist Covid losgegangen und Covid ist bis heute ständiger Begleiter. Dann kam der Ukraine-Krieg. Der Konsum ist im freien Fall – auch für Äpfel.
Vinschgerwind: Also, Sie haben es nie bereut, dass Sie sich haben überreden lassen, den Direktorposten anzunehmen?
Martin Pinzger: Nein.

Interview: Angelika Ploner


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