Dienstag, 03 November 2015 00:00

Die Nana: ein „Steh-auf-Weiblein“

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s17 stafflerDer Krieg nahm ihr den geliebten Vater. Zahlreiche Schicksalsschläge erschütterten ihr Leben, doch der Glaube an das Gute und ihre positive Lebenseinstellung konnten der sanftmütigen Helene, liebevoll „Nana“ genannt, seit jeher nicht genommen werden.

von Anna Alber

Im September 1939 erblickte Helene Staffler geborene Kuntner das Licht der Welt. Ihre Geburtsstunde war zur Zeit, als der Zweite Weltkrieg seinen Anfang nahm. Dieser Krieg sollte ihr späteres Leben maßgeblich prägen.


Als älteste Tochter war ihr Leben schon von Kindesbeinen auf bestimmt von mühsamer Arbeit am Heimathof im malerischen Ort Parnetz, einer Fraktion der Gemeinde Laas. Das Leben am Hof war abwechslungsreich: die Tiere versorgen, Korn anbauen, Brot backen, Arbeiten im Haus und Stall. All diese Tätigkeiten gehörten mitunter zum Aufgabenbereich des jungen Mädchens. Als kraftraubendste Arbeit empfand sie dabei das „Futterhochstemmen“. „Des hot ma friahr olls fa Hond tian gmiast, sem hots nu kuane Maschinen gebn“, schildert Helene die Gegebenheiten von damals. „Gorbatet honi eigntlich gearn, lei s Kiebltreibm wor mr ollm zwidr“.
Durch die Geburt von zwei gesunden Brüdern schien das Familienglück perfekt zu sein. Dieses drohte jedoch schlagartig zu zerbrechen, als der Vater in den Krieg einberufen wurde. „Fa sem aweck ischs Leben hertr gwortn“, erzählt Helene bewegt. Denn ihr Vater kehrte aus dem schrecklichen Krieg nicht mehr zurück. „Wos mitn passiert isch, wissmr bis heint nu nit“.
Doch das Schicksal meinte es gut mit der Familie, die den schmerzhaften Verlust verkraften musste. Ihre Mutter heiratete ein weiteres Mal und gebar darauf zwei Töchter, Helenes Stiefschwestern.
Auch Helene fand ihr Glück in der Liebe. Sie lernte den kecken Bauerssohn Luis Staffler kennen und ihre Liebe mündet 1966 in die Ehe. „Woasch er isch mr nochgrennt und seffl Auswohl isch holt nit gwesn do afn Berg“, scherzte die heute 76 Jährige. Im wohlbehüteten Elternhaus ziehen die beiden liebevoll drei Söhne groß: Adolf, Johann und Günther. Der bis dahin unerfüllte Wunsch nach einem trauten Eigenheim gestaltete sich zunächst jedoch als äußerst schwierig. „Seit di 80er Johr seimr iatz zwor do afn Houf, obr sel wor a longs hin a he.“
Das frische verheiratete Paar zog vom Berg ins Tal, um sich in Laas eine gemeinsame Zukunft aufzubauen. Doch Helenes Mutter bedauerte deren Abwesenheit zutiefst, weshalb die beiden entschlossen, wieder nach Parnetz zurückzukehren. Der ideale Standort für das zukünftige Haus sollte jedoch in Laas sein. Dort erwarb Helene gemeinsam mit ihrem Mann Luis ein Stück Land.
Mit viel Geschick und Fleiß wurde ein Haus gebaut, welches sie nun ihr Eigen nennen konnten. Helenes Brüder zeigten jedoch kein reges Interesse an der traditionellen Weitergabe des Heimathofes, weshalb das Paar mit Kind und Kegel den Entschluss fasste, den elterlichen Hof schweren Herzens zu übernehmen. „Des Umziachn und Gebaue hot mi schun a bissl mitgnummen, obr di Mama hots a gach nimmr darpockt, nor hobmr gmiast widr auigian“, bekennt Helene.
Doch die Strapazen schienen kein Ende zu nehmen, denn neues Unheil bahnte sich an. „Der Heargott hot eper epas vourkop mit mir, susch wari nimmr do“.
Die damals noch junge Frau erhielt eine niederschmetternde Diagnose: Brustkrebs. Eine bis dato heile Welt brach zusammen. Der bösartige Tumor forderte Helenes ganze Kraft, sie lies unzählige Operationen und Krankenhausaufenthalte über sich ergehen, um dem Krebs den Kampf anzusagen. Sie kämpfte – und gewann.
Dies war jedoch nicht ihr letzter Kampf. Die Bestrahlung und die langwierige Chemotherapie versetzten ihren Körper in einen Schockzustand, eine Hirnblutung wurde ausgelöst. Die Folge war eine zeitweilige Lähmung. „Seit sem honi ollm zu kolt“, erzählt sie.
Ein treuer Begleiter in dieser schweren Zeit und darüber hinaus war, neben ihrem Mann Luis und ihrer Familie, der Appenzeller Sennenhund Max. Jahrelang begleitete der fidele Hund sie auf ihren täglichen Spaziergängen. „Dr Max isch a feinr Hund gwesen, drsel hot niamet nicht toun“, schwelgt sie glückselig in Erinnerung, während sie das Foto ihres verstorbenen Hundes anlächelt.
Mit demselben Lächeln meistert „Nana“ ihr tägliches Leben. Dabei erhält sie tatkräftige Unterstützung von ihrem Mann Luis. Im nächsten Jahr feiert das glückliche Paar mit 50 Ehejahren ihre Goldene Hochzeit. „Iatz seimr schun long zom und sel bleibmr a bis zun leschtn schnaufr“.

 

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