Dienstag, 20 Oktober 2015 15:38

Nationalpark Stilfserjoch - Wasserfall oder Wasserkraft? - Der Ressourcenverbrauch und seine Eindämmung

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DSC 0682DSC 1913Wolfgang Platter, am Tag des Hlg. Johannes Paul II,
22. Oktober 2015

Die Nutzung des Gefälles ist eine einfache und naheliegende Form der Energiegewinnung aus Wasserkraft. Der Energieverbrauch von heute 7,5 Milliarden Menschen auf unserem Planeten Erde steigt kontinuierlich. Der Druck auf die erneuerbaren Energien steigt auch in den Schutzgebieten. Steigend ist auch der Gesamtverbrauch der Ressourcen von uns Menschen.

Ein Maßstab für den weltweiten Ressourcenverbrauch ist der sogenannte Welterschöpfungstag. Als Welterschöpfungstag ist jener Tag im Kalender definiert, an welchem die Menschheit die jährlich zur Verfügung stehenden Ressourcen verbraucht hat. Im Jahr 2014 war dies der 19. August, d.h. in den nachfolgenden Tagen und Monaten lebte die Weltbevölkerung für den Rest des Jahres auf Kredit auf unserem Planeten. Der Welterschöpfungstag rückt in den letzten Jahren in seinem Kalenderdatum immer weiter nach vorne. Ein anderes Maß für die Umweltbelastung ist der sogenannte „ökologische Fußabdruck“, ein statistischer Index für den Lebensstandard und Ressourcenverbrauch eines jeden einzelnen Menschen in den verschiedenen Ländern der Erde. Zurück zum Welterschöpfungstag: Im Jahre 1961 hat die Menschheit etwa 74% der Kapazität genutzt und verbraucht, über die die Erde verfügt. Oder anders ausgedrückt: Im Jahre 1961 waren zum Jahresende am 31. Dezember nur ¾ der Kapazität verbraucht, ¼ blieb als „Reserve“ für das nächste Jahr übrig; wir lebten damals nicht auf Pump. Wenn unser Raubbau so weiter geht, werden wir noch vor dem Jahr 2050 die Ressourcen von drei Planeten Erde verbrauchen. Die Statistiker für die Bevölkerungsentwicklung sagen uns voraus, dass im Jahre 2050 10 Milliarden Menschen die Erde bewohnen werden. Deren Ernährung durch die Erzeugung von genügend Lebensmitteln wird nicht das Problem sein. Der Hunger in der Welt von heute ist kein Problem der Mengenerzeugung. Vielmehr ist er ein Verteilungs- und Finanzierungsproblem. Es muss uns unbedingt gelingen, die Vernichtung von Lebensmitteln zu verringern. Es gibt Schätzungen, die von einer Vernichtung von bis zu 50% (!!) der weltweiten Lebensmittelproduktion oder in Gewichten von bis zu 2 Milliarden Tonnen pro Jahr ausgehen. Das ist fast ein Kilogramm Nahrung pro Kopf und Tag. Nach neuesten Untersuchungen beanspruchen die produzierten aber nicht verzehrten Lebensmittel rund ein Drittel der weltweiten Agrarfläche.
Der Fleischkonsum in den Ländern der „reichen“ Welt ist eine weitere Ursache für den Hunger in den Ländern der sogenannten „Dritten“ Welt. Es gibt einen Teufelskreis zwischen „Teller“ und „Trog“. Auf den Agrarflächen der Entwicklungsländer wird das Getreide angebaut , das wir in der „reichen“ Welt als Viehfutter für unseren hohen Fleischkonsum verfüttern. Der globale Fleischkonsum hat sich in den letzten sechs Jahrzehnten von rund 44 Milliarden Tonnen (1950) auf rund 300 Milliarden Tonnen (2011) knapp versiebenfacht. Bis 2050 soll er nochmals auf über 460 Milliarden Tonnen ansteigen. Jede Sekunde werden auf unserem Globus 1.900 Tiere geschlachtet, um den Fleischkonsum jener zu befriedigen, welche es sich finanziell leisten können. Der Verbrauch an Landflächen, an Energie und an Wasser zur Umwandlung von pflanzlichen in tierische Lebensmittel ist enorm. Nach Berechnungen der Umweltorganisation der Vereinten Nationen (UNEP) könnten mit diesen Umwandlungskalorien von pflanzlichen in tierische Lebensmittel theoretisch 3,5 Milliarden Menschen ernährt werden.
Es gibt noch einen weiteren Teufelskreis zwischen „Teller“ und „Tank“. Die Produktion von Agrartreibstoffen für unsere motorbetriebenen Fahrzeuge verbraucht wertvolle Agrarflächen und entzieht diese der Erzeugung von Nahrungsmitteln. Die  Erzeugung von Biotreibstoffen verstärkt die Rodung von tropischen Regenwäldern, führt zu Land Grabbing (Landraub) als Neuauflage überwunden geglaubter Praktiken des Kolonialismus von Konzernen aus den wohlhabenden Ländern in den Entwicklungsländern. Einmal einen Groß-PKW (SUV) volltanken, verbraucht ungefähr so viel Getreide wie ein Mensch in einem Jahr zum Sattessen (sic!) verbraucht.
Hunger hat heute auch mehrere politökonomische Ursachen. Eine dieser Ursachen sind die Agrarsubventionen. Nach Angaben von Jan Ziegler haben die Staaten der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung  (OECD) im Jahre 2010 ihre Agrarbetriebe mit 349 Milliarden US-Dollar finanziert. Diese Unterstützung hat enorme Auswirkungen auf die Bäuerinnen und Bauern weltweit, vor allem auf die kleinen Selbtsversorgerbetriebe in armen Ländern. Das gesamte Preis- und Produktionsgefüge wird enorm beeinflusst. Eine Einordnung in Zahlen: Das Welternährungsprogramm hatte 2012 ein Budget von rund 2,8 Milliarden Dollar zur Verfügung, also nicht einmal ein Hundertstel (!!) der OECD-Subventionen.

Der weltweite Energieverbrauch nach Ressourcen
Weltweit wurde Energie im Jahre 2011 erzeugt zu
•    31,4% aus Erdöl
•    28,9% aus Kohle
•    21,3% aus Erdgas
•     9,9% aus Biomasse
•     5,2% aus radioaktiven Energieträgern
•     2,3% aus Wasserkraft
•     1,0% aus der Nutzung von Wind, Sonnenlicht und Erdwärme.

Die Zunahme von Kohlendioxyd in der Erdatmosphäre
Durch unseren steigenden Lebensstandard und Energieverbrauch ist das Treibhausgas Kohlendioxyd in der Erdatmosphäre seit der Industriellen Revolution und der Einführung der Verbrennungsmotoren von 290 Teilchen pro Million (ppm) auf heute 389 ppm angestiegen. Die Erde schwitzt. Das Klima verändert sich. Seit Mitte des 19. Jahrhunderts hat sich die bodennahe Luft im weltweiten Durchschnitt um 0,8 Grad Celsius erhöht. Im Alpenbogen ist die Erwärmung gegenüber dem globalen Trend sogar noch deutlich verstärkt: Die Jahresdurchschnittstemperatur ist im Vergleichszeitraum um +2° C angestiegen. Bei „Weiter-so-Szenarien“ könnte die kontinuierlich steigenden Emissionen die Treibhauskonzentration in der Atmosphäre bis im Jahre 2050 auf 685 ppm in die Höhe steigen, mit der Wahrscheinlichkeit einer daraus folgenden Erwärmung um 3 bis 6°C.
Es lässt sich berechnen, wie groß der bisherige Beitrag einzelner Länder zur Erderwärmung war. Ja es werden sogar schon Ranglisten erstellt, die zeigen, wie stark einzelne Länder in den vergangenen 200 Jahren zur Erderwärmung beigetragen haben. Sieben Staaten (USA, China, Russland, Brasilien, Indien, Deutschland und Großbritannien) haben demnach historisch mehr als 60% der CO2-Emmissionen zu verantworten.

Weltweite Solidarität gefragt
Um in der Klimapolitik als einer der größten Herausforderungen der gegenwärtigen und zukünftigen Politik, Erfolg haben zu können, müssten wir uns von der bisherigen Art des Wirtschaftens, bis hin zum Ernährungssystem, über weite Strecken verabschieden. Im Dezember 2015 soll es in Paris einen neuen Versuch geben, durch ein neues Klimaabkommen Wege zu einer kohlenstoffarmen Gesellschaft einzuschlagen. Es wäre zu hoffen, dass dem „homo sapiens“, als den wir uns Menschen selbst benennen, dies gelingt. Oder bleibt im homo sapiens der Zug des „homo oeconomicus“ zu dominant?

INFO
Wer vertiefend weiterlesen möchte, dem sei das hervorragende Buch der Innsbrucker Statistiker und Universitätslehrer Josef Nussbaumer, Andreas Exenberger und Stefan Neuner empfohlen: „Leidenswege der Ökonomie“, 2015 im STUDIA Universitätsverlag erschienen. Diesem Buch habe ich die im obigen Text wiedergegebenen statistischen Daten entnommen

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