Dienstag, 09 Dezember 2014 00:00

Wir Privilegierten!

Artikel bewerten
(0 Stimmen)

s20 7268Ein Gastkommentar vom Kammerabgeordneten Florian Kronbichler (SEL), anlässlich des Vortrages von Alexander Agethle im Parlament anlässlich einer Tagung „gesunde und nachhaltige Landwirtschaft“.

von Florian Kronbichler

Ein Wort hört man in Südtirol gar nicht gern: Es ist „Privileg“.Das Wort wird als Vorwurf verstanden, speziell wenn es aus Rom herauf schallt.

Im politischen Rom wird gelegentlich gestänkert, Südtirol sei „privilegiert“, und wenn wir wieder einmal die Besten sind, was vorkommt, heißt es gleich: jaja, die da oben mit ihren „Privilegien“!
Wir jaulen dann gleich auf: Nix Privilegien, wir haben grad so viel, wie uns zusteht, und das nicht immer. Wir haben Rechte, nicht Privilegien. Wir sind Minderheit, wir sind Opfer, und unsere Rechte sind in Wahrheit Entschädigungen für erlittenes Unrecht.
Wir haben das von Silvius Magnago selig. Der hat, als ihm italienische Journalisten wieder einmal mit den üblichen „Privilegien“ kamen, folgende berühmte Antwort gegeben: „Der Staat hat die Pflicht, die Sprachminderheit in Südtirol zu schützen. Wenn jeder Südtiroler zum Schutz seiner Muttersprache einen Hubschrauber braucht, dann hat der Staat jedem Südtiroler einen Hubschrauber zu geben.“
So viel zu den Privilegien. Wir sind nicht privilegiert, - weil wir Südtiroler sind.
Wir sind es aber doch. Zweimal habe ich das heuer in Rom erlebt. Beide Male am Beispiel unserer Bauern, die noch um ein Stück gereizter reagieren, wenn sie von Privilegien reden hören. Sie haben die Not, nicht Privilegien.
Da wurden im Frühjahr, im Landwirtschaftsministerium, fünf Landwirtinnen für besonders innovatives Wirtschaften geehrt. Darunter die Kräuterbäuerin vom Pflegerhof in Kastelruth. Die innovativen Landwirtinnen sprachen nacheinander über ihre Betriebe und zeigten Bilder davon. Die Kastelruther Bäuerin auch: von ihren Kräutern, ihrer Familie, den Blumen am Söller, von der Seiser Alm und dem Schlern dahinter. Das Publikum war hin und weg. Der Applaus rauschend.
Nach der Kastelrutherin traf es eine Frau aus der Poebene, Gegend Cremona, ihre Azienda vorzustellen. Die Tapfere begann mit einer Kapitulationserklärung: „Ich verzichte auf die Foto-Show“, sagte sie. „Nach den Bildern der Kollegin aus Südtirol kann ich nur schlechte Figur machen.“ Der Saal spendete solidarisch Beifall. Alle hatten verstanden.
Ende November, im Parlament eine Tagung über „gesunde und nachhaltige Landwirtschaft“. Es sprechen der Landwirtschaftsminister, Parlamentarier, Agrarier, Verbandsfunktionäre – und Alexander Agethle aus Schleis, Biobauer und Mitinitiator des Malser Referendums „für eine pestizidfreie Gemeinde“. Agethle spricht – na, worüber wohl? Er spricht in gutem Italienisch über Mals: Was Mals ist, was es will und was nicht, wie es heute aussieht und wie es Gefahr läuft, in Zukunft einmal auszusehen, wenn, ja wenn der Gefahr nicht gewehrt wird.
Auch Alexander Agathle zeigt Bilder. Bilder vom Vinschger Oberland: die Malser Haide in Blüte, der Fleckerlteppich der noch bestehenden Mischkultur, Bewässerungswaale, Schludernser Auen, vordringende Obstplantagen, Hagelnetz-Verhaue.
Applaus, Applaus. Und schon wieder neidend anerkennende Kommentare: Mit so einer Landschaft! Mit so engagierten Bürgern!
Kurz und gut: Mit solchen Privilegien!

{jcomments on}


Warning: count(): Parameter must be an array or an object that implements Countable in /www/htdocs/w00fb819/vinschgerwind.it/templates/purity_iii/html/com_k2/templates/default/item.php on line 248
Gelesen 2701 mal

Schreibe einen Kommentar

Make sure you enter all the required information, indicated by an asterisk (*). HTML code is not allowed.

Ausgaben zum Blättern

titel 23-24

titel Vinschgerwind 22-24

titel vinschgerwind 21-24

 sommerwind 2024

 

WINDMAGAZINE

  • Jörg Lederer war ein Holzschnitzer aus Füssen und aus Kaufbeuren. Die Lederer-Werkstatt hat viele Aufträge im Vinschgau umgesetzt. Wer will, kann eine Vinschgautour entlang der Lederer-Werke machen. Beginnend in Partschins.…
    weiterlesen...
  • Die Burgruine Obermontani bei Morter am Eingang ins Martelltal wurde für einen Tag aus ihrem "Dornröschenschlaf" wachgeküsst. von Peter Tscholl Die Akademie Meran, die Gemeinde Latsch und die Bildungsausschüsse Latsch…
    weiterlesen...
  • Vinschger Radgeschichten - Im Vinschgau sitzen alle fest im Sattel: Vom ultraleichten Carbon-Rennrad bis hin zum E-Bike mit Fahrradanhänger, Klapprad, Tandem oder Reisefahrrad. Eine Spurensuche am Vinschger Radweg. von Maria…
    weiterlesen...
  • Kürzlich wurde von den Verantwortlichen im Vintschger Museum in Schluderns das Kooperationsprojekt Obervinschger Museen MU.SUI gestartet. Es handelt sich um den gemeinsamen Auftritt der Museen in Schluderns VUSEUM/Ganglegg, Mals, Taufers…
    weiterlesen...
  • Blau, dunkelgrün, schneeweiß schäumend, türkis oder azur - Wasserwege im Vinschgau von Karin Thöni Wasser ist Quell des Lebens und unser kostbarstes Gut. Aber es wird knapper. Der „Wasserfußabdruck“ jedes…
    weiterlesen...
  • Martin Ohrwalders Liebe zu den Pferden muss ihm wohl in die Wiege gelegt worden sein. Bereits im Alter von drei Jahren schlug er seiner Mutter vor, die Garage in einen…
    weiterlesen...
  • Manfred Haringer ist Sammler, Modellbauer und Heimatforscher. Im letzten Jahr konnte er seinen alten Traum verwirklichen. In seinem Elternhaus in Morter, wo bis Ende des Zweiten Weltkrieges die Dorfschule untergebracht…
    weiterlesen...
  • Die historische Bedeutung von Schlossruinen und ihre Geschichte faszinieren die Menschen. Mit mehreren Revitalisierungsmaßnahmen erwacht derzeit die Ruine Lichtenberg in der Gemeinde Prad am Stilfserjoch zu neuem Leben. von Ludwig…
    weiterlesen...
  • Il grano della Val Venosta era conosciuto e apprezzato in tutto l' impero Austroungalico. Testo e Foto: Gianni Bodini Oggi sono i monotoni ed estesi meleti punteggiati da pali in…
    weiterlesen...
  • Questa importante strada romana attraversava tutta la Val Venosta. Testo e Foto: Gianni Bodini Iniziata da Druso nel 15 a.C., venne completata dall’imperatore Claudio Cesare Augusto. Questa importante via transalpina…
    weiterlesen...
  • von Annelise Albertin Das Val Müstair mit seiner intakten Naturlandschaft und den kulturellen Besonderheiten ist das östlichste Tal der Schweiz. Es liegt eingebettet zwischen dem einzigen Schweizerischen Nationalpark, den „Parc…
    weiterlesen...
  • Eine Symbiose zwischen der Geschichte und dem Lebensraum rund um das kunsthistorische Hotel „Chasa Chalavaina“ im benachbarten Val Müstair von Christine Weithaler Das Hotel Chasa Chalavaina wurde am 13. November…
    weiterlesen...

Sommerwind 2024

zum Blättern

Sommer Magazin - Sommerwind 2024 - Bezirk Vinschgau Südtirol - Wandern, Menschen, Urlaub, Berge, Landschaft, Radfahren, Museen, Wasser, Waale, Unesco, Tourismus

wanderfueher 2024 cover

zum Blättern

Wanderführer 2024 - Bezirk Vinschgau Südtirol - Traumhafte Touren Bergtouren Wanderungen Höhenwege

 

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.