Dienstag, 22 Oktober 2013 00:00

Hoch gestapelt - Optische Täuschung

Artikel bewerten
(0 Stimmen)

prefa 4391 SchlandersDas Haus Spechtenhauser ist ein prominentes und steht mitten in der Fußgängerzone in Schlanders. Jüngst stockte man das Haus um ein Stockwerk in Holzbauweise auf. Neuer Wohnraum ist entstanden. Und: ein architektonischer Akzent mitten im Schlanderser Dorfzentrum.

von Angelika Ploner    I    Fotos von Renè Riller

Stephan Marx ist mit dem Ergebnis zufrieden. „Das Ganze ist ein Beispiel dafür, dass interessante Architektur und hohe Wohnqualität auch in einem Zentrum möglich sind“, sagt der Schlanderser Architekt.

Die Rede ist vom Haus Spechtenhauser, das mitten in der Fußgängerzone von Schlanders residiert. Es war ein schwieriger Umbau, zweifelsohne. Und doch: Das Ergebnis belohnt allemal für die Mühen. In gut einem Jahr Bauzeit ist ein Vorzeigeobjekt entstanden, ein Referenzobjekt für eine gelungene Dachsanierung samt Erweiterung.
Dass sich hinter der Aufstockung des Hauses Spechtenhauser ein Holzbau verbirgt, würde wohl niemand auf Anhieb vermuten. Es ist die Dachraute aus Blech, das Mansardendach, welches das Aussehen bestimmt und die Blicke auf sich zieht. Dahinter verbirgt sich Holz. In Massiv-Holzbauweise wurde der Aufbau ausgeführt, prefa 4518 Schlandersmit Brettschichtholzplatten, die „sich gegenseitig aussteifen.“ Weil das Gebäude kaum statische Reserven hatte und Holz mit einem geringen Eigengewicht punktet, fiel die Wahl auf die genannte Massiv-Holzbauweise. Zum Zweiten musste die Aufstockung – aufgrund der Lage in der Fußgängerzone und der
logistisch begrenzten Möglichkeiten – einen schnellen Bauprozess durchlaufen. Die Zimmerei Fleischmann aus Martell fertigte die Gebäudeteile vor und montierte sie in nur zwei Tagen auf der Baustelle, fügte sie zusammen wie Legoteile. Ein Kinderspiel für den kompetenten und erfahrenen Partner in Sachen Holzbautechnik.

Architekt Stephan Marx hat eine Maisonettewohnung geplant, die den Charakter des alten Gebäudes erhält. Das waren auch die Vorgaben: Die Fassade des Hauses ist eine schützenswerte und so auch beim Denkmalamt eingetragen. Letzteres musste das Projekt genehmigen. Verantwortlich für die Ästhetik des Mansardendaches, für das Rautenmuster ist ein kleines Detail, das zum Hauptmerkmal wurde. Das kleine Erkerdach oberhalb des Eingangs zur Tabaktrafik trug ebenjenes Rautenmuster, das nun tonangebend ist. Erreicht wurde damit ein Hauch von Exklusivität.

Eine optische Täuschung sei die Erweiterung mit dem überproportionalen Mansardendach geworden, sagt Stephan Marx.  Die Idee eines zweigeschossigen Aufbaus gelang dem Architekten, indem er das Mansardendach aufklappte. Dahinter verbergen sich zwei neue Geschosse, die an die Stelle des alten Dachgerüstes traten. Hell und luftig präsentiert sich diese über zwei Etagen reichende Wohnung.
„Die zwei Ebenen bilden ein interessantes Raumgefüge“, ist Stephan Marx überzeugt. Die Fensteröffnungen schnitt man einfach aus der Dachfläche des Mansardendaches aus. Diese Öffnungen sind nun Ausschnitte, die die Landschaft rahmen und gleichzeitig rücksichtsvoll mit der einmaligen Dachlandschaft umgehen. Innen sind sie verantwortlich für lichtdurchflutete Räume.
Das 2. Obergeschoss hier teilen sich Küche, Essbereich und Wirtschaftsraum, Bad, zwei Zimmer und ein Schlafzimmer. Im Dachgeschoss befinden sich ein WC und ein Wohnraum. Eine Dachterrasse hier oben erlaubt zudem den Blick über die Dächer von Schlanders.
Selbstbewusst erstrahlt das Haus in neuem Glanz. Den Auftrag setzten Architekt Stephan Marx und die Baufirmen verantwortungsvoll um. Und auch die anfänglichen Bedenken der Baukommission lösten sich zwischenzeitlich auf und haben sich in Begeisterung gewandelt.

 

marx 0602Vinschgerwind: Herr Architekt Marx, was war die größte
Herausforderung bei der Sanierung und Erweiterung des Hauses Spechtenhauser?
Stephan Marx: Die größte Herausforderung war die urbanistische Situation. Das Haus befindet sich in der Wohnbauzone A1 in Schlanders, das heißt mitten in der Fußgängerzone. Einmal waren Auflagen einzuhalten, zum anderen erforderte der schwierige Bauplatz eine schnelle Abwicklung des Baus. Logistische Möglichkeiten fehlten völlig.
Deshalb fiel die Wahl auf Holz als Baustoff.
Ja, die Aufstockung wurde in Massiv-Holzbauweise ausgeführt, das sind Brettschichtholzplatten, die sich gegenseitig perfekt aussteifen. Die Wandelemente wurden vorgefertigt, diese Vorfertigung verkürzte die Bauzeit erheblich. Dazu kommt das geringe Eigengewicht des Holzbaus, das uns bei der Statik sehr zugute kam.
Die Aufstockung ist zweifelohne ein Referenzobjekt in Schlanders und im Vinschgau.
Ich glaube, die Aufstockung ist ein gelungenes Beispiel dafür, dass interessante Architektur und hohe Wohnqualität auch in einem Zentrum, wo beengte Verhältnisse herrschen, möglich sind. Zudem wurde in die Ästhetik ein kleines Detail eingewoben, das zum Hauptmerkmal wurde. Das Rautenmuster des kleinen Erkerdaches wurde auf das überproportionale Mansardendach übertragen, das nun das Erscheinungsbild prägt. Im Inneren entstand durch die Ausschnitte im Dach eine lichtdurchflutete Raumatmosphäre, die zwei Ebenen bilden ein interessantes Raumgefüge.


Warning: count(): Parameter must be an array or an object that implements Countable in /www/htdocs/w00fb819/vinschgerwind.it/templates/purity_iii/html/com_k2/templates/default/item.php on line 248
Gelesen 2809 mal

Schreibe einen Kommentar

Make sure you enter all the required information, indicated by an asterisk (*). HTML code is not allowed.

Ausgaben zum Blättern

titel 23-24

titel Vinschgerwind 22-24

titel vinschgerwind 21-24

 sommerwind 2024

 

WINDMAGAZINE

  • Jörg Lederer war ein Holzschnitzer aus Füssen und aus Kaufbeuren. Die Lederer-Werkstatt hat viele Aufträge im Vinschgau umgesetzt. Wer will, kann eine Vinschgautour entlang der Lederer-Werke machen. Beginnend in Partschins.…
    weiterlesen...
  • Die Burgruine Obermontani bei Morter am Eingang ins Martelltal wurde für einen Tag aus ihrem "Dornröschenschlaf" wachgeküsst. von Peter Tscholl Die Akademie Meran, die Gemeinde Latsch und die Bildungsausschüsse Latsch…
    weiterlesen...
  • Vinschger Radgeschichten - Im Vinschgau sitzen alle fest im Sattel: Vom ultraleichten Carbon-Rennrad bis hin zum E-Bike mit Fahrradanhänger, Klapprad, Tandem oder Reisefahrrad. Eine Spurensuche am Vinschger Radweg. von Maria…
    weiterlesen...
  • Kürzlich wurde von den Verantwortlichen im Vintschger Museum in Schluderns das Kooperationsprojekt Obervinschger Museen MU.SUI gestartet. Es handelt sich um den gemeinsamen Auftritt der Museen in Schluderns VUSEUM/Ganglegg, Mals, Taufers…
    weiterlesen...
  • Blau, dunkelgrün, schneeweiß schäumend, türkis oder azur - Wasserwege im Vinschgau von Karin Thöni Wasser ist Quell des Lebens und unser kostbarstes Gut. Aber es wird knapper. Der „Wasserfußabdruck“ jedes…
    weiterlesen...
  • Martin Ohrwalders Liebe zu den Pferden muss ihm wohl in die Wiege gelegt worden sein. Bereits im Alter von drei Jahren schlug er seiner Mutter vor, die Garage in einen…
    weiterlesen...
  • Manfred Haringer ist Sammler, Modellbauer und Heimatforscher. Im letzten Jahr konnte er seinen alten Traum verwirklichen. In seinem Elternhaus in Morter, wo bis Ende des Zweiten Weltkrieges die Dorfschule untergebracht…
    weiterlesen...
  • Die historische Bedeutung von Schlossruinen und ihre Geschichte faszinieren die Menschen. Mit mehreren Revitalisierungsmaßnahmen erwacht derzeit die Ruine Lichtenberg in der Gemeinde Prad am Stilfserjoch zu neuem Leben. von Ludwig…
    weiterlesen...
  • Il grano della Val Venosta era conosciuto e apprezzato in tutto l' impero Austroungalico. Testo e Foto: Gianni Bodini Oggi sono i monotoni ed estesi meleti punteggiati da pali in…
    weiterlesen...
  • Questa importante strada romana attraversava tutta la Val Venosta. Testo e Foto: Gianni Bodini Iniziata da Druso nel 15 a.C., venne completata dall’imperatore Claudio Cesare Augusto. Questa importante via transalpina…
    weiterlesen...
  • von Annelise Albertin Das Val Müstair mit seiner intakten Naturlandschaft und den kulturellen Besonderheiten ist das östlichste Tal der Schweiz. Es liegt eingebettet zwischen dem einzigen Schweizerischen Nationalpark, den „Parc…
    weiterlesen...
  • Eine Symbiose zwischen der Geschichte und dem Lebensraum rund um das kunsthistorische Hotel „Chasa Chalavaina“ im benachbarten Val Müstair von Christine Weithaler Das Hotel Chasa Chalavaina wurde am 13. November…
    weiterlesen...

Sommerwind 2024

zum Blättern

Sommer Magazin - Sommerwind 2024 - Bezirk Vinschgau Südtirol - Wandern, Menschen, Urlaub, Berge, Landschaft, Radfahren, Museen, Wasser, Waale, Unesco, Tourismus

wanderfueher 2024 cover

zum Blättern

Wanderführer 2024 - Bezirk Vinschgau Südtirol - Traumhafte Touren Bergtouren Wanderungen Höhenwege

 

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.