Fließend Deutsch und Warmwasser

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Touriseum on tour mit die „Fremmen kemmen“ - ein Abend mit Zeitzeugen zum Thema Tourismus im Vinschgau zwischen 1961 und 1983:  v. l. am Podium Gianni Bodini, Hans Staffler, Franz Angerer, Thomas Rinner, Paul Rösch und Patrik Rina Touriseum on tour mit die „Fremmen kemmen“ - ein Abend mit Zeitzeugen zum Thema Tourismus im Vinschgau zwischen 1961 und 1983: v. l. am Podium Gianni Bodini, Hans Staffler, Franz Angerer, Thomas Rinner, Paul Rösch und Patrik Rina

Schlanders/Vinschgau/Südtirol - Glücklich und zufrieden mit wenig waren „die Fremmen“ damals in den 60er und 70er Jahren. Umgekehrt war man um jeden Gast sehr bemüht. Paul Rösch vom Touriseum in Meran und Patrik Rina, bekannt von Radio und Fernsehen, arbeiten derzeit am Forschungsprojekt „Tourismus in Südtirol von 1961 - 1983“ und gehen an insgesamt zehn Diskussionsabenden mit dem Touriseum on tour. Weil Zeitzeugen gelebte Geschichte sind, saßen in Schlanders am 26. März gleich mehrere am Podium: Gianni Bodini, Fotograf und kritischer Geist, Hans Staffler, viele Jahre im ehemaligen Verkehrsbüro in Schlanders tätig, Franz Angerer, Hotelierssohn aus Sulden und Thomas Rinner, Touristiker der ersten Stunde vom Camping Vermoi. Es waren Jahre des Aufbruchs damals. Die schreckliche Zeit des 2. Weltkriegs war vorbei. Der Tourismus erlebte in diesen, seinen Anfangsjahren eine Intensität, die uns bis heute prägt und wurde zur Schrittmacherindustrie. Plötzlich hieß es Zimmer frei. Aus den „Fremmen“ wurden bald die „Gescht“. „Jeder hat versucht Zimmer zu vermieten“, erinnerte sich Staffler, „es gab Etagendusche und Etagen-WC. Im Sommer wurde das Ehebett frei gemacht, um ein Zimmer mehr zu haben und man ging in den Keller zum Schlafen.“ Es gab wenige italienische Gäste, die meisten kamen aus Baden-Württenberg. In den Urlaub gefahren wurde fast ausschließlich mit dem Auto. Um den Tourismus zu professionalisieren wurde in den 70er Jahren das Bädergesetz erlassen. Das Bad im Zimmer wurde Standard. Der Werbeslogan lautete damals: Fließend Deutsch und Warmwasser.
Rösch erklärte den Anwesennden: „Der Tourismus brachte auch den ersten Emanzipationsschub. Die Frauen haben plötzlich ein Geld gehabt.“
Der ersten Campinggast im Vermoi kam am 2. Juni 1974. „In den Augen der Bevölkerung waren das Zigeuner“, erklärte Rinner, „Aber so arm wie der Vinschgau war, hat man jede Möglichkeit genutzt.“
Sulden und das Ortlergebiet waren da die Ausnahme. Angerer: „Das Flair der Grand Hotels mit Christomannus und natürlich der Bergsteigertoursimus zogen internationale Gäste an.“
Vor allem für die weichende Erben, jene, die vom Hof gehen mussten, war der Tourismus das Mittel der Wahl. Da un dort wurde ein „Pensiönchen“ und damit eine Existenz aufgebaut.
Bodini hat die Tourismusindustrie von der anderen Seite erlebt. „Wir waren nicht gemeldet, haben 10 bis  12 Stunden gearbeitet, keinen Tag frei gehabt, und trotzdem schöne Zeiten erlebt. Der Tourismus hat Wohlstand gebracht. Heute bekommen viele nie genug.“
2,2 Millionen Gäste verzeichnet der Vinschgau im Jahr. Manfred Pinzger im Publikum: „Im Vinschgau wäre noch Luft nach oben.“ (ap)

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