Dienstag, 11 Dezember 2018 00:00

Die Friedensfahne über dem Untertappeinhof

Artikel bewerten
(0 Stimmen)

Aus dem Gerichtssaal - Tappein am Schlanderser Sonnenberg hat eine bewegte Geschichte. Wir denken dabei nicht so sehr an die Sagen, die sich um den Hof ranken, wonach es dort nicht immer mit „rechten Dingen“ zugegangen sein soll. Einem der Tappeiner sagt man sogar nach, er hätte den Teufel in seine Dienste genommen und beim Bau seines neuen Stadels sowie bei der Pflasterung des Weges von Schlanders bis zu seinem Hof engagiert. Als der „Gottseibeiuns“ dann seinen Lohn einforderte, soll ihn der Tappeiner „geleimt“ haben. Seither „geistert“ es angeblich da oben. Nun, ausgesprochen friedlich läuft das Leben auf Tappein auch in neueren Zeiten nicht ab. Auslöser des heutigen „Unfriedens“ ist, wie schon die alten Römer wussten, die „vicinitas“ als „mater discordiarum“, also die zu enge Nachbarschaft als Mutter von Zwistigkeiten. Der sprichwörtliche Hund liegt schon einmal darin begraben, dass es zwei geschlossene Höfe, den „Untertappein“ – und den „Obertappeinhof“ gibt. Den letzteren kaufte im Jahre 1985 ein gewisser Müller Karlheinz aus Frankfurt zusammen mit einer ungeteilten Hälfte am „Untertappeinhof“. Dessen andere Hälfte erwarb im Jahre 1993 Lanthaler Erwin aus Passeier, der seither die Bewirtschaftung innehat. Nicht genau geklärt sind dabei die rechtlichen Bedingungen: Müller behauptet, die Bewirtschaftung durch Lanthaler erfolgte ohne Rechtstitel, Lanthaler hingegen ist der Meinung, dass ein zumindest mündliches Pachtverhältnis vorlag. Der Streit landete schließlich vor dem Gericht in Schlanders. Die Standpunkte konnten unterschiedlicher nicht sein, weswegen jede der Streitparteien die Zuweisung des Hälfteanteils der anderen verlangte. Diesen rechtlichen „Spagat“ hat nun der frühere Schlanderser Richter Alex Tarneller vor ein paar Monaten durch eine kluge Anwendung des Höferechts gelöst. Lanthaler konnte ohne Schwierigkeiten nachweisen, dass er über all die Jahre den ganzen „Untertappeinhof“ mit den dazugehörigen Grundstücken bewirtschaftet hatte, ohne dass Müller dagegen eingeschritten war. Und als tatsächlichem Bewirtschafter billigte ihm der Richter einen Vorzugstitel für die Zuweisung des Müllerschen Hälfteanteils zu. Allerdings musste Lanthaler dafür ordentlich in die Tasche greifen, denn er wurde zur Zahlung der Hälfte des Marktwertes verdonnert. Diesen hatte der vom Gericht beauftragte Sachverständige im Betrag von Euro 1.200.000 festgesetzt. Mit dieser Entscheidung haben sich beide Parteien mittlerweile abgefunden, denn Müller hat den Preis erhalten und Lanthaler ist auf Grund des rechtskräftigen Urteils als alleiniger Eigentümer des Untertappeinhofes im Grundbuch eingetragen. Seither weht zumindest dort die Friedensfahne. Das Kriegsbeil wurde allerdings gleich in unmittelbarer Nähe wieder ausgegraben!

Peter Tappeiner,
Rechtsanwalt 

 

{jcomments on}


Warning: count(): Parameter must be an array or an object that implements Countable in /www/htdocs/w00fb819/vinschgerwind.it/templates/purity_iii/html/com_k2/templates/default/item.php on line 248
Gelesen 3193 mal

Schreibe einen Kommentar

Make sure you enter all the required information, indicated by an asterisk (*). HTML code is not allowed.

Ausgaben zum Blättern

titel 23-24

titel Vinschgerwind 22-24

titel vinschgerwind 21-24

 sommerwind 2024

 

WINDMAGAZINE

  • Jörg Lederer war ein Holzschnitzer aus Füssen und aus Kaufbeuren. Die Lederer-Werkstatt hat viele Aufträge im Vinschgau umgesetzt. Wer will, kann eine Vinschgautour entlang der Lederer-Werke machen. Beginnend in Partschins.…
    weiterlesen...
  • Die Burgruine Obermontani bei Morter am Eingang ins Martelltal wurde für einen Tag aus ihrem "Dornröschenschlaf" wachgeküsst. von Peter Tscholl Die Akademie Meran, die Gemeinde Latsch und die Bildungsausschüsse Latsch…
    weiterlesen...
  • Vinschger Radgeschichten - Im Vinschgau sitzen alle fest im Sattel: Vom ultraleichten Carbon-Rennrad bis hin zum E-Bike mit Fahrradanhänger, Klapprad, Tandem oder Reisefahrrad. Eine Spurensuche am Vinschger Radweg. von Maria…
    weiterlesen...
  • Kürzlich wurde von den Verantwortlichen im Vintschger Museum in Schluderns das Kooperationsprojekt Obervinschger Museen MU.SUI gestartet. Es handelt sich um den gemeinsamen Auftritt der Museen in Schluderns VUSEUM/Ganglegg, Mals, Taufers…
    weiterlesen...
  • Blau, dunkelgrün, schneeweiß schäumend, türkis oder azur - Wasserwege im Vinschgau von Karin Thöni Wasser ist Quell des Lebens und unser kostbarstes Gut. Aber es wird knapper. Der „Wasserfußabdruck“ jedes…
    weiterlesen...
  • Martin Ohrwalders Liebe zu den Pferden muss ihm wohl in die Wiege gelegt worden sein. Bereits im Alter von drei Jahren schlug er seiner Mutter vor, die Garage in einen…
    weiterlesen...
  • Manfred Haringer ist Sammler, Modellbauer und Heimatforscher. Im letzten Jahr konnte er seinen alten Traum verwirklichen. In seinem Elternhaus in Morter, wo bis Ende des Zweiten Weltkrieges die Dorfschule untergebracht…
    weiterlesen...
  • Die historische Bedeutung von Schlossruinen und ihre Geschichte faszinieren die Menschen. Mit mehreren Revitalisierungsmaßnahmen erwacht derzeit die Ruine Lichtenberg in der Gemeinde Prad am Stilfserjoch zu neuem Leben. von Ludwig…
    weiterlesen...
  • Il grano della Val Venosta era conosciuto e apprezzato in tutto l' impero Austroungalico. Testo e Foto: Gianni Bodini Oggi sono i monotoni ed estesi meleti punteggiati da pali in…
    weiterlesen...
  • Questa importante strada romana attraversava tutta la Val Venosta. Testo e Foto: Gianni Bodini Iniziata da Druso nel 15 a.C., venne completata dall’imperatore Claudio Cesare Augusto. Questa importante via transalpina…
    weiterlesen...
  • von Annelise Albertin Das Val Müstair mit seiner intakten Naturlandschaft und den kulturellen Besonderheiten ist das östlichste Tal der Schweiz. Es liegt eingebettet zwischen dem einzigen Schweizerischen Nationalpark, den „Parc…
    weiterlesen...
  • Eine Symbiose zwischen der Geschichte und dem Lebensraum rund um das kunsthistorische Hotel „Chasa Chalavaina“ im benachbarten Val Müstair von Christine Weithaler Das Hotel Chasa Chalavaina wurde am 13. November…
    weiterlesen...

Sommerwind 2024

zum Blättern

Sommer Magazin - Sommerwind 2024 - Bezirk Vinschgau Südtirol - Wandern, Menschen, Urlaub, Berge, Landschaft, Radfahren, Museen, Wasser, Waale, Unesco, Tourismus

wanderfueher 2024 cover

zum Blättern

Wanderführer 2024 - Bezirk Vinschgau Südtirol - Traumhafte Touren Bergtouren Wanderungen Höhenwege

 

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.