Dienstag, 17 April 2018 09:26

Nationalpark Stilfserjoch - Lurche und Kriechtiere brauchen Tümpel und Trockensteinmauern

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park 1Wolfgang Platter am Tag der Hlg. Kassian und Vigilius, Patrone der Diözese Bozen Brixen, 14. April 2018

Der heurige Winter 2017/18 war schneereich. Dies ist gut für die Böden, die Vegetation und die Auffüllung der Quellhorizonte. Das Sprießen, Knospen, Blühen und Wachsen der Pflanzen hat in den letzten Wochen eingesetzt und lässt sich auch von kurzzeitigen Kältestürzen nicht wesentlich bremsen.  
Das Frühjahr ist auch Paarungs- und Fortpflanzungszeit für die Lurche und Kriechtiere.

Amphibien und Reptilien sind zwei der fünf Wirbeltierklassen. Beide Tierklassen der Vertebraten gehören zu den wechselwarmen Tieren ohne eigene Regulierung der Körpertemperatur. Ihre Körpertemperatur gleicht sich an die Umgebungstemperatur an. Die Haut der Lurche ist austrocknungsempfindlich. Lurche brauchen für ihr Überleben daher unabdingbar Wasserlebensräume. Kriechtiere hingegen haben eine Schuppenhaut, die austrocknungsresistent ist. Kriechtiere bewohnen bevorzugt stark besonnte Trockenhänge, wo sie sich bei stundenlanger Sonnenexposition aufwärmen und erst dann flink und beutefähig werden.

park 2Kriechtiere
In Südtirol gibt es 12 Arten von Kriechtieren, davon 8 Schlangenarten und 4 Arten von Eidechsen. Von den 8 Schlangenarten gehören wiederum 5 zu den ungiftigen Nattern (Colubridae) und 3 zur Familie der giftigen Ottern (Viperidae). Nattern erkennt man im Auge an den runden Pupillen. Ottern haben eine senkrechte schlitzartige Pupille. Eidechsen und Schlangen müssen zu den am stärksten gefährdeten Tiergruppen gerechnet werden. Als einschneidende Ursachen für den Rückgang der verschiedenen Arten von Reptilien gelten extensive und intensive Formen der Landbewirtschaftung in Land- und Forstwirtschaft, Flurbereinigungen, verkehr- und wasserbauliche Maßnahmen, Zersiedelung, Abbau von Gesteinsmaterial, Trockenlegung und Vernichtung von Kleinrefugien, so z.B. das Verfugen oder die Beseitigung von Trockensteinmauern. Auch die Tötung der Schlangen aus falschen Vorurteilen und Unwissenheit über die Bedeutung im ökologischen Gefüge führt zur ständigen Abnahme von Individuen und Arten.
Wer Trockensteinmauern erhält oder neu errichtet und wer Lesesteinhaufen an Feldrainen als ökologische Nischen belässt, leistet einen wesentlichen und wertvollen Beitrag zum Erhalt der Lebensräume von Kriechtieren und damit zum Artenschutz einer sehr bedrohten Tierklasse.

Lurche
Was für die Kriechtiere die Steinlammer, der Lesesteinhaufen oder die Trockensteinmauer, ist für die Lurche der Tümpel, Weiher, See oder jedes stehende Gewässer. Auch Lurche legen  wie die meisten Arten von Kriechtieren Eier und bringen nicht lebende Junge zur Welt. Die Entwicklung vom Ei zum Jungtier läuft extrauterin, also außerhalb des Mutterleibes ab. Lurche legen ihre Eier in das Wasser, Kriechtiere in den warmen Boden, wo die Entwicklung vom Ei zum fertigen Tier abläuft. Beide Klassen, Lurche und Kriechtiere, betreiben keine Brutpflege, die Jungen sind vom Schlupf an sich selbst überlassen. Lurche sind in ihren Jugendstadien Kiemenatmer, als Erwachsene Lungenatmer. Wie der griechische Name Amphibium angibt, sind Lurche mit ihrer austrocknungsfähigen Haut Pendler zwischen den zwei Welten Wasser und Land.
In Südtirol kommen derzeit 12 Arten von Lurchen vor. Zu den Lurchen gehören Frösche, Kröten, Unken, Molche und Salamander. In der zoologischen Systematik werden die Lurche eingeteilt in Schwanzlurche und Schwanzlose Lurche. Zu den Schwanzlurchen gehören etwa der Feuersalamander oder der Bergmolch, zu den Schwanzlosen Lurchen der Grasfrosch und die Gelbbauunke.
Findet man Eier von Lurchen in einem Tümpel, so lassen sich Frösche und Kröten auch im Eistadium schon unterscheiden: Frösche legen Laichballen oder -klumpen, die mit ihrer Gallerthülle bis Fußballgröße anschwellen können. Kröten legen hingegen Laichschnüre, die wie die Perlen eines Rosenkranzes an den Gallertschnüren aufgereiht sind und gegen die Abtrift durch die Wasserströmung um die Schilfhalme herum abgelegt werden.
Alle 12 in Südtirol lebenden Lurch-Arten sind potentiell bis stark gefährdet. Der intensive Einsatz von Pestiziden in der Landwirtschaft führt einerseits zu einer Verminderung des Nahrungsangebotes, aber auch zur Abtötung des Laiches oder der Amphibien in den verschiedenen Entwicklungsstadien. Eine weitere Bedrohungsursache ist die zunehmende Verkehrserschließung. Lurche kehren zur Eiablage in ihren Geburtstümpel zurück. Müssen sie dabei eine Straße überqueren, so werden große Mengen von Autoreifen plattgewalzt.

 

Info: Das Südtiroler Nationalparkgesetz

Das neue Landesgesetz zum Nationalpark Stilfserjoch wurde in einer seiner letzten Sitzungswochen vom Südtiroler Landtag auf Vorschlag der Landesregierung genehmigt. Das Gesetz regelt im Rahmen der vom Autonomiestatut vorgesehenen primären Gesetzgebungsbefugnis die Führung und Organisation des Nationalparks Stilfserjoch in seinem Südtiroler Länderanteil, sowie das Verfahren zur Erstellung und Genehmigung des Nationalparkplanes und der Nationalparkordnung. Das Gesetz ist ein reines Prozedurgesetz und besteht aus 19 Artikeln. Derzeit läuft die Einspruchsfrist und das Gesetz liegt beim Umweltministerium zur Begutachtung und zum Sichtvermerk auf. Davon ausgehend, dass das Gesetz den Sichtvermerk des Ministeriums erhält, kann es dann im Amtsblatt der Region veröffentlicht werden und tritt am 60. Tag nach seiner Veröffentlichung in Kraft.  

 

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