Mittwoch, 21 März 2012 00:00

Wieder zurück nach Langtaufers

Artikel bewerten
(0 Stimmen)

Langtaufers

s18sp12_54204382

Richard und Yvonne Fliri aus Langtaufers sind mit Edith und Robert Bernhard aus Burgeis mit dem Ökologiepreis Vinschgau ausgezeichnet worden. Anlass genug, ein Gespräch mit Richard zu führen.

Vinschgerwind: Richard Fliri, wie sind Sie zu Ihrem Beruf gekommen?
Richard Fliri: Nach dem Besuch der Volksschule, Mittelschule und anschließend Handelsschule wusste ich, dass ich was Praktisches, was Handwerkliches tun musste. Daher habe ich die Schule aufgegeben und eine Malerlehre in Reschen bei der Firma Folie Alois begonnen. Schon nach kurzer Zeit merkte ich, diese Arbeit ist das Meinige, das Richtige, das gefällt mir.  Nach dem Abschluss der Lehre lernte ich den Gebäude- und Kirchenrestaurator Georg Thuille kennen. Er ist gebürtiger Tauferer  und wohnt in Algund. Ich bewarb mich bei ihm um eine Arbeitsstelle. Ich habe gesehen, in diesem Betrieb geht es viel intensiver um Malerei, um Gestaltung, um Dinge, die wichtiger sind, als nur einen Raum sauber zu machen. Beim Georg ging es schon um Baubiologie, um Historie, um Restauration und darum, alte Dinge zu erhalten. Wir haben fast ausschließlich in Kirchen und Klöstern gearbeitet. Das hat mich ungemein weitergebracht. Mein heutiges Verständnis von der Malerei  habe ich nur dem Georg zu verdanken.

Dann aber kamen Sie auf Ihre  eigenen Fähigkeiten als Maler, Künstler. Wie würden Sie Ihre Malerei beschreiben?
Das ist sehr schwierig. Ich habe immer wieder verschiedene Stationen angestrebt, bin überall ein bisschen eingetaucht. Ich war lange genug von Langtaufers weg und bin hin- und hergefahren. Ich habe im Engadin gearbeitet, habe in Innsbruck die Meisterschule gemacht und sechs Jahre im Allgäu verbracht. Ich habe ganz bewusst die Entscheidung getroffen, in der Malerei einen Weg zu gehen, mit dem ich leben kann. Ich bin von der Restauration weg gekommen und in der Dekorationsmalerei sehr erfolgreich als Selbstständiger eingestiegen. Vom süddeutschen Raum, quer über die Alpen bis zum Gardasee habe ich Aufträge ausgeführt. Meine Arbeiten sind überall in Süd-, in Nord-, in Osttirol und in Bayern zu finden. Irgendwann wurde mir auch das zu viel.

Woher stammen die Ideen für die Dekorationsmalerei?
Die Dekorationsmalerei ist ein Luxusgut. Ein Luxusgut muss man extrem gut verpacken. Zuerst braucht es eine Anfrage. Einige Architekten haben mich immer wieder weitergereicht. Dann geht es über Entwurfsarbeit. In sehr kurzer Zeit muss man sich ein Bild vom Auftraggeber machen und versuchen, für diese Person etwas zu gestalten. Das kann dann ganz unterschiedlich ausfallen, weniger oder mehr niveauvoll. Ich war oft gezwungen, Sachen zu machen, bei denen ich nicht mehr dahinterstehen konnte.

Warum haben Sie den so erfolgreichen Weg verlassen und sind nach Langtaufers zurückgekehrt?
Der Vater betreute meinen Bergbauernhof, konnte aber nicht mehr weitermachen und ich wollte den Hof weiter erhalten. Auch das ewige Herumfahren und im Hotel wohnen wurde mir zur Last. Immer mehr habe ich den Fokus auf Langtaufers gerichtet und versucht, die Füße auf den Boden zu bringen. Inzwischen betreibe ich mit meiner Frau „Urlaub auf dem Bauernhof“ und ein bisschen Handwerk. Auch so funktioniert es sehr gut.

Wer sind die heutigen Auftraggeber?
Heute bin ich in der glücklichen Situation, dass ich’s mir aussuchen kann, für wen ich arbeiten will und für wen ich gerne arbeite. In letzter Zeit mache ich wieder mehr Fassadenmalerei. Wenn ich das Gefühl habe, das, was ich kann, was ich vorschlage, wird anerkannt und  geschätzt, dann mache ich das gerne. Ansonsten habe ich mich zurückgezogen und beschäftige mich mit Kunstmalerei. Ich muss und will nicht mehr jeden Auftrag annehmen.

Wie kommen Sie ausgerechnet zur Baubiologie?
Das ist eine ganz interessante Geschichte. Durch die Restauriererei habe ich erkannt, dass alte Gebäude oft viel mehr Flair und angenehmes Wohn- und Raumgefühl  hergeben als neue Gebäude. Diese Tatsache hat mich sehr beschäftigt und hat mein Leben  stark beeinflusst. Dreimal habe ich gebaut: das Wohnhaus hier, eine große Wohnung im Allgäu und zuletzt das Strohhaus. Im Strohhaus fließt die ganze Essenz meiner, im Laufe der Zeit gesammelten Erfahrungen hinein. Mittlerweile steht es dreieinhalb Jahre. Ich kann nur sagen, es funktioniert baubiologisch total gut. Ich habe noch kein neuerstelltes, junges Haus gesehen, das eine vergleichbare Ausstrahlung hat  wie das Strohhaus.

Wie schaut die Zukunft aus?
Ich werde auf dem Baubiologiesektor weitermachen und mich intensiv weiterbilden. Weiters interessiere ich mich schon seit mindestens 15 Jahren sehr für moderne Kunst. Ich versuche sie zu verstehen. Sie prägt mich künstlerisch in der Malerei und in der Skulptur. Hier werde ich noch einiges versuchen. Die Landwirtschaft führe ich weiter. Das verlangt  unser  Betrieb „ Urlaub auf dem Bauernhof“ mit baubiologischen und ökologischen Ferienwohnungen. Das Angebot soll ein gesamtes Ganzes sein.

Was war für Sie das schönste Kompliment, das Sie bekommen haben?
Komplimente bekomme ich viele. Das schönste davon ist, wenn ich das Gefühl habe, der Gast fühlt sich absolut wohl. Ein Urlaub ist ein Geben und Nehmen. Ich versuche einen Aufenthalt  ganz rund zu gestalten, vom E-Mail-Kontakt bis zur Ankunft. Wenn der Gast genau das findet, was er sich vorgestellt hat oder mehr, dann fühle ich mich wohl, dann vermiete ich gerne. Komplimente in diesem Sinne bekomme ich andauernd.
Herr Fliri, danke für das Gespräch.

Interview: Andreas Waldner


Warning: count(): Parameter must be an array or an object that implements Countable in /www/htdocs/w00fb819/vinschgerwind.it/templates/purity_iii/html/com_k2/templates/default/item.php on line 248
Gelesen 4125 mal

Schreibe einen Kommentar

Make sure you enter all the required information, indicated by an asterisk (*). HTML code is not allowed.

Ausgaben zum Blättern

titel 23-24

titel Vinschgerwind 22-24

titel vinschgerwind 21-24

 sommerwind 2024

 

WINDMAGAZINE

  • Jörg Lederer war ein Holzschnitzer aus Füssen und aus Kaufbeuren. Die Lederer-Werkstatt hat viele Aufträge im Vinschgau umgesetzt. Wer will, kann eine Vinschgautour entlang der Lederer-Werke machen. Beginnend in Partschins.…
    weiterlesen...
  • Die Burgruine Obermontani bei Morter am Eingang ins Martelltal wurde für einen Tag aus ihrem "Dornröschenschlaf" wachgeküsst. von Peter Tscholl Die Akademie Meran, die Gemeinde Latsch und die Bildungsausschüsse Latsch…
    weiterlesen...
  • Vinschger Radgeschichten - Im Vinschgau sitzen alle fest im Sattel: Vom ultraleichten Carbon-Rennrad bis hin zum E-Bike mit Fahrradanhänger, Klapprad, Tandem oder Reisefahrrad. Eine Spurensuche am Vinschger Radweg. von Maria…
    weiterlesen...
  • Kürzlich wurde von den Verantwortlichen im Vintschger Museum in Schluderns das Kooperationsprojekt Obervinschger Museen MU.SUI gestartet. Es handelt sich um den gemeinsamen Auftritt der Museen in Schluderns VUSEUM/Ganglegg, Mals, Taufers…
    weiterlesen...
  • Blau, dunkelgrün, schneeweiß schäumend, türkis oder azur - Wasserwege im Vinschgau von Karin Thöni Wasser ist Quell des Lebens und unser kostbarstes Gut. Aber es wird knapper. Der „Wasserfußabdruck“ jedes…
    weiterlesen...
  • Martin Ohrwalders Liebe zu den Pferden muss ihm wohl in die Wiege gelegt worden sein. Bereits im Alter von drei Jahren schlug er seiner Mutter vor, die Garage in einen…
    weiterlesen...
  • Manfred Haringer ist Sammler, Modellbauer und Heimatforscher. Im letzten Jahr konnte er seinen alten Traum verwirklichen. In seinem Elternhaus in Morter, wo bis Ende des Zweiten Weltkrieges die Dorfschule untergebracht…
    weiterlesen...
  • Die historische Bedeutung von Schlossruinen und ihre Geschichte faszinieren die Menschen. Mit mehreren Revitalisierungsmaßnahmen erwacht derzeit die Ruine Lichtenberg in der Gemeinde Prad am Stilfserjoch zu neuem Leben. von Ludwig…
    weiterlesen...
  • Il grano della Val Venosta era conosciuto e apprezzato in tutto l' impero Austroungalico. Testo e Foto: Gianni Bodini Oggi sono i monotoni ed estesi meleti punteggiati da pali in…
    weiterlesen...
  • Questa importante strada romana attraversava tutta la Val Venosta. Testo e Foto: Gianni Bodini Iniziata da Druso nel 15 a.C., venne completata dall’imperatore Claudio Cesare Augusto. Questa importante via transalpina…
    weiterlesen...
  • von Annelise Albertin Das Val Müstair mit seiner intakten Naturlandschaft und den kulturellen Besonderheiten ist das östlichste Tal der Schweiz. Es liegt eingebettet zwischen dem einzigen Schweizerischen Nationalpark, den „Parc…
    weiterlesen...
  • Eine Symbiose zwischen der Geschichte und dem Lebensraum rund um das kunsthistorische Hotel „Chasa Chalavaina“ im benachbarten Val Müstair von Christine Weithaler Das Hotel Chasa Chalavaina wurde am 13. November…
    weiterlesen...

Sommerwind 2024

zum Blättern

Sommer Magazin - Sommerwind 2024 - Bezirk Vinschgau Südtirol - Wandern, Menschen, Urlaub, Berge, Landschaft, Radfahren, Museen, Wasser, Waale, Unesco, Tourismus

wanderfueher 2024 cover

zum Blättern

Wanderführer 2024 - Bezirk Vinschgau Südtirol - Traumhafte Touren Bergtouren Wanderungen Höhenwege

 

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.