Mittwoch, 08 Februar 2012 00:00

Strahlen verboten!

Artikel bewerten
(0 Stimmen)

Portrait - Karl Kössler Stilfs

s15sp4_Bild2Karl Kössler, Jahrgang 1952, ist ein richtiges Stilfser Urgestein. Wobei wir schon beim Thema wären: Sammelte Karl anfangs noch Hirschgeweihe, folgten bereits 1986/87 die ersten Mineralienfunde. Initiator für sein spannendes Hobby war der Bruder und gemeinsam wurde man auch alsbald in der nahegelegenen Schweiz fündig, aber der Neosammler brannte auf Funde in der Heimat. Beherzt nahm er so Kontakt zum Mineraliensammelverein CMM (Mineralienfreunde Meran/Sektion Vinschgau) auf. So wurden ihm ein paar Fundstellen gewiesen, andere musste er sich selbst suchen, „weil so uneigennützig sind die Leute nie gewesen: Wenn sie etwas wussten, so wurde dies logischerweise nicht so einfach weitergesagt!“. Also hat Karl Fachbücher gekauft und sich intensiv in die Materie eingelesen: „De Fundstelln sein do detailgenau beschriebn und fahlt ma nit ollz o, norr findat ma a de Sochn“, feixt Karl amüsiert. Anfangs legte er seinen Fokus auf die nähere Umgebung, alsbald aber weitete sich sein Aktionsradius auf das ganze Land aus. Etliche Male wurden dabei reizvolle Stücke gefunden und der Erfolg nährte die Leidenschaft - und kehrte Karl oftmals auch mit leeren Händen zurück, so überwog trotzdem stets die Freude am wunderschönen Tag und den neuen, faszinierenden Gegenden. „Denn es ist nicht immer nur das eigene Dorf und die nahe Umgebung schön!“, resümiert der passionierte Steinsucher nüchtern.

So wurde mehrfach das wunderschöne Martelltal begangen, „wo noch so manch verborgenes Schmuckstück seiner Auffindung entgegenharrt: allen voran Staurolithe und Turmaline“. Aber auch in das Passeiertal/Fraujoch und auf den Schneeberg hat es ihn auf seiner Suche verschlagen.

Trotzdem ist ihm das Heimatdorf Stilfs mit seinen Knappenlöchern – aus welchen einstmals mühsam Kupfer, silberhaltiger Bleiglanz und ein wenig Silber abgebaut wurde – stets wertvolle Fundgrube geblieben. Gleiches gilt für Trafoi (Arsen) und Zumpanell (zw. Sulden- und Trafoital), wo noch bis in die 70er Jahre Magnesit abgebaut wurde. „Die meisten der Bergwerke wurden aber 1972 wegen Erschöpfung aufgelassen. Das gab dem Sammler letzthin Gelegenheit vorhandene Stollen zu erkunden und Kupfer und Mineralien aufzuspüren. In Stilfs selbst findet man 3 Hütten, von wo aus man direkt in die Löcher eingestiegen ist – sozusagen ein direkter Zugang ab Haus zum weitläufigen Tunnelsystem“, erklärt der Steinsucher erheitert. „Hierbei handelt es sich allerdings ausschließlich um jüngere Stollen aus dem 17–18. Jh.. Die ältesten Gänge verlaufen dem Tramentanbach entlang. Über jene, welche unter- und oberhalb des Ortes verlaufen, weiß niemand mehr etwas Genaueres.“
Kristallsuche am zerklüfteten Berg ist allerdings nicht immer ungefährlich. Auch das hat Karl am eigenen Leib erfahren: Vor einigen Jahren hatte er sich in einer Felskluft derart verklemmt, dass ein Befreien aus eigener Kraft nicht mehr möglich war. Zu seinem Glück war an diesem Tag die Familie dabei und der damals noch minderjährige Sohn Martin hat ihn aus seiner misslichen Lage befreien können: „Susch warr i heint nu drinn!“. „Rückblickend“, so Karl „befand man sich oftmals in brenzligen Situationen… der Berg hat immer seine Tücken!“
Genauso wie bestimmte Territorien ihre Besonderheiten haben: So findet man in der Schweiz z.B. oft schon Verbotstafeln mit „Strahlen verboten!“ (Strahlen nennt man die Tätigkeit des alpinen Kristall- und Mineraliensuchens), da man dort meist nur in bestimmten Zonen bzw. gegen Bezahlung suchen darf. Wer sich nicht rigoros daran hält, hat Probleme und so wurde auch dem Sammler bereits des Öfteren der Weg hinaus gewiesen. „Wir haben uns nämlich nicht immer an alle Verbote gehalten!“ erzählt Karl amüsiert und präzisiert: „Mir Stoansuchr im Nationalpark brauchn a a seprats Patent!“
Erst heuer hat Karl in Laas den 1. Preis der Mineraliensammler für jenen selten gefärbten Fluorit erhalten, welchen er zufällig im Zebrutal auf 2900m Höhe gefunden hatte. Stolz präsentiert er auch ein weiteres Prachtstück: ein äußerst seltenes Exemplar eines Calcits, welchen er mühsam einer engen Felskluft abgerungen hat und seitdem sein Eigen nennen darf.
Der Kössler Karl ist zudem ein versierter Wünschelrutengeher. Gar so manches Knappenloch hat er nur mithilfe seiner Winkelruten finden können; gleiches gilt für Hauptstollen, Beregnungsrohre, Wasseradern und -leitungen. Wie die Rute anschlägt, hat er vom findigen Stilfser Ludwig Schöpf. „Erst er hat mir gezeigt, dass ich eine Reaktion habe“. Dem folgten unzählige Versuche und ein enormer Zeitverschleiß. Langsam, langsam aber gewahrte er dies und jenes, denn „je öfter man es macht, umso besser wird die Reaktion - allein das erforderliche Gefühl für die Gerte muss man entwickeln, um Verbindung herzustellen. Danach aber sollte man sich auf die gestellte Frage konzentrieren und offen fürs Ergebnis bleiben!“ Idealist Karl ist sich immer treu geblieben und macht „solche Sachen“ ausschließlich für ein Dankeschön. „Bezahlung ausgeschlossen!“, stellt er resolut klar,  „sollte es sich doch stets um einen Gefallen handeln!“

Renate Eberhöfer

Zeitung Vinschgerwind Bezirk Vinschgau


Warning: count(): Parameter must be an array or an object that implements Countable in /www/htdocs/w00fb819/vinschgerwind.it/templates/purity_iii/html/com_k2/templates/default/item.php on line 248
Gelesen 3623 mal

Schreibe einen Kommentar

Make sure you enter all the required information, indicated by an asterisk (*). HTML code is not allowed.

Ausgaben zum Blättern

titel 23-24

titel Vinschgerwind 22-24

titel vinschgerwind 21-24

 sommerwind 2024

 

WINDMAGAZINE

  • Jörg Lederer war ein Holzschnitzer aus Füssen und aus Kaufbeuren. Die Lederer-Werkstatt hat viele Aufträge im Vinschgau umgesetzt. Wer will, kann eine Vinschgautour entlang der Lederer-Werke machen. Beginnend in Partschins.…
    weiterlesen...
  • Die Burgruine Obermontani bei Morter am Eingang ins Martelltal wurde für einen Tag aus ihrem "Dornröschenschlaf" wachgeküsst. von Peter Tscholl Die Akademie Meran, die Gemeinde Latsch und die Bildungsausschüsse Latsch…
    weiterlesen...
  • Vinschger Radgeschichten - Im Vinschgau sitzen alle fest im Sattel: Vom ultraleichten Carbon-Rennrad bis hin zum E-Bike mit Fahrradanhänger, Klapprad, Tandem oder Reisefahrrad. Eine Spurensuche am Vinschger Radweg. von Maria…
    weiterlesen...
  • Kürzlich wurde von den Verantwortlichen im Vintschger Museum in Schluderns das Kooperationsprojekt Obervinschger Museen MU.SUI gestartet. Es handelt sich um den gemeinsamen Auftritt der Museen in Schluderns VUSEUM/Ganglegg, Mals, Taufers…
    weiterlesen...
  • Blau, dunkelgrün, schneeweiß schäumend, türkis oder azur - Wasserwege im Vinschgau von Karin Thöni Wasser ist Quell des Lebens und unser kostbarstes Gut. Aber es wird knapper. Der „Wasserfußabdruck“ jedes…
    weiterlesen...
  • Martin Ohrwalders Liebe zu den Pferden muss ihm wohl in die Wiege gelegt worden sein. Bereits im Alter von drei Jahren schlug er seiner Mutter vor, die Garage in einen…
    weiterlesen...
  • Manfred Haringer ist Sammler, Modellbauer und Heimatforscher. Im letzten Jahr konnte er seinen alten Traum verwirklichen. In seinem Elternhaus in Morter, wo bis Ende des Zweiten Weltkrieges die Dorfschule untergebracht…
    weiterlesen...
  • Die historische Bedeutung von Schlossruinen und ihre Geschichte faszinieren die Menschen. Mit mehreren Revitalisierungsmaßnahmen erwacht derzeit die Ruine Lichtenberg in der Gemeinde Prad am Stilfserjoch zu neuem Leben. von Ludwig…
    weiterlesen...
  • Il grano della Val Venosta era conosciuto e apprezzato in tutto l' impero Austroungalico. Testo e Foto: Gianni Bodini Oggi sono i monotoni ed estesi meleti punteggiati da pali in…
    weiterlesen...
  • Questa importante strada romana attraversava tutta la Val Venosta. Testo e Foto: Gianni Bodini Iniziata da Druso nel 15 a.C., venne completata dall’imperatore Claudio Cesare Augusto. Questa importante via transalpina…
    weiterlesen...
  • von Annelise Albertin Das Val Müstair mit seiner intakten Naturlandschaft und den kulturellen Besonderheiten ist das östlichste Tal der Schweiz. Es liegt eingebettet zwischen dem einzigen Schweizerischen Nationalpark, den „Parc…
    weiterlesen...
  • Eine Symbiose zwischen der Geschichte und dem Lebensraum rund um das kunsthistorische Hotel „Chasa Chalavaina“ im benachbarten Val Müstair von Christine Weithaler Das Hotel Chasa Chalavaina wurde am 13. November…
    weiterlesen...

Sommerwind 2024

zum Blättern

Sommer Magazin - Sommerwind 2024 - Bezirk Vinschgau Südtirol - Wandern, Menschen, Urlaub, Berge, Landschaft, Radfahren, Museen, Wasser, Waale, Unesco, Tourismus

wanderfueher 2024 cover

zum Blättern

Wanderführer 2024 - Bezirk Vinschgau Südtirol - Traumhafte Touren Bergtouren Wanderungen Höhenwege

 

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.