Dienstag, 20 März 2018 09:26

Nationalpark Stilfserjoch - Lebensgrundlage Wasser - Vielbeforscht, aber immer noch geheimnisvoll

Artikel bewerten
(0 Stimmen)

20180218 164741Wolfgang Platter an Josefi, 19.3.2018

Dass Wasser Leben ist, ist schon ein Gemeinplatz. „Von allen Flüssigkeiten ist Wasser wahrscheinlich die, die am meisten untersucht und am wenigsten verstanden wird“, befand einst der Chemiker Felix Franks. Und der Mann kannte sich aus:

Er verfasste ein siebenbändiges Opus magnum über Flüssigkeiten und wurde bis zu seinem Tode 2016 respektvoll „Wasser-Franks“ genannt. Wasser bedeckt zwei Drittel unserer Erdoberfläche und macht 70% unseres Körpers aus. Nur 3% des Wassers auf der Erde aber sind Süßwasser.

park grafikDie Anomalien des Wassers
Dass Wasser die Forschung so fasziniert, liegt an seinen Anomalien, jenen Eigenschaften also, die von der physikalisch-chemischen Norm abweichen. Über 70 solche Besonderheiten des Wassers zählt die Wissenschaft heute, wobei die bekannteste die sogenannte Dichte-Anomalie ist: Normalerweise ziehen sich die Stoffe bei sinkenden Temperaturen zusammen und werden immer dichter. Beim Wasser gilt das nur bis 4 Grad Celsius. Fällt die Temperatur weiter, dehnt sich das Wasser plötzlich aus; friert es zu Eis, braucht es sogar erheblich mehr Raum, weshalb zugefrorene Wasserleitungen platzen und Eis auf Seen schwimmt. Dass Eis leichter ist als Wasser sichert das Überleben der Wassertiere im Winter. Nur der Dichte-Anomalie ist es zu verdanken, dass Seen nicht von unten, sondern von oben zufrieren und dass sich am Grund das dichteste, vier Grad warme Wasser sammelt.

Der „Mpemba-Effekt“
DSC 8082Eine weitere Anomalie des Wassers ist der sogenannte „Mpemba-Effekt“. Der Koch-Lehrling Erasto Mpemba absolvierte in den 1960er-Jahren in Tansania eine Lehre. Eines Tages sollte die Klasse Eiscreme herstellen und dazu eine Pulvermischung mit Wasser anrühren. Dabei fiel Mpemba auf, dass sein Eis im Gefrierschrank schneller fertig wurde, wenn er das Pulver mit warmem statt mit kaltem Wasser anrührte. Unsinn!, sagte der Lehrer. Später berichtete Mpemba dem Physikprofessor Denis Osborne von der Sache, doch der tat sie ebenfalls ab: Aus Gründen der Thermodynamik könne warmes Wasser nicht schneller als kaltes gefrieren. Mpemba ließ nicht locker und überredete den Professor, das Experiment selbst zu wiederholen. Verblüfft stellte Osborne fest, dass unter Umständen warmes Wasser tatsächlich schneller zu Eis wird. 1969 veröffentlichten die Beiden diesen Befund, der heute als „Mpemba-Effekt“ bekannt ist.

Gaiasphäre
Im Naturhistorischen Museum in Wien wurde als Blick von außen  aus Tausenden Satellitenfotos der NASA ein digitales Modell unserer Erde „Gaiasphäre“ zusammengebaut und mit verschiedenen Animationen bespielt, so etwa mit dem Tag-Nacht-Wechsel, dem Jahreszeitenwechsel oder den Meeresströmungen. Im Modell wurde der gewaltige Durchmesser der Erde von 12.756 Kilometern auf 2 Meter geschrumpft. Verkleinert man die Sonne im selben Maßstab, hätte sie einen Durchmesser von 218 Metern und eine Entfernung von 23.5 Kilometern.

Wasser, Wolken, Ozeane
Der Wasserkreislauf auf der Erde ist mit einem ständigen Wechsel der drei Aggregatzustände des Wassers von flüssiger, dampfförmiger und auch fester Phase verbunden. Nur 0,01 Promille der Gesamtwassermenge der Erde finden sich in der Atmosphäre. Dort bleibt das Wasser weniger als 10 Tage, ist aber in dieser Zeit entscheidend am Klimageschehen beteiligt. 97% des Wassers befinden sich in den Ozeanen, wo es eine mittlere Verweildauer von 2.500 (!) Jahren hat. Ein Teil des Wassers ist in Form von Wolken gespeichert. Nachts wirken die Wolken wie eine wärmende Decke: Sie reflektieren die Wärme, die von der Erdoberfläche abgestrahlt wird und verhindern damit die Auskühlung unseres Planeten auf lebensfeindliche Minusgrade.  Diese Wärmedecke der Wolken wird Treibhauseffekt genannt. Wir müssen zwischen dem natürlichen und dem menschlichen Treibhauseffekt unterscheiden.

DSC 7963Der natürliche Treibhauseffekt
Die Erdatmosphäre besteht größtenteils aus Stickstoff und Sauerstoff. Außerdem sind auch Kohlendioxid und Wasserdampf vorhanden, die wie ein Schutzschild für die Erde wirken und eine Temperaturerhöhung verursachen. Die kurzwellige Strahlung des Sonnenlichtes erwärmt die Erdoberfläche und wird als langwellige infrarote Wärmestrahlung wieder abgegeben. Nur ein Teil dieser Wärmestrahlung kann die Atmosphäre durchdringen und verliert sich im Weltall. Der andere Teil wird von der Schicht aus Kohlendioxid und Wasserdampf zurückgehalten und sorgt für eine Erwärmung der Atmosphäre. Ohne diesen natürlichen Treibhauseffekt würde auf der  Erde eine durchschnittliche Temperatur von -18° C  herrschen. Wasserdampf und Kohlendioxid in einer bestimmten Konzentration sind dafür verantwortlich, dass die durchschnittliche Oberflächentemperatur auf der Erde +15 ° C beträgt.

DSC 0889Der menschlich bedingte Treibhauseffekt
Seit etwa 250 Jahren verstärkt der Mensch den natürlichen Treibhauseffekt. Kohlendioxid, das Millionen Jahre lang in Kohle und Erdöl gebunden war, wird durch Verbrennung in kürzester Zeit wieder in die Atmosphäre zurückgeführt. Der Kohlendioxidgehalt der Atmosphäre lag in der jüngeren Erdgeschichte immer unter 0,028%. Durch die Verbrennung fossiler Brennstoffe ist er inzwischen auf 0,038% gestiegen. Dieser „anthropogene Treibhauseffekt“ bringt unser Klimasystem in Gefahr.

{jcomments on}


Warning: count(): Parameter must be an array or an object that implements Countable in /www/htdocs/w00fb819/vinschgerwind.it/templates/purity_iii/html/com_k2/templates/default/item.php on line 248
Gelesen 3482 mal

Schreibe einen Kommentar

Make sure you enter all the required information, indicated by an asterisk (*). HTML code is not allowed.

Ausgaben zum Blättern

titel 23-24

titel Vinschgerwind 22-24

titel vinschgerwind 21-24

 sommerwind 2024

 

WINDMAGAZINE

  • Jörg Lederer war ein Holzschnitzer aus Füssen und aus Kaufbeuren. Die Lederer-Werkstatt hat viele Aufträge im Vinschgau umgesetzt. Wer will, kann eine Vinschgautour entlang der Lederer-Werke machen. Beginnend in Partschins.…
    weiterlesen...
  • Die Burgruine Obermontani bei Morter am Eingang ins Martelltal wurde für einen Tag aus ihrem "Dornröschenschlaf" wachgeküsst. von Peter Tscholl Die Akademie Meran, die Gemeinde Latsch und die Bildungsausschüsse Latsch…
    weiterlesen...
  • Vinschger Radgeschichten - Im Vinschgau sitzen alle fest im Sattel: Vom ultraleichten Carbon-Rennrad bis hin zum E-Bike mit Fahrradanhänger, Klapprad, Tandem oder Reisefahrrad. Eine Spurensuche am Vinschger Radweg. von Maria…
    weiterlesen...
  • Kürzlich wurde von den Verantwortlichen im Vintschger Museum in Schluderns das Kooperationsprojekt Obervinschger Museen MU.SUI gestartet. Es handelt sich um den gemeinsamen Auftritt der Museen in Schluderns VUSEUM/Ganglegg, Mals, Taufers…
    weiterlesen...
  • Blau, dunkelgrün, schneeweiß schäumend, türkis oder azur - Wasserwege im Vinschgau von Karin Thöni Wasser ist Quell des Lebens und unser kostbarstes Gut. Aber es wird knapper. Der „Wasserfußabdruck“ jedes…
    weiterlesen...
  • Martin Ohrwalders Liebe zu den Pferden muss ihm wohl in die Wiege gelegt worden sein. Bereits im Alter von drei Jahren schlug er seiner Mutter vor, die Garage in einen…
    weiterlesen...
  • Manfred Haringer ist Sammler, Modellbauer und Heimatforscher. Im letzten Jahr konnte er seinen alten Traum verwirklichen. In seinem Elternhaus in Morter, wo bis Ende des Zweiten Weltkrieges die Dorfschule untergebracht…
    weiterlesen...
  • Die historische Bedeutung von Schlossruinen und ihre Geschichte faszinieren die Menschen. Mit mehreren Revitalisierungsmaßnahmen erwacht derzeit die Ruine Lichtenberg in der Gemeinde Prad am Stilfserjoch zu neuem Leben. von Ludwig…
    weiterlesen...
  • Il grano della Val Venosta era conosciuto e apprezzato in tutto l' impero Austroungalico. Testo e Foto: Gianni Bodini Oggi sono i monotoni ed estesi meleti punteggiati da pali in…
    weiterlesen...
  • Questa importante strada romana attraversava tutta la Val Venosta. Testo e Foto: Gianni Bodini Iniziata da Druso nel 15 a.C., venne completata dall’imperatore Claudio Cesare Augusto. Questa importante via transalpina…
    weiterlesen...
  • von Annelise Albertin Das Val Müstair mit seiner intakten Naturlandschaft und den kulturellen Besonderheiten ist das östlichste Tal der Schweiz. Es liegt eingebettet zwischen dem einzigen Schweizerischen Nationalpark, den „Parc…
    weiterlesen...
  • Eine Symbiose zwischen der Geschichte und dem Lebensraum rund um das kunsthistorische Hotel „Chasa Chalavaina“ im benachbarten Val Müstair von Christine Weithaler Das Hotel Chasa Chalavaina wurde am 13. November…
    weiterlesen...

Sommerwind 2024

zum Blättern

Sommer Magazin - Sommerwind 2024 - Bezirk Vinschgau Südtirol - Wandern, Menschen, Urlaub, Berge, Landschaft, Radfahren, Museen, Wasser, Waale, Unesco, Tourismus

wanderfueher 2024 cover

zum Blättern

Wanderführer 2024 - Bezirk Vinschgau Südtirol - Traumhafte Touren Bergtouren Wanderungen Höhenwege

 

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.