Dienstag, 27 Juni 2017 09:26

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s32 ooooooNaturns - Am Mittwoch, 24.06.2017, fand in Naturns ein Informationsabend zum Thema „Asyl in Naturns“ statt. Da der Gemeinderat in seiner Sitzung vom 27.04. mehrheitlich entschlossen hat, sich am SPRAR-Modell zu beteiligen, lud er, in Zusammenarbeit mit dem Bildungsausschuss, zu diesem Treffen ins Bürger- und Rathaus ein. Um 19.30 Uhr begrüßte Bürgermeister Andreas Heidegger alle Anwesenden im vollbesetzten Saal.

Er betonte, dass die Gemeinden das letzte Glied einer langen Kette seien, die durch Solidarität und humanitärer Hilfe ihren Beitrag leisten. Um dieses Ziel zu erreichen, dürfe aber auch nicht alles schöngeredet werden, Ängste und Sorgen der Bevölkerung seien ernst zu nehmen und viele offene Fragen gelte es zu beantworten.
Moderator Eberhard Daum schloss sich den Grußworten an und übergab dem Historiker und Konfliktforscher Kurt Gritsch das Wort, der in seinem Impulsreferat „Migration gestern und heute“ verdeutlichte, dass Migration eine Grundkonstante der Geschichte ist und, dass Südtirol bis 1992 ein Auswanderungsland war. Nun gelte es, sich den neuen Herausforderungen zu stellen und durch Kontakt Ängste abzubauen, was durch die geplanten kleinen Strukturen möglich sein sollte.
Danach berichtete Pater Peter von der Pfarre Jenesien von seinen persönlichen Erfahrungen, als er auf unkonventionelle Weise Flüchtlinge bei sich im Widum beherbergte.
Florian Prinoth, als Leiter der Abteilung Sozialdienste der Bezirksgemeinschaft Burggrafenamt, erläuterte Zahlen, Daten und Fakten zum SPRAR-Programm.
Margot Tschager bezog sich in ihren Ausführungen speziell auf die Situation in Naturns und stellte Daten zur Bevölkerung vor, aus denen hervorgeht, dass unter den aktuell 5.820 Einwohnern, 199 Nicht-EU-Bürger und 251 EU-Bürger leben. Sie beschrieb die Maßnahmen, die in Naturns bereits  seit Jahren für die Integration unternommen werden und berichtete vom schon stattgefundenen Treffen mit den Vereinsvertretern. Sie kündigte an, dass jeder Flüchtling kurz im Gemeindeblatt vorgestellt werden wird, um Vorurteile und Ängste abzubauen. Margot Tschager zeichnete die lange ergebnislose Suche nach geeigneten Immobilien nach, und verkündete, dass es nun doch gelungen sei, 4 Wohneinheiten für insgesamt 19 Personen zu finden. Zwei Wohnungen befinden sich im Pfarrwidum, die anderen zwei im Kraftwerk am Eingang des Schnalstales.
Bei den Fragen nach jedem Kurzreferat und der abschließenden Diskussion meldeten sich zahlreiche Bürger zu Wort. Auch Christa Klotz, als zuständige Referentin für Gesundheit und Soziales, stellte sich dem Publikum. Zahlreiche Wortmeldungen bezogen sich auf allgemeine Fluchtursachen, die Bettelei vor den Geschäften und der Frage, was nach einem negativem Asylbescheid mit den Menschen passieren wird.
Großes Augenmerk wurde auf die Arbeits- und Ausbildungssituation gelegt, es wurde betont, wie wichtig eine sinnvolle Beschäftigung und Zukunftsperspektiven für die neuen Mitbürger sein werden, allen voran der schnelle Spracherwerb und das Bekanntmachen mit unseren Gepflogenheiten, Festen und Bräuchen.
s32 uuuuuuDie Frage, ob die Gemeinde Einfluss nehmen kann, welche Personen in Naturns aufgenommen werden, verneinte Florian Prinoth, da die Landesverwaltung die Flüchtlinge den Gemeinden zuteilt. Vorwiegend handelt es sich um männliche Personen, da Männer viel häufiger die Strapazen einer Flucht auf sich nehmen, auch um den Kriegsdienst in ihrer Heimat zu entgehen.
Es wurde kritisiert, dass es besser gewesen wäre, vor dem getroffenen Beschluss mit der Bevölkerung zu sprechen und es stellte sich die Frage, ob mit zunehmender Kriminalität gerechnet werden müsse. Kurt Gritsch gab zur Antwort, dass es nicht sinnvoll sei, eine Personengruppe unter Generalverdacht zu stellen, zumal Menschen die hier Asyl beantragen viel zu verlieren hätten, nicht wie jene Kleinkriminelle, die unsere Gefängnisse füllen.
Konkrete Ängste und Sorgen äußerte eine Bürgerin in Bezug auf die Unterbringung im Alperia-Kraftwerk. Wie sicher wird der Alltag für die anderen dort lebenden Familien sein? Warum wurde nicht direkt mit den betroffenen Bewohnern gesprochen? Über diese und andere Bedenken wurde ausführlich diskutiert. Die Gemeindevertreter zeigten sich gesprächsbereit: “Es wird alles getan werden, dass ein gutes Zusammenleben gewährleistet ist. Wir nehmen diese Bedenken sehr ernst. Sprechen wir miteinander, um gute Lösungen zu finden.“
Es wurde auch thematisiert, was in Zukunft auf Naturns zukommen könnte, wenn das SPRAR-Programm ausgebaut werden würde. Andreas Heidegger antwortete, dass es keine Garantie gebe, dass es bei den 19 Personen bleiben wird. Er sei aber zuversichtlich, dass mit guter Begleitung und Vorbereitung auch eine eventuelle Aufstockung zu bewältigen sein wird.
Einige Anwesende berichteten von ihren positiven Erfahrungen mit Flüchtlingen und gaben Anregungen, wie eine gelungene Integration aussehen könne und welche Maßnahmen dazu nötig seien.
In seinen Schlussworten um 22.30 Uhr bedankte sich Andreas Heidegger für die sachlichen und konstruktiven Beiträge, sowie für die geäußerte Kritik und deponierte einen Wunsch: „Die Gesellschaft wird sich verändern, es braucht Toleranz und Respekt von beiden Seiten. Ich ersuche alle um Zusammenhalt.“ (ria){jcomments on}


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