Schlanders - BM Dieter Pinggera hat mit dem Abbruch eines Kasernenteiles durch eine Notverordnung seinen eigenen politischen Stil schwer beschädigt. Der Schaden an der Palazzina Commando ist das eine, der Schaden an der Schlanderser Politik gravierender.
von Erwin Bernhart/Angelika Ploner
Ich stehe zu meiner Entscheidung, den Abbruch verfügt zu haben und trage dafür die volle Verantwortung.“ Der Schlanderser BM lässt nicht den Hauch eines Zweifels über die Vorgangsweise aufkommen, die landesweit eine Welle der Empörung hervorgerufen hat. Der politische Stil, mit einer Notverordnung die Bagger frühmorgens für den Abbruch der Kommandozentrale und des südlichen Riegels auffahren zu lassen, hat zu Spekulationen nach allen Richtungen eingeladen. War es die von der Landeskonservatorin Karin Dalla Torre angedeutete Möglichkeit und Wahrscheinlichkeit, das Kasernenareal unter Denkmalschutz stellen zu wollen, die zu einer derart heftigen Reaktion in der Gemeindestube geführt hat? War es die bevorstehende Bebauung mit Wohneinheiten und Dienstleisungen just in jenem Teil des Kasernenareals, auf dem die Kommandozentrale steht/stand?
Fakt ist, dass die Furcht in der Gemeindestube vor Protesten derart groß war, dass man sich in die Notverordnung aus Sicherheitsgründen und in die Nacht geflüchtet hat. „Wie wir das als Eigentümer gemacht haben“, sagt BM Dieter Pinggera, „ist allein unsere Sache.“ Die Frage, ob man, wenn schon Sicherheitsmängel waren, nicht zuerst Sicherheitszäune hätte errichten können, so wie es üblich ist, empört Pinggera. Man habe unzählige Male die Eingangsbereiche zugenagelt, es habe nichts geholfen, es sei immer wieder aufgebrochen worden, Obdachlose und Kinder seien vor allem in die Kommandozentrale eingedrungen. Der Verwahrer des Kasernenareals, der Generalsekretär Georg Sagmeister, habe die Verantwortung nicht mehr übernehmen wollen. Deshalb die Abbruchverfügung. Wie diese umgesetzt worden ist, schildert Vinschgerwind-Autorin Angelika Ploner, die ab 6 Uhr im Kasernenareal war:
Die Machtdemonstration
Die Diskussion ob man für den Erhalt oder den Abriss der Drususkaserne Schlanders ist, vernebelt den Blick auf den wirklichen Schauplatz. Fakt ist, dass der Abrissversuch am 5. Oktober in einer Nacht- und Nebelaktion ein unvergleichliches Beispiel von Machtdemonstration und Arroganz ist, die in der Gemeinde Schlanders besonders dann gerne auftreten, wenn es um größere Bauvorhaben geht. Eine politisch korrekte Haltung und Handlung sieht anders aus.
Es ist kurz nach 5 Uhr, als der erste Baggerlärm zu hören ist und die Anrainer unsanft aus dem Schlaf geholt werden. Wenig später laufen die ersten Telefonate heiß, Mitglieder der Initiative Drususkaserne werden mobilisiert, die Presse, Gemeinderäte usw. Es ist ein unwirkliches, fast schon gespenstiges Bild, das sich hier in der Drususkaserne in Schlanders in der Dunkelheit zeigt. Baggerschaufeln, die in die Mauern donnern, Staub, Lärm und ein Polizeiaufgebot, das nur einen Schluss zulässt: Die Angst vor einem Boykott und einer Blockade muss groß sein.
Franz Marx hat einen klaren Auftrag in der Tasche, eine „ordinanza““ wie er sagt. Es ist jene Verordnung, die von Bürgermeister Dieter Pinggera am Vortag des 5. Oktober um 17:38 Uhr digital unterzeichnet wurde und „aus Gründen der öffentlichen Sicherheit den Unternehmen Marx AG mit Sitz in Schlanders und Mair Josef & Co KG mit Sitz in Prad a. Stj. anordnet, unverzüglich die vorgenannten Gebäude abzureißen.“ Die vorgenannten Gebäude sind die ehemalige Kommandozentrale mit dem Portal aus Göflaner Marmor und das Nebengebäude, die Palazzina Misurata, wo im oberen Teil die Tiefbauhalle der Landesberufsschule gebaut werden soll. Die Grundlage für die „ordinanza“ bildet ein Lokalaugenschein der !Achtung am 20. September, also 15 Tage vorher, vom Verwahrer der Liegenschaft Generalsekretär Georg Sagmeister und Geometer Sonja Wallnöfer, in der Gemeinde Schlanders für Infrastrukturen und Energie zuständig, stattgefunden hatte. Was die wenigsten wissen. Sagmeister und Wallnöfer haben nicht nur beruflich miteinander zu tun, sondern sind privat liiert. Böse Zungen behaupten: Den Lokalaugenschein könnte man auch als Familienausflug bezeichnen.
Antworten auf Fragen der Anwesenden gibt es an diesem Morgen keine. „Informationen gibt es nur beim Bürgermeister“, heißt es von Seiten der Polizisten. Die Vorgehensweise ist genau abgesprochen, Bescheid wussten nur wenige. Selbst die Arbeiter der Firma Marx haben sich gewundert an diesem Morgen, als sie um 4:30 mit vier Bagger zur Drususkaserne fahren sollten. Genau so verwundert waren Anrainer, die Mitglieder der Initiative Drususkaserne, jene, die im Areal gearbeitet und dieses als Lebensraum für sich entdeckt haben. Sie wurden mit der Aktion schlicht überfahren. Aus gutem Grund: Mit der Nacht-und-Nebel-Aktion sollten vollendete Tatsachen geschaffen werden. Ohne unberechenbare Störenfriede, die den Abriss verzögern oder gar verhindern.
Abgespielt haben sich an diesem 5. Oktober dann doch filmreife Szenen mit Protestaktionen, Tränen, Wut - und - hupenden Autos und hochgehaltenen Daumen auf der anderen Seite von jenen, nicht wenigen Bürgern, die den Abriss des umstrittenen Gebäudes befürworten. Wie auch immer man zur Drususkaserne stehen mag, eine politisch korrekte Haltung und Handlung sieht anders aus. Das Ganze ist ein Beispiel von Machtdemonstration und Arroganz, die in der Gemeinde Schlanders besonders dann gerne auftreten, wenn es um größere Bauvorhaben (Beispiel Palabirnhaus – Freischreibung Ensembleschutz) geht. Und genau ein solches sahen einige in der Ratsstube und vor allem wirtschaftspolitische Kreise in Gefahr. Landeskonservatorin Dalla Torre hatte in der Vergangenheit mehrmals bei Dieter Pinggera angedeutet, dass sie vor allem die Kommandozentrale mit dem Portal aus Göflaner Marmor als erhaltenswert und als kulturhistorisch relevant erachtet. Das hätte das Bauvorhaben mit 150 Wohnungen ordentlich ins Wanken gebracht. Seit 2017 steht das Projekt der beiden Architekten Georg Frisch und Eugenio Cipollone von der Bietergemeinschaft Insula Srl. Neben 120 Wohnungen von 50 bzw. 80m² und 30 Wohnungen mit 110m² sieht das Projekt auch Platz für Bildung, Forschung, Gewerbe und die Nahversorgung, aber keinen Platz für die alten Gebäude vor. Davon ausgenommen ist das ehemalige Versorgungsgebäude, die „Palazzina servizi“, jenes Gebäude, wo Basis Schlanders untergebracht ist. Ganz nebenbei bemerkt: Unberücksichtigt blieben im Projekt jene Ideen und Vorschläge, die im Bürgerbeteiligungsprozess von 2011 erarbeitet wurden. Es ist ein fragwürdiges Demokratieverständnis, das da an den Tag gelegt wird. Scheinheiligkeit trifft‘s wohl eher.
Dass politische, vor allem aber wirtschaftspolitische Motive hinter der Nacht- und Nebel-Aktion stecken, liegt nahe. Dass dann aber Gesetze und Regeln einfach ad absurdum geführt werden, ist doch befremdlich. Genauso wie das Verhalten der Akteure. Bürgermeister Dieter Pinggera war nur für wenige - vor allem für die Presse - erreichbar, der Generalsekretär weilte im !Achtung Urlaub, die Ausschussmitglieder, die laut Pinggera eingeweiht waren, schienen wie vom Erdboden verschluckt und der Vize-Generalsekretär Gilbert Platzer hatte einen Zahnarzttermin. Verständlich, dass eine solche Aktion Zahnschmerzen verursachen kann.
Nach und nach tauchen im Laufe des Vormittags Peter Gasser und Albert Pritzi von der Umweltschutzgruppe Vinschgau zusammen mit dem Landtagsabgeordneten der Grünen Hanspeter Staffler auf. Die Grünen erstatten wenig später Anzeige gegen Bürgermeister Dieter Pinggera. Auch der Landtagsabgeordnete Alex Ploner vom Team K macht sich ein Bild vor Ort. Die von Bozen angereiste Presse verfolgt das eifrige Baggern auf der hinteren Seite, der Bahnhofsstraße abgewandten Seite. Es ist die große Unbekannte aller Beteiligten, die das Szenario genauestens durchgespielt haben dürften: Wann kommt der Baustopp und wie lange können die Bagger arbeiten?
Um 11:30 Uhr fährt auf dem Areal der Drususkaserne eine Auto der Carabinieri-Streife vor. Vier Carabinieri, darunter die Kommandantin steigen aus und überreichen Christian Carli von der Bezirkspolizei die Verfügung des Baustopps. Landeskonservatorin Karin Dalla Torre hatte diesen angeordnet, weil der Antrag auf Feststellung des kulturelles Interesses beim Landesdenkmalamt - vorgeschrieben für öffentliche Gebäude, die älter als 50 Jahre sind – im Vorfeld nicht gemacht worden war. Die Dauer des Baustopps: 30 Tage. Es gibt immer wieder Applaus der Protestler. Auch am Nachmittag, als die Bagger in Reih und Glied auf das ehemalige Exerzierfeld geparkt werden.
Was bleibt ist Kopfschütteln an diesem Tag. Denn die Diskussionen über den Erhalt oder Abriss der Kaserne sind das eine. Das andere aber eine korrekte politische Haltung und Handlung aller in der Gemeindestube von Schlanders.
Die Landeskonservatorin Karin Dalla Torre hat am 11. Oktober ein Verfahren für eine direkte Denkmalschutzbindung der ehemaligen Drususkaserne in Schlanders eröffnet. Die Maßnahme betrifft das gesamte Gelände mit allen Gebäuden und Freiflächen einschließlich der Umfassungsmauer und folgt auf den am Mittwoch vergangener Woche verhängten Baustopp.
Damit stehen sämtliche Bau- und Grundparzellen 180 Tage lang unter vorläufigem Denkmalschutz, bis die Landesregierung innerhalb dieses Termins das Verfahren abschließt. „Das noch weitgehend intakte Kasernenareal der ehemaligen Drusus-Kaserne in Schlanders ist von außerordentlicher kultur- und bauhistorischer Bedeutung und muss daher erhalten werden“, begründet Landeskonservatorin Dalla Torre die Eröffnung des Unterschutzstellungsverfahrens. „Dieses Areal ist ein unverzichtbares Element der zeitgeschichtlichen Erinnerungskultur. Es ist architekturhistorisch bedeutend und städtebaulich relevant.“
Pinggera beeindruckt diese Vorgangsweise in keinster Weise. Im Gegenteil. Er sei der Aufforderung zur Einstellung der Abbrucharbeiten aus „institutioneller Korrektheit“ gefolgt. Er hätte das nicht tun müssen. Zumal sich die Landeskonservatorin Karin Dalla Torre in dieser Aufforderung auf die italienische Gesetzgebung berufen habe, die in Südtirol keine Anwendung finde. Denn der Denkmalschutz sei für Südtirol autonom geregelt.
Einmal in Fahrt, sagt Pinggera, dass das Denkmalamt 12 Jahre Zeit gehabt hätte, ein kulturelles Interesse oder einen Denkmalschutz für die Drusus-Kaserne festzustellen. Das sei zwischen 2010 und 2013 nicht geschehen, als die Kaserne im Besitz des Landes war, das sei auch dann nicht geschehen, als die Gemeinde Schlanders eine Machbarkeitsstudie über die Verbauung erstellen hat lassen, auch nicht als die Landesregierung den entsprechenden Bauleitplanänderungen zugestimmt habe.
Der bisherige institutionelle Weg und die Beschlüsse im Gemeindeausschuss, im Gemeinderat und in der Landesregierung haben immer den Abbruch aller drei Bauteile, der Palazzina Commando, der Palazzina Misurata und der Palazzina Tagliamento beinhaltet.
Die Strategie, die von der Gemeinde verfolgt wird, ist die Bebauung des Areals in drei Baulosen zu einem Gegenwert von je 5 Millionen Euro. Man sei in der Vorbereitung für die Ausschreibung für den 1. Baublock, genau dort, wo sich die Palazzina Commando befindet. Im Ausschreibungstext sollen alle Aspekte genau definiert werden, Freiflächen, Kubaturen, geförderter und freier Wohnbau, Tiefgarage, Infrastrukturen...
Dazu benötige man die immer noch ausstehenden Durchführungsbestimmungen von der Landesregierung, die die „Preisbindung“ betreffen - für das „leistbare Wohnen“.
Vinschgau/Südtirol - Im Hintergrund kursieren Gespräche und Gerüchte, dass künftig ein Großteil der Ortstaxe in Richtung IDM fließen soll. Dagegen wehren sich die Direktoren und Verantwortlichen der Tourismusvereine.
von Erwin Bernhart
Die Ortstaxe ist kein Honigtopf“ - mit einem Protestschreiben an die Medien wendet sich das Tourimsukollegium Südtirol gegen Bestrebungen, die Ortstaxe neu aufteilen zu wollen. „In diesen Honigtopf würden alle gerne hineingreifen wollen“, ärgert sich der Direktor der Tourismusgenossenschaft Naturns Uli Stampfer. IDM habe großen Appetit auf die Ortstaxe und es gebe Gespräch im Hintergrund, dass mehr als 50 % der Ortstaxe in Richtung IDM fließen sollen. Die derzeitige Regelung ist so, dass 75 % der Ortstaxe den lokalen Tourimsmusorganistaionen zur Verfügung stehe und 25% an IDM abgeführt wird. „Das funktioniert gut, denn diese Gelder werden lokal investiert und dienen einerseits der Professionalisierung der örtlichen Organisationen und andererseits fließt Geld in die immer größer werdenden Aufgaben der Tourismusvereine“, sagt Stampfer, der Vizepräsident des Tourismuskollegiums Südtirol ist.
Die Produkte für den Tourismus würden letztlich vor Ort gestaltet, bei den Betrieben mit ihrem Bettenangebot angefangen bis hin zu den örtlichen Angeboten. Dass an einer gesetzlichen Erhöhung und dann an einer Neuaufteilung der Ortstaxe gearbeitet werde, ohne die örtlichen Vereine in die Diskussion miteinzubeziehen, sorgt vor Ort für große Verstimmung. Denn bisher ist eine Erhöhung der Ortstaxe vor Ort von den Tourismusvereinen und dann vom Gemeinderat beschlossen worden. Diese Gangart war einvernehmlich und meist projektbezogen. Mit dem Geld der Ortstaxe konnte seit der Einführung 2014 vor Ort vieles auch gemeinsam mit den Vereinen bewegt und professionalisiert werden.
„Die letzte Umstrukturierung innerhalb der IDM vor zwei Jahren mit der Abschaffung der regionalen DMEs hat die meisten der Tätigkeiten, die von den Tourismusverbänden an die IDM übertragen worden sind, wieder an die Tourismusorganisationen zurückgeworfen“, heißt es im Protestschreiben. Die 75 % – 25 % blieb jedoch bestehen. „Ein Umstand, der viele Tourismusorganisationen personell und finanziell in Schieflage gebracht hat.“
Man riskiere nicht nur ein funktionierendes System auszuhebeln, sondern auch den Lebensräumen Gestaltungs- und Handlungsspielraum für Einheimische und Gäste zu nehmen.
„Oder will die Politik eine neue Landestaxe oder IDM Marketing Steuer oder Infrastrukturabgabe einführen? Dann muss sie dies auch so artikulieren und die Verantwortung dafür übernehmen“, formulieren die Direktoren der Tourismusvereine, die örtlichen Vereine hinter sich wissend.
Vinschgau/Südtirol - Öffentlicher Nahverkehr - Der öffentliche Nahverkehr ist ein Skandal“, sagt uns ein Leser zornig. Man müsse sich Fremdschämen. Immer wieder erreichen uns Zuschriften und Telefonate über untragbare Zustände im öffentlichen Nahverkehr. Ein Beispiel: Leute die mit dem Zug von Bozen kommen und in den Vinschgau weiter fahren möchten, erleben des Öfteren am Meraner Bahnhof Zustände, die „schlimmer als in Afrika“, so ein verärgerter Zugfahrgast, seien. Am Meraner Bahnhof warten dann viele Personen auf die Weiterfahrt mit den Bussen zum Bahnhof auf der Töll (sh. Bilder). Zwei Busse stehen zur Verfügung, die vis a vis von den Wartenden parken und erst zwei Minuten vor der angegebenen Abfahrt zu den Wartenden kommen. Es beginnt ein Rennen um die Plätze und wer Pech hat, wartet auf die nächsten Busse. Allerdings ist es noch keine Garantie, dass der Anschluss am Bahnhof Töll zum Vinschgerzug gelingt.
Oder ein anders Beispiel: Am Bahnhof Meran fährt zur angegebenen Zeit in Richtung Gröden kein Bus. Auf der Webseite steht „Jetzt abfahren“ - aber der Bus ist nicht da und es gibt keine Erklärung, weder auf der Webseite noch an der Haltestelle.
Oder die Schilderung eines Bus- und Bahnreisenden: „Ich möchte mit den Öffis nach Innsbruck. Start 13.01 in Mals, Umstieg Martina und Landeck. Laut Fahrplan bin ich mit kurzen Anschlusszeiten um 16 Uhr in IBK. Ist akzeptabel. Ich warte bei der Schleiser Kreuzung. Der Bus kommt um ca. 13.25 Uhr. Ich spreche den Busfahrer an (Römer, sehr symphatisch, ist klar, Rom ist einer meiner Heimatstädte). Er sagt, ich solle die Gesellschaft anzeigen. Dann frage ich ihn, was passiert ist. Er war früh genug in Mals um seinen Dienst anzutreten, weil er auch geplant hatte zu tanken. Der für ihn vorgesehene Bus ist aber nicht dort. Ein anderer Kollege hat ihn in der Früh genommen und noch nicht gebracht. Er treibt irgendwann einen Bus auf, ist halt schon 25 Minuten in Verspätung. Er erzählt weiter: Die Busse sind alle alt und schlecht beisammen. Die Fahrer werden schikaniert. Alle hauen ab. Bei Gatterer hat es noch besser funktioniert. Den oberen Vinschgau hat jetzt Silbernagl. Die Fahrer werden von einem Gatterer zu Silbernagl durchgereicht. Sie haben Scheißfahrpläne und werden schlecht bezahlt. Die Fahrer hauen alle ab, auch er ist dabei dies zu tun. In den Bussen funktionieren die Fahrkartenentwerter nicht (anscheinend hat die SAD diese vor Übergang an Silbernagl noch schnell sabotiert). Ich fahre also gratis (das ist im Oberland immer so, jetzt weiß ich auch warum) nach Martina. Der Busfahrer bemüht sich die Zeit aufzuholen. Mal schauen ob ich den Anschluss schaffe.“ Fremdschämen eben. (eb)
Vinschgau - Man spricht über die gestiegenen Strompreise. Was das konkret heißt, bleibt oft unklar. Uns erreichen Stromrechnungen von Lesern, die horrend sind. So zahlt beispielsweise ein Stromverbraucher für die im August verbrauchten 591 Kilowattstunden sag und schreibe 592,35 Euro, also rund 1 Euro pro Kilowattstunde. Würde man diese Strompreise auf die Kilowattstunden beim Diesel umrechnen, würde der Dieselpreis rund 10 Euro betragen. Denn ein Liter Diesel enthält knapp 10 Kilowattstunden.
Ein anders Beispiel: Für seine 100 verbrauchten Kilowattstunden in den Monaten Juli und August hat ein Gastronom inklusive Mehrwertsteuer 157,86 Euro zu berappen. Knapp 130 sind es ohne Mehrwertsteuer, also pro Kilowattstunde 1,3 Euro. Schlüsselt man die Rechnung nochmals auf, entfallen auf die reinen Energiekosten 48 Euro und auf die „Spesen für Transport und Verwaltung“ sge und schreib 79 Euro. In diesen Beispielen ist die Anschlussleistung nicht berücksichtigt. Trotzdem: Kein Wunder, dass die Leute zunehmend auf die Barrikaden gehen. (eb)
Vom Wind gefunden - Die Belastungen in der Arbeitswelt führen zu Schlafstörungen, Magengeschwüren, Burnout und mangelnder Motivation. Um dem vorzubeugen, bemüht man sich um eine gute Work-Life-Balance, ein Gleichgewicht (balance) zwischen Arbeit (work) und Privatleben (life), die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Das nützt den Mitarbeiter:innen, dem Unternehmen und der Gesellschaft. Motivierte Mitarbeiter:innen, die sich im Betrieb wohl fühlen und auch Zeit für Familie, Hobbies und für ein gesellschaftliches Engagement haben, sind weniger krank und leisten mehr. Um die Work-Life-Balance zu verbessern, werden flexible Arbeitszeiten und Teilzeiten eingeführt, Homeoffice ermöglicht, eine betriebliche Kinderbetreuung oder Sportangebote befürwortet und regelmäßig Mitgliederbefragungen durchgeführt. Viele Arbeitnehmer:innen nehmen sich kurze Auszeiten oder ein Sabbatjahr. Einige Betriebe haben bereits die 4-Tage-Woche eingeführt. Immer mehr wird von der „Work-Life-Integration“ gesprochen. Dabei geht man davon aus, dass die Grenzen zwischen Beruf und Freizeit durch die Digitalisierung ineinander verlaufen. Die Arbeitszeit sollen den individuellen Bedürfnissen der Menschen angepasst werden. So können Arbeitnehmer in einem Unternehmen Anrufe von Freunden oder Familienangehörigen jederzeit entgegennehmen. Umgekehrt soll der Arbeitnehmer auch zuhause und in der Freizeit geschäftliche Telefonate führen. Im Entstehen sind auch neue Arbeitsmodelle z.B. Workation. Dabei wird die Arbeit mit dem Urlaub kombiniert und in eine längere Reise integriert. (hzg)
Vinschgau - Der Vinschger Landtagsabgeordnete Josef Noggler (Bild), lange Zeit völlig abgetaucht, meldet sich zu möglichem künftigen Ungemach in einer Presseaussendung zu Wort. Noggler fordert im Hinblick auf die teilweise Schließung der Luegbrücke an der Autobahn am Brenner: „Ein Konzept für eine gezielte Verkehrssteuerung und zu großräumigen Alternativrouten muss umgehend und in enger Absprache mit den Vinschger Gemeinden und Verantwortungsträgern erarbeitet und umgesetzt werden.“
Seit dem Beginn der Arbeiten an der Luegbrücke in Tirol haben sich die Befürchtungen der Verkehrsteilnehmer und Anrainer größtenteils bewahrheitet: Zähflüssiger, teilweise stockender und auch kurzzeitig zum Erliegen kommender Verkehr. Im Vinschgau? „Dort verzeichnen wir seit Beginn der Bauarbeiten in Tirol ein überhöhtes Verkehrsaufkommen.“
„Mit dem 2025 beginnenden Großbauprojekt an der Luegbrücke befürchtet nicht nur die Bevölkerung im Eisack- und Wipptal sondern vor allem auch jene des Vinschgaus deshalb zu Recht spätestens 2025 einen Super-Gau“, beklagt der Vinschger SVP-Landtagsabgeordnete Noggler. Seine Forderung: „Ein Konzept zu einer gezielten Verkehrssteuerung, einem Verkehrsmanagement, zu großräumigen Alternativrouten von und nach Tirol und weiterer effizienter Maßnahmen während der Bauarbeiten 2025 muss ehestens und vor allem gemeinsam auch mit den Vinschger Verantwortungsträgern erarbeitet und umgesetzt werden.“
Das weltweit größte Testportal von Skigebieten, Skiresort.de, kürte die Tiroler Skidestination Nauders zum Testsieger 2022. Und das in gleich drei Kategorien: „Extraklasse: Weltweit führendes Skigebiet bis 80 km Pisten“, „Sauberkeit & Hygiene“ sowie „Bester neuer Lift“. Als herausragendes Beispiel wurde das jüngste große Infrastrukturprojekt der Nauderer Bergbahnen AG gewürdigt: Die ausgezeichnete neue familien- und kinderfreundliche 6er-Sesselbahn „Goldseebahn“.
Kommentar von Chefredakteur Erwin Bernhart - Der Schlanderser BM Dieter Pinggera und sein Generalsekretär Georg Sagmeister (als Verwahrer der Ex-Kaserne) stehen in der Kritik: Rambo 1 und Rambo 2. Mittels Notverordnung lassen sie einen Teil des Kasernenareals abreißen. Notverordnung? Bei Nacht? Eine Notverordnung kann dann gegeben sein, wenn für ein Gebäude unmittelbar Einsturzgefahr droht. Das war bei der Palazzina Commando nicht der Fall. Auch nicht bei der Plazzina Misurata. Dabei hätten Pinggera und Sagmeister seit 12 Jahren Zeit gehabt, den auf allen Ebenen geplanten Abriss vorzunehmen. Vor aller Augen und bei Tageslicht. Dass umgekehrt der Vorwurf an das Denkmalamt geht, dieses hätte 12 Jahre Zeit gehabt, ein kulturelles Interesse an den Gebäuden im Kasernenareal zu bekunden, gehört eher zum schlechten Gewissen in Schlanders als zu einem guten politischen Stil. Sollte tatsächlich ein Teil des Areals unter Denkmalschutz kommen, so wird dies den Rambos zu verdanken sein. So weit wird es vermutlich nicht kommen.
Allerdings darf, wenn schon geholzt wird, in die fortgeschrittenen Beschlussfassungen und Planungen über Wohnbauten im Kasernenareal, es sollen um die 150 neue Wohnungen entstehen, eingeworfen werden, dass in der gesamten Gemeinde Schlanders rund 70 konventionierte, preisgebundene und nicht genutzte Wohnungen vorhanden sind. Darüber wurde in den Schlanderser Gremien bisher nicht diskutiert. Der Wohnungsbedarf wurde in Schlanders bisher an den Möglichkeiten und nicht am Bedarf gemessen. Bemerkenswert.
LAC Vinschgau
Regionalmeisterschaft in Bruneck
Sechs Vinschger und Vinschgerinnen traten bei der Regionalmeisterschaft der Kategorien U14 und U16 in Bruneck an. Es gab zahlreiche persönliche Bestleistungen trotz kalter Temperaturen (14 Grad in Reischach). Überschattet wurde die Meisterschaft von der Verletzung von Hannes Kaserer, der sich nach der Kurve des 300 m Laufs zerrte und somit leider nicht mehr bei den Italienmeisterschaften in Caorle (1. – 2. Oktober) starten konnte; im Nachhinein konnte sein stärkster Konkurrent Marco Castagna (Bestzeit 13:44 s auf 100 m Hürden) auch nicht starten.
Im Weitsprung schaffte Kaserer vorher 5,78 m. Die Mädchen der Kategorie U14 konnten gute Leistungen im Weitsprung (Öttl Mara 3,27 m, Köllemann Jana 3,45 m, Öttl Greta 3,74 m), im 60 m Sprint (Frei Rania 9,09 s, Walder Sofia 9,04 s), Hochsprung (Frei Rania 1,20 m), im 60 m Hürden Lauf (Walder Sofia 10,80 s) und in der 4x100 m Staffel (Öttl Mara, Köllemann Jana, Öttl Greta und Frei Rania 1:02;36 min) aufzeigen.
Regionaler Vergleichskampf in Meran
Gute Resultate erzielten drei Vinschger der Kategorie U14 in Meran bei der die Südtirol-Auswahl gegen das benachbarte Trentino antrat. Dem Malser Marvin Ziernheld gelang im Weitsprung ein toller Satz von 4,75 m der für Platz Zwei hinter Cofone Leonardo (5,00 m) reichte. Ebenfalls zweiter und aus Mals wurde Jakob Niederfriniger mit 10,14 s auf die 60m Hürden; im Hochsprung wurde er fünfter mit 1,33 m. Einzige Athletin war Hanna Mayr aus Plaus im Weitsprung; sie schaffte einen tollen sechsten Platz mit 4,01 m.
Grand Prix Finale in Bozen
Der letzte Wettkampf in Südtirol ist das Finale der Grand Prix Serie, wo zwei Jungs und ein Mädchen aus dem Vinschgau starten hätten können. Doch es kam alles anders. Kaserer Hannes verletzte sich und konnte deshalb nicht starten. Walder Sofia konnte krankheitsbedingt nicht an den Start gehen. Somit war Jakob Niederfriniger der einzige Athlet der effektiv an den Start ging. Mit vier neuen persönlichen Bestleistungen konnte er den 7. Gesamtrang erobern; die 60 m sprintete er in 8,82 s, im Weitsprung landete er erst bei 4,01 m, im Ballwurf (200 gr) kam er auf 41,74 m und im abschließenden 600 m Lauf kämpfte er sich in 1:53,37 min ins Ziel. Tolle Leistungen zum Abschluss der Saison und jetzt verdienen sich alle AhtletenInnen eine kurze Pause bevor es im November wieder mit der Vorbereitung für die nächste Saison losgeht.
Schluderns - Die Rahmenbedingungen am Samstag, den 8. Oktober 2022 konnten nicht besser sein. Es herrschte strahlend blauer Himmel, die Temperatur war angenehm und die Organisatoren vom ASV Schluderns hatten alles bis ins kleinste Detail organisiert. Für Speis und Trank und kleine süße Überraschungen für die einzelnen Telinehmer:innen war bestens gesorgt. Und so wurde das Dorflauf-Finale in Schluderns zu einem Fest für Groß und Klein.
320 Läuferinnen und Läufer aus dem ganzen Land ließen sich das Finale der 42. VSS/Raiffeisen Stadt- und Dorflaufserie am Fuße der Churburg nicht entgehen. Das Startkommando am Rathausplatz gab ihnen der Platzsprecher Josef Platter. Er nahm alle, vom Ersten bis zum Letzten in bewährter Form auch wieder in Empfang. Große Aufmerksamkeit schenkte er den Läufer-innen aus der Einrichtung der Lebenshilfe in Schlanders um Michael Traut und seinem Team. Diese Gruppe wurden - wie auch alle anderen Läufer:innen - vom Publikum mit Applaus bedacht.
Silvia Weissensteiner (ASV Sterzing) und Martin Mayrhofer (SG Eisacktal) holten sich den Tagessieg. Der Sieg in der Mannschaftswertung ging an die Läufer:innen des ASC Laas, die sich auch über den Gesamtsieg in der Vereinswertung freuen konnten.
Die VSS-Stadt- und Dorfläufe erfreuen sich seit Jahren großer Beliebtheit. In der vergangenen Laufsaison wurden erstmals elf dieser Bewerbe in ganz Südtirol ausgetragen, an denen rund 900 Läuferinnen und Läufer teilnahmen. Große Begeisterung, Einsatz und Kampfgeist prägten auch die Veranstaltung in Schluderns.
Positiver Nebeneffekt der Sportveranstaltung: Der Dorfkern von Schluderns war zur Freude vieler einen Tag lang belebt. (mds)
Glurns/Vinschgau/Südtirol - Viele junge Kicker aus dem Vinschgau verfolgen die Spiele der FC Südtirol in der Serie B sehr aufmerksam. Denn im vergangenen Sommer konnten sie beim Fußballcamp in Glurns eine Beziehung mit Trainern und Spielern des Südtiroler Spitzenclubs aufbauen. Unvergesslich ist vielen die Autogrammstunde mit dem Topspieler Hannes Fink. Doch der Reihe nach: In Zusammenarbeit mit dem Präsidenten des Südtiroler Amateursportvereins Glurns Stefan Sagmeister und dem Fußball Sektionsleiter Umberto Ghitti hatten die Verantwortlichen des FC Südtirol heuer zum zweiten Mal ein Fußballcamp organisiert. 108 junge Kicker, darunter auch Mädchen, waren mit von der Partie. Sie genossen die Trainingseinheiten, das Rahmenprogramm wie den Schwimmbadbesuch und vor allem auch das Essen, mit dem sie vom Küchenteam um Chefkoch Paul Engl verwöhnt wurden. In Einsatz waren zahlreiche Helferinnen und Helfer, die sich um das Wohl der jungen Sportler:innen kümmerten. Die sechs Trainer des FC versuchten den Kindern den geschickten Umgang mit dem Ball zu vermitteln, wobei in erster Linie der Spaß im Mittelpunkt stand. Doch bei kleinen Wettkämpfen wurden in sechs Gruppen auch Sieger gekürt. Diese erhielten je eine Gratis- Eintrittskarte für ein Serie-B Spiel in Bozen als Geschenk und ermäßigte Eintrittskarten für deren Eltern. „Unser Ziel als Sportverein ist es, den Jugendfußball zu fördern“, erklärt Sagmeister. Der FC-Südtirol hat dasselbe Ziel und hält gleichzeitig Ausschau nach Fußballtalenten. Durch die Camps wird auch der Bezug der Bevölkerung zum FC Südtirol gestärkt. Sagmeister hofft nun, dass 2023 erneut ein Camp stattfindet. Das Interesse der jungen Kicker und Kickerinnen daran teilzunehmen ist jedenfalls groß. (mds)
Mals/Badminton - Schauplatz der diesjährigen Under/Junioren IM war Bozen. In der Landeshauptstadt wurden in den letzten vier Tagen insgesamt 20 Italienmeistertitel der Kategorien U13 – U15 – U17 und U19 gekürt (Dameneinzel, Herreneinzel, Damendoppel, Herrendoppel und gemischtes Doppel). Dabei konnte der südtiroler Nachwuchs 14 IM-Titel gewinnen. Als Badminton Hochburg konnte sich wieder der ASV Mals etablieren – gewann doch deren Athleten gleich 8 IM-Titel und der Malser Verein wurde zum 13. mal (ununterbrochen) vom ital. Badmintonverband als bester Verein ausgezeichnet. Dies die Vereinsrangliste: 1. ASV Mals mit 163,50 Punkten; 2. ASV Überetsch mit 91,50 Punkten und 3. Junior Badminton Mailand mit 56 Punkten
Mals ist bester Verein Italiens und hat die meisten IM-Titel gewonnen – diese Ausbeute kann sich sehen lassen. Das territorale Trainingszentrum des ital. Badmintonverbandes in Mals trägt ihre Früchte und bestätigt die Arbeit, die in Mals mit jungen Athleten gemacht wird. Dies zeigt allein die Ausbeute in der jüngsten Kategorie( U13). In dieser Kategorie gewann der ASV Mals alle 5 IM-Titel – zum Teil waren die Final-GegnerInnen ebenfalls Athleten des ASV Mals. Dies verspricht weiterhin eine „goldene“ Zukunft.
Hervorzuheben sind aus südtiroler Sicht drei Athleten, die alle drei Titel gewonnen haben.
Franzi Hellrigl (U13) vom ASV Mals gewann alle drei IM-Titel;
Anton Gurschler (U13) vom ASV Mals gewann alle drei IM-Titel
Anna Hell in der Kat. U15 und U17 vom ASV Überetsch gewann drei IM-Titel.
An der Spitze dran… und am hinteren Ende des Feldes. So sieht die aktuelle Situation für die fünf Vinschger Mannschaften in der 2. Amateurliga aus. Während Kastelbell-Tschars und Morter sich in der vorderen Hälfte befinden und auf Tuchfühlung mit der Tabellenspitze sind, sieht es für Goldrain nicht so gut aus. Das Team befindet sich auf dem aktuell vorletzten Platz. Doch die Saison ist noch sehr lang.
Von Sarah Mitterer
Die Hälfte der Rückrunde in der zweiten Amateurliga ist gespielt (Stand: 14.Oktober). Bestes Vinschger Team ist aktuell Kastelbell-Tschars, das in sechs Partien elf Punkte sammelte und damit Platz 3 belegt. Zuletzt ergatterte das Team einen Punkt im Derby gegen Schlanders. Fünf Zähler fehlen Kastelbell-Tschars auf den Tabellenführer Tscherms-Marling. Morter, in dessen Reihen mit Johannes Höllrigl einer der Toptorjäger der Liga steht, befindet sich mit dem aktuell vierten Platz ebenfalls in Lauerposition.
Zwei Siege, zwei Untentschieden, zwei Niederlagen – so lautet die Bilanz von Absteiger Schlanders, das im Vorfeld zu den Favoriten auf den Meistertitel gehörte. Mit acht gesammelten Punkten belegen die Schlanderser aktuell den siebten Platz. Dabei sah der Start sehr vielversprechend aus. Die ersten beiden Partien entschied Schlanders für sich und auch im dritten Spiel – das Vinschger Derby gegen Morter, welches hunderte von Fans anlockte – holte man sich einen Punkt. Es folgten zwei Niederlagen, ehe man gegen Kastelbell-Tschars wieder punkten konnte.
Einen Zähler weniger auf dem Konto hat die Mannschaft aus Mals, die sich auf Rang neun befindet. Mals ist bisher die einzige Mannschaft, die dem Spitzenreiter Tscherms Marling durch ein 1:1 unentschieden einen Punkt abknöpfen konnte.
Gerade einmal vier Punkte konnte bisher Goldrain sammeln und befindet sich damit im Tabellenkeller. Den einzigen Sieg in den ersten sechs Partien feierte man zu Hause gegen Marling. Doch noch ist es viel zu früh, um aus den Platzierungen in der Tabelle eine Vorschau auf die gesamte Saison abzugeben. Sowohl an der Spitze als auch im Tabellenkeller ist immer noch alles möglich. Niemand darf sich auf seinen Lorbeeren ausruhen oder jetzt schon den Kopf in den Sand stecken. Die Fußballfans dürfen sich jetzt schon auf ein enges Rennen sowohl an der Tabellenspitze als auch an Tabellenende freuen.
2. Amateurliga
Das Derby steht vor der Tür. Am 22. Oktober empfängt Goldrain zu Hause die Mannschaft aus Morter. Seit Jahren lockt dieses Spiel zahlreiche Fans an. (sam)
2. Amateurliga
Sieben der elf Tore, die Morter in sechs Spielen vorzuweisen hat, gehen auf das Konto von Johannes Höllrigl. In der Torjägerliste belegt er damit Position 2. (sam)
Wolfgang Platter, am Tag der Hlg. Theresa von Avila, 15. Oktober 2022
Die Interaktion zwischen dem Menschen und dem Wald beeinflusste die Geschichte des Waldes auch in den Alpen und damit in unserem Land Südtirol schon sehr früh in der Menschheitsgeschichte.
Das Erdzeitalter, in dem wir heute leben, ist das Eiszeitalter oder Quartär. Im Lichte der menschengemachten Erwärmung und Klimaänderung ist der Ausdruck „Anthropozän“ oder Menschenzeitalter für unsere Jetztzeit wohl eher zutreffend. Paul Cruitzen, der Nobelpreisträger für Chemie, hat den Begriff „Anthropozän“ 2002 in unseren Sprachgebrauch eingeführt, nachdem die 10 Jahre davor schon eindeutig auf den menschenverstärkten Treibhauseffekt verwiesen haben.
Kälte- und Wärmeperioden
Blicken wir aber weiter zurück in längere erdgeschichtliche Zeiträume. In den letzten zweieinhalb Millionen Jahren sind die Temperaturen für mehrere zehntausend Jahre um ein paar Grad abgesunken und dann für ein paar Tausend Jahre wieder mehr oder weniger stark angestiegen. Dieser Wechsel von Kalt- und Warmphasen kennzeichnete das Klima in den Alpen, in Europa, ja darüber hinaus. Es gab vier Eiszeiten, die nach Flüssen benannt sind: Günz-, Mindel- Riss- und Würm-Eiszeit. Die letzte Kaltphase der Würm-Eiszeit wird dabei auf einen Zeitraum von etwa 115.000 bis 10.000 Jahre vor heute datiert. In den Eiszeiten waren die gletscherbedeckten Flächen natürlich vegetationslos, also pflanzenleer. Vor etwa 18.000 Jahren stiegen die Temperaturen allmählich an und das Eis der Gletscher begann abzuschmelzen. Die Gletscherflächen wichen zurück. Auf den eisfrei gewordenen Flächen begann Pflanzenwachstum mit sporenbildenden Pflanzen wie Algen, Flechten und Moosen. Und allmählich stellten sich erste krautige Blütenpflanzen als Pionierbesiedler unter den Samenpflanzen auf den Gletschervorfelder ein. Jahrhunderte bis Jahrtausende später beginnt Holzwuchs mit schaftbildenden Pionierbaumarten wie Birke und Kiefer. Im Gegensatz zu früheren Warmzeiten verlief die Waldentwicklung nach der Würm-Eiszeit als der letzten langanhaltenden Kälteperiode diesmal anders: Wir sind jetzt in der Steinzeit und es leben jetzt auch in den Alpen – zumindest saisonal und zeitweise – schon Menschen. Die Besiedlung der Zentralalpen stellt man sich nach heutigem Kenntnisstand von Süden her und in einem Dreischritt vor: Von nomadisierenden Jägern und Sammlerinnen über zumindest teilnomadisierenden Hirten mit erster Haustierzähmung zu sesshaften Bauern mit Ackerbau und winterlicher Vorratshaltung.
Homo sapiens wird sesshaft
Die modernen Menschen des Homo sapiens nutzten den Wald und das Wild von Anfang an. Fernwaffen wie Speere und Pfeile kamen vor etwa 20.000 Jahren auf und verbreiteten sich rasch auf dem ganzen Kontinent. Mit dem Übergang von Jäger- und Sammlergesellschaften zu Hirten und Bauern in der Jungsteinzeit ging eine immer intensivere Nutzung des Waldes einher. Etwa 5.000 Jahre vor der Zeitenwende begannen die Bauern der bandkeramischen Kultur in Mitteleuropa mit Ackerbau und Viehhaltung. Auf gerodeten Waldflächen wurden nun Felder zum Ackerbau von Kulturpflanzen wie Einkorn, Emmer, Gerste, Erbsen und Lein u. a. angelegt. Ihr Vieh – Rinder, Schafe und Ziegen – trieben die Bauern zum Weiden in die Wälder. Eine Tradition, die sich über Jahrtausende halten sollte. Doch schon nach wenigen Jahrzehnten gaben die ersten Bauern ihre Siedlungen oftmals wieder auf. Der Grund war möglicherweise ein Nachlassen des Bodenertrages auf den Feldern. Wahrscheinlich war aber auch der zunehmende Mangel an Holz der Grund für die Suche nach neuen Siedlungsplätzen. Nach dem Weiterziehen konnte sich der Wald die verlassenen Siedlungsplätze wieder zurückerobern. Zuerst wuchs Gebüsch auf den Brachflächen, dann folgten die Pionierarten Birken und Kiefer. Den Birken und Kiefern folgten im Flachland weitere Arten, darunter immer mehr Laubbaumarten wie Eichen u.a., um die Pionierarten schließlich zu verdrängen.
Laub- und Nadelhölzer
Im feuchten Klima der gemäßigten Zonen können Laubbäume wegen ihres effizienteren Wassertransportes im Stamm rascher wachsen als Nadelbäume. Die Nadelbäume haben als Wasserleitbahnen mit den so genannten Tracheiden nur einen Typ von Wasserkapillaren. Diese Tracheiden haben allesamt etwa den gleichen, relativ kleinen Durchmesser. Laubbäume hingegen verfügen neben den engen Tracheiden zusätzlich über weitlumige Tracheen als großporige Wasserleitbahnen. Mit diesem zweifach ausgeformten Leitungssystem können Laubbäume weit mehr Wasser in die Baumwipfel leiten als Nadelbäume, wenn dieses Wasser im feuchten Klima in ausreichender Menge verfügbar ist und die Verdunstungsverluste über die Blätter ausgeglichen werden können. Durch das erhöhte Wasserangebot können Laubbäume auch mehr Fotosynthese betreiben als Nadelbäume, ein Grund, weshalb Eichen, Ulmen, Linden, Eschen, Ahorne sich gegenüber Nadelhölzern im Tiefland durchsetzten.
In Gebirgsregionen und Hochlagen wie den Zentralalpen mit ungünstigeren Klimabedingungen, wie intensiver Sonneneinstrahlung und erhöhten Verdunstungsverlusten, Winterkälte mit Bodenfrost und damit Wassermangel waren hingegen die „sparsamen“ Nadelbäume den Laubbäumen überlegen und konnten sich ausbreiten.
Wald entstand immer wieder neu
Auf den vom Menschen geschaffenen und aufgelassenen Freiflächen entstand Wald immer wieder neu. Aber nicht von Beginn der Waldbildung an als geschlossener Hochwald, sondern als Mosaik von Lichtungen, Waldrändern, Wiesen, Hochstaudenfluren und verbuschten Bereichen. Diese Übergangsräume und Saumgesellschaften boten verschiedene Lebensräume, in denen jede heimische Art von Tieren und Pflanzen ihre eigene Nische fand. Und der Artenreichtum war entsprechend groß und wurde immer größer.
Die Römer bringen die Dauersiedlung
Als die Römer um das Jahr 15 v. Chr. bis in das Rheinland und nach Süddeutschland vordrangen, brachten sie eine neue Lebensweise nach Mitteleuropa. Siedlungen und Wirtschaftsflächen wurden jetzt nicht mehr ständig verlagert, sondern blieben dauerhaft bestehen. Regionen, in denen die neue römische Siedlungsweise Fuß gefasst hatte, grenzten nun an andere, in denen – wie in vielen Jahrtausenden zuvor – Siedlungen gegründet und wieder aufgegeben wurden. Die Grenze zwischen zwei so unterschiedlichen Welten war im heutigen Deutschland der Limes, die befestigte Außengrenze des Römischen Reiches, die quer durch Mitteleuropa verlief.
Holzbedarf im Mittelalter
Im Mittelalter kam es auch in den Rand- und Zentralalpen zur weiteren Konsolidierung von Siedlungen. Um die Siedlungen herum lag üblicherweise eine Ackerbaufläche. Und am Außenrand der Ackerbaufläche bestand eine mehr oder weniger feste Außengrenze, jenseits der die Gemeinschaftsweide oder Allmende lag. Die Allmende durfte von allen Bauern des Dorfes gemeinsam als Viehweide benutzt werden. Sie diente aber auch zur Gewinnung von Holz, Streu und anderen Ressourcen. Niemandsland oder besser Jedermannsland.
Mit dem Siedlungsbau stieg der Bedarf an Brennholz. Der zunehmende Holzeinschlag und die Abnahme der Holzvorräte in den Wäldern beunruhigten die Menschen. Deshalb wurden schon im Hoch- und Spätmittelalter erstmals Waldflächen aufgeforstet.
Auf der mittelalterlichen Gemeinschaftsweide gingen die Grenzen von Wald und Offenland fließend ineinander über. Bäume wurden vom Weidevieh verbissen, reagierten beim Laubholz in ihrem Wachstum mit mehrtriebigen Stockausschlägen anstelle eines einzigen Schaftes oder Hochstammes wie ihn die Nadelhölzer ausbilden. In den Gemeinschaften entstanden erste Regelwerke zu den verschiedenen Nutzungen des Waldes, um die Widersprüche zwischen Weide und Bauholzbedarf aufzulösen. So genannte Niederwälder waren auch Energielieferanten, um Erze und Glas zu schmelzen. Mancherorts entstanden auch „Mittelwälder“, in denen einzelne Stämme in die Höhe wuchsen und bis zum Einschlag als Bauholz geschont wurden. So entstand ein zweischichtiger Aufbau des Waldes: Im Laubwaldklima gediehen u. a. auch Eichen und diese schafften es, manchmal als Einzelbäume hohe Stämme zu bilden, meist auch verdreht und knorrig wachsend. Diese Eichenstämme fanden etwa im süddeutschen Raum Verwendung zum Hausbau.
In der unteren, bodennahen Schicht des Waldes wuchsen hingegen niedrige, verbuschende Gehölze, welche weiterhin der Gewinnung von Brennholz dienten. Für den Bau der damals etwa im außeralpinen Raum weit verbreiteten Fachwerkhäusern waren gerade gewachsene Stämme, wie sie von Nadelbäumen stammen, nicht immer verfügbar, aber auch nicht unbedingt nötig: Zum Bau der Tragkonstruktion von Fachwerkhäusern genügten kürzere Teile und die Baumeister füllten die einzelnen Gefache mit Lehm, Getreidespreu oder anderen Materialien auf.
In den Regionen, in denen vorwiegend Nadelhölzer wuchsen, sahen die Hauskonstruktionen ganz anders aus: Hier konnte man aus den geraden und lang gewachsenen Stämmen der Nadelbäume massive Blockbauten errichten. In den Alpen als Nadelwaldgebiet herrschten daher massive Holzblockbauten vor.
von Angelika Ploner
Für Christian Thuile kommt Sauerkraut so oft wie möglich auf den Teller „weil es eine der wertvollsten Bezugsquellen für Vitamin C und besonders kalorienarm ist.“ Für Hademar Bankhofer, österreichischer Autor für Gesundheitsthemen etwa ist das Sauerkraut schlicht Lieblingsthema. Denn: Sauerkraut liefert viel Wertvolles. „Durch die Gärung entsteht Milchsäure. Sie ist für die Gesundheit des gesamten Verdauungstraktes wichtig. Sie fördert die Bildung positiver Darmbakterien, stärkt die Immunkraft im Darm, neutralisiert Gärstoffe. Daneben, so Bankhofer, hat Sauerkraut eine ganze Reihe von Wirkstoffen:
- Sauerkraut ist reich am Vitamin B 12. Dieses Vitamin ist eminent wichtig für geistige Frische, für gute Laune, Vitalität, für Stressbewältigung, für den Aufbau der roten Blutkörperchen, für den Knochenbau und den Herzmuskel. Wichtig für Vegetarier: B12 - normalerweise im Fleisch - ist in Sauerkraut sehr viel enthalten.
- Sauerkraut versorgt uns mit Vitamin B 6 für die Eiweiß-Verarbeitung mit B 3 für den Gehirnstoffwechsel.
- Im Sauerkraut ist auch reichlich Folsäure enthalten.
- Genau diese B-Vitamine - B 6, B 12 und Folsäure - machen das Sauerkraut so wichtig gegen zu hohe Homocystein-Werte. Homocystein ist eine aggressive Aminosäure, die unsere Gefäße und dass Herz bedroht, wenn man zuviel Fleisch und zu wenig Gemüse isst.
- Da im Sauerkraut auch Zink und Magnesium zu finden sind, ist es ein herrlicher Ausgleich für alle, die sich sonst nicht sehr vollwertig ernähren.
- Das Acetyl-Chlorin im Sauerkraut wirkt beruhigend auf das vegetative Nervensystem.
Bei den Laaser Krautwochen lässt man alljährlich das Kraut oder den Kobis hochleben. Das kommt nicht von ungefähr. Der Laaser Familienbetrieb Lechner ist der traditionsreichste Sauerkrauthersteller in ganz Südtirol und das Kraut, das er verarbeitet, stammt aus Laas und seiner Umgebung. Dort gedeiht es - wegen der kalkhaltigen Bodenbeschaffenheit - nämlich besonders gut.
Genussvolles Laas
Laas ist die Heimat des Kobis. Das Kraut ist zusammen mit der Marille der kulinarische Schatz hier im Marmordorf. Es ist nicht nur das Kraut als kulinarische Kostbarkeit, es sind vor allem auch die Menschen hier, die die Tradition bewahren und neu aufleben lassen, kleine Betriebe, die große Genusserlebnisse hervorrufen. Deshalb holt man sich den Appetit am besten in den Gastbetrieben in der Gemeinde Laas.
1 Im Gasthaus Sonneck in Allitz lassen sich Gäste seit Generationen mit Gerichten verwöhnen, bei denen die Saison den Ton angibt. Authentische Kreationen werden von Hebs und Markus serviert zum Wohle von Wanderern und Gästen. Deshalb steht jetzt Törggelen ganz oben auf der Speisekarte, am Donnerstag, 27. Oktober und am 3. November mit Livemusik. Am 4. November steht eine ganz besondere Einladung im Zeichen der Krautwochen: Kraut & Ruabm – ein Galadinner – zu dem gerne ab sofort die Reservierung entgegen genommen wird. Und als süße Zugabe gibt es beim Hebs das Sauerkrauteis.
2 Das Kraut als kulinarisches Laaser Aushängeschild wird in der Krone in Laas in ganz verschiedenen Spezialitäten verarbeitet. Enrico und Elisabeth, die das Zepter in der Küche in der Hand hält, arrangieren Krautköstlichkeiten wie Krauttirtlen, Schlachtplatte, Gedünstetes Kraut mit Käsenocken oder die Sauerkrautsuppe traditionell und raffiniert gleichermaßen zu einem besonderen Genusserlebnis.
3 Im Gasthof Sonne in Laas werden Krautknödel, hausgemachte Kartoffelteigtaschen mit Vinschger Bauernkraut, das Krauttris oder Geräuchertes vom Schwein, Laaser Bauernsauerkraut und Knödel serviert. Mit Sorgfalt und Kreativität werden die Kraut-Kreationen zubereitet und sorgen für besondere kulinarische Momente, die auf der Zunge zergehen.
4 Pizzagenuss mit Kraut. Neben den Klassikern und bewährten Pizzas hat in den Krautwochen das Laaser Kraut auch in besonderen Pizzakreationen seinen schmackhaften Auftritt. In der Pizzeria Odler gibt es verschiedene Pizzas mit Kraut und mit fermentiertem Kimchi-Gemüse – eine Neuheit, mit der Laas auftischen will.
5 Auch die Pizzeria St. Sisinius sorgt für besondere Genussmomente: Auf der Karte stehen während der Krautwochen etwa die Käse- und Krautpizza mit Mozzarella, Gorgonzola, Almkäse, Kraut, Knoblauch und Origano oder die Krautpizza mit Tomatensauce, Mozzarella, Kraut, Selchkarre und Origano oder die Südtirolerin mit Tomatensauce, Mozzarella , Speck, Zwiebel, Kraut, Knoblauch, Origano.
6 Und im Sportbistro Eyrs verwöhnt ein buntes kulinarisches Programm die Gäste, bei dem das Kraut im Mittelpunkt steht. Omis Krautsuppe, die handgemachten Graukas-Teigtaschen auf Sauerkraut mit frittierten Zwiebeln und Speckstreifen oder Dreierlei von der Wurst mit frischem Sauerkraut lassen hier Freunde des kulinarischen Genusses auf ihre Kosten kommen. Natürlich fehlen das traditionelle Schlachtteller mit frischem Vinschger Sauerkraut oder die Geselchten Schweinswürste mit frischem Vinschger Sauerkraut nicht.
7 Auch die Tschenglsburg beteiligt sich bei den Laaser Krautwochen.
Lechners Kimchi made in Südtirol
Der Sauerkrauthersteller Lechner bringt in absehbarer Zeit Kimchi - fermentiertes Gemüse - nach koreanischer Art auf den Markt. Der Vinschgerwind hat mit Evelyn Lechner gesprochen.
Vinschgerwind: Der Laaser Familienbetrieb Lechner steht hinter dem weitum bekannten Sauerkraut. Nun tastet sich Lechner ans Fermentieren. Was hat es damit auf sich?
Evelyn Lechner: Unsere Familie macht seit über 70 Jahren Sauerkraut, d. h. das Fermentieren ist unsere Hauptarbeit und unsere Passion. Seit mehreren Jahren wagen wir uns an anderes gemischtes fermentiertes Gemüse, ein buntes Sauerkraut sozusagen, in verschiedenen Geschmacksrichtungen und Gemüsemischungen. Das Fermentieren ist ja die älteste Methode, um Gemüse haltbar zu machen, es war früher die einzige Möglichkeit, die Vitamine und Nährstoffe des Sommers auch im Winter verfügbar zu haben. Wir haben jetzt zwar die Möglichkeit ganzjährig frisches Gemüse zu kaufen, das aus allen Teilen der Welt zu uns kommt oder wir können unsere hochwertigen lokalen Produkte so verarbeiten, dass wir uns das ganze Jahr abwechslungsreich und gesund ernähren können. Das Fermentieren ist jetzt wieder in Mode gekommen. Das fermentierte Gemüse nennt man Kimchi. Wir verstehen darunter aber eher die koreanische Variante von fermentiertem Gemüse, d. h. bunter gemischt und vor allem mit mehr Gewürzen und viel Zwiebel und Knoblauch usw. Wir haben schon einige Kimchis ausprobiert und voriges Jahr an einem Abend bei den Krautwochen Rezepte und Tipps von Irene Hager bekommen. Nun haben wir mit Patrick Kreidl einen Koch, der 15 Jahre lang die ganze Welt - auch den asiatischen Raum - bereist und nun die besten Rezepte nach Südtirol mitgebracht hat.
Vinschgerwind: Lechner will in absehbarer Zeit Kimchi auf den Markt bringen?
Evelyn Lechner: Ja, wir haben zusammen mit der Rizzi Group und Patrick und Alex von Ahia Ferments im letzten Jahr ein Kimchi - made in Südtirol - entwickelt. Mit besten regionalen Zutaten und der Erfahrung von allen drei Partnern werden wir in Kürze unsere drei Kimchis auf den Markt bringen. Zwei sind etwas mildere Varianten und eine ist pikanter. Kimchi kann man vielseitig einsetzen um zusätzliche Vitamine in unsere Ernährung zu bringen, am besten natürlich einige Gabeln über den Tag verteilt gut gekaut einfach zwischendurch essen, oder als Suppengewürz, als Farbtupfer in Salaten gemischt - der Phantasie sind da kaum Grenzen gesetzt.
Vinschgerwind: Was sind die Vorzüge des Fermentierens?
Evelyn Lechner: Durch das Fermentieren wird Gemüse haltbar, leichter verdaulich und die wertvollen Nährstoffe vom rohen Obst und Gemüse kann der Körper besser aufnehmen. Und verwerten. Die in fermentiertem Gemüse zuhauf vorkommenden Michsäurebakterien bauen unsere Darmflora auf und stärken so auch unser Immunsystem.
Angebote in den Laaser Betrieben
Cafe Greta
Köstliche Kastanien-Specials, täglich frisch aus unserer Konditorei
Despar Kofler
Auf verschiedene Grabkerzen vom 18.10. bis 31.10. 15 – 25 % Skonto
Lechner Sauerkraut offen erhältlich!
Hofladen Lechner
(Industriezone) Beim Kauf von 3 Produkten, schenken wir Ihnen einen „Koschter“ dazu!
Insr Lodn
20 % Skonto auf Topfsets 15 % Skonto auf Tellersets (solange Vorrat reicht)
Konfektion Stecher
auf alle Hosen 10 % Skonto
Konsum Laas
Auf die gesamte Unter- und Nachtwäsche 20 % Skonto
Flanellbettwäsche von Kaeppel € 39,90
Erika-Blumen a € 1,99 – sowie auf alle
Ölmotivkerzen 15 % Skonto
Lottobar
Herbstgetränke – kommt vorbei und probiert sie aus!
Metzgerei Alber
Frisch Geselchtes, Würste und einheimisches Lamm
Metzgerei Muther
Krautzeit ist Törggelezeit – große Auswahl an geselchten Hauswürsten, Rippelen und geräuchertem Fleisch
Schuh Spechtenhauser
Überraschung anlässlich 66 Jahre Schuh Spechtenhauser
Salon Carmen
Auf alle Haar- und Hautpflegeprodukte 15 % Skonto
Venustis
Neben herbstlichen Schokoladenkreationen aus Kastanie, Süßwein, Pflaume & Birne zaubert unsere Floristin Sonja tolle Herbstdekorationen auf Bestellung. Verschiedenste Ideen finden Sie im Geschäft, wir freuen uns auf Ihren Besuch.
Programm
Freitag, 21.10. ab 18 Uhr
Wiedereröffnung nach Umgestaltung
bei Schuh Spechtenhauser
Wir freuen uns, gemeinsam mit Ihnen, liebe Kund:innen auf die umgestaltete Bergschuhabteilung anzustoßen.
Samstag, 22.10. ab 14 Uhr
St. Sisinius Pizzeria/ Schwimmbad
PREISWATTEN - es gibt tolle Preise zu gewinnen
Anmeldung: 347 8280099
Montag, 24.10. von 8-14 Uhr
Oktobermarkt am Marktplatz
Greiterhaus Eyrs Verkauf von Herbstgemüse
Mittwoch, 26.10. sowie 02.11.
jeweils um 11.30 Uhr
Marmor trifft Schokolade
Eine Verführung für alle Sinne
Marmor-Genuss-Führung mit Schokoladen und Pralinenverkostung inkl. unserem Herbstzauber - edle Kastanie trifft fruchtiges Preiselbeermousse.
Treffpunkt: Bahnhof in Laas
Infos: www.venustis.it
„Soffali, Edithl, Idali, Margrethl, Schwarzali...“Das sind schottische Hochlandrinder, genauer gesagt Mutterkühe, die mit ihren Kälbern auf der großen umzäunten Wiese neben der Hofstelle „Joggl“ am Eingang des Langtauferer Tales grasen.
von Magdalena Dietl Sapelza
Vor kurzem sind die Muttertiere mit ihren Kälbern und dem Stier von der Almweide ins Tal zurückgekehrt. Christian Eberhart ruft die Tiere mit Namen und füttert sie dann mit einem Stück Brot - ein Leckerbissen für die genügsamen Rinder. „Es gib pa inz koane nomenlose Viecher“, meint er. „Sel isch lai do, wo di Viechr a Nummr sain.“ Den Sommer verbringen die Tiere oberhalb der Grauner Alm Vivana am Fuße des „Joggl“. So wird der 2650 Meter hohe Endkopf im Volksmund genannt.
Die Hochland Jungrinder weiden in den die Sommermonate nauf der Rossbodenalm.
Der Kaminkehrer Christian und sein Bruder, der HOPPE-Arbeiter Matthias, züchten als Nebenerwerbsbauern bei Graun Hochlandrinder. Tatkräftig unterstützt werden sie von Christians Frau Anja Frank.
Die schottischen Hochlandrinder sind sehr genügsam. „Dia fressn lai Gros, Hei unt leckn pan Solzstoan“, erklärt Anja.
Vor 20 Jahren hatten die Brüder die Zucht mit drei Hochlandrinder begonnen. Heute ist ihre Herde auf über 50 Tiere angewachsen. Die Mutterkühe, die 15 bis 20 Jahre alt werden, sorgen regelmäßig für Nachwuchs. Großen Wert legt die Familie auf eine artgerechte Haltung der Tiere und auf schonende Schlachtung. Jährlich werden im Herbst und im Frühjahr mehrere dreijährige Jungrinder geschlachtet. Einer der beiden Brüder begleitet das jeweilige Tier im Viehtransporter zum Schlachthof nach Mals. Den Transporter kennen die Tiere von den Fahrten auf die Alm. Das und die Anwesenheit ihres Halters lässt sie auf dem Weg zum Metzger ganz ruhig bleiben. „Schlochtn tian miar olm mit an weinendn unt an lochendn Aug“, meint Anja. „Inz isch obr gonz wichti, dass es di Viecher gut geaht, solong si lebm.“ Das Fleisch wird im Rahmen der Direktvermarktung. verkauft. Nach erfolgter Bestellung wird es fix fertig portioniert, verpackt und zu den Kundinnen und Kunden direkt ins Haus gebracht. Angeboten werden zwei Paketformen zu rund sechs bis acht Kilogramm, und zwar das „Olla Toug Paktl“ mit Braten, Schnitzel, Gulasch, Roastbeef und Ossobuchi, und das etwas teurere „Feirta Paktl“ mit Filet, Wangen, Schulternaht, Flankensteak, Roastbeef und Ochsenschwanz.
Eine Spezialität sind die „Hoahklondknacker“. Es handelt sich dabei um Kaminwurzen, die ausschließlich aus dem Fleisch der Hochlandrinder bestehen und kein Pökelsalz beinhalten.
Die Hochlandrinder leben immer im Freien. Im Winter dient ihnen ein Unterstand als Schutz, den sie jedoch nur selten aufsuchen.
Die Werbung der Familie für das Fleisch ihrer Tiere bringt es auf den Punkt:
„In Summr grousn si af di beschta Olppeidn fo insrn Hausberg, unt in Wintr strouhlt di Sunna af suina Piggl ouchi.“
Infos: „Joggl“
Matthias Eberhart,
Josef Duile Straße 1, 39020 Graun,
Telefon: 3405737708
Fürstenburg/Burgeis. Nach zwei Jahren Corona Pause trafen sich Senninen und Senner, Almverantwortliche und Bauern wiederum zur 11. Südtiroler Almkäseverkostung in der
Fürstenburg in Burgeis. Mit dabei waren Teilnehmer.innen aus den Terra-Raetica-Regionen.
von Magdalena Dietl Sapelza
Nach der „Internationalen Käseolympiade“ im Nordtiroler Galtür am 24. September fand am 1. Oktober 2022 in Burgeis die 11. Südtiroler Almkäseverkostung statt. Die Veranstaltung, die im Jahre 1991 als „Vinschger Almkäseverkostung“ mit elf teilnehmenden Vinschger Milchviehalmen begonnen hatte, ist inzwischen auf ganz Südtirol und nun auch im Rahmen des grenzüberschreitenden Projektes Terra Raetica auf Nordtirol ausgeweitet worden. Bereits vor der Publikumsverkostung, die im geselligen Rahmen in den historischen Räumen der Burg stattfand, hatte eine 12-köpfige Fachjury den Käse bewertet, der auf insgesamt 33 Kuhalmen und den drei Ziegenalmen produziert worden war. Die Jurorinnen und Juroren nahmen die Form des Käselaibs, dessen innere Beschaffenheit, das Schnittbild, die Farbe, die Textur, die Konsistenz, den Geruch und den Geschmack genauestens unter die Lupe. Der Jury gehörten an: Hannes Knolleisen, Matthias Ziernhöld, Hubert Köllemann, Markus Plankl, Ludwig Tschurtschenthaler, Christian Peer, Rudolf Amrain, Bruno Beerli, Julia Daniel, Frieda Eliscases, Sieglinde Nischler und Brigitte Wellzohn. Die Jury attestierte dem Almkäse im Allgemeinen eine sehr gute Qualität. Die Herausforderung für die Jury sei deshalb sehr groß gewesen und das Jurorenteam habe es sich nicht leicht gemacht, erklärte das Jurymitglied Christan Peer bei der abschließenden Prämierung. Markus Joos, der Direktor des Bezirksamtes für Landwirtschaft in Schlanders, sprach in diesem Zusammenhang von einer Momentaufnahme. Denn bewertet wurde immer nur ein Laib der jeweiligen Alm. Joos gab einen kurzen Überblick über die Situation der Vinschger Almwirtschaft. Im Raum von Graun bis Kastelbell und Schnals wurden 2022 auf 26 Gemeinschaftsalmen 1.415 Milchkühe gehalten. 17 Prozent davon kamen von außerhalb des Tales. Die Zahlen haben sich im Vergleich zu 2021 kaum geändert. Eine Kuh bringt im Durchschnitt 90 Kilogramm Käse und 10 Kilogramm Butter. Die Nachfrage nach Butter ist in den vergangenen Jahren stark gestiegen. Um die Tiere kümmern sich in der Regel zwei bis drei Personen. Viele Senninnen und Senner sind Quereinsteiger genauso wie viele Hirtinnen und Hirten. Das Almpersonal ist oft starkem Wechsel ausgesetzt, und das stellt große Anforderungen an so manchen Almmeister. Die Qualität der Almprodukte überzeugt mittlerweile (siehe Tabelle). In den vergangenen Jahrzehnten wurde laufend durch gezielte Aus- und Weiterbildung in die Qualitätssteigerung investiert. Ein großes Problem im vergangenen Sommer war die Trockenheit. In der Regel bleiben die Tiere 88 bis 85 Tage auf der Alm. Wegen Futter- und Wassermangel musste die Alpung heuer auf einigen Almen früher beendet werden. Doch die Almverantwortlichen planen schon wieder für das kommende Jahr. Denn nach der Almsaison ist vor der Almsaison.
Auf dem Hof von Günther Wallnöfer und Karin Dietl in Laatsch wird Gemüse nicht nur angebaut, sondern auf den Tisch gebracht, genauer gesagt ins Glas. Mit anderen Worten: Der Bauernhof ist nicht nur Bio-Bauernhof, sondern veredelt besondere Delikatessen,
die sich einer großen Nachfrage erfreuen.
von Angelika Ploner
Ursprünglich dachten Karin Dietl und Günther Wallnöfer an Yoghurt. Die Veredelung der Milch zu Joghurt sollte ein weiteres Standbein für den Bauernhof sein, und gleichzeitig den landwirtschaftlichen Bio-Betrieb diversifizieren. Aus Joghurt wurde schlussendlich Gemüse im Glas. Gemüse süß-sauer, Essiggurken, Radicchioaufstrich, Zucchiniaufstrich und Rote-Beete-Salat listet die Produktpalette von „Hoamisch“. Der Name ist kein Zufall. Im Gegenteil. „Hoamisch“ ist ein Name der eng verwandt mit dem Begriff Heimat ist und der jenes Wohlgefühl ausdrücken soll, das Heimat gibt. Vertrauen und Geborgenheit schenken. Und auch ein bisschen Stolz. „Wir schätzen das, was wir hier haben und das wollen wir auch nach außen tragen“, sind sich Karin und Günther einig.
Der Schriftzug „Hoamisch“ trägt die Farbe Blau. Die Farbe des Wassers. Wasser ist Leben, diese Erkenntnis hat sich heuer vor dem Hintergrund von Wasserknappheit bei jedem eingeprägt.
Bei Günther und Karin ist dieses Bewusstsein schon lange da, eigentlich immer da gewesen. Das Logo, der Abdruck eines Schweinefußes, trägt verschiedene Farben – die Farben vom Gemüse. „Die Farben unseres Logos stehen vor allem für unsere verschiedene Gemüsesorten Kartoffel, Karotten, Gurken, Zucchini“, sagt Karin, „das Braun symbolisiert außerdem die Erde, ohne die wir nicht arbeiten könnten. Sie liefert uns die Nährstoffe für all unsere Wiesen und Äcker.“
In der kleinen Verkaufstheke im Erdgeschoss des Wohnhauses stehen die Produkte einträchtig nebeneinander. Der Inhalt ist so bunt, wie die Natur selbst. Seit fünf Jahren veredelt man nun schon das eigene Gemüse. Angebaut wird dieses in einem kleinen Acker unweit vom Wohnhaus entfernt. Natürlich ohne Pflanzenschutz. „Wir verwenden auch keinen biologischen Pflanzenschutz“, erklärt Günther. Natur pur wird verarbeitet. Kostbare Bodenschätze hervor gebracht.
In jedem Glas steckt viel Arbeit. Mühevolle Arbeit verbunden mit unzähligen Stunden. Natürlich ist die Freude groß, wenn das Glas gefüllt und der Deckel verschraubt ist, sagt Karin Dietl. Der Weg dahin ist aber ein langer. Ernten, zubereiten, pasteurisieren, abfüllen, etikettieren, lagern. Alles von Hand. Und natürlich ohne chemische Zusatzstoffe.
Die kleine Verarbeitungsküche im Erdgeschoss ist ein Überbleibsel des alten Wohngebäudes und auch Kreativlabor, wenn man so will. Hier hat Karin getüftelt und probiert, bis ein geschmacklich ausgewogenes Rezept und eine stimmige Geschmackskombination gefunden waren. Bis es soweit war, vergingen fast zwei Jahre. „Viele mussten meine Produkte viele Male verkosten,“, schmunzelt Karin. Am öftesten traf es Günther.
Der Weg war ein holpriger. Vor dem Hintergrund von unzähligen bürokratischen Auflagen wäre es oft einfacher gewesen aufzugeben. „Ich hätte nicht nur einmal lieber alles hingeschmissen“, erzählt Karin, um dann doch irgendwie weiterzumachen.
Wenn die Produkte nachgefragt sind und mit Aufmerksamkeit beschenkt werden, ist das der Mühe schönster Lohn. Die Produkte von „Hoamisch“ gehen weg wie die sprichwörtlich warmen Semmeln. Anfragen kamen jüngst sogar aus Deutschland. „Das klingt verlockend, aber entspricht nicht unserer Philosophie,“ sind sich Karin und Günther einig. Die Philosophie von Karin und Günther kommt ohne Selbstzweck aus. Man denkt in regionalen Kreisläufen, kurzen Wegen, schont Ressourcen und arbeitet mit der Natur. Lokale Anbieter, wie die BGO, die Bürgergenossenschaft Vinschgau, Biokistl, Naturalia oder der Bauernladen Mals vertreiben die Produkte von „Hoamisch“.
Günther Wallnöfer ist kein Unbekannter, er ist ein Pionier in der biologischen Landwirtschaft im Obervinschgau. Der Bauernhof selbst hat keinen Namen, es ist der Bauernhof vom Mala Günther. Im Jahr 2006 stellte er diesen auf biologische Landwirtschaft um. Original Braune ist jene Rasse, die es ihm angetan hat. Zu den über 20 Milchkühen hier, die gerade von der Gonda, der Schleiser, Laatscher und der Melager Alm von der Sommerfrische zurückgekehrt sind, kommen die Ammenkühe im Stall. Zur Erklärung: Ammenkühe sind jene Kühe, die jedes Kalb trinken lassen und nicht nur das eigene. Mit den Kühen kam auch der Almkäse. Er steht zusammen mit den Gemüse-Delikatessen zum Verkauf. Und ganz nebenbei bemerkt: Jener der Gondalam und Schleiser Alm wurde jüngst mit Gold beim Käsefestival in Galtür ausgezeichnet.
Dass das Tierwohl bei Günther Wallnöfer an erster Stelle kommt, versteht sich von selbst. Die Kühe dürfen sich frei bewegen und für den Transport bei einer Schlachtung sorgt er selbst. Zu den Kühen gesellen sich Schafe, Hühner und Schweine. Sie bekommen Bio-Getreide und jene Abfälle, die von der Gemüseveredelung übrig bleiben. Kreislaufwirtschaft eben. Kreisläufe so gut es geht schließen. Alles so gut wie möglich verwerten. Und genau hier reiht sich die Gemüseveredelung nahtlos ein. Und bringt kostbare Schätze ins Glas.
Beim Oberschlossbauer auf dem Juvaler Hügel gibt die Sonne den Ton an. Hier oben - vis à vis vom Schloss Juval - wohnt auf knapp 1.000 Meter die Familie Blaas-Viertler und ist mit Reinhold Messner, wenn man so will, auf Augenhöhe.
von Angelika Ploner
Erika Blaas und Florian Viertler erinnern sich noch gut, als sie damals, 1984, den Oberschlossbauer übernommen haben. Der Bauernhof auf dem Juvaler Hügel war schon viele Jahre nicht mehr bewirtschaftet worden, Haus und Stadel waren verwaist, Vieh oder Geräte keine vorhanden. „Da war weder ein Hammer noch eine Sense oder irgendetwas, mit dem man hätte anfangen oder arbeiten können“, erinnert sich Florian. Er selbst war gelernter Elektriker, Erika im Gastgewerbe tätig. Erfahrungen in der Landwirtschaft hatten beide keine, heute würde man sagen: Die zwei waren komplette Quereinsteiger.
Man hätte es einfacher haben können, und ging den schwierigeren, dafür aber letztlich lohnenderen Weg. Zur Hochzeit bekamen Erika und Florian ihre erste Kuh geschenkt. Mit dem Ersparten kaufte man sich eine Mähmaschine und eine weitere Kuh. Später kam ein Transporter dazu, damit zumindest das Heu gemäht und eingebracht werden konnte. „Wir hatten eigentlich immer Glück“, lacht Erika zurückblickend. In den Anfangsjahren hätte man immer Kuhkälber bekommen, was den Viehbestand stetig erhöhte. Mit der ersten Milch machten die beiden Butter, wenig später lieferte man die knapp 50 Liter an den Meraner Milchhof. Heute sind es weit über 200 Liter, die vom Milchtransporter jeden Morgen am Fuße des Juvaler Hügels abgeholt und nach Meran geliefert werden. Die Milch stammt von 12 Milchkühen, insgesamt stehen rund 18 Stück Vieh im Stall.
Nein, bereut haben sie es nie, hier herauf gezogen zu sein. Erika Blaas und Florian Viertler sind glücklich hier und ein eingespieltes Team. Fast jedes Jahr wurde investiert, eine landwirtschaftliche Maschine gekauft, Wiesen planiert, Stadel und jüngst das Haus saniert. Das Holz holte man großteils vom eigenen Wald, so gut es ging wurde in Eigenregie gearbeitet - mit großer Unterstützung der drei Kinder. Heute leben auf dem Oberschlossbauer nicht nur Kühe, sondern auch Schweine, Hühner, ein Hund, Katzen.
Bereits damals, 1985, wurden die Weichen gestellt, den Oberschlossbauer als gemischten landwirtschaftlichen Betrieb zu führen. In Hanglage auf dem Juvaler Sonnenberg, südseitig, pflanzten Erika und Florian vor über 30 Jahren einen Weinberg in einer Höhe von 920 Meter mit den ersten Müller-Thurgau Reben an. Diese tragen bis heute und wurden erst vor kurzem gelesen.
Die Müller-Thurgau-Anlage ist einer von zwei Weinbergen, die insgesamt hier am Oberschlossbauer bearbeitet werden. Zum Müller Thurgau gesellt sich nämlich der Riesling. „Der Riesling ist eher ein herber Wein, der Müller-Thurgau hingegen ein fruchtiger Wein“, erklärt Florian. Auf den heurigen Wein freut man sich besonders, denn der sonnige, trockene Sommer schuf die besten Voraussetzungen für eine hohe Traubenreife, gute Fruchtausprägung und lebendige Säurestruktur.
Vinschger Riesling DOC trägt der Riesling vom Oberschlossbauer, der Müller-Thurgau hingegen nennt sich Schlossegger Weisser und darf nicht als DOC-Wein ausgewiesen werden. Der Grund liegt in der Höhe. Weil der Weinberg um 20 Meter oberhalb von 900 Meter liegt, darf der Wein nicht als DOC Wein mit geografischem Bezug ausgewiesen werden. So lauten die Regeln.
Um den Herausforderungen des modernen Weinbaus gerecht zu werden, pflegt man schon viele Jahre eine Zusammenarbeit mit der Familie Aurich vom Unterortlhof am Juvaler Hügel. Martin Aurich baut den Wein in Edelstahlfässern aus und bringt ihn auf die Flasche. Aurich ist Meister seines Fachs und mit unzähligen Auszeichnungen prämiert worden, deshalb hat man mit ihm einen ausgezeichneten Partner – auch im wörtlichen Sinne – gefunden.
Rotweinsorte gedeiht auf den Flächen des Oberschlossbauers keine. „Wir haben es versucht, aber die Trauben reifen nicht richtig aus,“ erzählt Florian. Dafür gedeihen Marillen hier besonders gut.
Um die Produktpalette so breit als möglich zu halten, hat man auf einem halben Hektar Marillen, vorwiegend die Original Vinschger Marille, angebaut. Diese Sorte ist prädestiniert für die Lage, auf die sich der Oberschlossbauer befindet und zeichnet sich durch eine hochstehende Qualität aus.
Es ist eine privilegierter Lage hier oben auf dem Juvaler Hügel. Die zwei Weißweine – der Vinschger Riesling DOC und der Schlossegger Weisse - dürfen mit herrlichem Ausblick auf Schloss Juval im neuen Verkaufsraum verkostet und gekauft werden. Im Mai diesen Jahres wurde der Ab-Hof-Verkaufsraum mit einer kleinen Feier eröffnet, der mit großer Unterstützung der drei Kinder von Erika und Florian verwirklicht wurde und ganz nebenbei auch Geschichte sichtbar macht.
Die alte Mauer im Verkaufsraum ist ein stummer Zeuge aus vergangenen Zeiten und stammt aus dem Jahr 1860. Es ist jene Zeit, in der der Oberschlossbauer Schätzungen zufolge erbaut wurde. Altholz hat im Verkaufsraum gleich mehrmals Einsatz gefunden: Zum Sitzen und als Blickfang für die Weinpräsentation. Und auch die Glocke, die einen prominenten Platz auf dem Dach des neuen Hauses am Oberschlossbauer gefunden hat und aus dem 13. Jahrhundert und von Schloss Juval stammen dürfte, legt geschichtliches Zeugnis ab. Seit fast 200 Jahren ist der Oberschlossbauer im Besitze der Familie Blaas, eine Tradition, die fortgeführt wird. Die nächste Generation blickt mit vielen neuen Ideen in die Zukunft.
Der Clubapfel Ambrosia™ hat seinen Namen von der Speise der Götter im antiken Griechenland. Diesen trägt er aus guten Gründen: Der Premium-Apfel ist saftig, sehr knackig, extra süß und schmeckt nach Honig und Nektar.
Das Apfelparadies Vinschgau punktet in aller Welt mit seinem vielfältigen Sortiment an Apfelsorten. Neben den bewährten Klassikern werden im Vinschgau vermehrt auch Vertragssorten angebaut. Einer dieser so genannten Clubäpfel ist Ambrosia™, der seit 2014 im Vinschgau eine Heimat gefunden hat. Der Premium-Apfel wird auf zirka 200 Hektar angebaut, davon 15 Hektar im Bio-Anbau. In Italien wird diese Apfelsorte nur hier sowie im Piemont gepflanzt.
Der Ambrosia™-Apfel entstand als natürliche Kreuzung im kanadischen Staat British Columbia. Anfang der 1990er-Jahre entdeckten Sally und Wilfried Mennell, dass auf einem ihrer Bäume andere Äpfel wuchsen: Der zweifarbige Ambrosia™ mit leuchtend roter Deckfarbe auf gelbem Hintergrund ist das Ergebnis einer natürlichen Mutation von einem roten und einem gelben Apfel.
Im Vinschgau wird Ambrosia™ zirka fünf Tage nach dem Golden Delicious geerntet, also gegen Ende September. Bis wenige Wochen vor der Ernte hat der Apfel eine grünliche bis hellgelbe Grundfarbe. Dann erfolgt eine zauberhafte Verwandlung: Eine Apfelhälfte färbt sich leuchtend Rot. Mit diesen roten Wangen ist der Ambrosia™ echt zum Anbeißen!
Nicht nur Kinder lieben diesen besonders süßen Apfel, der die gesunde Jause wortwörtlich zum Zuckerschlecken macht. Auch Erwachsene beißen gerne in die feuerrote Backe des Ambrosia™. Der Apfel duftet nämlich nicht nur außerordentlich süß, er schmeckt auch so. Der Premium-Apfel zeichnet sich durch sein intensives Aroma nach Honig und blumigem Nektar aus. Zur Süße bringt er noch fruchtige Noten von Honigmelone, Birne, Mango und etwas Aprikose mit, die im Gaumen lange anhalten. Die nicht vorhandene Fruchtsäure sorgt dafür, dass der Apfel leicht verdaulich ist. Ambrosia™ besitzt zudem eine sehr dünne Schale und ein ausgesprochen feinstrukturiertes Fruchtfleisch, das sanft auf der Zunge schmilzt.
Die Sorte Ambrosia™ wird in Europa exklusiv von VIP und Gruppo Rivoira aus dem Piemont vermarktet und ist von Oktober bis Mai verfügbar. Ab Oktober ist der honigsüße Dessertapfel auch in allen Detailgeschäften der Genossenschaften im Vinschgau und in ausgewählten Supermärkten erhältlich.
Neuartige Präsentation der Vinschger Äpfel
VIP zeigt den Apfel von einer neuen Seite. Die Geschmackswelt jeder Sorte wird ausführlich
beschrieben. Damit lernen wir den Apfel neu kennen, finden leichter unseren Lieblingsapfel
und können ihn intensiver genießen.
Mit roter, gelber oder grüner Schale, eher süß oder eher sauer. Bislang hat man die Apfelsorten nur nach ihrer Farbe und im besten Falle nach ihrer Geschmacksrichtung beschrieben. Dabei hat ein Apfel viel mehr zu bieten: Zum einen unterscheidet sich jede Sorte durch ihre ganz eigenen geschmacklichen Besonderheiten. Zum anderen stecken in den Äpfeln über 300 verschiedene Aromen. Alle diese Eigenschaften wurden in Vergangenheit mit einem Apfel nicht in Verbindung gebracht.
Mit einer neuen Apfelpräsentation zeigt VIP nun die Vielfalt der Geschmacksrichtungen der einzelnen Sorten und erläutert deren Unterschiede. Ganz so, wie es beim Wein bereits seit Jahren der Fall ist. Das Produkt Apfel erhält dadurch einen viel höheren Stellenwert. Der Apfel wird zu einem bewussten Geschmackserlebnis. Außerdem lassen sich die Apfelsorten somit unterscheiden und jeder findet leichter seinen Lieblingsapfel.
Doch wer weiß schon, auf was man beim Genießen eines Apfels achten kann? Wie nehme ich die Aromen und den Duft war? VIP hat gemeinsam mit der Schweizer Sensorikwissenschaftlerin Christine Brugger anschauliche Beschreibungen der Apfelsorten verfasst: welcher Geschmack und Geruch sie auszeichnet, wie sie aussehen und worin ihre inneren Werte bestehen. Die Beschreibungen haben fundierte wissenschaftliche Analysen als Basis. Und sie machen richtig Lust darauf, verschiedene Apfelsorten auszuprobieren.
Mit dem eigens entwickelten Aromarad kann man dann die Geschmackswelten der Äpfel entdecken. Das Rad beschreibt die Textur, die Geschmacksnuancen und die Aromen eines Apfels. Die vielfältigen Aromen sind in sechs Aromagruppen eingeteilt: fruchtig, blumig, tropisch, zitrus, grün und würzig. Beim Verkosten eines Apfels hilft das Aromarad, die sensorischen Eigenschaften zu ergründen: Ist er knackig und saftig? Schmeckt er fruchtig oder würzig, nach Honig oder nach Zitronenschale? Wer es ausprobieren möchte: Das Aromarad lässt sich auf der Webseite www.lasaporeria.it herunterladen.
Auf La Saporeria können Apfelfans auch verschiedene Apfel-sorten aus dem Vinschgau online bestellen. Die gewünschten Apfelboxen werden dann in ganz Italien ausgeliefert. Spannend ist diese Möglichkeit auch, um neue Sorten auszuprobieren, die in den Geschäften noch gar nicht erhältlich sind. Den ersten Apfelsommeliers in Südtirol sind die verschiedenen Geschmackswelten der Äpfel natürlich schon bekannt. Drei Monate lang haben die 17 Teilnehmer:innen des Lehrgangs, der vom Südtiroler Apfelkonsortium gemeinsam mit dem Südtiroler Bauernbund entwickelt wurde, alles rund um den Apfel gelernt. Daran teilgenommen haben auch sechs Mitarbeiter:innen von VIP, die das neue Wissen perfekt in der täglichen Arbeit einbringen können: beispielsweise wie man mit Kunden eine Apfelverkostung richtig organisiert und durchführt.
ViP-Direktor Martin Pinzger spricht im Vinschgerwind-Interview über Auszahlungspreise, über Reorganisation, über Fusionspläne und einen schwierigen Saisonsstart - und macht Mut.
Vinschgerwind: Herr Direktor: Es herrscht Katerstimmung unter den Bauern, 43,5 Cent Auszahlungspreis für einen Bio-Golden, 36,5 Cent für einen Golden aus integrierter Produktion, sprich konventionellen Golden.
Martin Pinzger: Die Katerstimmung kann ich bestätigen und sie ist auf die letzten drei Jahre zurückzuführen, in denen, wie wir wissen, auf der Welt sehr vieles passiert ist, das Auswirkungen auf die Wirtschaft und somit auch auf die Landwirtschaft hatte und hat. Die Ernte 2020 war mengenmäßig und qualitativ eine schwache Ernte, dementsprechend waren die Erlöse für die Produzenten trotz ansprechender Marktpreise mäßig. 2021 hatten wir eine gute Menge, aber die Preise waren nicht überall zufriedenstellend. Und jetzt haben wir 2022 wieder eine enttäuschende Erntemenge. Das heißt, der landwirtschaftliche Unternehmer hat jetzt das 3. Jahr in Folge ein durchwachsenes Ergebnis und eine schwierige Perspektive für die kommenden 12 Monate. Deswegen sage ich, ja, die Bauern haben bestimmte Sorgen und berechtigte Sorgen - im Vinschgau, in Südtirol, im Apfelsektor aber auch anderswo für andere landwirtschaftliche Erzeugnisse. Wir hatten schon länger kein „normales“ Jahr mehr.
Vinschgerwind: Das war...
Martin Pinzger: Das war 2017. Da hat es wirklich Spitzenpreise gegeben bei einer mäßigen Menge, aber auf dem Markt haben die Äpfel gefehlt. Das Ergebnis 2021 ist nicht schlecht aber stimmt unter den aktuellen Rahmenbedingungen nicht optimistisch.
Vinschgerwind: Das heißt die Bauern müssen mit noch schlechteren Auszahlungspreisen für die Ernte 2022 rechnen?
Martin Pinzger: Wir beobachten heuer einen sehr schwierigen Saisonsstart. Die Kosten für die Bauern und die Genossenschaften für Strom, Pflanzenschutz, Kunstdünger ziehen an– auf allen Kostenebenen gibt es große Steigerungen. Und wenn wir mit unseren Kunden reden, dann ist durchgängig das Feedback das: „Wir müssen billiger einkaufen, weil auch unsere Kosten gestiegen sind.“ Zudem versucht der Lebensmitteleinzelhandel die Preissteigerung für den Endverbraucher in Grenzen zu halten, um den Konsum aufrecht zu erhalten. Denn das Schlimmste wäre, wenn der Konsum wegbricht. Das betrifft die ganze Wirtschaft. Trotzdem darf ich auch Chancen in dieser Situation für uns aufzeigen. Die Qualität des Vinschger Apfels ist bekannt, und gerade heuer sieht es so aus, dass wir damit am Markt umso mehr trumpfen können. Durch den heißen Sommer haben heuer viele Anbaugebiete sehr stark gelitten, was dazu führt, dass grade jetzt zu Saisonsbeginn viele Äpfel schnell verkauft werden müssen, weil sie nicht für die Lagerung geeignet sind. Durch unsere Höhenlagen zwischen 500 und 1.100 Höhenmeter, eine gute Fruchqualität und eine überschaubare Menge müssen wir nicht mit Billigäpfeln konkurrieren.
Vinschgerwind: Vor allem von Polen?
Martin Pinzger: Die Polen verkaufen ihre Äpfel derzeit mit extrem niedrigen Preisen, weil aus den erklärten Gründen eine Einlagerung sehr fragwürdig ist.
Vinschgerwind: Das heißt die Lagerung der Äpfel ist die große Stärke des Vinschgaus.
Martin Pinzger: Einmal die Lagerung, aber wir sind auch das höchstgelegenste Anbaugebiet Europas und haben wie gesagt klimatische Vorteile. Das wird uns helfen. Wir erwarten mit Sicherheit im Laufe der Verkaufssaison bessere Preise. Denn wir bedienen unsere Kunden zwölf Monate lang. Wir sitzen geografisch mitten in Europa und haben 500 Millionen Menschen als potenzielle Konsumenten. Der Apfel ist in vielen Ländern nach wie vor Obstsorte Nummer 1.
Vinschgerwind: Sind Österreich und die Schweiz immer noch weiße Flecken?
Martin Pinzger: Wir haben heuer viele Bioäpfel in die Schweiz geliefert. Ist die Schweizer Produktion geräumt, beschafft man sich geografisch konform die fehlende Ware gleich hinter der Grenze, also im Vinschgau und am Bodensee. Deshalb sind wir diesbezüglich ab und zu gut positioniert. Aber zurück zu unseren Bauern: Der Apfelanbau ist ihre Lebensgrundlage und niemand hat etwas davon, wenn die Bauern das Handtuch werfen. Wir hatten 1.700 Mitglieder und heute reden wir noch von 1.600 Mitgliedern, Tendenz weiterhin leicht rückläufig. Wir haben professionelle Bauern, zeitgerechte Strukturen und wir haben ein gutes Sortiment mit einem gesunden Anteil an Golden, 15 Prozent Bioanteil und einen ähnlichen Anteil an neuen Vertragssorten und haben mit Europa einen großen Markt vor der Haustür.
Vinschgerwind: Das Ansehen des Bauern ist natürlich in der Gesellschaft angegriffen. Durch Pestizide, durch die steuerlichen Vorteile....
Martin Pinzger: Wir sind 30.000 Menschen im Vinschgau. Die Landwirte sind ein Teil davon, leisten ihren Beitrag zur lokalen Wirtschaft und zum Vereinsleben in den Dörfern. Unsere Betriebe sind alles sehr kleinstrukturierte Familienbetriebe. Das ist im weltweiten Kontext Kitsch pur. Seien wir stolz darauf und übersehen wir nicht diesen wichtigen volkswirtschaftlichen Faktor. Dies gilt übrigens auch für die anderen Wirtschaftszweige im Tal.
Vinschgerwind: Jetzt sind wir abgeschweift. Kommen wir zurück zu den Auszahlungspreisen. Bei den roten Sorten?
Martin Pinzger: Im Biobereich sehr zufriedenstellend, außer bei den Sorten Golden und Stark. Das ist aber keine Überraschung für unsere Biobauern, das wissen diese und sie sollten, wenn möglich auf Gala, Bonita, Pinova und andere Sorten zurückgreifen. Grundsätzlich hat der Biobauer gute Preise bekommen und auch die Clubsorten im konventionellen Bereich.
Vinschgerwind: Konkret?
Martin Pinzger: In Cent?
Vinschgerwind: Genau.
Martin Pinzger: Für die Clubsorten haben wir Auszahlungspreise zwischen 60 und 70 Cent.
Vinschgerwind: Und für die roten Sorten im Bio-Bereich, außer der Sorte Stark?
Martin Pinzger: Da liegen wir zwischen 75 – 85 Cent.
Vinschgerwind: Sind die schlechten Auszahlungspreise der Grund dafür, dass sich die ViP intern neu aufstellt? Peter Stricker, Joachim Rabensteiner, Martin Metz, die Geschäftsführer von Kastelbell, Naturns und Latsch haben ihren Arbeitsplatz ab sofort in der ViP, Kurt Ratschiller kommt hinzu. Was steckt hinter der Personalrochade?
Martin Pinzger: Die Veränderungen am Markt machen es notwendig, dass wir noch professioneler auftreten. Wir machen im Verkauf und in den Genossenschaften nun den nächsten Schritt. Wir haben jetzt mehrere Generationen von Geschäftsführern gehabt, die für alles zeitgleich zuständig waren. Sie haben die Genossenschaft geführt, die Mitglieder betreut, das Personal rekrutiert und motiviert, gemeinsam mit dem Vorstand die Investitionen geplant und umgesetzt, und bis heute Äpfel verkauft. Allein die Aufzählung der ganzen Aufgaben sagt: Die Geschäftsführer waren Teilzeitverkäufer. Und ist es zeitgemäß, dass wir mit Teilzeitverkäufern unterwegs sind? Der Einkäufer hat immer weniger Zeit,immer größere Ansprüche und immer mehr Auswahl. Da kann man nicht sagen: Ich kann morgen nicht bei dir sein, weil ich eine Vorstandssitzung habe. Der Kunde ist König. Wir müssen Qualitätsleader sein. Die Qualität spiegelt sich wider in Produktqualität, in Sortimentsqualität und im Service. Die ViP will First Class Apple Partner sein.
Vinschgerwind: Vor allem die junge Riege der Geschäftsführer hat auf diese personelle Neuausrichtung gedrängt.
Martin Pinzger: Ganz genau. Dahinter steht, dass wir zu 100 Prozent den Verkauf der Äpfel hier in der Zentrale unter der Koordination von Kurt Ratschiller, Martin Metz und Joachim Rabensteiner abwickeln. Fabio Zanesco und Gerhard Eberhöfer bleiben die Macher und Experten für die strategischen Bereiche Vertragssorten und Bio. Hinter Peter Stricker steht, dass wir eine koordinierte und geschlossene Abwicklung der Sortierung und Verpackung brauchen. Das heißt, um die ganzen Effizienzmöglichkeiten auszuloten und auszureizen, müssen wir perfekt aufeinander abgestimmt operieren, und das wird in Zukunft Peter Stricker als erfahrener Geschäftsführer von der Zentrale aus mitsteuern.
Vinschgerwind: Wer füllt das Vakuum, das die Geschäftsführer in der jeweiligen Genossenschaft hinterlassen?
Martin Pinzger: Warum Vakuum? Wir werden in den Genossenschaften künftig Verantwortliche haben, die sich ausschließlich auf Kosten- und Prozessoptimierung konzentrieren können. Mit Hannes Spögler in der GEOS, Reinhard Ladurner in der ALPE und Markus Niederegger in der OVEG haben wir drei erfahrene Geschäftsführer. In der Texel haben wir mit dem bisherigen Produktionsleiter Christoph Pircher eine interne Lösung gefunden. In der Juval wird Stefan Gorfer die Genossenschaftsleitung übernehmen, er war bis jetzt hier in der ViP-Zentrale Produktmanager und vorher Produktionsleiter in der Biopackstation, und in der Mivor ist mit Roland Zischg ein neues Gesicht am Werk. Die Zukunft liegt in der Erlösoptimierung einerseits und in der Kostenoptimierung andererseits.
Vinschgerwind: Ist das eine Art ViP-4? Nach 15 Jahren ViP-3-Konzept, dem einheitlichen Vermarktungskonzept.
Martin Pinzger: Es ist der Vollausbau von ViP-3.
Vinschgerwind: Und was ist mit ViP-4?
Martin Pinzger: Das wird kommen, nach drei kommt immer vier und nicht 2. ViP-4 wäre der Zusammenschluss bilanztechnisch der Genossenschaften mit der Zentrale. Das wäre eine Variante. Es gibt mehrere Varianten.
Vinschgerwind: Wann kommt der vom Obmann Oberhofer im Vinschgerwind-Interview 2020 angekündigte totale Herbizid-Verzicht?
Martin Pinzger: Es gibt ein Projekt, das 2017 beschlossen worden ist, bei dem IP-Bauern, die wie die Bio-Bauern eine mechanische Unkrautbekämpfung machen, einen Unkostenbeitrag pro Hektar erhalten sollen. Die ViP hat eine bestimmte Tradition bei nachhaltigen Entwicklungen vorne dabei zu sein und in diesem Sinne sehen wir dieses Projekt: Wir zahlen einen symbolischen Beitrag von 120 Euro pro Hektar für 5 Jahre. Ab 2020 haben wir den Betrag dann auf 300 Euro pro Hektar erhöht. Es wurde jedoch nie von einer flächendeckenden Zielsetzung gesprochen. Ein totaler Herbizid-Verzicht ist unrealistisch.
Vinschgerwind: Was ist realistisch?
Martin Pinzger: So viel wie möglich, überall dort, wo es Sinn macht. Ab 2023 werden wir unseren Mitgliedern eine 2. Option anbieten, wo wir einen Herbizid-Einsatz nach der Ernte – außerhalb der Vegetationsperiode – erlauben und 120 Euro Beitrag pro Hektar geben. Das ist in unserem und im Sinne der EU-Strategie, Chemie auf den Feldern zu sparen.
Vinschgerwind: Der Markt wird immer härter. Vor zwei Jahren haben die Fusionspläne mit der VOG verneint. Die Zeit sei noch nicht reif.
Martin Pinzger: Die ViP hat sich weiterentwickelt. Wir stellen fest, dass auch der VOG mit VOG 2.2 einen Zentralisierungsschritt macht. Man kann sicherlich sagen, dass man Entwicklungen beobachtet, die morgen einen Zusammenschluss erleichtern könnten. Das Genossenschaftswesen hat sich schon immer weiterent-wickelt. Aber nicht von heute auf morgen.
Vinschgerwind: Stichwort Strom: In den vergangenen Jahren bepflasterte man die Dächer der Genossenschaften mit Photovoltaikanlagen. Hat man die Hausaufgaben gemacht?
Martin Pinzger: In weiser Voraussicht haben wir viele Photovoltaikanlagen installiert, und wir werden das intensiv weiter umsetzen, weil wir große Dachflächen haben. Die Planungen stehen auch für die nächsten Jahre bereits.
Vinschgerwind: Die Lagerung und Verarbeitung der Äpfel ist stromintensiv. Mit wieviel Mehrkosten rechnen Sie?
Martin Pinzger: Die Kosten steigen genauso wie für den privaten Haushalt. Die Südtiroler Obstwirtschaft ist gut organisiert: Die ViP, der VOG und VOG Products tätigen bereits seit Jahren sehr professionell und gemeinsam den Stromeinkauf. Wir machen Ausschreibungen, und Lottozukäufe. Der Strom vom 3. und 4. Trimester 2022 ist von uns bereits vergünstigt eingekauft worden. Das heißt die richtige Breitseite der Stromerhöhung spüren wir erst ab dem 1. Jänner 2023. Wir haben das heurige Jahr gerettet, aber ab dem 1. Jänner sind wir genauso ausgeliefert wie jeder private Haushalt und wir hoffen natürlich, dass unsere Politik für jeden privaten Haushalt und die Wirtschaft in Südtirol eine Lösung findet. Und da möchte ich unterstreichen, pochen wir NICHT auf eine Sonderbehandlung.
Vinschgerwind: 2020 gab es für die ViP knapp 11 Millionen EU-Agrargelder. Ein Batzen Geld. Wieviel EU Gelder schöpfte die ViP im vergangenen Jahr ab und wohin fließt dieses Geld?
Martin Pinzger: Die EU-Gelder sind immer umsatzbedingt. 2020 war diesbezüglich ein außergewöhnliches Jahr. Normalerweise sind das zwischen 8 und 9 Millionen im Jahr. Dieses Geld wird primär für die Investitionen in den Genossenschaften draußen verwendet. Wir können vier Maßnahmen abrechnen: Umweltmaßnahmen, Kosten senkende Maßnahmen, Maßnahmen, die den Marktauftritt verbessern und Qualitätsverbesserungsmaßnahmen. Das sind Ausgaben, die wir zum Großteil im Vinschgau tätigen und für lokale Wertschöpfung sorgen. Es gibt in Italien oder europaweit kaum Erzeugergenossenschaften, die seit 1995, seit es diese Gelder gibt, 100 Prozent dieser Gelder ausgenutzt haben. Dies ist das große Verdienst der historischen ViP- und Genossenschaftsverantwortlichen, mit den jeweiligen Mitarbeitern in der Verwaltung.
Vinschgerwind: Womit wir beim Wielander Sepp wären. Wie oft haben Sie diesen in den vergangenen drei Jahren um Rat gefragt?
Martin Pinzger: Alle paar Monate einmal.
Vinschgerwind: Scherz beiseite. Wie lautet das Resümee für die vergangenen drei Jahre?
Martin Pinzger: Spannende Zeit. Ich bin im Frühjahr 2019 als Direktor in die ViP gekommen und 2020 im Frühjahr ist Covid losgegangen und Covid ist bis heute ständiger Begleiter. Dann kam der Ukraine-Krieg. Der Konsum ist im freien Fall – auch für Äpfel.
Vinschgerwind: Also, Sie haben es nie bereut, dass Sie sich haben überreden lassen, den Direktorposten anzunehmen?
Martin Pinzger: Nein.
Interview: Angelika Ploner
Der vor wenigen Jahren verstorbene langjährige Obmann Georg Wunderer hat das E-Werk und die Marktgemeinde Prad zu einer europaweiten Mustergemeinde in Sachen Klimaschutz gemacht. Davon zeugen viele Preise, wie beispielsweise der Gesamtsieg aller teilnehmenden europäischen Kommunen bei der Öko-Energie-Champions League im Jahr 2012. Das Erbe von Georg Wunderer verpflichtet also gewissermaßen die Genossenschaft, sich beständig weiterzuentwickeln und auf die geänderten Markt- und Rahmenbedingungen zu reagieren. Beispielsweise soll der Netzbetreiber künftig mehr Verantwortung für die Netzstabilität übernehmen, um den zunehmenden Anteil kleiner Produktionsanlagen im Netz mit schwankender Energiebereitstellung gerecht zu werden. Auch die Elektromobilität stellt die Netzbetreiber zunehmend vor Herausforderungen die systemtechnisch gelöst werden müssen. Hier gilt es also rechtzeitig Investitionen zu tätigen, um den Anforderungen gerecht zu werden und um auch anderen als Vorzeigemodell zu dienen.
Bislang gibt es in Italien 22 historische Genossenschaften (darunter auch das E-Werk Stilfs), die allesamt inzwischen mit ihrer eigenen erfolgreichen Entwicklung als Musterbeispiele gelten wie lokale Energiebereitstellung funktionieren und welche große Wertschöpfung dabei vor Ort entstehen kann. Mit der Gründung von neuen Energiegenossenschaften tut man sich allerdings schwer. Dies müsste vom italienischen Staat dringend geändert werden, sodass sich solche Modelle leichter ausbreiten können.
Generell gesprochen ist der Ausbau von Anlagen zur Erzeugung erneuerbarer Energie stärker voranzutreiben, insbesondere auch der Anteil der Speichertechnologien. Mit dem weiteren Ausbau muss sich allerdings die grundlegende Struktur des Energiesystems ändern, die in vielen Bereichen immer noch auf der „alten Welt“, nämlich der konventionellen Energiewelt aufgebaut ist.
Eine Genossenschaft definiert sich über die Gemeinschaft ihrer Mitglieder und ihrer primären Zweckerfüllung, für die sie gegründet wurde. Durch eine starke Gemeinschaft werden Ziele angegangen, die für einen Einzelnen nicht oder nur sehr schwer erreichbar sind oder durch Dritte nicht zur Zufriedenheit der Gemeinschaft gewährleistet werden können. Frei nach dem subsidiären Grundprinzip „Hilfe zur Selbsthilfe“ verfolgt die Genossenschaft ihre Ziele und erbringt die entsprechenden Dienste zugunsten ihrer Mitglieder und der Gemeinschaft.
Unsere Energiegenossenschaft wurde vor knapp 100 Jahren mit dem Ziel gegründet, Prad mit elektrischer Energie zu wirtschaftlich ausgewogenen Konditionen zu versorgen. Aufgrund der peripheren Lage und der geringen Bevölkerungsdichte waren die staatlichen Betriebe nicht an einer Elektrifizierung in Prad interessiert. Sechs mutige Prader Bürger haben kurzerhand das Ruder selbst in die Hand genommen und mittels einer erstmals installierten Wasserkraftanlage die Gemeinde mit Strom versorgt. Um einerseits die Kredite abzusichern und andererseits weitere Prader Bürger für diese Initiative zu begeistern, war die Gründung der Energiegenossenschaft das ideale Instrument für einen gemeinschaftlichen wirtschaftlichen Geschäftsbetrieb.
Als Energiegenossenschaft will man seinen Mitgliedern einen störungsfreien, sauberen und kostengünstigen Service bieten. Mit der Zeit haben die Themen rund um die Nachhaltigkeit und der nachhaltigen Energiebereitstellung eine immer wichtigere Rolle eingenommen. Prad ist im Bereich der Fernwärmeversorgung und der Strombereitstellung zu 100% grün und erneuerbar. Auch komplementäre Servicedienstleistungen werden umgesetzt, wenn sie zum Nutzen der Mitglieder sind. Beispielsweise wurde bereits vor zehn Jahren das Glasfasernetz aufgebaut, sodass jeder Bürger in Prad eine Zugangsmöglichkeit zu schnellem Internet erhielt.
Kurzum: Nicht der Profit steht im Vordergrund, sondern der Nutzen für das einzelne Mitglied, der Gemeinschaft und der Umwelt.
Die unternehmerische Tätigkeit in einer marktwirtschaftlichen Ordnung ist auf Wachstum und Gewinnmaximierung ausgelegt. Aufgrund der Endlichkeit der Ressourcen und der zunehmenden Klimakrise ist ein Umdenken auf gesellschaftlicher und unternehmerischer Ebene dringend notwendig. Das genossenschaftliche Gedankengut sollte daher mehr Einzug in unternehmerische Tätigkeiten finden.
Mit dem Aufkommen der Erneuerbaren Energien prallen zwei Energiewelten aufeinander, jene der großen Konzerne mit zentralen Erzeugungs- und Versorgungsstrukturen und jene der kleinen dezentralen Strukturen.
Im neuen dezentralen Energiesystem findet die Erzeugung und (teilweise) der Verbrauch näher beim Kunden statt. Der Kunde ist dabei nicht mehr nur normaler Verbraucher, sondern er wird zum „Prosumer“, da selbst der kleinste Erzeuger, zum Beispiel mit einer Photovoltaik Dachanlage, in das dezentrale Energiesystem eingebunden werden kann oder aber er beteiligt sich aktiv an einem lokalen größeren Stromerzeugungsprojekt.
Nun soll auch die im Jahr 2018 veröffentlichte Erneuerbare-Energien-Richtlinie RED II die Erhöhung des Anteils der erneuerbaren Energien in den Sektoren Strom, Wärme und Transport bis zum Jahr 2030 nochmals vorantreiben. Besonders lokale Energiegemeinschaften sollen hier eine zentrale Rolle übernehmen, über die bis zum Jahr 2030 annähernd 30 Gigawatt an Leistung erzeugt werden soll. Bis zum Jahr 2025 soll übrigens in jeder Gemeinde über10.000 Einwohner zumindest eine Energiegemeinschaft gegründet werden.
Einmal mehr zeigt sich, dass lokale Versorgungsbetriebe nicht Teil des Problems, sondern Teil der Lösung sind. Waren noch vor wenigen Jahren ausschließlich zentralistische Tendenzen zu spüren, scheint sich das Blatt jetzt endlich zu wenden.
Die Energie-Werk-Prad-Genossenschaft kann dabei ihren Wissens- und Erfahrungsschatz aus über 90 Jahren zur Verfügung stellen und war mit Georg Wunderer in dieser Hinsicht immer ein Schritt voraus. Er war großer Verfechter der Subsidiarität und Dezentralität. Nach ihm ist ein dezentrales Wirtschaften in allen Bereichen notwendig, um lokale Wirtschaftskreisläufe zu beleben und gegenüber den Zentralisierungstendenzen ein hohes Maß an Eigenständigkeit in den Dörfern zu bewahren. Energie, so seine Aussage, gehöre zur Grundversorgung wie das Trinkwasser und müsse daher in erster Linie den Menschen dienen und nicht der Kapitalvermehrung.
Die Energie-Werk-Prad-Genossenschaft zeichnet sich durch einen vielfältigen Energieerzeugungsmix aus. Dabei spielt die Wasserkraft eine zentrale Rolle. Sieben kleinere Wasserkraftwerke produzierten in den vergangenen Jahren rund 20 Mio. kWh Strom im Jahr. Damit können rechnerisch etwa 7.000 Haushaltskunden versorgt werden. Vor kurzem wurden drei Wasserkraftwerke mit einer größeren Anlage ersetzt, sodass nun insgesamt über 30 Mio. kWh Strom pro Jahr produziert und ins rund 123 km lange Prader Stromnetz eingespeist werden. Überschüssiger Strom in den Sommermonaten wird in das überregionale Stromnetz eingespeist. Insgesamt werden im Stromnetz der EWP-Genossenschaft rund 21 Mio. kWh verbraucht. Neben der Wasserkraft wird auch mit lokal verfügbaren landwirtschaftlichen Abfall- und Reststoffen zirka eine Mio. kWh an Strom pro Jahr produziert, wobei Gülle und Festmist zu Biogas vergoren wird. Zudem erzeugt ein Blockheizkraftwerk auf Basis von Pflanzenölen aus nachhaltiger Produktion zusätzlich rund zwei Mio. kWh Strom. Eine Photovoltaikanlage mit 100 kWp Leistung ergänzt den Produktionsmix im Bereich Stromerzeugung.
Mit den beiden Blockheizkraftwerken wird neben Strom vor allem Wärme erzeugt, die in das Prader Fernwärmenetz eingespeist wird. Rund vier Mio. kWh an thermischer Energie können dadurch für die Prader Bürger bereitgestellt werden. Der Bedarf liegt jedoch bei rund 18 Mio. kWh pro Jahr. Der Großteil der Wärmeenergie wird über einen Pelletofen und zwei Hackguthöfen in den beiden Fernwärmewerken hergestellt. Verschiedene Wärmerückgewinnungssysteme runden das Bild einer effizienten und nachhaltigen Wärmebereitstellung ab.
Die Anlagen müssen laufend von unseren geschulten Mitarbeitern gewartet und instandgehalten werden. Das Stromnetz ist nahezu vollständig im Erdreich verlegt, Ausfälle und Netzverluste sind somit minimiert. Das Fernwärmenetz zählt aktuell rund 800 Abnehmer und wird kontinuierlich erweitert. Künftige Projekte zielen, neben der Erneuerung und dem Ausbau von Kraftwerkskapazitäten, vor allem auf die längerfristige Speicherbarkeit und die flexiblen Bereitstellung von Lastflüssen durch innovative Lösungen im Bereich Strom und Wärme ab.
Vinschgerwind: Die E-Werk-Genossenschaft Prad ist ihren Mitgliedern verpflichtet. Sie liefert unter anderem Strom und Wärme. Wie hat die E-Werk-Genossenschaft Prad diese spürbaren und schmerzhaften Preissteigerungen vor allem im Stromsektor im Griff?
Klaus Wallnöfer: In unserem Statut ist vorgesehen, dass wir unseren Mitgliedern unsere Dienstleistungen zu möglichst günstigen Konditionen bereitstellen. Auch wir hatten letzthin aufgrund der gestiegenen Marktpreise Schwierigkeiten, da wir während der Bauphase des neuen Kraftwerks bei gleichzeitigem Rückbau von drei Anlagen über eine unzureichende Produktion verfügt haben. Wir mussten, so wie andere Anbieter auch, die gestiegenen Preise beim Stromeinkauf an der Börse an unsere Mitglieder weitergeben. Mit Fertigstellung des neuen Kraftwerkes können wir unseren Mitgliedern den Strom nun wiederum zu deutlich günstigeren Konditionen liefern.
Michael Wunderer: Das können wir, da wir als historische Genossenschaft von der Abgabe der „Extra Gewinne“ (Exra-Profitti) im Ausmaß unserer Eigenproduktion nicht oder nur teilweise betroffen sind. Diese Entscheidung ist von Seiten der Regulierungsbehörde Ende Juni gefallen, nach entsprechenden Einwänden von Seiten der Verbände (u.a. SEV). Andernfalls hätten auch wir als historische Genossenschaft die aktuellen hohen Strompreise im Einkauf Großteils an unsere Mitglieder weiterverrechnen müssen.
Vinschgerwind: Die Philosophie der E-Werk Genossenschaft Prad heißt seit Jahrzehnten „Energie lokal organisieren“, von der Produktion über die Verteilung bis zur Abnahme der Mitglieder. Wenn man Südtirol als „lokal“ bezeichnet, gibt es einen Ausweg, um den internationalen Preisen entkommen zu können?
Michael Wunderer: Ja, Möglichkeiten gäbe es. Aktuell sind diese aber tatsächlich begrenzt, da viele Anlagenbetreiber mit Einführung der Abgabe der „Extra Gewinne“ die Mehreinnahmen an den Staat wieder abführen müssen. Der Anlagenbetreiber darf lediglich den Referenzpreis behalten, der für unsere Zone vorerst auf 58€/MWh festgelegt wurde. Zum Vergleich: Im Monat September lag der durchschnittliche Börsenpreis für den Stromverkauf bei 543€/MWh. Der Referenzpreis deckt zwar sämtliche operative Kosten einer Wasserkraftanlage, darüber hinaus gibt es allerdings wenig Spielraum. Anders ausgedrückt: In Südtirol steht uns mit der Wasserkraft zwar eine günstige Energieform zur Verfügung, wir können diese allerdings derzeit nicht günstig für uns verwerten. Der Strom muss zu aktuellen Höchstpreisen an der Börse wieder zurückgekauft werden, welcher an die Verbraucher großteils weitergegeben wird. Das Versprechen nach günstigem Strom durch die sogenannten „Rückholung der Energie“ ist somit in noch weiterer Ferne gerückt.
Vinschgerwind: Das hat sich im Nachhinein als leeres Versprechen herausgestellt?
Michael Wunderer: Es ist nicht von der Hand zu weisen, dass durch die Rückholung der Energie in den letzten Jahren eine erhebliche Wertschöpfung für unser Land generiert wurde, nur muss sich das als primäres Ziel langfristig in den Strompreisen bei den einzelnen Bürgern und in den Betrieben niederschlagen. Um das zu erreichen, müsste sehr wahrscheinlich die Strombeschaffungsstrategie in Südtirol anders organisiert werden.
Vinschgerwind: Wie kann man sich das konkret vorstellen?
Michael Wunderer: Südtirol produziert über das Jahr bekanntlich nahezu doppelt so viel Strom wie es in Summe verbraucht. Abgesehen von den saisonalen Unterschieden könnte also ein Großteil der verbrauchten Stromenergie längerfristig zu einem beiderseitig (Produktion, Verbrauch) angemessenen Preis definiert werden. Die von der Planung abweichenden Mengen können dann wiederum über die Strombörse bzw. den Strommarkt ausgeglichen werden. Als Resultat ergibt sich ein variabler Mischpreis, welcher aber vergleichsweise stabil und günstig ist. Für dir Organisation und technische Abwicklung könnte ein genossenschaftlich organisierter „Landestrader“ eingesetzt werden. Diese Idee ist im Übrigen nicht neu. Zu seinen Aufgaben könnten beispielsweise die außerbörslichen Vereinbarungen zwischen Produzenten und Stromverkäufer zählen, sowie die strukturierte Beschaffung und Verteilung an sämtliche Stromverkäufer in Südtirol im Sinne der Gleichberechtigung.
Vinschgerwind: Wäre ein solcher Trader gesetzlich machbar?
Michael Wunderer: Ja durchaus. Es gibt bereits verschiedene Trader im Land. Für den Landestrader sollte nicht die Gewinnmaximierung im Vordergrund stehen, sondern der Nutzen für die Südtiroler Bevölkerung in Form eines stabilen und günstigen Strompreises. Dadurch ergäbe sich eine Win-Win-Win Situation für alle Beteiligen. Für die Produzenten die einen über die Gestehungskosten gesicherten Preis erhalten (in der Vergangenheit gab es auch Situationen mit Preisen unterhalb Gestehungskosten), für die Stromverkäufer in Südtirol die langfristig mit attraktiven Preisen und grüner Energie werben können und letztlich für die Endverbraucher die endlich einen stabilen und günstigen Preis, basierend auf die tatsächlichen Produktionskosten aus Südtiroler Wasserkraft, erhalten. Für einen solchen Landestrader ist allerdings auch der politische Wille gefragt.
Vinschgerwind: LH Arno Kompatscher hat gesagt, dass mit einem solchen Modell „in Südtirol die Lichter ausgehen“. Was entgegnet ihr dem?
Klaus Wallnöfer: Die Lichter brennen weiter.
Michael Wunderer: Man muss unterscheiden. Es gibt die virtuelle Welt des Strom Ein- und Verkaufes und die physikalische Welt der Stromnetze die gesamtstaatlich und gar europäisch miteinander verbunden ist. Von letzterem kann man sich nicht abkoppeln.
Vinschgerwind: Es hat vor Jahren eine starke Energie-Vertretung im Vinschgau gegeben. Man erinnere sich an den berühmten Vinschger Stromstreit. Die Fragen der lokalen Energieerzeugung, der Energieverteilung waren damals Thema. Kann man sich einen solchen Energietisch aktuell wieder vorstellen?
Klaus Wallnöfer: Klar. Man hat in der Vergangenheit, ausgehend von den Impulsen der historischen Genossenschaften Prad und Stilfs, ähnliche Modelle für den Vinschgau diskutiert. Die größere Vision ist zwar nicht geglückt, aber wir sind davon überzeugt, dass wir als historische Genossenschaft wieder Impulsgeber sein können mit der Überzeugung, dass wir im Vinschgau noch Möglichkeiten haben, die noch nicht ausgeschöpft sind.
Vinschgerwind: Wie stellt ihr euch die Bereitstellung und den Verbrauch von Energie in der Zukunft vor? Wo will man hin?
Michael Wunderer: Die Bereitstellung wird in Zukunft kleinteiliger sein. Man geht weg von den zentralen Anlagen. Energiegenossenschaften, so wie wir eine sind, haben sich in der Vergangenheit schon eine dezentrale Welt vorgestellt. Genau solche dezentralen Systeme werden Zukunft haben. Inzwischen werden Energiegemeinschaften sehr stark gefördert. Dezentrale Systeme sind nicht mehr Teil des Problems, sondern Teil der Lösung. Noch vor kurzer Zeit waren solche Gedanken auf politischer Ebene kein Thema. Auch die Verbraucher werden als „Prosumer“ künftig eine aktivere Rolle übernehmen.
Klaus Wallnöfer: Georg Wunderer hat gesagt: „Die Energie soll den Menschen dienen und nicht dem Kapital“. Aus unserer Sicht soll es so sein, dass möglichst kleinstrukturierte Systeme den Menschen vor Ort die Möglichkeiten aufzeigen, wie man Produktion, Verteilung und Bereitstellung von Energie bewerkstelligen kann. Wenn, in unserem Fall, die Genossenschaftsmitglieder den Mehrwert, nicht nur den ökonomischen, sondern auch was die Umwelt- und Sozialbilanz betrifft, erkennen, sind die Bürger auch bereit, bestimmte Kompromisse einzugehen. Wir müssen diesen Mehrwert in Zukunft in der Bevölkerung mehr verankern. Es wird wohl so sein, dass keiner in der eigenen Gemeinde eine Windkraftanlage haben möchte. Aber diese Form der Stromerzeugung ist auch notwendig und sinnvoll. Wenn man den Vorteil erkennt, ist die Bevölkerung auch ein Stück weit bereit, Kompromisse einzugehen.
Vinschgerwind: Wird man die Diskussion um die Windenergie noch einmal eröffnen müssen?
Klaus Wallnöfer: Auf jeden Fall. Man sollte die Windenergie nicht außer Acht lassen. In den deutschen Offshore-Windanlagen im Norden etwa wird viel Energie erzeugt und der Verbrauch findet hauptsächlich im industrialisierten Süden statt. Nur hakt es am Energietransport von Norden nach Süden. Kleinräumige, dezentrale Lösungen haben diese Stromnetzproblematik nicht.
Michael Wunderer: Derzeit sind positive Signale aus Bozen zu vernehmen, die die Diskussion rund um die Windkraft wiederbelebt. Im Vinschgau machen wir uns bereits konkrete Gedanken dazu. Auch der Gesetzgeber verlangt nach günstigen Zonenausweisungen.
Vinschgerwind: Wenn man sich die Diskussionen auf EU-Ebene anhört, die von Dezentralisierung, von kleinräumigen Lösungen spricht, dann ist das Tun der E-Werk-Genossenschaft Prad hochmodern. Eure Genossenschaft hat jahrzehntelange Erfahrungen. Was könnt ihr anderen Gegenden, auch im Vinschgau, wünschen, einen solchen Erfahrungsschatz, eine solche Power aufzubauen?
Michael Wunderer: Es braucht Mut und Visionen.
Klaus Wallnöfer: Richtig, Mut und Visionen.
Michael Wunderer: Der Weg war auch für uns als Genossenschaft oft sehr steinig, schlussendlich hat sich das aber definitiv ausgezahlt. Bedenkt man die jährliche Wertschöpfung die vor Ort mit sauberer Energie generiert wird, das Wissen und die Kompetenzen der Mitarbeiter und die jährlichen Energieersparnisse für die Betriebe und Haushalte, dann kann man das nur als großes Erfolgsmodell werten. Jede Initiative in diese Richtung kann nur begrüßt werden.
Vinschgerwind: Wenn man sagt, dass Südtirol nur die Hälfte des Stromes verbraucht, der mit Wasserkraft erzeugt wird, sollte man sich nicht zuerst aus dem nationalen Markt ausklinken oder muss der Ausbau solch neuer Anlagen gleichzeitig passieren?
Michael Wunderer: Man kann sich nicht einfach aus dem nationalen Markt ausklinken, das ist auch nicht notwendig. Aber man kann sich anders verhalten - eben am Beispiel einer strukturierten Beschaffung und Verteilung auf Basis der lokal zur Verfügung stehenden Erzeugungskapazitäten.
Auch sollten vorhandene Potenziale beim Ausbau neuer Anlagen genutzt werden. Derzeit ist vieles per Landesgesetz nicht möglich. Hier sind Anpassungen dringend notwendig.
Klaus Wallnöfer: Als Genossenschaft sind wir natürlich primär den Mitgliedern verpflichtet. Unsere Aufgabe ist es, mit den vorhandenen und künftigen Systemen gute Dienstleistungen zu erbringen. Aber die Frage muss darüber hinausgehen. Genügt es, wenn wir uns ausschließlich den Mitgliedern verantwortlich fühlen? Lokal handeln ist ok, aber wir sollten über den Tellerrand hinausdenken. Wenn wir etwa in Südtirol sagen, wir haben genügend Produktion, wir haben unsere Hausaufgaben gemacht und wir lehnen uns zurück. Es gibt andere Regionen, die weniger oder überhaupt kein Potenzial haben, ihren Energiebedarf zu decken. Warum sollen wir da nicht solidarisch sein und sagen, dass wir das gesamte Potenzial ausschöpfen, nicht nur um das eigene System stabil halten zu können, sondern auch einen darüberhinausgehenden Beitrag für das Gesamtsystem zu leisten.
Interview: Erwin Bernhart
von Charlotte Aurich
Ich betrete das Gelände Anfang August über den Eingang schräg gegenüber vom Bahnhof. Leerstehende Gebäude, zwei große Kasernen Bauten stehen zwischen den Bäumen. Die Nutzung nach dem Abzug der letzten Soldaten in den 90er Jahren ist sichtbar im Gang – Pflanzen wachsen Türen und Fenster zu, die Mauern hoch, Schriftzüge und Bilder bedecken die Wände. Durch zerbrochene Fensterscheiben sind die Bewegungen jugendlicher Ein- und Ausstiege im Laufe der Jahre sichtbar. Schräg gegenüber der in Marmor gefassten Frontfassade des Hauptgebäudes stehen zwei Schafe auf einer Rasenflächen. Das Erdgeschoss des alten Wohnhauses der militärischen Führungskräfte dahinter dient ihnen als Stall. Ich gehe am verlassenen Tennisplatz vorbei und auf den großen Platz zu. Er bildet die gewaltige Mitte der vier Kasernengebäude, bedeutete Überblick und Kontrolle beim Appell. Die Soldaten umgaben dieselben Bäume, Baumstümpfe weiter vorne erzählen von weiteren. Der Platz ist eine Fläche gebaut fürs Exerzieren, diesen Sommer war er groß genug für ein Zirkuszelt.
In einem der Gebäude verbringen ich den Monat August: die Palazzina Tagliamento, seit drei Jahren die „Kreativwerkstatt“. Sie ist Teil des Vereins „Basis“, dessen Akteur:innen die Initiative zu einer vielseitigen Nutzung des Geländes erstmals angestoßen haben und inzwischen grundlegend mitgestalten. Der Verein bespielt dauerhaft ein weiteres Gebäude am Gelände. Die „Kreativwerkstatt“ befindet sich in einem simplen Bau, drei Stockwerke hoch, neunzehn Fenster zähle ich pro Etage. Ein zentrales Treppenhaus in der Mitte, links und rechts davon gehen lange Gänge ab. Die Stufen sind ausgetreten von den tausenden Schritten der Personen die dort –auf und ab, auf und ab – gingen, liefen. Die Räume sind hoch, es hallt. Es waren die Schlafsäle der Kaserne, die Haken für die Pritschen sind noch in den Wänden. Viel Platz und doch so wenig Raum für die Person in der militärischen Ordnung. Als offene Säle geplant, wird hier jedes Geräusch nochmals verstärkt. Draußen tönen die Schwalben auf ihren Flügen.
Heute ist dieses Gebäude in der Nachnutzung oder Zwischennutzung. Im Unterschied zu der Aneignung des Geländes durch Pflanzen und Tiere und den mutigen Einstiegen, haben sich die gegenwärtigen Nutzer:innen auf den Versuch geeinigt, die Räume als Arbeitsräume zu beziehen. Eine Bedingung der Selbstorganisation scheint die langsame Aneignung zu sein, bis jetzt gibt es Strom, aber noch keine Heizung oder Wasseranschlüsse. Das Atelier, die Werkstatt, das Vereinslokal, der Ausstellungsraum, das Materiallager, der Proberaum. Die Veränderung der Raumordnung tritt anhand der Tätigkeiten ein. Welche Dimension hat der Raum? Wandteile aus gebrauchten Tür- und Fensterrahmen ziehen neue Linien zwischen die massiven Mauern. Dahinter höre ich Stimmen, Musik wird gespielt, jemand hat Besuch im Atelier, Arbeiten werden besprochen. Weiter vorne stehen Zwei um die gemeinschaftlich genutzte Druckerpresse im Blick auf ein Blatt. Die Materialien sprechen von den Aktivitäten, die sich hier sammeln: Papierarbeiten und Malerei an den Wänden der Sitzecke im Treppenaufgang, Skizzen und Bücher. Auf den Gängen Holz aus einem alten Stadl, Marmor von Probebohrungen aus Laas und Schluderns, in einem der Zwischenräume eine Siebdruckwanne, Werkzeuge für die Steinbearbeitung.
Ich beziehe mit meiner künstlerischen Arbeit eine Fläche im zweiten Stock der Palazzina. Diese Räume sind noch zurückhaltend bespielt, es sind freigeräumte Flächen, die Räume klingen anders. Ich habe Stoffe mitgebracht, Malerei auf losen Trägern. Die Stücke lassen sich auslegen, falten, in den Raum hängen. Ich taste mich mit den textilen Fasern an die Flächen heran und stoße auf alte Mauern: „StarkimKampf,sicherimSieg“, „DemdeutschenSoldatenistnichtsunmöglich“,„ÜberGräbervorwärts“.
Hoch oben an den Wänden, die aufgemalten Lettern überschauen die Räume. Ihre Stabilität bricht mit den Spuren der Zeit am Gebäude, mit den bröckelnden Wänden und den morschen Fensterrahmen, dem Zerfall unbenutzter Flächen. Das hier ist kein Archiv. Trotzdem sind diese Worte dort im Raum gelagert worden. Wie diese Sätze aus der Nationalsozialistischen Besatzungszeit der Kaserne die Jahrzehnte an den Wänden überdauert haben, bleibt dabei eine Frage.
An diesem Punkt meines Spaziergangs treffe ich auf die Forderung nach Nutzung, die in diesen Mauern steckt. Gegenwärtig werden die Räume von ihren Nutzer:innen im Sinn einer „Kreativwerkstatt“ neu formuliert, die Forderung nach nicht kommerziellen Arbeitsräumen wird auf diesen Flächen der ehem. Kaserne in Eigenarbeit umgesetzt. In dieser Gleichzeitigkeit der Zeitdimensionen tut sich ein Riss in der herrschenden Raumordnung auf, der einer Öffnung gleichkommt. Diese verlangt nach einem aktiven Umgang mit den historischen und gegenwärtigen Verflechtungen des ehem. faschistisch militärischen Geländes mit seiner Umgebung. Die Debatten um die zukünftige Nutzung dieser, heute in Gemeindebesitz befindlichen Flächen, sind im Gang. Von den lokal-politischen Entscheidungsträger:innen ist dabei eine Beweglichkeit gefordert, die den politischen Strukturen nicht unbedingt eingeschrieben scheint. Umso mehr muss die Debatte erweitert werden um die Feststellung, dass es sich hier inzwischen um Räume der Gemeinschaft handelt. Was macht gemeinschaftliche Räume aus? Die bereits gelebten Möglichkeiten einer Nutzung wie der „Kreativwerkstatt“ deuten auf die Fülle hin, welche sich aus durch Nutzer:innen und Bewohner:innen gestalteten Räumen ergibt.
In diesem Sinne lade ich alle ein, den Spaziergang am Gelände fortzusetzen und die Bedeutung von gemeinschaftlichen Flächen mitzubestimmen. Das vor Ort sein ist ein grundlegendes Element in der Aneignung des Raums. Es bedeutet ein Erleben der Möglichkeiten, die er bereithält und der Forderungen, die sich daraus ergeben.
Anmerkung: Dieser Artikel wurde vor dem 5. Oktober verfasst. Teile der beschriebenen Gebäude sind bei den an diesem Tag begonnen Abrissarbeiten unwiederbringlich beschädigt worden.
Charlotte Aurich,
geb. 1993 in Meran, ist Künstlerin und lebt in Wien. Nach ihrem Abschluss des Malerei Studiums 2019 an der Angewandten in Wien pendelt sie derzeit für eine Kunst- und Kultur-theoretische Vertiefung an die Kunstuniversität in Linz. In ihrer aktuellen Arbeit beschäftigt sie sich mit textilen Bildkörpern und ihren räumlichen und performativen Möglichkeiten in Bezug zu Alltagspraktiken wie waschen, falten und einkleiden.
Gmånorbet*
Als Gmånorbet wird die Gemeinschaftsarbeit bezeichnet, die in Fraktionen, von Interessentschaften von den Mitgliedern gemeinsam durchgeführt worden ist und wird. Dazu gehören unter anderem das Herrichten von Viehsteigen, von Zufahrtsstraßen zu Gütern, dazu gehören das Errichten von Zäunen, um Tiere vor Abstürzen zu schützen, dazu gehörten das gemeinsame Hinauftragen von Hausrat auf die Hütten der Hirten...
Schlanders - Ob Klimawandel, Verschwendungssucht, Smartphone-Abhängigkeit, Fake News, machtgierige Despoten, Aufwind durch rechtsradikale Parteien, Plastikflut, Flüchtlingskrise – das Theaterensemble MARABU hat die bedauernswerten Zustände der Welt im Theaterstück „Konferenz der Vögel“ ordentlich an den Pranger gestellt und die OSZ-Schlanders-Schüler damit nachhaltig zum Grübeln gebracht.
Angelehnt ist das im Karl-Schönherr-Saal (in Schlanders) aufgeführte Schauspiel an einen persischen Mythos aus dem 12. Jahrhundert. Mit Bravour wurde die Urfassung der Erzählung an die globalen Problemzonen der heutigen Zeit angepasst. Allerdings beschränkte sich die junge Theatergruppe nicht nur auf das Aufzeigen der Missstände, unüberhörbar war die Aufforderung, persönliche Bequemlichkeiten hintanzustellen und sich aktiv an einem Richtungswechsel zu beteiligen. Die Moral der Geschichte: Jeder einzelne ist nicht nur Teil des Problems, sondern vor allem ein Teil der Lösung.
Laas/Naturns/Prad - Die IVHS Integrierte Volkshochschule Vinschgau (ein Baustein der GWR Genossenschaft für Weiterbildung und Regionalentwicklung Spondinig) bot im Frühjahr eine Theaterwerkstatt für Menschen mit und ohne Beeinträchtigung an. Zusammen mit den Referentinnen Ruth Kofler und Nadia Schwienbacher erarbeiteten die Teilnehmer:innen ein Theaterstück frei nach dem poetischen Bilderbuch „Die große Wörterfabrik“. Es erzählt von der Liebe und von einem Land, in dem Wörter, die in einer Fabrik produziert werden, teuer und kostbar sind. Das Stück wurde im April im Josefshaus in Laas für Familienmitglieder aufgeführt. Es erhielt großen Zuspruch. Aufgrund dessen wurde eine Wiederaufnahme geplant und erfolgreich umgesetzt. Am Sonntag 09.10.2022 wurde das Stück im Theatersaal von Naturns und am Samstag 15.10.2022 im Raiffeisensaal in Prad, jeweils um 15 Uhr bei freiem Eintritt, der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Die Gast-Spielerinnen Sieglinde Angerer und Frieda Gorfer unterstützten je eine Aufführung. Die Theatergruppe hatte den Ablauf des Stückes vom Frühjahr gut in Erinnerung. So konnten die Szenen spielerisch erweitert werden. Die Referentinnen freuten sich über die positive Entwicklung der Teilnehmer:innen. Ruth und Nadia waren gespannt wie diese auf ein fremdes Publikum reagieren. Die Mitwirkenden genossen das Spielen und liefen zur Hochform auf. Es machte keinen Unterschied ob mit oder ohne Beeinträchtigung, alle waren ganz in ihrem Element, menschlich und professionell zugleich. Das Publikum folgte dem Geschehen konzentriert und es entstand eine herzergreifende Atmosphäre die zum „Nochmal-s“ spielen und ansehen einlädt. (chw)
am Freitag, 21.10.2022 um 20.00 Uhr im Bunker in Reschen
Ein Jahr der Rekorde war dieser Sommer in Naturns beim Projekt JuNwa! 54 Anmeldungen – 1410 Stunden freiwillige Hilfe in 17 Einrichtungen in Naturns und Plaus und 25 Betriebe, die das Projekt mit Gutscheinen unterstützten.
Dies war eine große Herausforderung für die Projektleitung und die teilnehmenden Organisationen, aber der große Aufwand hatte sich für alle Beteiligten gelohnt. Aufgrund der Flexibilität und Bereitschaft der Mitwirkenden erhielten alle Teilnehmer*innen die Möglichkeit in verschiedene Einrichtungen reinzuschnuppern und mitzuhelfen. Für ihren Einsatz erhielten die jungen Freiwilligen beim Abschlussfest am Ende des Projektes tolle Gutscheine von den zahlreichen Betrieben in Naturns, Plaus und Meran, die diese zu einem großen Teil dafür zur Verfügung stellen. Last but not least wäre ohne den finanziellen Zuschuss von Seiten des Sprengelrates und Jugendparlamentes Naturns dieses erfolgreiche Angebot in dieser Form nicht realisierbar. Ein großes Dankeschön an dieser Stelle an alle Unterstützenden, die dieses Projekt mittragen.
Nachdem das kleine Geschwisterchen des Etschside Open Airs, das Lil`Etschside letztes Jahr ausgefallen war, durfte die Etschsidecrew die heurige Ausgabe wieder weitestgehend „normal“ abhalten. Am 10. September fand somit ganz traditionell in unserem Juze Garten das kleine aber feine Open Air statt. Ganz im Zeichen des Punkrocks waren Heating Cellar, Bizarro Welt und als Hauptact Alarmsignal aus Deutschland mit von der Partie. Um den Abend gebührend einklingen zu lassen versorgte Mr. Crab an den Plattenspielern die Gäste mit feinsten Ska, Rocksteady und Reggae Klängen. Als erstes auf der Bühne standen die Jungs von Heating Cellar die einen gebührenden Auftakt lieferten. Gleich im Anschluss sorgten die Lokalmatadoren Bizarro Welt für ausgelassene Stimmung. Bei Alarmsignal war die Menge vor der Bühne auch voll bei der Sache und grölten bei den Songs begeistert mit. Bei friedlicher aber ausgelassener Stimmung versammelten sich etwas über hundert Gäste um gemeinsam zu feiern, zu tanzen und den Sommer ausklingen zu lassen.
Umgesetzt wurde das Lil`Etschside zusammen mit motivierten Freiwilligen mit und rund um die Etschsidecrew dem Juze Team, aber auch mit den tollen Köch*innen des Pfadfinderteams, die uns an diesem Abend am Grillstand wie immer mit feinsten Speisen versorgten.
Schlanders - Im September dieses Jahres besuchten wir, die Klasse 2B der Mittelschule Schlanders, die Redaktion des Vinschgerwinds. Wir durften einen Blick in die Arbeit der Angestellten werfen. Der Chefredakteur, Erwin Bernhart, führte uns durch die Redaktion und gab uns Auskunft über seine Arbeit und die seiner Mitarbeiter. Er zeigte uns die vielen Ausgaben des Vinschgerwinds und erzählte uns zu einigen ihre Geschichten.
Zum besseren Verständnis des Aufbaus der Zeitung, ermittelte Herr Bernhart die Interessen der einzelnen Schüler und erklärte uns, zu welchem Themengebiet der Zeitung unsere Hobbys und Interessen passen würden.
Der Graphiker Hartwig Spechtenhauser zeigte uns anschaulich, wie das Layout der Zeitung gestaltet wird und führte uns die vielen Möglichkeiten des Photoshops vor. Er erklärte uns dabei auch, dass sich eine Zeitung bei der Bearbeitung und Verwendung von Bildern an bestimmte gesetzliche Vorschriften halten muss.
Wir bedanken uns für diesen Einblick in die Redaktion.
(Lss,Tap,Mjs,Mak,Sim)
Prad - Ein gutes Miteinander am Berg ist wichtig aber nicht immer ganz einfach. Vor allem da rund um Viehalmen und Hütten oftmals mehrere Interessen Platz haben müssen und auch sollen. Wanderer, Mountainbiker, E-Biker und schlussendlich natürlich auch jene die auf der Alm wirtschaften müssen bzw. jene die ihr Vieh oben über den Sommer gut versorgt wissen wollen. Alle Genannten nutzen den Berg auf ihre Weise und sollen angehalten sein sich mit Respekt gegenüber zu treten.
Oftmals gab es in der Vergangenheit rund um der Lichtenberger Alm Probleme mit - von Wanderern oder Radfahrern - offen gelassenen Umzäunungen sodass das Vieh entkommen konnte und dann natürlich in mühevoller Arbeit eingefangen werden musste. Ein Ärgernis, das oftmals sicher nicht durch Absicht sondern durch bloße Unachtsamkeit passierte. Durch die Errichtung von Weideübergänge durch den Tourismusverein Prad die vor allem für Mountainbiker aber auch für Fußgänger gedacht sind, wurde nun dieses Problem auf einer großen Fläche rund um der Lichtenberger Alm behoben.
Bei der Montage der von der Firma Gritsch Metall gefertigten Weideübergänge geholfen hatten Mitglieder der Alminteressentschaft Lichtenberg als auch Bike Guide Eugen vom Tourismusverein Prad.
Auch in den vergangenen Jahren kümmerte sich der Tourismusverein Prad bereits um Weideabgrenzungen v.a. auf Forstwegen in den Weidegründen oberhalb von Prad.
Peter Pfeifer, TV Prad
Tanzkultur - „Tango tanzen ist wunder-schön, besonders der sogenannte „Volkstango“ und dieser ist in 3 Minuten von jedermann zu erlernen – also auch von jedem Mann!“.
Das sagt der Obmann des Tanzvereins 50 plus in Goldrain Adolf Josef Steinkeller.
Man kann sich noch jederzeit anmelden in Goldrain oder Latsch unter:
349 35 36 828 (Sepp) oder 388 84 74 470 (Franz)
Mals - Neben aller Anspannung war große Begeisterung der Darstellerinnen und Darsteller auf der Bühne zu spüren. Über dreißig kleine und große Schauspielerinnen und Schauspieler - gekleidet im Stil der 1930er Jahre - feierten am Freitag, 14. Oktober 2022, in der Aula Magna des Malser Oberschulzentrums die Premiere des zweisprachigen Musiktheaters „Patria - die Grenzen meiner Heimat“, verfasst von Judith Prugger und Vera Lechner. In vielen Probestunden, verbunden mit dem Kampf gegen die Tücken der Technik und gegen die Länge des Stückes, hatten sich die Akteure auf den großen Tag vorbereitet. Regie führte die Autorin Prugger.
Der Inhalt dreht sich um die Optionszeit, um die Frage „Gehen oder bleiben“, um Zerwürfnisse zwischen Optanten und Dableibern, um Verachtung und Ausgrenzung italienischer Zuwanderer, um Soldaten und Tod und um eine verbotene Liebesbeziehung zwischen der jungen Südtirolerin Leni und dem Italiener Beppe. Für die Choreografie zeichnet Valentina Oberhofer verantwortlich, für die Musik Daniel Clemente und Ernst Thoma und für die Produktion Ludwig Fabi vom Bezirksservice Weiterbildung. Träger des Theaterprojektes ist der Bildungsausschuss Mals. Die Produktion wurde von zahlreichen Sponsoren unterstützt. Das zahlreiche Publikum im Saal honorierte die Leistung der Darsteller:innen mit viel Applaus. (mds)
Weitere Aufführungen:
Sa. 22.Okt. um 20.00 Uhr
So. 23. Okt. um 17.00 Uhr
Di. 25. Okt. um 20.00 Uhr
Reservierung:
+39 348 765 14 92
info@kre-aktiv.it
Tag der Romanik - In Südtirol und Graubünden haben sich 31 Partnerstätten zur „Alpinen Straße der Romanik - Stiegen zum Himmel“ zusammengeschlossen. Am „Tag der Romanik“ werden seit Jahren kostenlose Führungen in den verschiedenen Klöstern, Kirchen und Kapellen zwischen Burgeis, Neumarkt und Innichen angeboten. Im Vinschgau befinden sich die meisten romanischen Kulturstätten. Mit der „8 Kirchen Wanderung“ gab es am 8. Oktober ein besonderes kulturelles Angebot in Taufers im Münstertal. Die junge Studentin Stefanie Dietl begleitete die Gruppe auf der Rundwanderung, vorbei an den acht Kirchen und gab ausführliche Erklärungen über die Kulturstätten. Gestartet wurde um 10 Uhr bei der St. Johannkirche. Die Kirche aus dem 12. Jahrhundert mit einer Vorgängerkirche aus dem 9. Jh. hat die seltene Form eines griechischen Kreuzes. Die vom Johanniterorden genutzte Hospizkirche enthält Fresken aus verschiedenen Jahrhunderten. Das Fresko des hl. Christophorus an der äußeren Nordwand gilt als älteste Christophorus Darstellung Tirols. Von der St. Johannkirche ging es weiter hinauf zur St. Michaelskirche (15. Jh.) mit dem Pfarrmuseum und zur Pfarrkirche St. Blasius. Die 1319 erstmals erwähnte Pfarrkirche wurde 1499 beim Engadinerkrieg zerstört und im spätgotischen Stil wieder errichtet. 1660 wurde die alte Kirche abgerissen und im barocken Stil wieder aufgebaut. Der frühere Pfarrer P. Albert Obexer hat nicht nur die Pfarrkirche restaurieren lassen, sondern auch die anderen Kirchen von Taufers. Über die Tellastraße ging es weiter zum St. Martinskirchlein (15. Jh.) und St. Antonius aus dem 18. Jh. Mitten im Dorf steht die St. Nikolauskirche, erbaut um 1400 mit einem spätgotischen Altar. Aus dem Ende des 13. Jh. stammt die Kirche St. Rochus im Weiler Puntweil, die in der heutigen Form im 17. Jh. erbaut wurde. Über den Radweg ging die Rundwanderung nach Rifair zur Kirche St. Valentin, die 1499 zerstört und wieder aufgebaut wurde. Nach vier Stunden erreichte die Gruppe den Ortskern von Taufers. (hzg)
Latsch - Am 5. November 2022 findet im SPAZIO RIZZI in Latsch die Eröffnung der Ausstellung von Hubert Scheibe „Nur wer fast stirbt, lebt richtig“ statt. Es redet der Kunsthistoriker Heinrich Schwazer.
Der Mensch ist ohne Auto nicht mehr vorstellbar. Die Form dieser totalen Abhängigkeit spiegelt der Formel 1 Zirkus wieder. Der Autofahrer sitzt umfassend vernetzt in seiner nahezu unzerstörbaren Konstruktion. In dieser Situation erstarrt das Gesicht, wird Abbild, zeitlos, still, ruhend, verwandt, einer byzantinischen Ikone. Diese Situation interessiert Scheibe in seiner Arbeit. Zu sehen sind im SPAZIO RIZZI Arbeiten aus den letzten Jahren.
Erweitert wird die Ausstellung mit einem Porträt des Filmemachers Karl Prossliner über Scheibe. Gefilmt wurde im zerstörten Elternhaus in Reschen, auf dem gefrorenen Stausee und in Scheibes derzeitigen Werkstatt in Meran unter den Lauben. (pt)
Ausstellungsdauer: 5. November 2022 bis 5. Jänner 2023
Öffnungszeiten: 10 – 12 Uhr und 14 – 18 Uhr, Montag bis Freitag
Naturns - Gitti steckt in der Endlosschleife. Als Exfrau von Heinz Faust sitzt sie in ihrer Korrigierstube, gefrustet von der Schülerschaft und dem eintönigen Leben. Die Kinder sind zwar außer Haus, kosten aber viel. Der Ex besucht sie, um über seine Flamme, das Gretchen, zu raunzen. Es ist kaum auszuhalten. Was wohl die Karten weissagen?
In dieser empfindlichen Phase legte Selma Mahlknecht (Text und Regie) die Hauptfigur ihres Stücks „Gittis Faust“ an und setzte mit dieser 10. Produktion die erfolgreiche Zusammenarbeit mit der Volksbühne Naturns fort. Gitti (überzeugend gespielt von Monika Vikoler) wird vom Weibsteufel Femisto (Ruth Kofler) heimgesucht, der sie mit einer goldenen Kreditkarte bezirzt. Der Geldsegen bedeutet die Bindung an den Teufel. Kaum ist Gitti flüssig, treibt die Geldgier wunderliche Blüten. Ihre Freundin Ute ist auf einen Trickbetrüger reingefallen, Faust, der Ex, hätte die Hochzeit mit dem Gretchen zu berappen und auch Juan, ein Charmeur der übleren Sorte, hat es auf Gittis Brieftasche abgesehen. Sie steckt ihr Geld in ein Frauenunternehmen, das den weiblichen Konsum ankurbeln soll. Mittendrin stellt das kreischende Gretchen (Martina Gögele als Greta - mit wendiger Mimik) seinem Faust (Obmann Theo Mair) die etwas andere Gretchenfrage. Zwar halten die Engel ihre schützenden Flügel über Gitti, doch sie hätte es wohl auch allein geschafft, Feminismus und Finanzen in die richtigen Bahnen zu lenken. Sie mutiert trotz all der Turbulenzen nicht zum naiv-feurigen, älteren Mädchen, sondern behauptet sich gegenüber der höhnischen Femisto.
Selma Mahlknecht baute auf temporeiche Dialoge voller Witz und Brisanz. Eingestreute Zitate sowie komische Parallelen zum Faust-Stoff belustigten die Kenner:innen. Aber auch ohne Goethes Faust erreichte die Komödie das Publikum. Schnelle Szenenwechsel hielten die Spannung hoch, wobei sich die geschmackvolle Bühnengestaltung ruckzuck verändern ließ. Im voll besetzten Theatersaal gab es kräftigen Applaus für die Spieler:innen. Der altbekannte Faust hätte zu den amüsanten zwei Stunden eventuell gesagt: „Ich seh es gern, das steht dir frei; / Nur dass die Kunst gefällig sei!“
Maria Raffeiner
Kastelbell - Als Patrozinium, auch Patronats- oder Kirchweihfest, wird der Tag bezeichnet, an dem an die Schutzherrschaft eines Heiligen über eine Kirche oder Kapelle gedacht wird. Normalerweise sind Kirchen oder Kapellen einem oder zwei Heiligen geweiht, in der Schlosskapelle in Kastelbell sind es gleich Alle Heiligen. Es gibt nichts Vergleichbares im Vinschgau.
Schon in den frühen christlichen Gemeinden wurden die Heiligen verehrt. Die Heiligen waren nicht nur als Fürbitter wichtig, sondern sie galten auch als Vorbilder für exemplarisches christliches Leben. Wenn Menschen für ihre Lebensbewältigung nach Vorbildern suchten, dann haben sie diese bei den Heiligen gefunden.
Erstmal erwähnt wurde die Kapelle 1317 unter dem Titel „capella beatae virginis in chastelbel“. Das Allerheiligenpatrozinium wird etwas später dokumentiert. Die kunsthistorische Bedeutung der Kapelle liegt in den Wandmalereien. Die ältesten Fresken stammen aus der Zeit um 1300. Etwa hundert Jahre später, also Ende des 14. Jahrhunderts wurde eine Mörtelschicht aufgetragen und die Ausmalung in der Altarnische gänzlich erneuert. Das Hauptgemälde zeigt einen sog. Gnadenstuhl: Gottvater hält das Kreuz mit dem toten Christus, flankiert von anbetenden Engeln. Zwischen Vater und Sohn befindet sich die Taube des Heiligen Geistes. Im Nischbogen ist Christus als Weltenrichter dargestellt, ihm sind die vier Evangelistensymbole zur Seite gestellt. An den seitlichen Wänden der Nische befand sich eine Reihe von Heiligenbildern, von denen nur noch die hl. Magdalena mit dem Salbgefäß und die hl. Dorothea mit dem Blumenkörbchen zu identifizieren sind.
1999 wurde dem Kuratorium Schloss Kastelbell die Führung und Verwaltung des Schlosses samt Kapelle übergeben. Schon in den ersten Tätigkeitsjahren ließ man die Fresken in der Kapelle, die in einem sehr schlechten Zustand waren, vom Landesdenkmalamt unter der Leitung von Verena Mumelter restaurieren.
Jedes Jahr nach Abschluss der Herbstausstellung, lädt das Kuratorium seine Mitglieder und Gönner zu einer Feier ein. Nach der Patroziniumsfeier in der Schlosskapelle,wird das Tätigkeitsjahr des Kuratoriums bei einem gemütlichem Beisammensein im Erkerzimmer des Schlosses abgerundet.
Dem Kuratorium Schloss Kastelbell, unter dem damaligen Obmann Gustav Tappeiner, ist es somit gelungen, eine religiöse Tradition mit zeitgenössischer Kunst zu verbinden. (pt)
Plaus/Vinschgau/Burggrafenamt - Die Bezirksvorsitzende der Generation+ des Burggrafenamts Traudl Götsch und der Stellvertreter Karl Bachmann haben kürzlich ein Treffen zu einem gemeinsamen politischen Gedankenaustausch mit den Leitungen der Generation 60+ des Vinschgaus und des Burggrafenamtes in Plaus organisiert. Mit dabei war auch der Landesvorsitzende Otto von Dellemann sowie Bezirksvorsitzende der Generation 60+ des Vinschgaus Johann Mitterer.
Der Vorsitzende Otto von Dellemann machte eine kurze Wahlanalyse der stattgefundenen Parlamentswahlen und betonte: „Die Seniorinnen und Senioren nehmen eine immer größere Rolle am Gesamtwähleranteil ein. Daher ist es wichtig, der Generation 60+ jene Aufmerksamkeit zu schenken, die sie verdient.“ Weiters informierte er die Bezirksleitungen der Generation 60+ über wichtige Seniorenthemen wie beispielsweise das kürzlich verabschiedete Landesgesetz „Aktives Altern“, die Pflege, die Altersarmut oder auch die Alterseinsamkeit.
„Die Gespräche taten gut und waren sehr fruchtbringend: Die Verbindung zwischen Vinschgau und Burggrafenamt wurde durch dieses Treffen verstärkt und dieser Gedankenaustausch hat die Verbundenheit zwischen beiden Tälern gestärkt. Es ist unser Auftrag den älteren Menschen den Platz in unserer Gesellschaft zu geben, der ihnen zusteht und es ist unsere Aufgabe für das Wohlbefinden der älteren Menschen zu sorgen“, betonten die Bezirksvorsitzenden der Generation 60+ des Burggrafenamts Traudl Götsch und des Vinschgaus Johann Mitterer.
Auf dem Programm stand dabei ein auch eine Führung mit dem Kulturexperte Heinrich Kainz der den Teilnehmer viel Interessantes und Wissenswertes über die wunderbare Malerei und Sprüche des „Plauser Totentanzes“ von Luis Stefan Stecher an der Friedhofsmauer in Plaus erläuterte.
Mals - In Ultn gibs rar a poor Hunderjährige“, betonte Ernst Paris und ergänzte schmunzelnd: „Selm gibs jo a di ältesten Larch.“ Ernst ist ein rüstiger, geistig wacher und zufriedener Senior, der seit Jahren im Martinsheim in Mals lebt.
Er wuchs in St. Nikolaus in Ulten auf. 1967 kam er in den Vinschgau und wurde Müller im Kloster Marienberg. Seine zwei Brüder, die dort der Gemeinschaft als Frater Nikolaus und Frater Alois angehörten, hatten ihm die Stelle vermittelt. Als Ältester hätte er den elterlichen Hof in Ulten übernehmen sollen, doch seine angeschlagene Gesundheit machte das unmöglich. Die fast vier Jahre als italienischer Besatzungssoldat an der französischen Grenze hatten ihn krank gemacht. „Unt in Kloschtr hobm si selm an ledign Mensch gsucht“, meint Ernst. Neben seiner Arbeit als Müller half er dem Bruder Alois einmal in der Woche beim Brotbacken. Einst wurden jedes Mal an die 700 „Paarlen“ in den Ofen geschoben, denn die Klosterschüler waren hungrig. Unzählige von ihnen sah er im Laufe der Jahre ein- und ausgehen. Er verstand sich gut mit ihnen. Oft drückte er ein Auge zu, wenn sie sich einige heimlich abends nach draußen schlichen. Bei der Rückkehr in der Nacht öffnete er ihnen die Tür zu seiner Wohnung, über die sie sich dann wieder ins Internat zurückschleichen konnten. „I hon di Buabm nia verroten. Wenn deis aufkemman war, hattn di Buam unt i geahn kennt“, erklärt er im Gespräch für sein Portrait im Vinschgerwind im Jahre 2008 (nachzulesen in der Arunda 102/ 2021, Menschenbilder). Ernst lebte damals schon im Martinsheim. Einige Jahre zuvor war er zur Rehabilitation dorthin gekommen. Eine schwere Gehirnerschütterung infolge eines Schwindelanfalls beim Holzhacken hatte das erforderlich gemacht. Daraufhin bleib er im Martinsheim.
Zu seinem 100sten Geburtstag versammelten sich kürzlich die Heimbewohner, Heimverantwortliche, Betreuerinnen und Betreuer zu einem Festakt.
Dem Jubilar gratulierten der Präsident des Verwaltungsrates Konrad Raffeiner mit einer Laudatio, der Schriftsteller Toni Bernhart mit der Lesung einiger „Altgrauner Gschichtn“, der Musiker Gernot Niederfriniger mit Harfenklängen und Bürgermeister Josef Thurner mit einer Flasche Wein.
Auch das Mitarbeiterteam des Martinsheimes gratulierte ihrem Ernst recht herzlich und servierte ihm einen Geburtstagskuchen, Kaffee und köstliche Krapfen. (mds)
mit Johanna Fischer
Donnerstag, 27. Oktober 2022
um 20.00 Uhr
in der Bibliothek Prad am Stj.
Organisiert von: Bibliothek Prad, Bildungsausschuss Prad
Bildungsausschuss Prad
Leitung: Lukas Punter, Klavier: Alexander Brunner
Freitag, 28. Oktober 2022
um 20.00 Uhr
im Vereinshaus Reschen
Mitwirkende:
Sänger*innen des Projektchors;
Schüler*innen der Musikschule
Oberer Vinschgau
Bildungsausschuss Graun
Mittwoch, 26. Oktober 2022
um 20.00 Uhr
im Vereinssaal in Graun
Bildungsausschuss Graun
Dienstag, 08. November 2022
19.30 Uhr
in der Bibliothek Laas
Bildungsausschuss Laas/Eyrs/Tschengls/Tanas/Allitz
Tagung
INTERALPINE ENERGIE- & UMWELTTAGE
Wasserkraft – Quo Vadis
INNOVATIONSPOTENTIAL DER WASSERKRAFT
Die Wasserkraft leistet seit über 100 Jahren einen maßgeblichen Beitrag zur Stromerzeugung. Immer wieder totgesagt, kann sie sich im Feld der Erneuerbaren Energien als die älteste Erneuerbare Energie doch immer wieder behaupten. Sie ist die Energieform mit der besten CO2-Bilanz und dem besten Energieerntefaktor, die anders als Wind und Sonne kontinuierlich Strom erzeugen kann und damit wesentlich für die Versorgungssicherheit ist. Eine hochkarätige internationale Rednerriege von erfahrenen Praktikern berichtet aus erster Hand bei den Interalpinen Energie- und Umwelttagen Mals 2022 über aktuelle Entwicklungen.
Datum: Donnerstag, 27.10.2022 von 09:30 – 17:00 Uhr
Freitag, 28.10.2022 Exkursion
Ort: Mals - Kulturhaus
Veranstalter: IBI Euregio Kompetenzzentrum und Büro Patscheider&Partner
Info: www.ibi-kompetenz.eu/energieumweltmals2022
Erziehung
Typisch Mädchen, Typisch Buben
Geschlechtersensible Erziehung
Jedes Kind – unabhängig von seinem Geschlecht – hat unterschiedliche Talente, Bedürfnisse und Vorlieben. Je unvoreingenommener es Eltern gelingt sich auf ihre Kinder einzulassen, umso offener kann das Kind seinen Weg gehen. In diesem Vortrag wollen wir anschauen, wie sich die Geschlechtsidentität entwickelt, wie sich Vorurteile auswirken, wie man unbewusste Haltungen und Einstellungen reflektieren kann und welche Möglichkeiten es gibt, geschlechtersensibel zu erziehen.
Datum: Freitag, 28.10.2022 um 19:30 Uhr
Ort: Mals – Bibliothek
Referentin: Verena Punter (Familienzentrum Vorarlberg)
Veranstalter: ELKI-Obervinschgau
Jubiläumskonzert
15 Jahre Obervinschger Böhmische
Datum: Samstag, 29.10.2022
Beginn: 20:00 Uhr
Ort: Burgeis - Kulturhaus
Erziehung
BUBertät - Alles rund um das Thema Pubertät
Für Jungs von 11 bis 14 Jahre
So viele Fragen- für Jungs beginnt eine aufregende Zeit. Gemeinsam mit einem Sexualpädagogen wird spielerisch der Körper, seine Veränderungen und vieles mehr erkundet. Sei auch du dabei!
Datum: Mittwoch, 02.11.2022 von 10:00 bis 16.00 Uhr
Referent: Sexualpädagoge Alexander Dangl
Ort und Veranstalter: Mals - Jugendzentrum JUMA
Verpflichtender Elternabend am 24.10.2022 um 18:00 Uhr online
Erziehung
Zyklusshow
Für Mädchen von 10 bis 13 Jahre
Mit farbenfrohen Materialien, Musik und Überraschungen tauchen die Mädchen in die Welt des Zyklus ein. Mit einfacher und wertschätzender Sprache werden den Mädchen die komplexen Vorgänge des Zyklus nachvollziehbar erklärt.
Datum: Mittwoch, 02.11.2022 von 10:00 bis 16:00 Uhr
Referentin: Evi Gufler
Ort und Veranstalter: Mals - Jugendzentrum JUMA
Verpflichtender Elternabend am 25.10.22022 um 18:00 Uhr
Film von Lorenz Abart
Flachsanbau in Schleis
Datum: Freitag, 04. November 2022 um 20:00 Uhr
Ort: Schleis - Kultursaal
Im Jahr 1984 wurde in Schleis im Rahmen eines Projektes Flachs angebaut. Die einzelnen Schritte von der Aussaat über die Ernte bis zur Verarbeitung wurden dokumentiert.
Bildungsausschuss Mals
Rimpfhof/Kulturwanderung - Zum Abschluss der Vinschger Literaturtage organisierten die Bildungsausschüsse der Gemeinde Laas in Zusammenarbeit mit der Bibliothek Schlandersburg eine Kulturwanderung zum Rimpfhof. Raimund Rechenmacher, der Leiter der Bibliothek Schlandersburg, begleitete die Gruppe von Allitz zum Rimpfhof und erzählte bei der Wanderung über die Gefahren des Gadriabaches und die Geschichte des Rimpfhofes. Die Märchenforscherin Ulrike Kindl informierte am Rimpfhof über die Saligen, die in Ladinien Ganes und im Engadin Dialas genannt werden. Heike Vigl, die musizierende Geschichtenerzählerin aus Oberbozen am Ritten, trug sehr spannend die Sage von Margareta, Madrisa und Conturina und von Tanna, der Königin der Croderes, vor. Die Musikerin Corin Curschellas aus dem Graubünden umrahmte den Abend musikalisch mit dem Tischharmonium, der Shrutibox und der Maultrommel. Ulrike Kindl meinte, dass wir als Kinder der Aufklärung das Weltbild der alten Völker oft nicht begreifen. In den uralten Erzählungen treten Fruchtbarkeitsgöttinnen auf, es gibt Geschichten vom verlorenen Paradies, von Überlebenskämpfen, von Liebe, Hass und Eifersucht. Viele alte Geschichten wurden durch das Christentum überdeckt und neu interpretiert. Madrisa war eine schöne Frau, die dem jungen Senn auf der Alm bei seiner Arbeit unterstützte. Solange sie zusammen waren, gab es grüne Weiden und die Kühe lieferten viel Milch. Doch als der Vater des jungen Senners auf die Alm kam und Madrisa vertrieb, änderte sich alles. Margareta diente als Zusenn auf der Alm, bis der junge Hüterbub erkannte, dass der „Zusenn“ eine Frau war. Sie musste die Alm verlassen und aus der Almweide wurde eine öde Felsenlandschaft. In beiden Sagen wird die Geschichte des Verlorenen Paradieses oder des Goldenen Zeitalters erzählt, die wir auch aus der Bibel kennen. Nach den Erzählungen gab es in der warmen Stube Erdäpfel mit Butter, Almkäse und Kuchen, bevor die Besucher:innen mit Stirnlampen zu Fuß wieder nach Allitz zurückwanderten. (hzg)
Planeil - Im März 2020 stellten sich Lukas und Norbert Punter die Frage, wie können wir trotz der großen Einschränkungen die Zeit der Pandemie kreativ nutzen und etwas Sinnvolles machen? Lukas hatte die Idee eine Hausorgel zu bauen und konnte seinen Vater sofort begeistern.
Die Planung und das Einlesen in verschiedene Lektüren dauerte ca. zwei Monate, dann begannen sie das Manuale - die Tasten - 45 Stück zu bauen. Es brauchte mehrere Anläufe bis sie passten. Weiter ging es mit dem Bauen kleiner Holzpfeifen. Auch das hat nach anfänglichen Schwierigkeiten schließlich geklappt und so ging es weiter, eins um das Andere. Die Holzpfeifen wurden selber gebaut, 103 Stück. Die Größte ist 120 cm lang und die Kleinste 10 cm lang. Anschließend bauten sie den Balg, welcher für die Luft in der Orgel zuständig ist. Dann kam die Windlade, die Mechanik und langsam das ganze Gehäuse an die Reihe. Viele Stücke mussten sie zweimal und auch dreimal bauen bis sie passten. Dazugekauft wurden 102 Metallpfeifen.
Spielbar gemacht wurde die Orgel im Jänner 2022, nachdem ein Fachmann die Feinabstimmungen an den Pfeifen und am Gesamtklang vornahm.
Fachkundige Informationen holten sich Lukas und Norbert Punter bei dem Orgelbauer Oswald Kaufmann und dem Intonatör Andreas Pütinger. Der Tischler Alexander Wolf und der Tischlermeister Valentin Pazeller standen ihnen immer, wenn es notwendig war, zur Seite.
Anfangs sollte es nur eine kleine Truhenorgel werden, geworden ist es eine kleiderschrankgroße Orgel mit 4 ½ Registern.
Am Samstag, 15. Oktober 2022 fand in der Pfarrkirche zum Heiligen Nikolaus in Planeil ein Konzert mit der Segnung des Punter Orgelpositivs statt. Diakon Norbert Punter, gleichzeitig Erbauer der Orgel, segnete die Königin der Instrumente. Beim Konzert wirkten mit das Vokalensemble Marienberg und die Schola Marienbergensis, welche für die Gregorianik zuständig war. Das Konzert wurde eröffnet mit Anton Bruckners „Locus iste“ und endete mit „Exultate Deo“ von Alessandro Scarlatti. An der Orgel spielten Lukas Punter, Marian Polin und Fabio Rigali. (pt)
Val Müstair - Munt Buffalora - 24 Leute stiegen am Samstag, 8. Oktober auf den 2627m hohen Munt Buffalora. Dort wurde um 11 Uhr bei strahlendem Sonnenschein das neue Kreuz eingeweiht. Es steht auf dem westlichsten Gipfel der Gemeinde Val Müstair. Somit hat Val Müstair an allen seinen 4 Enden je ein Kreuz: Im Süden auf dem Piz Umbrail, im Norden auf dem Piz Terza, auf dem östlichsten Punkt der Schweiz, dem Piz Chavalatsch und nun auch auf dem Munt Buffalora im Westen. Initianten dieses Kreuzes sind Frau Irma Aebli und der katholische Pfarrer Matthias Rey. Er betete um den Segen und der Präsident der reformierten Kirchgemeinde, Chasper Stuppan gab mit seinem Cornet einen würdigen Rahmen. Die Anwesenden sangen Lieder und zum Abschluss sogar einen dreistimmigen Kanon. Ein Apéro rundete den Anlass ab und nach mehr als 2 Stunden machten sich die ersten Teilnehmer auf den Abstieg.
Schlanders/Südtiroler Kulturinstitut - Zum Auftakt der Spielzeit 2022/23 präsentierte das Südtiroler Kulturinstitut in Schlanders das Drama „Reigen“ von Arthur Schnitzler (1862-1931). Reigen ist das erfolgreichste Bühnenstück des österreichischen Dramatikers. Nach der Uraufführung vor 100 Jahren am 23. Dezember 1920 am Kleinen Schauspielhaus in Berlin löste das Stück einen der größten Theaterskandale des 20. Jahrhunderts aus und führte zum so genannten „Reigen-Prozess“. Das Stück schildert in zehn erotischen Dialogen die „unerbittliche Mechanik des Beischlafs“, der im Stück selbst aber nicht gezeigt wird. Es geht um das Verlangen nach Liebe, um Verführung, Sehnsucht, Enttäuschung und Macht. Am Beginn begegnet die Dirne den Soldaten, dieser darauf das Stubenmädchen, dann erscheint der junge Herr, die Ehefrau, der Ehemann und das süßes Mädel bis zum Dichter, der Schauspielerin und dem Grafen, der am Schluss wieder mit der Dirne zusammentrifft und so den „Reigen“ schließt. In Schlanders wurde das Drama als szenische Lesung mit Musik aufgeführt. Die Schauspieler Regina Fritsch und Sven-Eric Bechtolf vom Wiener Burgtheater interpretieren den Text, und Franui, das zehnköpfige Osttiroler Musikensemble aus dem Innervillgraten, tauchte jede Szene in ein neues musikalisches Milieu ein. Es gab es Musik von Gustav Mahler, John Cage, Franz Schubert, Erik Satie, Giuseppe Verdi, Johannes Brahms u.a. Dadurch wurden aus dem „Theaterabend“ ein Konzert, eine Lesung, ein Musiktheater und ein Hörspiel. (hzg)
Burgeis - Der Beginn einer Freundschaft ist ein Wille, Das Durchstehen einer Freundschaft ist ein Erfolg, Die Zukunft unserer Freundschaft liegt in unseren Händen, so der Leitgedanke auf der Einladung zum 50-Jahr Jubiläum Lohr am Main - Burgeis
von Roland Peer
Was die seit dem Jahr 1969 gewachsene Freundschaft begonnen und im Jahr 1972 mit einer Patenschaftsurkunde besiegelt wurde, wurde am 1. Oktober mit einem Festakt im Kulturhaus Burgeis gebührend gefeiert.
An die 200 Personen mit zwei Musikkapellen, darunter Bürgermeister Dr. Mario Paul und Stadtrat waren dazu aus Lohr angereist. Nach dem Einmarsch aller Festteilnehmer zum Kulturhaus bekundeten der Lohrer Bürgermeister Dr. Mario Paul, Bürgermeister der Gemeinde Mals Josef Thurner und Fraktionsvorsteher Werner Thöni in ihren kurz gehaltenen Ansprachen die immer noch aufrechte, enge freundschaftliche Verbundenheit zwischen Lohr und Burgeis. Für Burgeis war es wohl ein Glücksfall, der heute umso mehr in einer krisengeschüttelten Welt an Bedeutung gewinnt
Das Fundament haben die Gründerväter der Patenschaft Albin Brehm, Gerd Graf, Ludwig Rexroth aus Lohr und Sepp Peer, Eduard Platzer, Sepp Telser aus Burgeis, alle verstorben, gelegt. Mit dieser ging die finanzielle Unterstützung für den Kulturhausbau, für bedürftige Menschen im Obervinschgau und Belebung des Fremdenverkehrs einher. Der feierliche Anlass soll nun die Beziehung auffrischen bzw. vertiefen. Partnerschaftsbeauftragter der Stadt Lohr Wolfgang Weis verglich treffend die Verbindung mit einem Holzfeuer, das immer wieder neu entfacht und durch Nachlegen von Holzscheiten am Leben erhalten werden muss. Damit wurde den jüngeren Lohrer und Burgeiser Bürgern aufgezeigt, dass eine echte Freundschaft ewig Bestand haben kann. Der Lohrer Bürgermeister und der Fraktionsvorsteher von Burgeis unterzeichneten dann auch eine Urkunde, die im Wortlaut nun von Partnerschaft spricht.
Mit einer netten Geste überraschte der Burgeiser Partnerschaftsbeauftragte Florian Punt. Er rief als Zeitzeugen Alt-Musikanten der Burgeiser Musikkapelle auf die Bühne von damals vor 50 Jahren und beehrte sie mit einem Geschenk. Eine Bilderschau mit Eindrücken aus dem Vinschgau und Fotos der Patenschaftsfeier von 1972 durch Heinrich Moriggl lockerte den Abend auf.
Die Burgeiser Jugend bewirtete die Festteilnehmer mit einem Wildschweinbraten, erlegt in Lohr. Bei harmonischen Klängen, darunter der „Burgeiser Marsch“, „Sennerei Marsch“, dem „Land Tirol die Treue“ durch die Lohrer Stadtkappelle und den Musikverein Ruppertshütten fand die Feierstimmung, zu vorgerückter Stunde ihren Ausklang.
Kolping im Vinschgau - Der Internationale Kolping Weltgebetstag wird seit mehr als 30 Jahren immer Ende Oktober für ein bestimmtes Kolpingland begangen. Heuer für unser Land Südtirol zum Motto: „Kolping ist ein wichtiger Baustein des Fundamentes der Kirche Gottes, dessen Eckstein Jesus Christus ist.“
Jedes Land bereitet Texte – die in drei Sprachen übersetzt werden - zum Weltgebetstag für Kolping International vor, so auch heuer Südtirol. In dieser Vorlage wird unser Land kurz vorgestellt: Land &Leute, Natur &Kultur, seine Entwicklung vor und nach dem 1. Weltkrieg und dabei vor allem auch die Zeit vor dem 2. Weltkrieg, wie die-Optionszeit. Die Probleme nach dem 2. Weltkrieg der 60ere Jahre, die Lösung des Südtirolproblems, das Paket und deren Umsetzung finden ebenso Platz in dieser Vorlage für alle Kolpingländer der Welt. Der Verband Kolping Südtirol als Glied der Internationalen Kette Kolpings wird ebenso beschrieben. Darin kommen die Schwerpunkte und die Praxisfelder von Kolping Südtirol vor, wie auch die Kolpingsfamilien, die Kolpingjugend und die fünf Kolpinghäuser unseres Landes. Es werden auch die wichtigsten Aktionen aufgezeigt und erläutert. Einen Textvorschlag für eine Messfeier mit Homilie enthält die Unterlage ebenso, wie auch Rezepte zum Kochen von Spezialitäten unseres Landes z.B. Mohnkrapfen und Tirtlen.
Zur Feier selbst am Samstag 29. Oktober um 18 Uhr im Dom von Bozen mit Bischof Ivo Muser, sind alle eingeladen. Anschließend an den Kirchgang Zug mit der Musikkapelle Bozen zum Kolpinghaus, dort kurzer Festakt und gemütliches Beisammensein. ALLE sind herzlich willkommen!
Otto von Dellemann
Frau Rosa Wallnöfer war jahrzehntelang die treibende Kraft im „Gasthaus Lamm“ in Laatsch.
Ihr zentraler Aufgabenbereich war die Küche, wo sie in kürzester Zeit aus den unterschiedlichsten Lebensmitteln etwas Schmackhaftes auf die Teller zauberte.
von Magdalena Dietl Sapelza
Rosa war ein Improvisationstalent in der Küche. Als einmal unerwartet Gäste eines Buses ankamen und erklärten, dass hier für sie das Mittagessen reserviert worden sei, überlegte sie nicht lange und setzte alle Hebel in Bewegung. Sie ärgerte sich zwar, weil sie glaubte, dass ihr Mann, der „Mala Peppi“, die Bestellung angenommen habe, ohne sie zu informieren. Fragen konnte sie ihn nicht, weil er sich in Bozen aufhielt. In kürzester Zeit schaffte sie es, die 60 Leute zu verköstigen. „Es hot selm holt lai oanfoche Sochn gebm“, meint sie. Noch bevor sie ihren Mann zur Rede stellen konnte, erfuhr sie, dass der Bus im „Gasthof Lamm“ in Latsch erwartet worden war.
Rosa kam in Tanas zur Welt. Fünf Tage nach ihrer Geburt starb ihre Mutter. Verwandte standen dem Vater bei der Betreuung der Neugeborenen und deren dreijährigen Schwester zur Seite. „I bin a Wonderbaby gwesn“, sagt Rosa. Der zweiten Ehe ihres Vaters entsprangen noch elf Geschwister. Rosa half auf dem Hof tatkräftig mit. Im Stall achtete sie darauf, dass die Muttersau ihre Ferkel nicht erdrückte. Das Vieh hütete sie in den „Tanaser Leiten“. Als 12-Jährige besuchte sie die „Bürgerschule“ in Prad, die sie zu Fuß erreichte, bis sie eine Verwandte dort aufnahm. Im Jahr darauf holte sie eine Tante nach Schluderns, weil sie eine „Kindsdiarn“ brauchte. Nach dem Schulabschluss arbeitete Rosa als Haushaltskraft bei einer Lehrerin in St. Valentin. Dann verstärkte das Küchenteam im „Bärenwirt“ in Mals. „Mitn Koch unt sai Schwestr bin i oft ausgongan“, erinnert sie sich. Sie lernte Josef Wallnöfer vom „Gasthof Lamm“ in Laatsch kennen. Mit ihm feierte sie 1964 Hochzeit. Nach der Hochzeitsreise führt ihr Weg direkt in die Gasthofküche, wo sie schon bald allein die Geschicke lenkte. Sie war kreativ, verwertete die Produkte aus der hauseigenen Landwirtschaft, die ihr Schwager „Mala Karl“ führte. Sie zerlegte geschlachtetes Vieh und verwertete alle Teile. Weitum bekannt war ihre „Saure Supp“. 365 Tage im Jahr stand Rosa im Einsatz. Es gab keinen Ruhetag. Geschickt gelang es ihr, Arbeit und Erziehung ihrer vier Kinder unter einen Hut zu bringen. Oft übernahm sie spät abends gerne auch noch den Bardienst. „Wenna olm lai in Kuch bisch, wearsch gach gonz toggat“, erklärt sie. Ihr Mann Peppi war oft unterwegs, als Funktionär im Braunviehzuchtverband, als Gemeinderat und Fraktionsverwalter. Rosas Stütze waren ihre Geschwister. „Ohne maine Gschwischtr war i aufgschmissn gwesn“, betont sie. Sie halfen bei größeren Feierlichkeiten, wie Hochzeiten, Erstkommunionen oder wenn alle Gästezimmer besetzt waren. „Zu Ferragosto hobm miar insr Zimmer a oft nou vermiatet unt in der Veranda gschlofn“, lacht sie. Kurzurlaube mit ihrem Mann waren immer mit einer Gästewerbung verbunden. Mit Speck, Käse und Brot im Gepäck besuchten sie in Deutschland die Organisatoren der Gästegruppen, die dann die Gästebetten in Laatsch füllten. Einschneidend für die Familie war Karls plötzlicher Tod 1984. Denn nun stand neben der Arbeit im Gasthof auch jene im Bauernhof an. Mit vereinten Kräften gelang es die Lücke zu schließen. „Selm hobm miar maine Gschwister a fescht gholfn“, bekräftigt Rosa. Als die Kinder älter waren, halfen auch sie mit. Peppi und Rosa investierten laufend in den Gasthof, renovierten die Zimmer und bauten einen neuen Speisesaal. In der Küche führte Rosa unangefochten das Regiment, unterstützt von drei Hilfskräften. Sie verköstigte nicht nur die Gäste im Haus, sondern auch Nachbarn, die sich an der Hintertür der Küche etwas abholten. Den traurigsten Augenblick ihres Lebens erfuhr Rosa am Morgen des 30. März 2008. Als sie aufwachte, lag ihr Mann tot neben ihr. „Sel isch a schiachr Schock gwesn“, sagt sie. Am Abend zuvor war er noch am Stammtisch mit Kollegen voll in seinem Element gewesen. „Antrisch isch, dass zwoa fa dia Kollegn spater norr a nochn Stommtisch gschtorbm sain“, meint sie. Der Verlust ihres Mannes stürzte sie in eine schwere Krise. Es musste ein Koch verpflichtet werden, der ihr nachher zur Seite stand. Mittlerweile ist Rosa als Köchin in den Hintergrund getreten. Doch ganz Abschied nehmen will sie nicht von ihrer Küche, in der sie ihr halbes Leben verbracht und oft mit viel Können geschickt improvisiert hat.
Mals - Lange Nacht der Forschung am Sozialwissenschaftlichen Gymnasium in Mals: Expertenunterricht, Beobachtung der Hirschbrunft, Herstellung von Naturkosmetika:
„Wir haben Tolles erlebt: Der Förster Klaus Bliem zeigte uns in Planeil mitten in der Nacht röhrende Hirsche. Ich hatte noch nie ein Nachtsichtgerät in Händen. Einmalige Eindrücke. Biologin Petra Massoner entführte uns in die Welt der Pharmazie. Wir haben Naturkosmetika selbst hergestellt. Der Aufwand hat sich gelohnt. Wir sind unseren Lehrpersonen und allen, die aktiv zum Gelingen dieses besonderen Lernangebotes der Schule beigetragen haben, sehr dankbar“, fasst eine Schülerin die Ereignisse rund um die „Lange Nacht der Forschung“ zusammen.
Dem Projekt, organisiert von Nadia Malloth und begleitet von Barbara Wallnöfer, waren intensive Vorbereitungen vorausgegangen: Die Definition der inhaltlichen Schwerpunkte, Recherchen, Referentensuche, Organisation des Labors, der Schulküche, der Übernachtung an der Schule, des Bustransfers nach Planeil spät in der Nacht und vieles mehr.
Aus dem Gerichtssaal - Für den Handweber Josef Winkler aus Planeil war seine Verhaftung am Silvestertag des Jahres 1983 und sein anschließender 5-monatiger Gefängnisaufenthalt das Schlüsselerlebnis seines Lebens. Halt gaben ihm dabei nicht nur die liebevolle und aufopfernde Unterstützung seiner Frau. Auch die selbstverständliche Solidarität seiner Landsleute bekam er wohltuend zu spüren. Viele haben auch, so berichtet er, für seinen Freispruch gebetet.
Nachdem Winkler also in der Berufung voll freigesprochen wurde, muss man annehmen, dass ein anderer ihm den Sprengstoff in die Mühle gelegt hat. Wer ihm „das Ei“ beschert hat, darüber kann man nur Vermutungen anstellen. Das Gericht hat den Urheber nicht festgestellt. Vorgewarnt hätte Winkler sein können. Denn ungefähr ein Jahr vor der ominösen Hausdurchsuchung hatte Cristelli ihn wegen einer anderen Geschichte vor den Strafrichter gebracht. Als er in diesem Verfahren freigesprochen wurde, machte der Wachmeister folgende drohende Andeutung: “Un giorno ti porteró a Bolzano e non ci sará Iddio che ti aiuterá“, also „eines Tages werde ich dich nach Bozen bringen und da wird dir auch Gott, der Allmächtige, nicht helfen können.“ Nun kann nur ein Lump vermuten, dass die beiden Intimfeinde des Webers, nämlich der Jagdaufseher Blaas Ludwig und der Wachmeister Cristelli hinter der „Aktion Dynamit“ steckten. Auch muss man den Gerüchten nicht Glauben schenken, dass ein Landsmann Winklers, bloß weil er als Sprengmeister bei einer schweizer Baufirma arbeitete und die eidgenössische Herkunft des Dynamits festgestellt wurde, den „corpus delicti“ geliefert hätte. Tatsache ist, dass dem Winkler gezielt eine Falle gestellt wurde, die am Silvestertag des Jahres 1983 zuschnappte.
Im Gerichtsgefängnis von Bozen war es alles eher als gemütlich. Denn zeitweilig war Winkler dort in einer Zelle mit anderen 15 Mithäftlingen eingepfercht. Dabei kamen ihm einige Zweifel, ob seine Erinnerung an die italienische Verfassung richtig war. Aus der Staatsbürgerkunde glaubte er nämlich zu wissen, dass der Angeklagte bis zu seiner rechtskräftigen Verurteilung als unschuldig gilt. Auch war er der Meinung, dass bei der von ihm erlebten Behandlung der Gefangenen deren von der Verfassung geforderte Wiedereingliederung in die Gesellschaft nicht gelingen konnte. Jedenfalls erreichte er seine Überstellung ins Bezirksgefängnis von Meran. Dort ging es viel humaner, ja fast schon familiär zu. Die Gefangenen konnten sich sogar selbst bekochen. Winklers Mithäftling war ein wahrer Haubenkoch. „Dort habe ich die beste Pasta meines Lebens gegessen“, meint er schmunzelnd im Rückblick. Auch zu politischen Gesprächen hatte er im „Tschumpus“ Gelegenheit. Von einem Mithäftling bekam er folgende ironische Analyse zur Entwicklung Italiens nach dem 2. Weltkrieg:“ Come gli italiani hanno superato il fascismo? Pitturando una croce rossa sulla camicia nera.“ Also …, wie haben die Italiener den Faschismus überwunden? Indem sie ein rotes Kreuz (DC) auf das Schwarzhemd malten. Meloni lässt grüßen!
Winkler kann heute seinem Abenteuer mit der Justiz sogar positive Aspekte abgewinnen: „Ich habe viel für mein Leben gelernt.“
Peter Tappeiner,
Rechtsanwalt
peter.tappeiner@dnet.it
Laas - In den Genuss der mit Begeisterung vorgetragenen Ausführungen von Franz Waldner kamen am 1. Oktober 2022 rund 30 Mitglieder des Feundeskreises Marienberg. Die Laaser Pfarrkirche zum hl. Johannes und die Marx-Kirche standen im Mittelpunkt des Kulturnachmittages, zu dem der Vorstand des Freundeskreises Marienberg um Präsident Andreas Folie eingeladen hatte. Gefolgt sind dieser Einladung Freunde Marienbergs aus allen Landesteilen, aus der Sterzinger Gegend, aus der Bozner und Meraner Gegend ebenso wie viele aus dem Vinschgau.
Der ehemalige Direktor der Landesberufsschule in Schlanders Franz Waldner wies auf den zeitgeistigen Umbau von „Santa Honz“, wie die Laaser Pfarrkirche von den Laaser genannt wird, im 19. Jahrhundert hin. Das jahrhundertealte Langhaus musste einem größeren Umbau im damals üblichen neugotischen Stil weichen. Die Andeutung dieses Langhauses aus der Romanik findet sich noch in der Apsis wieder. Als Meisterwerk bezeichnete Waldner die Rekonstruktion der Apsis aus den gefundenen Marmorsteinen durch Nicolò Rasmo im Jahre 1974.
Die profanisierte ehemalige Kirche zum hl. Markus, die Marx-Kirche, war in den vergangenen Jahrzehnten durch verschiedenen Nutzungen, vom Schafsstall, über die Sennerei, dem darüberliegenden Musikprobelokal bis zu Klassen für die Grundschule, zweckentfremdet und auch architektonischen Leiden unterworfen. Architekt Werner Tscholl hat die ausgebrochenen Fenster in der Nordfassade durch hinter Glas geschützte Mauerwerk-Bilder gleichzeitig entfernt und darauf hingewiesen.
Mit Informationen bepackt und Waldners Begeisterung nachklingen lassend, entfaltete sich der gesellige Teil bei Buffet und Wein im Gastahus zur Sonne. Abt Markus Spanier berichtete dort über die aktuelle Lage im Kloster und überreichte den Mitgliedern des Freundeskreises einen frisch gedruckten und von Leo Andergassen verfassten Führer über die Kirche St. Stephan. (eb)
Hinter dem Neubau der Technologischen Fachoberschule in Schlanders, kurz TFO, liegt eine lange Vorgeschichte, die von Verzögerungen und viel Hin und Her geprägt ist. Auch deshalb war die Freude und Dankbarkeit bei der Einweihungsfeier am vergangenen 30. September groß.
von Angelika Ploner
Diese Schule ist ein Geschenk. Alle Mühen haben sich gelohnt“, sagte Direktorin Verena Rinner vor versammelter Schulgemeinschaft am 30. September. Der Rückblick bei der Einweihungsfeier machte deutlich, mit welchen Schwierigkeiten der Neubau verbunden war.
24 Jahre liegt die Idee zum Neubau der TFO, damals GOB, zurück. Der erste Beschluss der Landesregierung zum Ausbau der GOB und der Landesberufsschule geht genau auf das Jahr 1998 zurück. Die vier Klassen des Bienniums waren damals im Neubau des Rathauses untergebracht und der benachbarten Lehranstalt für Wirtschaft angeschlossen. Weitere Beschlüsse folgten, Machbarkeitsstudien, viele Bausitzungen, die Neuordnung der Bildungslandschaft, ein Planungsstopp, die Umplanung und schließlich die Baukonzession und der Beginn der Aushubarbeiten.
Der Startschuss für die Arbeiten und gleichzeitig die Grundsteinlegung fanden genau am 29. Oktober 2015 statt. Knapp drei Jahre später, am 22. August 2018 zog man ins neue Gebäude. Ohne Einrichtung. Diese wurde zwei Tage vor Schulbeginn geliefert. Für das Schuljahr 2020/2021 sollten dann auch die Speziallabore und Werkstätten fertig gestellt sein. Im Juli 2020 brach der Boden in der Werkstatt ein. Die Sanierung kostete ein weiteres Schuljahr. Erst seit 2021/2022 ist die TFO voll in Betrieb.
Eine attraktive Oberschule.
Der Neubau der TFO füllt vier bis fünf Ordner an Schreiben, Unterlagen usw. und hat sich „sehr in die Länge gezogen“, bestätigte auch BM Dieter Pinggera in seinen Grußworten, „aber die letzte Schulreform war für den Vinschgau ein enormer Gewinn.“ Der Schwerpunkt Maschinenbau und Mechatronik, eine Fachrichtung für die man hart gekämpft hätte, bietet eine praxisorientierte und zukunftsträchtige Ausbildung. Dass die TFO eine attraktive Oberschule mit gediegener Ausbildung ist und „über Schlanders hinaus eine große Strahlkraft hat“, erklärte auch Barbara Pobitzer in ihren Grußworten als Vertreterin vom Schulamt und als ehemalige Direktorin der TFO. In dieselbe Kerbe schlug Landesrat Philip Achammer: „Die Schulgemeinschaft kann stolz sein.“ Landtagsabgeordneter Sepp Noggler hingegen mahnte an: „Wir warten weiterhin auf den Bau der Tiefbauhalle bei der Landesberufsschule Schlanders und auf den Bau des Schülerheims in Mals.
Schluderns/VUSEUM. Am Samstag 29. Oktober 2022 findet die offizielle Jubiläumsfeier 25 Jahre VUSEUM im Rahmen eines gemütlichen Beisammenseins mit musikalischer Umrahmung und kleinem Imbiss statt. Menschen, die das Haus im Laufe der Jahre mitgestaltet haben, erzählen von ihren Erfahrungen, schildern Erlebnisse und lustige Begebenheiten. Beginn ist 19.00 Uhr. Alle Interessierte sind herzlich eingeladen.
St. Martin am Kofel. Manchmal habe ich den Eindruck, dass mir die Natur den gedeckten Tisch vorlegt. Die Komposition ist schon da und ich brauche nur mehr knipsen.
Foto: Gianni Bodini - www.fotobybodini.it
Jammern
Die Parlamentswahlen sind Geschichte und die Freunde im Edelweiß fangen schon an zu jammern. Die jammern nach jeder Wahl. Sie haben immer gejammert. Das ist das einzige, was sie im Moment tun (können- sie können gar nix ). Wenn nur einer der Sippe sagen würde: „Wir haben verloren, wir haben einen großen Stimmen-Verlust zu verkraften. Wir haben seit den letzten Wahlen immer verloren!“ Das ist ein ARMUTS-ZEUGNIS einer Partei, wenn man Niederlagen nur schön reden kann (muss). Gebt doch endlich zu, dass ihr keine SVP mehr seid. Die ganzen Skandale, das Buch „Freunde in der SVP“ - ALLE die dieses Buch gelesen haben sind verwundert o perplex oder köstlich amüsiert. Jetzt haben sie auf einmal Angst, dass der Urzi Staatsekretär oder sogar Regionen -MINISTER werden kann. Wenn euch die Knie schon schottern, dann schmeißt euren Bettl hin und geht einfach nach Hause. Weil ein altes bewährtes Sprichwort besagt: Nach Leut gibs wiedr nuie. Wos isch mit der hoch gelobten gepriesenen AUTOMIE? Ja haben wir nicht eine mit SONDERSTATUS?..Die angeblich unantastbar sein soll? Wenns
ENG wird, soll ja die (eure Freunde )ÖVP gerade STEHN – oder habe ich was verpasst?.Kürzlich hat der Bayrische .Minister Präsident verlauten lassen. dass ER sich mehr um Südtirol bemühen wird, wenns happig wird. Dem trau ich persönlich mehr (alles) zu als den ÖSIS. WARUM und von wem habt ihr SVPeler Angst?? Vom bösen Wolf oder Bär??.
Oder habt ihr mehr Angst von euren FREUNDEN im Edelweiß-Verrein? Seid doch nur 5 Minuten ehrlich, diese Leistung, die ihr zur Zeit imstande seids, ist nicht die Krautsuppe wert.
Zum Schluss einen Tipp : ALLE die nach ROM in den Senat oder in die Abgeordnetenkammer fahren dürfen , seids gefällig dieses Mal EHRLICH zu allen SÜDTIROLER und hauts endlich mal auf den Tisch um diese ( Strom - Gas -Öl-Benzin.) in den Griff zu bekommen. Sonst schauts nicht nur schlecht für unsere Landsleute sondern auch für euch aus.. Weil diesen STROM -SAU-STALL mit dieser horrenden PREIS-STEIGERUNG ist nur der Politik in BOZEN- ROM-BERLIN -BRÜSSL..und und und zu verdanken. Es kann nicht sein, dass diejenigen, die kein Gas verbrauchen, für andere bluten müssen. Wir in SÜDTIROL produzieren Strom fürs ganze Land und noch mehr, und zahlen das doppelte und mehr wie in anderen Provinzen. MACHT Nägel mit Köpfen. Es gibt genug Leute in unserem Land, die das ( sogar besser) dirigieren und verwalten können. Es braucht nicht viel - nur einwenig HAUS -VERSTAND.
Herbert Marseiler , Prad Zürich
Doppelter Frevel in Schlanders
Zuerst gegen die eigene Bevölkerung, dann gegen die Kultur. Ein Bürgermeister unterschreibt abends ein Dekret, und tags darauf vor 5h früh rücken schwere Baumaschinen unter Polizeischutz vor, um in kurzer Zeit so viel Schaden wie möglich anzurichten.
Kein Bürgermeister handelt für sich alleine, immer handelt er in Absprache und mit Legitimation. Es deckt ihn ein System, und dieses System heißt bei uns SVP.
Fehlende Voraussetzungen ein solches Amt zu führen, Mangel an charakterlicher Kompetenz die Erste Person einer Gemeinde zu sein, wird hier evident. Meine persönliche Enttäuschung möchte ich nicht verbergen und die Aufforderung zum sofortigen Rücktritt voll unterstützen.
Erich Kofler Fuchsberg, Naturns / Schlanders
Massiver Eingriff
Sehr geehrter Herr Wollersheim, ja, die Rest der Heilbronner Hütte am Tascheljöchel sind malerisch. Und wir hoffen, es bleibt so. Die Idee des Wiederauflebens mag verlockend sein, aber man vergisst darüber schnell, was das heutzutage bedeutet: Massiver Eingriff in die Natur, die Beschaulichkeit ist unwiederbringlich dahin, „Auftrieb“, alles aufgraben, Kabel und Anschlüsse verlegen, Straßenbau. Das ist vollkommen inakzeptabel. Auch der Alpenverein hat sich dagegen ausgesprochen, hoffentlich mit Erfolg. Es gibt bereits wirklich genug Hütten und Erschließung.
Sabine Schmid, Tschars
Kloster Marienberg, ein Staffellauf und Bierdeckel...
Es stellt sich die Frage nach dem Zusammenhang!!
Alles beginnt 1965, als Hermann Tumler und Ivo Maier (der Schreiber dieser Zeilen) auf Marienberg zusammen die Mittelschule besuchen. Dass wir uns dann aus den Augen verloren haben, hatte mit unseren damaligen, weit auseinanderliegenden Wohnorten, Laas und Auer, zu tun. Anfang der Achtziger dann dass Wiedersehen bei Veranstaltungen der Arbeitsgemeinschaft für Behinderte. Der Beginn einer echten Freundschaft. Durch Hermann habe ich dann auch nach Jahren vergeblichen Suchens endlich einen verschollen geglaubten Text eines Liedes wieder entdeckt. „die Schliniger Fleach, dia hupfn ind Heach……“, wurde im Kloster Marienberg oft und oft gesungen. Und dann, Hermann, der Bierdeckelsammler, willkommener Anlass, ihm immer wieder mal interessante Exemplare aus den Urlaubsreisen mitzubringen. Der Zufall wollte es dann, dass ich 2013 im Rahmen eines Staffellaufes zwischen Lana (mein Heimatort) und Idstein im Taunus, einer unserer Partnerstädte zusammen mit einer Gruppe von Läufern einen kurzen Stop in Laas machte, um, Hermann zu sehen. Und dort meinen Mitläufern von Hermanns Sammelleidenschaft erzählte. Die Folge war, dass ich in den letzten Jahren immer wieder aus verschiedenen Ecken Deutschlands Bierdeckel für Hermann bekam. Besonders leidenschaftlich hatte sich Theo aus den Niederlanden der Sache angenommen. Und in der letzten Septemberwoche war es wieder soweit, 800km laufend in acht Tagen von Idstein/Taunus über Feuchtwangen, Telfs in Nordtirol (alles Partnerschaften von Lana) nach Nauders. Die letzte Etappe dann über den Reschenpass nach Lana. In Laas dann die „feierliche“ Überreichung der gesammelten Bierdeckel an Hermann! Ich denke, es wird sicher nicht das letzte Mal gewesen sein!
Ivo Maier-Lana
Vinschgau/Bozen - Eine Delegation der Vinschger Frauen im Handwerk besuchte kürzlich erfolgreiche Frauen in Führungspositionen.
Ganz nach dem Motto „Die Zukunft ist weiblich“ statteten kürzlich zahlreiche Frauen im Handwerk und aus dem Bezirks Vinschgau dem Reinigungsunternehmen Markas in Bozen einen Besuch ab. Markas ist bekannt für seine familien- und frauenfreundliche Einstellung. Vor allem während Corona wurden viele Initiativen für Mitarbeiter:innen in diesem Zusammenhang ins Leben gerufen. Dazu zählen eine Kindertagesstätte, einen Babysitter-Dienst, Smart Working sowie einen Solidaritätsurlaub zur Unterstützung von Kindern und Eltern mit besonderen Bedürfnissen.
Für die Handwerkerfrauen stellt das Unternehmen unter der Führung von Evelyn Kirchmaier einen Vorzeigebetrieb dar. „Wir waren begeistert, mit wieviel Teamgeist und Innovationsdenken die Unternehmerin die Firma leitet. Man sieht und spürt das Bestreben, die Arbeits- und Familienwelt stärker miteinander zu verbinden“, betont die Bezirksobfrau der Frauen im Untervinschgau, Rita Egger. Die Delegation nutzte im Rahmen des Besuchs auch die Gelegenheit, den neuen Firmensitz kennenzulernen. Robert Mantinger, seines Zeichens mit Latscher Wurzeln, stellte das inzwischen realisierte und innovative Bauprojekt vor. Besonders beeindruckt zeigten sich die Frauen von der Ausstrahlung und Motivationsfähigkeit der Markas-Führung.
Der zweite Stopp der Unternehmensbesichtigungen führte die Frauen nach Maria Trens, wo die Vorsitzende der Vereinigung Südtiroler Gastwirtinnen im HGV Helene Benedikter mit einem Empfang und einer Führung der Wallfahrtskapelle aufwartete. Bevor die Frauen wieder in den Heimatbezirk aufbrachen, wurde in Sterzing Station gemacht zum Shoppen und Bummeln durch die Fuggerstadt. Alle waren sich einig: es war eine rundum gelungene Exkursion, von Frauen für Frauen.
Goldrain/Brüssel - Die europäische Initiative „Save bees and farmers“ hat ihr Ziel erreicht: Über 1 Million Unterschriften wurden gesammelt. Nun wird sich die Europäische Kommission mit diesem Thema befassen.
Nun ist es offiziell, und mit großer Freude geben die Initiator:innen der europäischen Initiative dieses wichtige Ergebnis bekannt: In ganz Europa wurden 1 054 973 Unterschriften zur Unterstützung der Petition „Save bees and farmers – Bienen und Bauern retten“ gesammelt. Die wichtigsten Ziele der Initiative sind: - schrittweiser Verzicht auf synthetische Pestizide (Reduzierung um 80 % bis 2030 und eine pestizidfreie Europäische Union bis 2035); Verstärkung der Maßnahmen zur Erhöhung der Artenvielfalt; Unterstützung der Landwirt:innen bei der schrittweisen Ökologisierung der Landwirtschaft und wissenschaftliche Forschung in diesem Bereich.
Die offizielle italienische Vertreterin der Initiative, Annemarie Gluderer, eine Biobäuerin aus dem Vinschgau, reiste 2021 durch weite Teile Italiens, um Unterstützung für die Initiative zu sammeln. Höhepunkt der Reise war der Aufenthalt in Rom, bei dem sie im September 2021 dem Papst die Botschaft der Initiative übergab und seinen Segen erhielt. Bei dieser Mission wurde sie u.a. von einer Delegation von Grünen aus Südtirol sowie aus dem restlichen Italien, aus Österreich und aus Deutschland begleitet. „Ich bin wirklich begeistert! Als Mutter und Großmutter bin ich mir bewusst, dass meine Generation und die vor ihr lebenden Generationen der Schöpfung enormen Schaden zugefügt haben. Deshalb ist es für mich eine absolute Priorität, alles zu tun, damit meine Enkel:innen und Urenkel:innen noch gut auf unserer schönen Erde leben können. Ich bin überzeugt, dass der Segen des Papstes im vergangenen September die Petition gestärkt und ihr den letzten Anstoß gegeben hat, um dieses Ergebnis zu erreichen“, so eine bewegte
Annemarie Gluderer.
Dieser Meilenstein ist das Ergebnis des Engagements überwältigend vieler Menschen. Nun wird sich die Europäische Kommission mit dem Thema befassen und sich mit der Besorgnis und den Forderungen so vieler Europäer:innen auseinandersetzen müssen. Bienen und Landwirt:innen zu retten bedeutet, sich für die Gesundheit der gesamten Erde und aller ihrer Lebewesen einzusetzen. Europa muss in dieser Hinsicht mehr tun, und die Promotor:innen sind zuversichtlich, dass diese Petition einen Anstoß in die richtige Richtung geben wird.
Fortsetzung folgt…in ein paar Monaten in Brüssel.
Stilfs/Filmpremiere - Der Bildungsausschuss Stilfs und die Filmfreunde Prad & Stilfs luden am 7. Oktober zu einer besonderen Filmpremiere. Wie Karl Bernhart von den Filmfreunden ausführte, war es in der 10-jährigen Tätigkeit der Filmfreunde bereits der 31. Filmabend, davon der erste in Stilfs. Der Festsaal im Haus der Dorfgemeinschaft war bis auf den letzten Platz besetzt, als Roland Angerer vom Bildungsschuss die über 150 Besucher:innen auf einen hochemotionalen Filmabend einstimmte. Der neue Film von Peter Grutsch ist eine Collage von Filmaufnahmen der letzten 30 Jahre. Viele Stunden Filmmaterial musste er auf eine Stunde zusammenschneiden und mit passender Musik unterlegen. Der Film besteht aus beeindruckenden Landschaftsaufnahmen der Stilfser Bergwelt zu verschiedenen Jahreszeiten. Der Auftrieb der rund 700 Schafe im Frühjahr und der Abtrieb im Herbst wechseln mit stimmungsvollen Nahaufnahmen von Schafen und jungen Lämmern, dem Salzen, Scheren, Baden und Markieren der Schafe und von Festen und Feiern, an denen nicht nur die Schafbauern, sondern das halbe Dorf beteiligt ist. Der Bergmeister erzählt über seine Aufgaben, die Hirten berichten über Ereignisse in den Sommermonaten. Gezeigt wird im Film auch, wie Verena Wopfner durch Filzen aus der Schafwolle einen Sonntagshut für einen stolzen Stilfser herstellt. Bei den Filmaufnahmen der letzten Jahre wurden auch Drohnen eingesetzt und schöne Luftaufnahmen gemacht. Angesprochen wird im Film auch die aktuelle Wolfsproblematik. Gezeigt werden gerissene Tiere und die bissig deprimierenden Kommentare der Schafsbauern. Berichtet wird auch über die Erfahrungen mit Elektrozäunen und Herdenschutzhunden, mit denen die erste Schäferin, eine ausgebildete Agrarökologin aus Spanien, in diesem Sommer gearbeitet und dabei recht positive Erfahrungen gesammelt hat. Am Ende der Filmvorführung rief Roland Angerer dazu auf, dieses Kulturerbe zu erhalten und gemeinsam die neuen Herausforderungen anzugehen. Zum Schluss gab es ein feines Schaffleischgericht, zubereitet von Florian Platzer und seinem Team. (hzg)
Mals - „Ab Golli kearn di Wiesn olli“ - der Gollimarkt in Mals bildet einen Abschluss der Erntearbeiten und der Markt ist beliebter Treffpunkt im Dreiländereck. Im Besonderen heuer nach der Coronazeit.
von Erwin Bernhart
Der Gollimarkt in Mals ist heuer, nach zweijähriger corona-bedingter Durststrecke, wieder gut aufgestellt worden. Die Organisation lag in den Händen des Tourismusvereines Obervinschgau mit Katharina Fritz als Geschäftsführerin an der Spitze und mit Franziska Frank als Marktkoordinatorin. Die Verantwortlichen haben nach der Coronazeit viele Marktstände, vor allem auch Stände mit lokalen Qualitäten, mit lokalen Handwerkserzeugnissen und kulinarische Spezialitäten, nach Mals gebracht. Hobbyhandwerker, landwirtschaftliche Produkte, Handwerker, Verpflegungsstände mit gebratenen Kastanien, Würsten, klassische Markstände mit Mandorlatta und Modestände haben regen Zuspruch erfahren. Auch die Gastwirte warteten mit marktspezifischen Spezialitäten, wie eine „saure Suppe“ auf. Die Markstände haben das Dorfzentrum rund um die Pfarrkirche ausgefüllt und die Leute aus dem gesamten Vinschgau, aus der naheliegenden Schweiz und aus Nordtirol haben das bunte und belebende Marktgeschehen als willkommene Begegnungszone genutzt, geratscht, nach Befindlichkeiten gefragt und die Kauflust war groß, auch wegen des ausgewogenen Angebotes. Fein waren auch die musikalischen Auftritte junger und jung gebliebener Musikanten, die wohltuend ohne Verstärker das Marktgeschehen begleitet haben.
Die Gassen von Mals waren bevölkert wie seit langem nicht mehr, die Auffangparkplätze an den Dorfrändern waren am Vormittag des 15. Oktobers rasch gefüllt. Mals war mit dem Gollimarkt also einmal mehr Mittelpunkt im oberen Vinschgau, so wie es sich für die Marktgemeinde Mals gehört.
Der Laatscher Markt am 25. Oktober bildet den Abschluss der Märkte in der Gemeinde Mals un der Sealamorkt in Glurns den Abschluss der Märkte im oberen Vinschgau.
Informationsstand „Osteoporose-Tag“ im Krankenhaus Schlanders, am 20.10.2022: Beratung durch Fachärztinnen für Gynäkologie zum Thema „Osteoporose“ – mit Möglichkeit zur Bestimmung des Vitamin D - Spiegels. Wann?: 20.10.2022 Krankenhaus Schlanders, Eingangsbereich – Info-Stand; Was?: Beratung&Information: 9.00 – 16.00 Uhr; Wo?: Blutabnahme für Bestimmung Vitamin D-Spiegel : 1. Stock): 9.00 – 11.00 Uhr; Beratende: Dott.ssa Federica Fraternale & Dr.in Tonia Gamper
Schlanders - Bei der Versammlung der Kaufleute und Gastwirte von Schlanders am Dienstag vor einer Woche wurde in Sachen Tiefgarage unterm Kapuzineranger debattiert. Karl Pfitscher (Bild), der Vorsitzende des SVP-Wirtschaftsausschusses von Schlanders war ebenso eingeladen wie HGV-Chef Manfred Pinzger. Pfitscher stellt dem Vinschgerwind gegenüber fest, dass der Wunsch und die Forderung nach einer Tiefgarage in Zentrumsnähe groß war. Pfitscher habe die Kaufleute und die Gastwirte auf die bisherige Gangart aufmerksam gemacht. Sollte eine Tiefgarage unterm Kapuzineranger nicht möglich sein, so habe man es im SVP Wirtschaftsausschuss besprochen, dann müsse unbedingt die Tiefgarage beim Krankenhaus errichtet werden. Der Vinschgerwind hat dies bereits berichtet (sh Nr. 19/2022). Auch sagte Pfitscher, dass Karin Gluderer und er selbst bei der an die Begehung im Kapuzineranger anschließenden Diskussion im Kulturhaus die Tiefgarage ins Spiel gebracht haben und dieses Ansinnen sei in Bausch und Bogen verworfen worden. Pfitscher sagt, er verstehe das nicht, denn man könne doch gewünschte Oberflächengestaltungen auch mit einer darunterliegenden Tiefgarage bewerkstelligen.
Die Kaufleute und die Gastwirte vor allem im Zentrum von Schlanders und auch zuarbeitende Handwerksbetriebe sehen durchaus eine Chance für eine Tiefgarage unterm Kapuzineranger und sind der Meinung, dass nicht das letzte Wort gesprochen sein könne. Die Vorteile für Gasthäuser, Geschäfte und für das Leben im Dorfzentrum seien groß.
Pfitscher hat den Versammelten zugesagt, einen mit Gastwirten und Kaufleuten erweiterten SVP-Wirtschaftsausschuss nochmals mit der Causa Tiefgarage befassen zu wollen. „Die Kaufleute und Gastbetriebe müssen klar sagen, was sie wollen“, sagt Pfitscher.
Derweil werden in Schlanders in den Reihen der Kaufleuten, der Gastwirte und der Handwerker für die Tiefgarage Unterschriften gesammelt, die dann in der Gemeinde als Willensbekundung deponiert werden sollen. (eb)