s35 8769Naturns - Im Zuge der Naturnser Familienaktionstage hatten der Jugenddienst, der KVW und der Bildungsausschuss zum Vortrag „Kinder im Netz… und wir?“ geladen. Der Informatiker Hannes Waldner berichtete über die Entwicklung des Internets seit seiner Geburtsstunde im Jahre 1981. War das Netz ursprünglich für rein militärischer Nutzung gedacht (gleichzeitiger Start von Raketen) nutzten das erste „world wide web“ in der Folge Wissenschaftler im Forschungsreaktor „Cern“, um Forschungsergebnisse weltweit auszutauschen. Mittlerweile haben 40% der Weltbevölkerung Zugang zum Internet; in Südtirol dürften es ca. 90% der Bevölkerung sein. Der durchschnittliche Internetnutzer besucht maximal zehn der 1,2 Milliarden registrierter Webseiten (an der Spitze liegen hierbei google, facebook, youtube, wikipedia). Waldner stellt anhand von Statistiken das Internetverhalten der verschiedenen Generationen dar. Nachdem die derzeitige Elterngeneration mit dem Fernseher aufgewachsen ist, hat diese einen anderen Zugang und begegnet dem weltweiten Netz mit Angst und Ehrfurcht. Jugendliche dagegen haben weniger Angst, haben keine Berührungsängste, machen sich auf die Suche, verkennen aber allzu leicht die Gefahren, geben ihre Privatsphäre preis und unterschätzen die Auswirkung von Beleidigungen und Verletzungen der Menschenwürde und missachten des Urheberrecht (indem sie beispielsweise Fotos weiterschicken). Vielfach machen sich Betroffene selber zum „gläsernen“ Mensch. Jugendlichen ist „facebook“ zu altmodisch: nachdem das Durchschnittsalter der Nutzer über vierzig Jahre ist, und folglich von der Elterngeneration genutzt wird, ist dieses mittlerweile uninteressant. Laut Waldner wurde noch nie so viel geschrieben wir in der heutigen Zeit: zwar werden die 2,3 Millionen e-mails pro Sekunde hauptsächlich von den Erwachsenen geschrieben, trotzdem tauschen sich die Jugendlichen in den soziale Netzwerken regelmäßig schriftlich aus. Dabei interessiert es die Jugendlichen nur begrenzt, was auf „facebook“ steht; vielmehr werden Inhalte kommentiert und geteilt. Es stimmt somit nicht, dass die Jugend heute weniger sozial ist und weniger kommuniziert. Es hat sich nur die Methode geändert. Der Austausch erfolgt über Computer bzw. Smartphone. Schließlich gibt es Netzwerke, welche rein vom Verhalten der Nutzer leben: was wäre youtube, wenn nicht täglich Dateien weltweit von den Nutzern hochgeladen würden?
Die Frage der modernen Medienwelt ist, wie man diese sinnvoll nutzen und Gefahren erkennen kann; schließlich geht es im weltweiten Netz um das Wissen der gesamten Menschheit. So wie die Eltern Vorbilder stets Vorbilder waren und sind, stellen die Jugendlichen den Spiegel der Gesellschaft dar. Schließlich tun sie nichts, was ihnen die Erwachsenen vorleben und nutzen nur jene Sachen, welche Erwachsene erschaffen haben. Wenn sich schließlich Jugendliche beim Computerspiel teilweise „eigenartig“ verhalten: so haben sie es ja schließlich auch von uns abgeschaut und widerspiegeln das Verhalten einiger Fußballfans. Waldner, der auch Jugendarbeiter ist, stellt fest, dass Eltern teilweise überfordert sind. Trotzdem dürfen sie die Verantwortung nicht abgeben. Es nutzt nichts ,sich der Thematik abzuwenden. Die Jugendlichen (und bereits Kinder) soll gelernt werden, sich kritisch mit den Quellen auseinandersetzen, sie sollen begleitet werden. Es können bestimmte Zugriffe und Installationen auf PC und Smartphones gesperrt werden. Es sollte die Nutzungsdauer eingeschränkt werden: am besten ein Wochenkontingent, welches sich die Jugendlichen dann selber einteilen müssen. Schließlich sollen die Eltern die eigenen Gewohnheiten hinterfragen: Handys können auch mal ausgeschaltet werden, selber soll man nicht permanent auf das Handy schauen, den Kindern soll man nicht das Handy übergeben um sie ruhig zu stellen. Leider haben Kinder in Wohnungen selten die Möglichkeit sich auszutoben, sodass der Computer eine Alternative ist, da man dann auch weiß wo die Kinder umgehen. Kinder und Jugendliche brauchen einem dem Alter entsprechenden Rahmen; es muss auch entsprechende Konsequenzen geben. Waldner zeigt anhand von Statistiken, dass es nicht stimmt, dass Kinder, welche 24 Stunden vor dem PC sind und aus diesen potentielle Amokläufer würden und dass Kinder durch Computerspiele gefährdet sind, da nachweislich Alkohol und Drogen eine höhere Gefährdungsrate haben.
Bereits Platon hat sich bereits 400 Jahre vor Christus über das Verhalten der Jugendlichen beklagt. Trotzdem steht es nicht so schlecht um die Jugend: mit dem permanenten Ausloten der Grenzen wollen sie schließlich feststellen, wie weit sie gehen können. (klab)

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Publiziert in Ausgabe 11/2016

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