Der Western, lange tot gesagt, ist wieder voll im Kommen. Während Christoph Waltz, der derzeit erfolgreichste österreichische Schauspieler, noch auf den Oscar für seine Rolle in Quentin Tarantinos Western „Django Unchained“ wartete, drehte eine Auswahl ausgezeichneter internationaler Schauspieler im Schnalstal bereits einen Alpen-Western.
Der Titel ist ideal für den Drehort, den Marchegghof bei Kurzras: „Das finstere Tal“. Der Erstlingsroman von Thomas Willmann stand 2011 auf der Spiegel-Bestsellerliste. Der Autor war bei einem Besuch begeistert von der Kulisse und wärmte sich wie viele zwischendurch in der Küche der Bäuerin bei einem Schnaps auf. Er bewunderte die Disziplin von Schauspielern und den etwa 150 Statisten, die bei Kälte oft stundenlang im Freien zubringen mussten. Die Kulisse überzeugte durch ihre Authentizität. Die Südtiroler Filmförderung BLS leistete einen Beitrag zur Produktion und die Filmausstatter passten Wochen vor Drehbeginn den Drehort an. Mancher Schnalser sagte ungläubig: „Den Friedhof muss ich wohl seit 30 Jahren übersehen haben.“
Auch die Handlung passt perfekt ins Schnalstal: Ende des 19. Jahrhunderts kommt ein Fremder namens „Greider“ ins Dorf, das vom alten Brenner-Bauern und seinen sechs Söhnen regiert wird. Der plötzliche Wintereinbruch zwingt ihn zum Bleiben. Nur langsam begreift der alte Brenner-Bauer, dass der Fremde sein furchtbares Geheimnis kennt, denn nach und nach kommen die Brenners auf grausame Art ums Leben. Der Fremde will nur eines, und das ist Vergeltung.
Mit der Regie betraut war kein geringerer als Andreas Prochaska, österreichischer Filmpreisträger und mit zwei seiner Filme für den diesjährigen Grimme-Preis nominiert.
Er konnte Schauspieler für diesen Film gewinnen, die dem Schnalstal für die Drehtage ein Staraufgebot bescherten: Tobias Moretti ist für viele Vinschger als liebevoller Kooperator im Film „Schwabenkinder“ ein Begriff. Sam Riley feierte seinen Durchbruch als Ian Curtis, dem Frontmann der Band “Joy Division“ in dem Kinofilm „Control“, der ihm gleich mehrere internationale Auszeichnungen einbrachte. Heute wird er als ein Nachfolger von „James Bond“ gehandelt. Paula Beer, hoffnungsvolle deutsche Jungdarstellerin. Der kauzige Hans Michael Rehberg und Erwin Steinbauer sowie der charismatische Berliner Clemens Schick, der bereits bei James Bond mitspielte. Die Liste der prominenten Schauspieler lässt sich fortsetzen. Weiters belebten über Monate Regieteam, Kulissenbauer, Kameraleute, Ton- und Lichttechniker sowie Kostümbildner… das Schnalstaler Leben und waren dankbar über die spontane Hilfsbereitschaft der Bevölkerung. Anfang Mai gehen die Dreharbeiten im Schnalstal weiter.
Manch privates Urlaubsarrangement für den Sommer wurde bereits angedacht, also sollte man vielleicht in Zukunft auf einer Pfossentaler Alm genauer hinschauen, wer da so sitzt. Es könnte jemand sein, den man sonst nur aus dem Kino kennt.
Elke Wasmund
WINDMAGAZINE
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