Dienstag, 03 März 2015 00:00

Schnell vergangen und doch geblieben

Artikel bewerten
(0 Stimmen)

s17 cccccc„Man konnte kaum einen Tag aussetzen, wenn man eine solche Arbeit übernommen hatte“, diese Aussage galt zur damaligen Zeit, egal ob als Hirte, Knecht und auch als Hausmeister.

von Maria Gerstgrasser

Jakob Ainhauser wurde 1924 in Durnholz geboren. Er entstammt einer Bergbauernfamilie und ist in einer zwölfköpfigen Geschwisterschar aufgewachsen. Sein Heimathof ist einer der weitverstreuten Bergbauernhöfe im Durnholzer Hochtal, die an den steilen Hängen kleben.


Arbeit und Sparsamkeit prägten seine Kindheit, die sich einreihte in unzählige Kindheiten der damaligen Zeit. Bei aller Dürftigkeit hatten es Jakob Ainhauser und seine Geschwister doch gut, denn sie konnten alle verhältnismäßig lange zu Hause bleiben. Die Schwestern wurden früher in Dienste geschickt als er und seine Brüder.
Die Schulpflicht erfüllte er in Durnholz, wo der Unterricht in jener Zeit, für ihn zur Gänze, nur in Italienisch gehalten wurde. Sogar während der Pause wurde den Schülern verboten, deutsch zu reden.
Der junge Sarner verbrachte dann einige Sommer als Hütbub auf verschiedenen Almen und meinte dazu: „Wenn man eine solche Arbeit übernommen hatte, konnte man keinen Tag aussetzen, man muss durchhalten.“ Beim Hüten bestand auch die Überforderung, oft allein der unwirtlichen Umgebung und allen Wettern ausgesetzt zu sein. Ängste mussten unterdrückt und in Zaum gehalten werden. Allgemein konnten Wünsche, Gefühle und Erfahrungen, die über die Grenzen des Hofes und der Arbeit hinausgingen, wenig berücksichtigt werden. Im Winter konnte er zu Hause helfen, und das machte es ihm möglich, am gesellschaftlichen Leben und am Brauchtum im Tal teilzunehmen. Gerne erinnert er sich an den alten Brauch des „Klöckelns“ in den drei Donnerstagnächten vor dem Weihnachtsfest. In der Gestalt des „Zusslweibeles“ spielte er im strohgeflochtenen Kittel die Hauptrolle in der Klöcklergruppe.
Im Jahre 1944 wurden zwei seiner Brüder zum Kriegsdienst einberufen. Auch er sollte einrücken. Da machte er von der Möglichkeit Gebrauch, sich als Almhirt vom Kriegsdienst entheben zu lassen. Durch eine Eingabe des Vaters konnte er nun auch diesen Sommer auf der Alm verbringen. Gegen Kriegsende 1945 erhielt auch er die Einberufung, der er kurz in Bozen, Landeck und Innsbruck Folge leistete. Dann wurde er nach Bayern beordert. Angesichts der Sinnlosigkeit flüchtete er von dort, schlug sich zu Fuß durch und kam am dritten Mai 1945 zu Hause an. Auch diesen Sommer verbrachte er noch auf der Alm, entschied sich dann aber, als Knecht bei verschiedenen Höfen zu arbeiten.
Damals bestand eine strenge Hierarchie unter den Dienstboten. Beim „Heiss“ in Pens wurde er wegen seiner Tüchtigkeit und Geradlinigkeit in den Stand des Großknechtes erhoben. Er war sich wohl seiner Würde als auch seiner Bürde, den Bauern zu vertreten, sehr bewusst. Die Erfordernisse der Landwirtschaft setzten wiederum eine permanente Dienstbereitschaft voraus. Von Urlaub oder geregelter Arbeitszeit wurde nicht gesprochen.
Jakob Ainhauser erlebte dann aber auch die Modernisierung und Mechanisierung der Höfe, die die Arbeit vieler Dienstboten überflüssig machten. Die Bauernfamilien wurden unabhängiger von fremden Arbeitskräften. So besann sich der Großknecht Jakob, sein Leben zu verändern. Der Zufall wollte es, dass zu jener Zeit eine seiner Schwes-tern im Ledrotal im Gastgewerbe tätig war. Er fand dort eine Stelle als Hausmeister, eine Beschäftigung, die ihm sehr behagte, denn handwerkliche Fähigkeiten und technische Begabung waren ihm nahezu in die Wiege gelegt. Dann kehrte er nach Südtirol zurück, wo der Fremdenverkehr richtig Fuß zu fassen begann. Hier arbeitete er in Gröden, dann am Vigiljoch, wo er Rosa, ein bescheidenes und arbeitsames Mädchen vom Naturnser Sonnenberg kennen und lieben lernte. Sparsamkeit und Arbeitseifer ermöglichten es ihnen, ein Eigenheim zu errichten. Um den Neubau ohne irgendwelche Beiträge leichter zu bewältigen, wich die Familie auf kleinsten Raume aus, um Privatzimmer vermieten zu können. Für Jakob war es beruhigend zu wissen, dass seine Frau allein und selbständig die Gäste in bestmöglichster Weise betreute. Er war nämlich zu jener Zeit Hausmeister im Marlingerhof und verblieb dort über zehn Jahre hindurch. Im Vergleich zu den damals noch primitiven Verhältnissen am Vigiljoch, musste sich der Hausmeister hier immer wieder neuen Herausforderungen stellen. Die Aufgabenbereiche waren nicht so klar definiert wie heute, und des Öfteren musste er auch den Dienst als Nachtportier übernehmen und auch hinter der Theke stehen, um Getränke auszugeben. So war er in der Früh immer der Erste und am Abend meist der Letzte am Arbeitsplatz. Inzwischen wurde das Leben der beiden durch die Geburt der Tochter beglückt und so begrüßte der junge Vater die Möglichkeit, seine Beschäftigung in Naturns fortsetzen zu können. Nach zwei Saisonen beim Kreuzwirt übernahm er die Hausmeisterstelle im Hotel Feldhof, die er bis zu seiner Pensionierung innehatte. Er arbeitete dort noch mit Alfons Hanny, der das Hotel erbaute und selbst zu den Pionieren in der Entwicklung des Fremdenverkehrs gehörte, erlebte den Besitzerwechsel und die Weiterführung des Betriebes durch die Familie Perathoner.
Heute setzt er seine „Hausmeisterei“ zu Hause fort. Die Pflege der Blumen und Pflanzen im Haus und die des Gartens und des Außenbereichs liegen immer noch in seinen Händen. Er kann sich seltener Gesundheit und Rüstigkeit erfreuen, und dankbar blickt er zurück, auf das, was eigentlich viel zu schnell vergangen ist.


{jcomments on}


Warning: count(): Parameter must be an array or an object that implements Countable in /www/htdocs/w00fb819/vinschgerwind.it/templates/purity_iii/html/com_k2/templates/default/item.php on line 248
Gelesen 2909 mal
Mehr in dieser Kategorie: « Stand und Anstand Kolping im Vinschgau »

Schreibe einen Kommentar

Make sure you enter all the required information, indicated by an asterisk (*). HTML code is not allowed.

Ausgaben zum Blättern

titel 25-24

titel Vinschgerwind 24-24

titel vinschgerwind 23-24

 weihnachtsbroschüre 2024

 winterwind 2024

WINDMAGAZINE

  • Warm und trotzdem atmungsaktiv. Funktionsbekleidung ermöglicht es uns, selbst bei klirrenden Temperaturen den Schnee und die traumhafte Winterlandschaft zu genießen, ohne ins Frösteln zu kommen. Baumwolle, Fleece oder Daunen? Was…
    weiterlesen...
  • Die tierischen Protagonisten aus der Weihnachtsgeschichte an den Futterkrippen anzutreffen, war einigermaßen überraschend. Weniger unerwartet war, dass ihre Landwirte auch im Winter tüchtig sind. Ein bisschen Zeit für die Ofenbank…
    weiterlesen...
  • Der junge Vinschger Martin Fahrner ist seit 2018 Chef der World Racing  Academy WRA. In der Skisaison 2024/2025 ist er mit 12 Athleten im  internationalen Skizirkus unterwegs. Sein Vater Hans…
    weiterlesen...
  • Promenaden verfügen standesgemäß über besondere Flanierqualitäten, bieten interessante Blickbeziehungen und dienen in der Regel dem Lustwandeln.  Der fünf Kilometer lange Rundweg um den Haider See im Vinschger Oberland vereinigt diese…
    weiterlesen...
  • Ein paar winterliche Überlebensstrategien von Alpentieren und -pflanzen stelle in diesem Beitrag vor. Vereinfacht und in einer systematisierenden Übersicht kann man aktive und passive Überwinterer unterscheiden. Von Wolfgang Platter, dem…
    weiterlesen...
  • Un racconto per immagini di Gianni Bodini   La Val Venosta offre agli amanti degli sport invernali diversi centri ben attrezzati, ma anche per chi si “accontenta” della natura non…
    weiterlesen...
  • Die magische Geschichte der „VALANGA AZZURRA“ („blaue Lawine“),  dem damals erfolgreichsten Ski-Team der Welt rund um Gustav Thöni wurde  verfilmt. Vorgestellt wurde der Kino-Film jüngst am Filmfestival in Rom. von…
    weiterlesen...
  • Unvergessliche Pistenerlebnisse Atemberaubendes Panorama und 44 bestens präparierte Pistenkilometer: In Sulden sind Wintersportträume Wirklichkeit.   Das Skigebiet in Sulden ist kein Geheimtipp, Sulden ist höchstes Niveau, Sulden ist „First Class“:…
    weiterlesen...
  • Schließen Sie die Augen und träumen Sie vom perfekten Winterurlaub mit der Familie … Text: Stephan GanderFotos: Lucas Pitsch / Sebastian Stip In Trafoi, mitten im Nationalpark Stilfserjoch erlebt man…
    weiterlesen...
  • Eine Oase der Ruhe, ein Ziel für Wanderungen, ein beliebter Treffpunkt für Genießer, auch zum Feiern, Ausgangspunkt für Skitouren, eingebettet in einer wunderbaren Bergkulisse: das ist die Berghütte Maseben. Die…
    weiterlesen...
  • Wusstest du, dass die Nährstoffe in Äpfeln die gesundheitliche Wirkung von anderen Lebensmitteln verstärken? VIP hat spezielle Kombinationen mit Vinschger Apfelsorten entwickelt, die überraschend gut schmecken und die Gesundheit fördern.…
    weiterlesen...
  • Die Tage werden kürzer, die Luft frischer, und die Landschaft erstrahlt in reinem Weiß – der Winter in der Ferienregion Reschensee ist da! Eingebettet im malerischen DreiländereckItalien-Österreich-Schweiz erwartet euch ein…
    weiterlesen...
  • Wo die heimischen Alpen in ein winterliches Wunderland verwandelt werden! Dieses Gebiet bietet nicht nur erstklassige Skimöglichkeiten, sondern ist auch ein Ort, der Tradition und Gemeinschaft inmitten der atemberaubenden Natur…
    weiterlesen...
  • Latsch-Martelltal Zwischen kristallklaren Bergseen, dem ursprünglichen Martelltal, dem kargen Sonnenberg und dem sattgrünen Nörderberg liegt das Feriengebiet Latsch-Martell - unterschiedlicher könnte es nicht sein. Als wahres Skitouren Eldorado ist das…
    weiterlesen...

Winterwind 2024

zum Blättern

Winter Magazin - Winterwind 2024 - Bezirk Vinschgau Südtirol - Skigebiete Skifahren Rodeln Langlaufen Winterwandern Schneeschuhwandern Eislaufen Schöneben Haideralm Sulden Trafoi Watles Ferienregion

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.