Dienstag, 22 Juli 2014 00:00

Philosophierende Kinder und Freizeitkünstler

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140531-346von Heinrich Zoderer

Seit einigen Jahren wird in den Kindergärten nicht nur gemalt, sondern auch  philosophiert. Das ist nicht neu. In Deutschland und Österreich gibt es viele Projekte, bei denen Erwachsene mit Kindern über die Grundfragen des Lebens nachdenken. Neu ist dieses Projekt im Vinschgau.

Innerhalb von 7- 8 Jahren wollen alle 30 Kindergärten im Vinschgau das philosophische Kunstprojekt durchführen. In diesem Jahr wurde in den Kindergärten von Schlanders, Kortsch und Vetzan philosophiert und gemalt und am Ende das Kunstprojekt vorgestellt. Betreut wird das Projekt von Christopher Oberhuemer aus München. Er erzählt den Kindern eine Geschichte, die mit dem Ort zu tun hat, redet mit den Kindern darüber und zeigt ihnen verschiedene Techniken. Und dann malen die Kinder. Die Impulsgeschichte in Schlanders handelt vom Werden und Vergehen, vom Kommen und Gehen. Auf einem grünen Hügel steht ein Kastanienbaum und etwas darunter wohnt die Familie Schönbaum. Auf dem Hügel wachsen Blumen, auch zwei junge Nussbäume und ein Lindenbaum. Die Blumen welken, die Blätter fallen ab und ein Sturm kommt auf. Die Menschen können sich ins Haus zurückziehen, aber der alte Kastanienbaum wird vom Sturm umgerissen. Die Kinder sind traurig. Im nächsten Frühjahr blüht alles wieder, die Nussbäume und der Lindenbaum werden größer und eines Tages entdecken die Kinder ein kleines Pflänzchen, einen neuen Kastanienbaum. Die Freude ist groß. Die Geschichte ist natürlich etwas länger, aber sie eignet sich gut, um über viele Grundfragen zu reden und zu philosophieren. Von März bis Mai haben 10 Kinder vom Kindergarten Schlanders  mit den Kindergärtnerinnen an dieser Geschichte gearbeitet und jedes Kind hat drei Bilder zur Geschichte gemalt und dabei seine Gedanken, seine Gefühle und seine Phantasie zum Ausdruck gebracht. Einige Bilder wurden als Postkarten gedruckt. Im nächsten Jahr werden andere Kinder im Vinschgau über eine andere Geschichte philosophieren und malen.

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Nicht nur weil Picasso dieser Meinung war, ist es auch selbstverständlich, dass in allen Kindergärten und auch in den Schulen viel gemalt, gezeichnet und gebastelt wird. In Schlanders gibt es auch viele Erwachsene, die Künstler geblieben sind, oder als Erwachsene ihre künstlerische Ader wieder entdeckt haben. Viele haben jahrelang im Stillen gemalt, gezeichnet und gebastelt und dann den Schritt an die Öffentlichkeit gewagt. Seit 22 Jahren organisiert der Bildungsausschuss Schlanders alle zwei Jahre Ausstellungen von Freizeitkünstlern aus Schlanders und der Umgebung. Am ersten Wochenende im Juni haben wieder 35 Freizeitkünstler ihre Kunstwerke im Kulturhaus präsentiert. Es waren ganz unterschiedliche Arbeiten von unterschiedlichen Menschen, und das ist das Schöne. Es sind vor allem Frauen, die malen und zeichnen, Tonarbeiten machen, Schmuck herstellen, Patchworkarbeiten erstellen, häkeln, basteln und porträtieren. Krippen, Stofftaschen, Webarbeiten, Decken, Scherenschnitte, Schnitzarbeiten, Schmuck und viele Bilder in verschiedenen Techniken und mit unterschiedlichen Motiven waren zu bewundern. Hier spiegelt sich die Vielfalt und die Kreativität eines Dorfes, die Vielfalt an Ideen und Persönlichkeiten. Hier kommt zum Ausdruck, wofür die Worte fehlen und wird offensichtlich, wieviel im Stillen gearbeitet wird. Einige Personen haben seit 22 Jahren ihre Arbeiten ausgestellt: z.B. Christl Wielander, Susi Lechthaler, Herbert Tappeiner, Traudl Kittsteiner und Hildegard Hauser Wallnöfer. Herbert Tappeiner ist mehrere Jahre regelmäßig einmal in der Woche nach Naturns gefahren, um mit anderen zu malen. Dort gibt es seit 1982 einen Hobbymaler-Verein. Viele Jahre hat Karl Grasser aus Kortsch und später Erich Stecher aus Mals diese Gruppe begleitet. Auch in Schlanders gibt es seit ein paar Jahren die Vinschger Malwerkstatt. Dort  treffen sich regelmäßig sechs Personen und malen. Die meisten aber arbeiten alleine, ausdauernd und konzentriert, versunken in ihrer eigenen Welt. Erfreulich ist, dass dieses Jahr fast ein Drittel der Personen zum ersten Mal ihre Arbeiten der Öffentlichkeit gezeigt haben. Überraschend war auch, dass recht viele italienische Mitbürger ganz vielfältige Kunstwerke präsentierten. Und sicher gibt es mehr als 35 Personen, die im Stillen ihrem kreativen Hobby nachgehen. Viele wollen im Stillen weiterarbeiten, ohne die Arbeiten anderen zu zeigen. Aber vielleicht gibt es in zwei Jahren wieder neue Personen, die dem Dorf zeigen, welche Kunstwerke sie in vielen einsamen Stunden geschaffen haben.

Ausstellung von Freizeitkünstlern
im Kulturhaus Schlanders  am 1. und 2. Juni 2014

Gianni Arnoldo, Giovanna Azzarone, Lisetta Azzarone Neri, Corrado Ceccarelli, Inge Dietl, Franco Frenademetz, Walter Gemassmer, Hermann Gemassmer, Brigitte Gemassmer, Hildegard Hauser Wallnöfer, Helga Hinkfuß, Angelika Hört, Traudl Kittsteiner (Kitty), Susi Lechthaler, Maria Mitterhofer, Silvia Neri, Barbara Oberdörfer, Mathias Oberhofer, Lucia Pafundi,  Rosana Paganella, Antonia Pircher, Margareth Pircher, Sigrid Prenner, Herbert Rechenmacher, Heidi Schöpf, Irma Sölderer, Elisabeth Spechtenhauser Nollet, Mathilde Staffler, Emilia Tappeiner, Herbert Tappeiner, Thea Tappeiner, Theresia Veith, Christl Wielander, Waltraud Winkler, Fiorina Zambelli

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