Dienstag, 18 Februar 2014 00:00

Wirtschaftsstandort am Reschenpass

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s29 9748von Andreas Waldner

Im Frühjahr 1977 wurde die BAUGUT als Maurer- und Malerfirma von Alfred Hohenegger, Alois Folie und Robert Seifart gegründet und im Jahre 1982 um den Bereich Tiefbau erweitert. Im Gründungsvertrag der BAUGUT OHG steht programmatisch im Art. 2, Zweck der Gesellschaft schlicht und einfach: Durchführung von Maurer- und Malerarbeiten. 2008 wird die OHG in eine GmbH umgewandelt.


 Der Firmenstandort in Reschen, nur einen Kilometer von der Staatsgrenze Ö/I entfernt, schien alles andere als günstig. Aufträge jenseits des rot-weißen Schlagbaumes waren damals noch undenkbar. Der Vinschgau war für das Handwerk eine Sackgasse. Nur kleinere Bauaufträge im Ortsgebiet und die ersten öffentlichen Bauaufträge der Gemeinde Graun halfen der jungen Firma auf die Beine. Mit Wehmut erinnert sich Alfred Hohenegger an die großzügigen Akkontozahlungen der öffentlichen Hand. Das motivierte und bescherte der Firma die nötige Liquidität. Von Anfang an legten die Firmeninhaber großen Wert auf Beratung, Betreuung und Termineinhaltung. Nach drei Jahren beschäftigte die BAUGUT bereits 20 Arbeiter. Allerdings standen nur Hilfsarbeiter zur Verfügung. Über eine Fachausbildung verfügten nur die Gesellschafter, die selber, übrigens bis zum heutigen Tag, am Bau mitarbeiten. Deshalb begann man schon damals mit der Ausbildung junger Fachkräfte.
Die Arbeitsbeschaffung für 20 bis 25 Arbeiter wurde zur Herausforderung, vor allem, weil im Gemeindegebiet 5 Baufirmen tätig waren. Deshalb begann man schon Anfang der achtziger Jahre im aufstrebenden, nur 7 km entfernten Nauders Aufträge zu finden.
„Zuerst wurden wir nicht so recht akzeptiert“, erinnert sich Seifart. „Nach 60-jähriger Landestrennung haben sich die Nachbardörfer immer mehr auseinandergelebt, sind sich fremd geworden. So wurden wir fast als Italiener angesehen. Die Nauderer glaubten, wir wären nur Pfuscher und Schwarzarbeiter. Bis sie gesehen haben, dass auch  wir arbeiten können und dass sie uns vertrauen können. Dann haben wir so langsam Fuß gefasst. Sie haben gemerkt, dass wir gleichwertige Arbeit bieten, ja sogar bessere. Sonst wären wir da gar nicht hinüber gekommen.“
Aber nicht nur die obengenannten Vorurteile, sondern auch behördliche Schikanen an der Grenze und Wartezeiten mussten in Kauf genommen werden.  Nichtsdestotrotz besorgte sich die Firma die erforderliche Eintragung in die Handelskammer Wien und erfüllte die Auflagen der Zollbehörden. Seit der Öffnung der Grenze am 1. April 1998 sind Aufträge jenseits der Grenze problemlos geworden. Und mittlerweile ist dort die BAUGUT sehr bekannt und angesehen. Allein in Nauders erzielte das Unternehmen im Geschäftsjahr 2013 40 % des Gesamtumsatzes.
Der Arbeitsmarkt in der Gemeinde Graun wird sehr stark von der nahen Schweiz beeinflusst. Das spürt besonders auch die BAUGUT. „Es hat Zeiten gegeben, da bildeten wir Fachleute aus, dann sind diese von Schweizer Firmen abgeworben worden. Das war für uns teilweise ein großes Problem und wird es weiterhin bleiben“, sagt Hohenegger. „Ich kann die Arbeiter ja verstehen. Schließlich bekommen sie am Ende des Monats den doppelten Lohn“.
Dass Arbeiter trotzdem gehalten werden können, verdankt die BAUGUT der klugen Mitarbeiterführung und den kurzen Wegen zur Arbeit. 99% der derzeitigen Mitarbeiter wurden im eigenen Betrieb ausgebildet und sind hoch motiviert. Sie ziehen das menschliche Arbeitsklima und gelebte Kameradschaft höherem Einkommen vor.
„Es braucht an der Grenze eine Baufirma“, ist Juniorchef  Helmut Hohenegger überzeugt. „Deshalb werden wir weitermachen. Sind wir doch das einzige Bauunternehmen in der Gemeinde, das bis heute gut überlebt hat. Aber es drängen Firmen von unten herauf. Daher müssen wir mit der bewährten Betriebsführung weitermachen. Ich sehe keine Probleme für die Zukunft.“ 


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