Lebensraum Vinschgau: Biodiversitätsmonitoring

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Das Braunkehlchen brütet am Boden und ist auf extensive Wiesen und Weiden angewiesen.  Foto: Adobe Stock Anton Mir-Mar Das Braunkehlchen brütet am Boden und ist auf extensive Wiesen und Weiden angewiesen. Foto: Adobe Stock Anton Mir-Mar

Vinschgau/EURAC - Ob bei strahlendem Sonnenschein, oder bei Wind und Wetter, Regen und Schnee: die Forscherinnen und Wissenschaftler des Biodiversitätsmonitorings Südtirol von Eurac Research sind vom Frühjahr bis in den Herbst hinein im ganzen Land unterwegs, um unsere Artenvielfalt zu erheben. Dafür scheuen sie auch nicht vor widrigen Wetterverhältnissen zurück.
2021 untersuchte das Team wieder eine Vielzahl an Punkten im Vinschgau: zwei alpine Lebensräume in der Nähe der Planeiler Alm, einen Maisacker bei Taufers im Münstertal, eine Weide bei Matsch und das Dorfgebiet von Matsch, die Industriezone von Spondinig, die Schludernser Au, eine biologische Obstanlage bei Prad und eine integrierte bei Staben, sowie einen Weinberg bei Tschars. Außerdem untersuchten sie in diesem Jahr eine Streuobstwiese bei Lichtenberg als Zusatzlebensraum. Jetzt, in der kalten Jahreszeit, ist das Forscherteam mit dem Auswerten der Daten und Laborbestimmungen beschäftigt und kann einige interessante Ergebnisse vorstellen.

Ergebnisse aus den Vinschger Untersuchungspunkten
Besonders positiv aufgefallen ist dem Forscherteam die Weide bei Matsch. Hier konnte der Tagfalterexperte Elia Guariento ganze 26 Arten erheben. Darunter fanden sich einige geschützte Arten, wie der Rote Scheckenfalter, der Apollofalter oder der Schwalbenschwanz. Besonders interessant war für ihn das Vorkommen des Weißdolch-Bläulings, der bei uns stark gefährdet ist. In letzter Zeit konnte dieser Tagfalter nur noch im Obervinschgau gemeldet werden. Auch der Vogelexperte Matteo Anderle kann Interessantes von der Weide berichten. Anderle fand hier 12 Vogelarten, darunter den gefährdeten Neuntöter, der auf extensive Wiesen und Weiden angewiesen ist: Hier kommen nämlich noch Strukturelemente wie Sträucher oder Steinhaufen vor, wo er brüten, sowie Schutz und Nahrung finden kann. Auch die stark gefährdete Goldammer und das vom Aussterben bedrohte Braunkehlchen konnte Matteo Anderle hier erheben. Sie und weitere Bodenbrüter, also Vögel, die ihr Nest am Boden bauen, stehen stark unter Druck. Das liegt daran, dass Wiesen immer öfter gemäht werden, die Vögel ihre Eier also nicht ausbrüten, bzw. ihre Jungen nicht aufziehen können.
Sehr interessant war für das Team auch die Streuobstwiese in Lichtenberg. Hier konnte der Vogelexperte eine weitere bodenbrütende Art erheben: die Schafstelze. Wie nahezu alle Bodenbrüter ist auch sie vom Aussterben bedroht. In Südtirol tritt sie meist als Zugvogel auf und brütet nur sehr sporadisch im oberen Vinschgau. Der Tagfalter-Experte konnte hier 17 Arten erheben. Auch die Fledermausexpertin konnte hier viele Arten erheben, 12 an der Zahl. Darunter kam die Kleine Hufeisennase vor, die hauptsächlich in der westlichen Landeshälfte vorkommt. Fledermäuse reagieren sehr sensibel auf Veränderungen in ihrer Umwelt, dementsprechend sind alle der hierzulande vorkommenden Fledermausarten bedroht.
„Wir haben einige Arten beobachten können, die in Südtirol bereits fast verschwunden sind, weil sie vielerorts keinen geeigneten Standort mehr finden,“ erklärt Andres Hilpold, der Koordinator des Biodiversitätsmonitorings. Tatsächlich sind die Lebensräume, in denen diese Arten gefunden wurden, genauso rückläufig wie die Arten selbst: Extensive Wiesen und Weiden, sowie Streuobstwiesen werden zusehends aufgelassen, intensiviert oder verbaut. Umso wertvoller sind die noch bestehenden Lebensräume. Der Erhalt und ihre Bewirtschaftung durch die Landwirte sind sehr wichtig. Außerdem sind Schutzprojekte, wie auf der Malser Haide zum Schutz von Bodenbrütern, unerlässlich.
Julia Strobl

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