Dienstag, 02 Oktober 2018 00:00

Das Kloster St. Johann in Müstair zu Recht UNESCO Welterbe

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IMG 20180629 090922Nur zehn Fahrminuten von Glurns entfernt liegt im rätoromanisch sprechenden Val Müstair das Kloster St. Johann, Benediktinerinnenkonvent und UNESCO Welterbe. 1243 Jahre reicht die Geschichte dieses Klosters zurück und damit in die Zeit Karls des Großen. Seither war das Kloster Müstair immer bewohnt, zunächst von Mönchen, dann von Nonnen. Die Klosteranlage selbst wurde nie völlig zerstört, sondern immer nur partiell umgebaut, speziell nach Kriegen mit einhergehenden Plünderungen und Brandschatzungen. Das Kloster ist demnach ein Konglomerat aus verschiedensten Baustilen unterschiedlicher Epochen und wird heute noch im benediktinischen Geist des „ora et labora et lege“ von elf Schwestern bewohnt und seit über 50 Jahren systematisch erforscht.

Von Elke Larcher

Zwei Gotteshäuser aus karolingischer Zeit
Aus der Gründungszeit im 8. Jahrhundert sind gleich zwei Sakralbauten erhalten: die Klosterkirche, das Herzstück des Klosters, und die Heiligkreuzkapelle, der „Solitär“ am Eingang zur Klosteranlage.

Letztere wurde Mitte September nach langjährigen Restaurierungsarbeiten feierlich eingeweiht und wiedereröffnet. Die Entdeckung des Klosters St. Johann in Müstair als schützenswertes Erbe der Menschheit begann 1894, als die beiden Kunsthistoriker Josef Zemp und Robert Durrer am Dachboden, oberhalb des gotischen Kirchengewölbes die karolingische Darstellung Absaloms, Davids Sohn, und damit den Anfang des herausragenden karolingischen Freskenzyklus entdeckten. 1906 publizierten die beiden Forscher ein erstes umfassendes wissenschaftliches Werk zum Kloster von Müstair. Die karolingischen und romanischen Fresken wurden nach dem zweiten Weltkrieg freigelegt und 2I8A06441983 wurde die gesamte Klosteranlage in die Liste der UNESCO Weltkulturerbestätten aufgenommen. Auch wenn die Wandmalereien in der Klosterkirche ausschlaggebend für die Aufnahme in diese international wichtige Liste waren, so wurde die gesamte Anlage mit berücksichtigt. Dies war weitsichtig, da im Laufe der Erforschungen in den letzten 50 Jahren immer wieder herausragende Entdeckungen gemacht wurden.

Die Heiligkreuzkapelle – ein 1230 Jahre altes Kleinod
Lange galt sie als romanischer Bau bis im Jahre 2000 die Jahrringdatierung der Balken im Zwischenboden der doppelgeschoßigen Kapelle ein Fälldatum Muestair Kreuzgangzwischen 785 und 788 ergab. Damit handelt es sich um die älteste datierte, tragende Holzdecke Europas. Darauf liegt der originale karolingische Mörtelboden – auch dies eine Sensation. Die Heiligkreuzkapelle war – wie die Kirche – reich mit Fresken, Marmor und Stuck geschmückt. Sogar an der Außenfassade, am Ostgiebel kam unter dem Verputz eine karolingische Malerei zum Vorschein: ein Kopf mit Diadem und Kreuzstab. Karolingische figürliche Außenmalerei kennt man sonst nirgendwo – eine weitere Sensation, die die Richtigkeit der Aufnahme der gesamten Klosteranlage in die Liste der UNESCO Welterbestätten bestätigt.
Nun wurde am 14. September nach längjährigen Restaurierungsarbeiten die Heiligkreuzkapelle von Weihbischof Marian Eleganti neu geweiht. In einer feierlichen Zeremonie wurden die Reliquien wieder in den Altar eingesetzt, sodass die Kapelle wieder ihre Funktion als Sakralraum erfüllen kann. Sie kann demnach für Gottesdienste oder Andachten genutzt werden. Ebenso kann die Kapelle geführt besichtigt werden. Gezeigt werden „Fenster“ in die Vergangenheit: vom Karolingischen zum Gotischen und Barocken. Bis zum 12. Oktober gibt es die Möglichkeit jeweils dienstags und freitags um 15:30 Uhr bei einer Führung dieses Juwel besser kennen zu lernen.

Klostermuseum im Plantaturm – täglich geöffnet
Ebenso bis Mitte Oktober werden geführte Besichtigungen der Kirche und des Klostermuseums angeboten. Das Museum Kirche innen NordwandmitStuckstatueKarlderGrossebefindet sich im sogenannten Plantaturm, einem Wohn- und Wehrturm aus dem 10. Jahrhundert – auch dies ein weiteres Juwel des Klosters. Das Klostermuseum zeigt - wie ein Kloster im Kloster - das Leben der Nonnen einst und heute. In diesen über 1060 Jahre alten Gemäuern geht die Reise in die Geschichte des Klosters weiter: von karolingischen Chorschranken aus Laaser Marmor bis hin zu karolingischem Fensterglas, romanischen Wandmalereien, einer Muttergottes aus dem 13. Jahrhundert und einer Tischorgel aus der Barockzeit – um nur einige Höhepunkte der Ausstellungsobjekte im Klostermuseum zu nennen. Das Museum ist 364 Tage im Jahr geöffnet und lebt nicht nur von den Exponaten sondern auch von den Räumlichkeiten, welche eine authentische Atmosphäre ausstrahlen.

Gelebtes Kulturerbe
DSC 9346Was wäre aber das Kloster St. Johann in Müstair ohne die Nonnen, die das Kloster erst zu dem machen was es ist: ein Ort der lebt und dessen benediktinische Spiritualität und Lebensweise hinter den historischen Gemäuern spürbar ist. Die elf Benediktinerinnen führen auch ein Gästehaus, das dazu einlädt, Abstand von der Hektik des Alltags zu gewinnen und einfach nur „sein“ zu können.

 

Anlässe und Veranstaltungen

Bis 12. Oktober:  Führungen in der Heiligkreuzkapelle: Dienstag und Freitag jeweils 15:30 Uhr
Bis 14. Oktober:  Führungen in der Kirche und dem Klostermuseum:
MO-SA 10:30 Uhr und 13:30 Uhr Sonn- und Feiertage: 14:00 Uhr
10. Oktober:  Kräuterwerkstatt
mit Sr. Lutgarde
13. Oktober:  Tag der Romanik.
Führung zu den romanischen Wandmalereien im Kloster Müstair – 11:30 Uhr und 14:30 Uhr
17. Oktober:  Kräuterwerkstatt
mit Sr. Lutgarde

https://www.muestair.ch/aktuell/veranstaltungen/

 

Museum und Klosterladen
Täglich geöffnet (ausser 25.12.)
T. +41 81 858 61 89
visit-museum@muestair.ch

Gästehaus der Benediktinerinnen
T. +41 81 851 62 23
gaestehaus@kloster-muestair.ch

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