Dienstag, 02 Oktober 2018 09:26

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s6 2463Den „Tierschutzverein Vinschgau“ gibt es seit drei Jahren. 2015 hatte sich die einstige Vinschger Sektion des „Südtiroler Tierfreundevereins“ selbständig gemacht. Erklärtes Ziel ist es, Tier-Leid zu verhindern, die Einhaltung der Tierschutzgesetze einzufordern, Verstöße zu melden und die Bevölkerung zu sensibilisieren, alle Tiere mit Achtung zu behandeln. Heute am 4. Oktober ist Welttierschutz-Tag.

von Magdalena Dietl Sapelza

In der Garage und in den Kellerräumen von Anita Pichler, der Vorsitzenden des Tierschutzvereins Vinschgau in Latsch, miauzen und spielen unzählige Kätzchen.

Diese sind  in unterschiedlichen Orten des Vinschgaus, teils verlassen, ausgezehrt, krank, mit Parasiten befallen, verschnupft und mit verklebten Augen aufgefunden worden. Anita pflegt sie nach Absprache mit dem jeweils zuständigen Tierarzt gesund und hofft dann, dass sie ein neues Zuhause für die Schützlinge findet. Immer wieder rufen Menschen bei ihr an, wenn sie auf verwahrloste Katzen treffen. Diese stammen meist aus Katzenkolonien außerhalb der Ortschaften, oder von Höfen, wo sie sich unkontrolliert vermehren und dann das „Katzenelend“ verursachen. „Wir vom Tierschutzverein kümmern uns in Zusammenarbeit mit dem tierärztlichen Dienst und den Tierärzten derzeit vorwiegend um die Kastration der Katzen“, erklärt Anita. Die Tiere werden mit Lebendfallen eingefangen, kastriert und wieder in ihre Kolonien zurück gebracht. Rund 2.000 Katzen waren es in den vergangenen zehn Jahren.
 Im Jahr 2017 wurden im Vinschgau  223 Katzen von den Kleintierärzten Karoline Schwalt (Mals), Roman Alber (Laatsch), Alfred Theiner und Bianca Preyer (Prad), und Hannes Stainer (Naturns), Barbara Moser und Helene Holzknecht (Meran) kastriert. Weitere 44 Katzen kamen zur Kastration ins Tierheim Sill. 111 Kätzchen wurden entgegen genommen und aufgepäppelt. 30 kranken Katzen konnte nicht mehr geholfen werden.  65 Katzen wurden in den verschiedenen Kolonien mit Futter versorgt. 16 Katzen mussten nach Verletzungen oder Erkrankungen gepflegt werden und wurden dann wieder in ihre Kolonien zurück gebracht.  19.000 Euro sind im Jahr 2017 für Kastrationen ausgegeben worden.  Die Mitglieder des Tierschutzvereins sind ständig darum bemüht,  Katzenbesitzer von der Notwendigkeit einer Kastration ihrer Tiere zu überzeugen. „Wer ein Tier in seiner Obhut hat, ist auch verpflichtet, sich darum zu kümmern und sollte auch die erforderliche Kastration durchführen“, betont Anita.
Die Vorstandsmitglieder des Tierschutzvereins Vinschgau arbeiten alle ehrenamtlich.  Der Verein zählt derzeit 170 Mitglieder und  finanziert sich mit Mitgliedsbeiträgen, mit Beiträgen des Landes, der Gemeinden Latsch (Vereinssitz), Schlanders (Außenstelle) und mit Spenden (Spendenboxen und Körbe für Tierfutter in Geschäften). Es werden auch Eigeninitiativen gestartet, wie Weihnachtsmarkt, Vorträge und anderes. Alle Ein- und Ausgaben werden genauestens dokumentiert, genauso wie die getätigten Kastrationen, die Anzahl der Katzen in Kolonien und einiges mehr. Viel an Bürokratie ist zu erledigen.  Regelmäßig nehmen die Tierschützer auch das Geld aus der eigenen Brieftasche heraus, um beispielsweise Futter oder Medikamente für die Tiere zu kaufen.

Die Verantwortlichen des Tierschutzvereines Vinschgau stellen sich bedingungslos hinter die Tiere, auch hinter die Nutztiere. Und sie ecken dabei oft auch an.  Als wichtige Aufgabe sehen sie die Sensibilisierung der Menschen. „Tierschutz geht alle etwas an. Denn Tiere haben das Recht, artgerecht gehalten zu werden. Das gilt nicht nur für Katzen und Hunde, sondern auch für die Nutztiere in Ställen und auf Weiden“, so Anita. In diesem Zusammenhang liege vieles  im Argen, man denke nur an schlechte Haltung von Rindern, wie jüngst bei Sterzing und in Taufers i. M., oder an die Massentierhaltung generell. Doch auch in Haushalten werden Tiere oft nicht artgerecht gehalten. Wenn sich Kinder beispielsweise eine Katze, einen Hasen, ein Meerschweinchen, eine Schildkröte wünschen, sorgen die Eltern oft vorschnell dafür, dass der Wunsch in Erfüllung geht. Bewusst ist dabei oft nicht, dass ein Tier Verantwortung bedeutet, die sich über Jahre hinzieht, sprich so lange das Tier lebt. Manche sind schon bald überfordert. Sie geben das Tier im Tierheim ab, oder was sehr schlimm ist, sie setzen es aus - nach dem Motto: Aus den Augen aus dem Sinn. Hunde sind registriert und können schlecht ausgesetzt werden, denn der Chip führt zum Besitzer. Die Tierschützer fordern die Einhaltung der Tierschutzrichtlinien (basierend auf gesetzlichen Grundlagen). Oft sei es nicht einfach, Verstöße zu ahnden, so Anita. Einem Hundebesitzer könne man beispielsweise die schlechte Haltung seines Vierbeiners oft nur schwer und erst nach längerer Beobachtung nachzuweisen.  
Werden den Vinschger Tierschützern belegbare, schlechte Haltungen oder Misshandlungen bekannt, informieren sie den tierärztlichen Dienst Meran, oder den zuständigen Amtstierarzt. Diese leiten dann die erforderlichen Maßnahmen ein.  

Anita Pichler und ihren Mitstreiterinnen ist es gelungen, ein Netzwerk aufzubauen in dem Kleintierärzte, Amtstierärzte und Gemeindeverwalter, Dorfpolizisten, die Verantwortlichen des Tierheims Naturns sowie des Tierheims Sill in Bozen eingebunden sind. Im Frühjahr 2017 fand  dazu das erste Treffen in den Räumen der Bezirksgemeinschaft mit Vinschger Bürgermeister statt, bei dem auch das Kastrationsprogramm vorgestellt wurde. Es wurde dem Wunsch der Tierschützer entsprochen, einen politischen Ansprechpartner in jeder Gemeinde zu nominieren und auch die Gemeindepolizisten einzubinden. Im Frühjahr 2018 kam es zu einem ersten Treffen der nominierten Personen, bei dem auch die Amtsärzte Maurizio Giusti und Franz Hintner vom tierärztlichen Dienst dabei waren. Es wurde nach Möglichkeiten zur besseren, einfacheren und transparenteren Zusammenarbeit gesucht. Mittlerweile sind alle Gemeinden der Bezirksgemeinschaft Vinschgau eingebunden. Es findet ein regelmäßiger Austausch statt, der laut Anita, gut funktioniert. Die Tierschützer sind regelmäßig in Schulklassen zu Gast, organisieren Informationsveranstaltungen, wie zum Beispiel am Welttierschutztag 2017 in den Vinschger Kleintierpraxen und in Zusammenarbeit mit den Vinschger Tierärzten.  

Ein Dorn im Auge ist den Tierschützern die oft schlechte Haltung der Tiere auf Märkten und bei Ausstellungen. Und sie sind froh darüber, dass die Verantwortlichen des „Betrieblichen tierärztlichen Dienstes“ im Gesundheitsbezirk Meran nun Richtlinien für Märkte mit Tierverkauf und bei Tierausstellungen vorgegeben haben. Tiere müssen genügend Platz haben, mit Wasser und Futter versorgt werden, sie dürfen nicht der prallen Sonne ausgesetzt sein und einiges mehr. „Das ist ein wichtiger Schritt. Denn die gesetzlichen Tierschutzrichtlinien gelten für alle Tiere“, unterstreicht Anita.
Wie ernst sie Tierschutz persönlich nimmt, zeigt sich neben ihrer „Katzenherberge“ zu Hause auch in ihrem kleinen Gehege bei Latsch, wo sie wie in einem privaten Gnadenhof neben nicht vermittelbaren Katzen auch einigen Schafen, Ziegen und Hasen ein Zuhause gibt. Derzeit bemüht sie sich darum, ihre aufgepäppelten Schützlinge gut unterzubringen. Diese sind mittlerweile drei bis vier Monate alt. „Das ist nicht ganz einfach, vor allem bei den Kätzchen mit kleinen Schönheitsfehlern. Doch auch diese sollen leben können“, sagt Anita.  Wenn sich eines ihrer kranken Sorgenkinder nicht erholt, dann entscheidet sie sich in Absprache mit einem Tierarzt auch für das Einschläfern und meint dazu: „Auch Einschläfern ist in hoffnungslosen Fällen Tierschutz.“

Tierschutzverein Vinschgau

Hauptaufgaben:
Der Tierschutzverein Vinschgau setzt sich in allen Fällen ein, in denen Übertretungen des Tierschutzgesetzes bekannt werden. Zu den Hauptaufgaben zählen weiters:
-    Kastrationen frei lebender Katzen
-     Überwachung und Betreuung von Katzenkolonien
-     Übergangspflege von kranken beziehungsweise Findlingskatzen sowie anderen Kleintieren
-    Tierschutzunterricht an Schulen
-     Informationen und Hilfestellungen bei Fragen rund um Tierschutzangelegenheiten
Vorstand:
Vorsitzende Anita Pichler (Latsch), Ellen Schuster (Schlanders), Annemarie Tappeiner (Schlanders), Elke Traut (Goldrain), Nadja Hofer (Prad), Tanja Gschnell (Tschengls), Gabi Pircher (Latsch), Petronilla Pircher (Schlanders) und Beatrice Narth (Glurns)

s7 tierschutz

Tierschutzverein Vinschgau
Wiesenweg 22
 39021 Latsch
Telefon: 0039 333 5418810
 www.tierschutzverein.it

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