Mittwoch, 25 Juli 2012 00:00

Architektonische Maßarbeit

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Aufstockung Schwienbacher/Schlanders – Wenn die Bauherren eine Tischlerei führen, dann liegt es auf der Hand, dass Holz beim eigenen Heim den Ton angibt. Die Familie Schwienbacher von der gleichnamigen Tischlerei in Schlanders hat mit ihrem Holzhaus ein Vorzeigeobjekt in Sachen Holz geschaffen.

Text: Angelika Ploner  |  Fotos: Renè Riller

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In Holz kommt das Gebäude daher, wie könnte es auch anders sein, wenn es sich bei den Bauherren um die Inhaber einer Tischlerei handelt. Ein Haus soll schließlich zu seinen Bauherren passen. 
Am Ortsrand von Schlanders, nahe der Sportzone „Gröbm“, steht der neue Bau und ist Teil der Tischlerei Schwienbacher, die zu den traditionsreichen Tischlereien in Schlanders zählt. Architekt Walter Dietl vom gleichnamigen Architekturbüro in Schlanders hat architektonische Maßarbeit geleistet, die wohl als Parallele zur Tischlerei verstanden werden darf, Aushängeschild derselben ist nicht zuletzt sorgfältige Maßarbeit. Doch nicht nur das, Dietls Entwurf ist mehr: Ein Beispiel dafür, dass Holzhäuser nicht zwangsläufig traditionell anmuten müssen, sondern modernes Design und natürliche Materialien – in diesem Falle Holz – verbinden können.
Eine Föhrenschalung impregniert (vorvergraut) und vertikal angebracht bestimmt die Fassaden, fünf an der Zahl, das Dach miteingerechnet. Denn das Dach entwickelt sich an der Nordseite zu einer Schrägfassade und bildet so einen geschützten Eingangsbereich, einen
„vertikal steigenden Stiegenhauskörper“. Fenster, horizontal und vertikal ausgerichtet, tragen das ihre zum Erscheinungsbild bei.
Daneben wachsen Terrassen und Balkone aus dem Baukörper heraus, bilden geschützte Bereiche, sind markanter Teil des Bauvolumens. Fast scheint es so, der Architekt hätte einen spielerischen Umgang mit den Proportionen gefunden, farblich – mit Rot – nochmal akzentuiert, inszeniert. Die roten Farbtupfer frischen den an die Natur angelehnten braungrauen Ton, jenen Anstrich mit Naturfarben, den die Holzlamellen erhalten haben, auf. Das Ergebnis ist ein harmonisches: Die warme Ausstrahlung tut dem Auge gut.
Die Baugeschichte beginnt im Jahr 2009 und zieht sich bis heute hin. Der Architekt Walter Dietl beschreibt die Bauaufgabe mit diesen Worten: „Die alte Betriebswohnung und einzelne Büro- und Lagerräume waren in einem traditionellen Mauerwerksgebäude unter einem Satteldach beherbergt, das bereits 1970 errichtet wurde. Um dieses Gebäude hat sich im Verlauf der Jahrzehnte ein moderner Tischlereibetrieb baulich entwickelt. Viele haustechnische Ausstattungen und Funktionen wie Energieversorgung, Schall- und Wärmeschutzmaßnahmen und Betriebsorganisation genügten schon seit längerer Zeit nicht mehr den heutigen Standards. Auch gab es keine entsprechenden Räumlichkeiten, um den Betrieb mit seinen hochwertigen Produkten des Innenausbaus besser zu präsentieren.
Ziel des Umbaus war es daher, die vorhandenen Raumressourcen auf der Bauparzelle besser zu nutzen und neuen hochwertigen Wohn- und Arbeitsraum zu schaffen. Gleichzeitig sollte der Tischlereibetrieb im Erdgeschoss des Bestandes gemäß den neuen Ansprüchen mit attraktiven Ausstellungs- und Bürobereichen versehen werden.“

Während das Ober- und Dachgeschoss des alten Gebäudes abgetragen wurden, durften der Keller und das Erdgeschoss bleiben. Entkernt dienten sie gleichzeitig als Fundament für den Neubau. Der Vorteil dieser Entscheidung war nach den Worten des Architekten jener, dass der Tischlereibetrieb während der Bauarbeiten ohne größere Störungen weiter gehen konnte, die Bauzeit von drei Jahren sozusagen überdauert hat. Nun ist der Bau so gut wie fertig, außen zumindest. Innen werden die Ideen erst noch schrittweise umgesetzt werden, bekommen in den nächsten Monaten noch ihre Form und Gestalt. Gut Ding braucht eben Weile.
Aus dem ehemaligen Erdgeschoss ist eine großzügige Ausstellungsfläche geworden, hier finden jene Ideen ihren Platz, von denen Klaus Schwienbacher nicht zu wenige hat. Die „Kompakt-Küche Freestyle“ etwa, eine Küche, die frei im Raum steht und sich wie ein Schmeterling entfalten lässt.
Der Wohnbereich hingegen ist über das eingangs erwähnte nordseitige, vertikal aufsteigende, Stiegenhaus zu erreichen und liegt im ersten und zweiten Obergeschoss. Hier, sagt der Architekt, seien Lichteinfall und Ausblick optimal.
Die Wände innen tragen Lehmputz und Naturfarbe. Lehmputz hat gleich eine ganze Reihe von Vorteilen: Er schafft ein angenehmes Raumklima, bindet allergene Stoffe, sorgt für Wärme und Gemütlichkeit, schützt vor Elektrosmog und reguliert die Feuchtigkeit im Haus optimal, um nur einige zu nennen.
Außen hingegen, so der Architekt, „deutet der zweigeschossige Aufbau mit seinem vertikal steigenden Stiegenhauskörper an der Nordseite auf den gewachsenen Betrieb hin und verleiht ihm eine neue Identifikation.“ Doch nicht nur das, der neue Bau, ist auch eine Antwort auf seine Umgebung. Walter Dietl: „Die klare und kubische Prägung des aufgestockten Gebäudes bildet eine städtebauliche Akzentuierung zum bestehenden Siloturm an der Nordecke des Grundstücks. Eine klare und der Nutzung entsprechende Fassadengestaltung mit einfachen, gut überlegten Detailausbildungen und viel technischem Know How in Kombination mit wenigen Materialien unterstreicht den Eindruck eines leistungsfähigen modernen Betriebes.“ Und das ist die Tischlerei Schwienbacher in Schlanders ohne Zweifel.

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