Theater ist „der Mut zum Scheitern“, sich auszuprobieren, an seine Grenzen zu gehen und dann noch ein paar Schritte weiter. Die gemeinsamen Erlebnisse und Erkenntnisse innerhalb einer Theaterproduktion sind der wahre Lohn für Nadia.
von Christine Weithaler
Sie ist seit 2015 staatlich anerkannte Schauspielerin. Sie schloss im Februar 2020 die Zusatzausbildung zur Theaterpädagogin ab. Seit Oktober 2018 arbeitet sie in Teilzeit bei der „GWR“ in Spondinig, koordiniert dort die „IVHS- Integrierte Volkshochschule Vinschgau“ und ist Teil des Organisationsteams der Sommerschule. Nadia ist Ausschuss-Mitglied der „Plattform Theaterpädagogik Südtirol“, die 2018 gegründet wurde. Nach der Pflichtschule besuchte Nadia die LEWIT Meran, Fachrichtung Werbegrafik. Während ihrer Ausbildung zur Schauspielerin nahm sie verschiedene Stellen war: sie verkaufte im „Hard Rock Cafe München“ Souvenirs an Touristen, schrubbte Käse-Saucen-Reste aus Kinostühlen und zeigte Zuschauern ihren Platz im „Stadttheater Bruneck“. Bereits während ihrer Studienzeit war Nadia in verschiedenen Theaterprojekten zu sehen, u.a. nahm sie mit Münchner Schauspielkolleginnen am „Heiner Müller Festival“ im Marstall (Residenztheater) teil. In Bayern war sie innerhalb einer Spielzeit in sechs Produktionen am „Theater für die Jugend“ in Burghausen zu sehen und in der Kultstätte „Torturmtheater Sommerhausen“ bei 52 Aufführungen in zwei Monaten zu sehen. An die Herausforderung bei so vielen Aufführungen immer „im Moment zu sein“ erinnert sich Nadia gern. Sie spielte in der freien Szene in München und erlebte die Theaterszene sehr positiv, familiär. Vielleicht weil sie an kleinen Theaterhäusern, mit besonderen Atmosphäre spielte. Gerne denkt sie an die Aufführungen des Stückes „Die Polizei“ zurück. Der „Keller der kleinen Künste“ war der ideale Ort, der nicht nur die Zuschauer in eine besondere Atmosphäre versetzte. Nadia trat vor wenigen und vielen Menschen auf und ist der Meinung, dass jedes Publikum eine gute Aufführung verdient. In Südtirol sieht man sie seit 2018 bei den „Freilichtspielen Lana“, wo sie sich heimisch fühlt. Erste Schauspielerfahrung machte sie beim Theaterverein Schlanders unter der Regie von Günther Vanzo und Daniela Montini-Alber. Ihr Theaterfeuer hat die Inszenierung von Helga Maria Walcher „Die Welle“, eine Produktion der VBB entfacht. Sie hatte das Glück nach ihrer Ausbildung in Bayern viel spielen zu können und mit Menschen zu arbeiten, die Leidenschaft und Aktualität in ihre Stückfassungen packten. Jede Inszenierung war in ihrer Art lehrreich und hat sie dahin gebracht, wo sie heute steht. Derzeit leitet sie mit Ruth Kofler die Theaterwerkstatt der „IVHS Vinschgau“ für Menschen mit und ohne Beeinträchtigung, arbeitet mit Schülern an Projekten, leitet Kurse und inszeniert Theaterstücke mit Laien. Wunderbare Projekte entstanden mit dem Theaterverein St.Michael/Eppan: gemeinsam mit der Kindertheatergruppe inszenierte Nadia dort 2018 und im März 2020 wären die Aufführungen der Jugendtheatergruppe gewesen, wenn ihnen das Corona-Virus nicht dazwischengekommen wäre. Ihre Inszenierung „Herr der Diebe“ ist zurzeit auf Eis gelegt, aber sie blickt positiv in Richtung Jahresende. Nadia arbeitet sehr gerne mit Jugendlichen, so auch mit dem „JUVI -Jugendtheater Vinschgau“. Sie leitete im Jänner 2020 einen Impro-Theater-Kurs und für den Herbst wäre eine weitere Zusammenarbeit geplant. Vor zwei Jahren zog Nadia von München nach Schlanders zurück. Bereits in der Jugendzeit ist sie mit ihrer Familie öfter umgezogen. Idealerweise hätte ihr Haus Räder. Ihr größter Besitz sind ihre Bücher. Sie liest allgemein gerne und braucht diese für ihre Arbeit. In München verbrachte sie Stunden in einem bestimmten Antiquariat, dort werden gebrauchte Bücher verkauft. Hier in Südtirol bedient sie sich der öffentlichen Bibliotheken. Spielkolleg/innen und Mitstudent/innen beschreiben Nadia als unkompliziert, vielfältig, begeisterungsfähig, sie bringt schon allein durch ihr Dasein Freude, Leidenschaft, Ruhe und Gelassenheit mit. Diese Eigenschaften helfen ihr mit dem Druck der oft kurzen Produktionszeit umzugehen. Positiv wirken sich ihr Organisationstalent, Spontanität und Flexibilität auf die Arbeit aus, wobei sie privat eher unorganisiert und chaotisch ist. Gerne stellt sie sich neuen Herausforderungen und braucht abwechslungsreiche Aufgaben. In den kommenden Jahren möchte sie wieder mehr spielen. Derweil gibt sie sich damit zufrieden, dass sie bereits vor dem Jahreswechsel für das gesamte Jahr 2020 ausgebucht war. Seit März stellt das Corona-Virus COVID19 alle Produktionen und Aufträge für das restliche Jahr in Frage.