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„Der Wiederaufbauplan ist eine große Chance für Italien, doch es mehren sich die Hinweise darauf, dass er nicht zur Gänze umgesetzt werden kann. Dafür werden bereits Schuldige gesucht und die Aufmerksamkeit wird auf Nebenschauplätze gelenkt.“ 

So die Vorsitzende der Autonomiegruppe im Senat, Julia Unterberger, in einer Mitteilung. 

"Jeden Tag erfindet die Mehrheit eine imaginäre Problematik: zuerst das Verbot des Verkaufs eines Produkts, das noch nicht einmal zugelassen ist, nämlich Laborfleisch. Es kann sowieso derzeit niemand verkaufen und der einzige Effekt der Maßnahme ist, die Forschung abzuwürgen. Dann das Verbot der Verwendung von Fremdwörtern in der öffentlichen Verwaltung mit hohen Geldstrafen bei Zuwiderhandlung. Dies entgegen dem Trend in Europa, das die Übersetzung aller Straßenschilder ins englische vorschreiben will.  

Weiters der Vorschlag, den Straftatbestand der Anstiftung zur Magersucht und Bulimie einzuführen. Als ob eine repressive Maßnahme geeignet wäre, um ein so komplexes Phänomen zu bekämpfen. Ganz zu schweigen von der Abwehrhaltung gegenüber allen wichtigen Maßnahmen, zugunsten der Nachhaltigkeit und der ökologischen Umstellung des Produktionssystems, die Europa auf den Weg bringen will.  

Das alles angetrieben von einem Konservatismus, der die Vergangenheit und die Traditionen unter einer Glasglocke bewahren will.  

Man hat das Gefühl", so Julia Unterberger, "dass dieser ganze Aktivismus dazu dient, die Unsicherheiten, Probleme und Uneinigkeiten innerhalb der Mehrheit in Bezug auf die Umsetzung des PNRR zu verbergen.  

Es ist kaum zu glauben, dass sogar die Absicht Kinderbetreuungsstätten zu errichten, zu scheitern droht. 

Beim Umgang mit dem Wiederaufbaufonds steht nicht nur die Zukunft Italiens auf dem Spiel, sondern auch die eines Europas, das im Falle eines italienischen Scheiterns, nicht mehr an gemeinsame Schuldenaufnahme denken könnte. 

Daher möge die Regierung ihre Energien endlich in die Umsetzung des Wiederaufbauplanes investieren." 

 

 

UNTERBERGER (SVP): GOVERNO FACCIA CHIAREZZA SUL PNRR

“Il PNRR è una chance unica per l’Italia, ma appare sempre più evidente che il Governo ha la testa altrove e cerchi già i colpevoli in caso di fallimento.”

Così in una nota la Presidente del Gruppo per le Autonomie, Julia Unterberger.

“Ogni giorno – aggiunge – la maggioranza si inventa un una problematica immaginaria: prima il divieto alla vendita di un prodotto che nessuno è in grado di vendere, la carne coltivata, con l’unico effetto di uccidere la ricerca. Poi lo stop all’uso delle parole straniere, con multe salatissime per la pubblica amministrazione, in controtendenza da un’Europa che intende prescrivere di tradurre in inglese la segnaletica negli stati-mebri.  

Si prosegue con la proposta per introdurre il reato di istigazione all’anoressia e alla bulimia, come se per contrastare un fenomeno così complesso bastasse una norma repressiva. Per non dire delle posizioni verso le Europa per frenare le principali misure a vantaggio della sostenibilità ambientale e della transizione ecologica del sistema produttivo. 

Il tutto con l’approccio di un conservatorismo che immagina di prendere il passato e le tradizioni e di metterle sotto una teca di cristallo. 

La sensazione – prosegue Julia Unterberger – è che tutto questo attivismo serva per nascondere le incertezze, i problemi e le fratture all’interno della maggioranza sul PNRR.  È grave non riuscire a spendere i soldi neppure per opere semplici come gli asili nido. Qui si gioca davvero il futuro dell’Italia ma anche di un’Europa che, davanti a un fallimento italiano, non potrebbe più pensare a strumenti di debito comune. Per questo il Governo concentri le sue energie sul PNRR.”

Mit "Transnature" und "G4B" sind die ersten beiden vom Land Südtirol im Rahmen der europäischen Partnerschaft "Biodiversa+" mitfinanzierten Forschungsprojekte angelaufen.

Das Land Südtirol ist 2021 als eine der ersten Regionen Europas dem europäischen Netzwerk zur Artenvielfalt "Biodiversa" beigetreten. Dem europäischen Forschungsnetzwerk, das von den EU-Generaldirektionen Forschung und Innovation sowie Umwelt der Europäischen Kommission unterstützt wird, gehören mittlerweile 74 Forschungsförderorganisationen aus derzeit 36 EU-Mitgliedstaaten und assoziierten Ländern an. Im Rahmen der ersten Ausschreibung "Biodiversa+ 2021" unterstützt das Netzwerk Forschungsarbeiten zum "Schutz der biologischen Vielfalt und der Ökosysteme an Land und auf See". Von über 200 Bewerbungen haben insgesamt 36 Projekte das strenge Auswahlverfahren bestanden, zwei davon aus Südtirol. An einem ist Eurac Research als Lead-Partner federführend beteiligt, am anderen wirken Eurac Research und das Versuchszentrum Laimburg mit. Das Land wird den Südtiroler Teil dieser dreijährigen Projekte mit insgesamt 365.000 Euro unterstützen, die EU-Kommission steuert eine Kofinanzierung von 105.000 Euro bei, so dass Eurac Research und das Versuchszentrum Laimburg mit 470.000 Euro rechnen können. Somit ist der Startschuss für die Forschungsprojekte "Transnature" und "G4B" gefallen.

"Seit 2019 ist Südtirol ist mit der Eurac, der Laimburg, der Freien Universität Bozen, dem Naturmuseum sowie dem Landesamt für Natur sehr aktiv im Bereich Biodiversitätsmonitoring. Deshalb war es folgerichtig, als Land auch der entsprechenden EU-Partnerschaft beizutreten. Diese Entscheidung trägt nun bereits ihre Früchte. Nicht nur konnten gut 105.000 Euro an EU-Kofinanzierung eingeworben werden, auch die Forschung in diesem Bereich kann nun noch effizienter, erfolgreicher und europäisch vernetzter vorangetrieben werden", zeigt sich Landeshautmann Arno Kompatscher erfreut über das Anlaufen der beiden Projekte.

Startschuss für "Transnature" und "G4B" 

Für "Transnature" fiel der Startschuss am 27. März in Bozen. "Transnature" steht für "Transboundary governance models of biodiversity protection: case studies for an enhanced protection of natural resources in Europe" (Grenzüberschreitende Governance-Modelle zum Schutz der biologischen Vielfalt: Fallstudien für einen besseren Schutz der natürlichen Ressourcen in Europa). In dem Forschungsprojekt unter der Federführung von Eurac Research arbeiten Forschende der Universitäten Gent (Belgien), Rovira i Virgili (Spanien) und Lappland (Finnland) an den Fragen, wie Biodiversität grenzüberschreitend geschützt werden kann, welche Rolle Behörden und Regierungen spielen, welche nichtstaatlichen Akteure an den Prozessen beteiligt sind und ob es Kooperationsmechanismen gibt, um die Interaktion aller zu gewährleisten. Die abschließende Frage lautet: Gelingt es, diesem komplexen Führungsgremium grenzüberschreitende Verschmutzung oder illegalen Wildtierhandel zu vermeiden? Zu diesem Zweck werden die Forschenden vier europäische Gebiete untersuchen und vergleichen: die Europaregion Zasnet und die iberische Meseta zwischen Spanien und Portugal, die Westerschelde-Mündung zwischen Belgien und den Niederlanden, ein Gebiet von der Ostsee bis zur Barentsstraße zwischen Finnland, Schweden und Norwegen sowie ein Schutzgebiet zwischen Italien und Slowenien. Das Projekt hat einen Gesamtwert von 941.281 Euro. Für Eurac Research wurden insgesamt 267.670 Euro zweckgebunden, davon sind 22 Prozent europäische Kofinanzierung.

Wiesen und Weiden für umweltfreundliche Alpen und Karpaten

Das zweite Projekt, das vom Land Südtirol mitfinanziert wird und mit einem Gesamtbetrag von 1,7 Millionen rechnen kann, ist "Grasslands for biodiversity: supporting the protection of the biodiversity-rich grasslands and related management practices in the Alps and Karpaten (G4B). Das Projekt geht der Frage nach, wie die biologische Vielfalt von Wiesen und Weiden die Qualität unserer Umwelt verbessern kann. Abhängig von Bewirtschaftung und Bodenbeschaffenheit können Wiesen und Weiden artenreich oder artenarm sein. Welche Bewirtschaftungsform zu einer biodiversitätsfreundlichen und auch wirtschaftlich nachhaltigen Nutzung in den beiden größten Gebirgszügen Europas, den Alpen und den Karpaten führt, soll nun erforscht werden. Darüber hinaus wird ein Netzwerk von ökologisch wertvollen Wiesen und Weiden entwickelt, die durch eine langfristige Bewirtschaftung erhalten werden sollen. Das Forschungszentrum Laimburg wird sein Fachwissen auf dem Gebiet der Berglandwirtschaft und Eurac Research mit dem Institut für Alpine Umwelt jenes auf dem Gebiet der Vegetationsökologie einbringen, um gemeinsam mit 13 Partnern aus acht europäischen Ländern Lösungen zu erarbeiten. Projektpartner sind neben der federführenden Eidgenössischen Forschungsanstalt das Eidgenössische Departement für Wirtschaft, Bildung und Forschung, die Universität Transilvania Brașov, die West-Universität Temeswar,  und das Muzeul Național al Țăranului Român in Rumänien, die Humboldt-Universität Berlin, das Zentrum für Pflanzenwissenschaften und Biodiversität der Slowakischen Akademie der Wissenschaften, das Institut für Geographie und der Regionalverband für Naturschutz und nachhaltige Entwicklung in Bratislava (Slowakei), die Jagiellonen-Universität in Krakau in Polen und die Ukrainische Naturschutzgesellschaft.

red/jw

Die freiheitliche Parteiobfrau Sabine Zoderer würdigt anlässlich des Internationalen Tages des Sports Südtirols Ehrenamtliche, die sich um die Förderung des Sports und der Jugend in unserem Land verdient machen und fordert Landeshauptmann Kompatscher auf, dieses Ehrenamt besser zu verteidigen. 

„Ohne die vielen Sportfunktionäre, Trainer und zahlreichen Helfer, die zusammen mit den Eltern unsere Kinder und Jugendlichen für die verschiedenen Sportarten begeistern, wäre Südtirols vielfältige Sportwelt nicht vorstellbar. Ihr ehrenamtlicher Einsatz ist für unsere Gesellschaft und unser Land unbezahlbar“, hält Sabine Zoderer fest. 

„So manche große Sportlerkarriere begann beim örtlichen Skikurs, beim kleinen Fußball- oder Tennisverein. Gerade dieses Ehrenamt auf Gemeindeebene sieht sich mit immer größeren bürokratischen Hürden konfrontiert. Landeshauptmann Kompatscher hat alles dafür zu tun, die bisherigen autonomiepolitischen Versäumnisse im Zusammenhang mit der staatlichen Reform des Dritten Sektors umgehend nachzuholen und Südtirols Ehrenamt besser zu schützen“, schließt die freiheitliche Obfrau.

Weitere zehn Millionen Euro investiert das Land in die Wartung und Sicherheit der Straßen. Die Landesregierung hat das Zusatzprogramm für die außerordentliche Instandhaltung der Straßen genehmigt.

Die Landesregierung hat heute (4. April) das Zusatzprogramm 2023 für außerordentliche Instandhaltungsarbeiten an den Staats- und Landesstraßen in Südtirol in Höhe von insgesamt 10.447.998,61 Euro genehmigt. Zudem hat die Landesregierung den Direktor der Landesabteilung Straßendienst Philipp Sicher ermächtigt, notwendige Änderungen am Programm und an den einzelnen geplanten Eingriffen vorzunehmen. 2,4 Millionen Euro sind für außerordentliche Instandhaltungsarbeiten auf den Landesstraßen und 1,4 Millionen Euro für außerordentliche Instandhaltungsarbeiten auf den Staatsstraßen vorgesehen.

Jetzt, wo der Winter zu Ende gehe, sei es wichtig, die Straßen in Ordnung zu bringen, sagte Mobilitätslandesrat Daniel Alfreider. "Um Sicherheit der Verkehrsteilnehmer zu gewährleisten, sind ständige Arbeiten an den bestehenden Infrastrukturen erforderlich", betonte der Landesrat. Darüber hinaus werde das Kamerasystem zur Erhebung der Verkehrsdaten erweitert. Ein Großteil der Mittel sei für Asphaltarbeiten vorgesehen.

Die Landesregierung hatte bereits im Februar das 9,8 Millionen Euro umfassende Maßnahmenprogramm zur außerordentlichen Instandhaltung der Staats- und Landesstraßen für 2023 genehmigt. Mit Landesgesetz vom 13. März 2023 (Änderungen zum Haushalt 2023-2025) wurden für das Haushaltsjahr 2023 weitere 10,4 Millionen Euro für die Instandhaltung des Straßennetzes in der Zuständigkeit des Landes bereitgestellt. Diese Summe fließt in das heute genehmigte, umfassende Zusatzprogramm, das die Mitarbeitenden der Ämter in der Landesabteilung Straßendienst vorgelegt haben.

Eingriffe in allen Landesteilen

"Mit 47 Prozent, sprich 4,8 Millionen Euro, wird das Gros des Budgets für Arbeiten am Straßenbelag und am Straßenkörper eingesetzt", erklärt Abteilungsdirektor Sicher. 17 Prozent (1,8 Millionen Euro) der Gelder werden für Stabilisierungsarbeiten und Stützmauern verwendet und 16 Prozent für Arbeiten zum Steinschlagschutz (1,6 Millionen Euro). Bei Aufteilung auf die verschiedenen Landesteile entfällt der Löwenanteil auf das Burggrafenamt (über 1,8 Millionen Euro), gefolgt vom Pustertal (1,8 Millionen Euro) und dem Eisacktal (1,7 Millionen Euro).

Bei der heutigen Sitzung hat die Landesregierung auf Vorschlag von Landesrat Alfreider auch die Preisliste 2023 für Instandhaltungsarbeiten an Staats- und Landesstraßen genehmigt.

mdg/san

Für die Finanzierung öffentlicher Bauarbeiten erhalten die Gemeinden mehr Geld. Mit einer Zusatzvereinbarung zur Gemeindenfinanzierung werden zudem die Verfahren vereinfacht. 

Die Gemeinden und Bezirksgemeinschaften erhalten in den kommenden Jahren jährlich zusätzlich 20 Millionen Euro für Kapitalausgaben. Die Mittel, die das Land den 116 Gemeinden für Investitionen zur Verfügung stellt, steigen somit im laufenden Jahr von 99,57 Millionen Euro auf 119,57 Millionen Euro an. Auch die Beträge für 2024 und 2025 werden um 20 Millionen Euro auf insgesamt 125,67 beziehungsweise 127,72 Millionen Euro angehoben. 

So sieht es eine Zusatzvereinbarung zur Gemeindenfinanzierung 2023 vor, der die Landesregierung heute (4. April) zugestimmt hat. Landeshauptmann und Gemeindenlandesrat Arno Kompatscher wurde ermächtigt, die Vereinbarung gemeinsam mit dem Präsidenten des Rates der Gemeinden, Andreas Schatzer, zu unterzeichnen. 

Mit der neuen Zusatzvereinbarung werden zudem Verfahren vereinfacht. "Diese Vereinfachungen zielen darauf ab, Bürokratie abzubauen, um jene Projekte zu beschleunigen, die mit Mitteln aus dem Aufbauplan (Pnrr) finanziert werden", erklärt Landeshauptmann Kompatscher.

jw

Politische Erfahrungen hat Gabriella Binkert Becchetti während vier Jahren als Kreispräsidentin (Richterin 1. Instanz), als langjährige Gemeinderätin sowie als Mitglied des Kantonalvorstandes und jetzt als Nationalratskandidatin der SVP Graubünden (Schweizerische Volkspartei) gesammelt. Sie verfügt über ein sehr gutes, breites Netzwerk und ist auch in Bundesbern keine unbekannte Größe.

Vinschgerwind: Gabriella, du bist nun bereits im dritten Amtsjahr als Gemeindepräsidentin. Dein Fazit?
Gabriella Binkert Becchetti: Die Arbeit für die Öffentlichkeit ist mit viel Freude verbunden. Das Netzwerk außerhalb des Tales wirkt unterstützend für unsere Anliegen. Gemeinsam mit den motivierten Mitarbeitern der Gemeinde konnten wir einige Projekte operativ erfolgreich umsetzen. Der strategisch tätige Gemeindevorstand muss sich den Herausforderungen einer kleinen Berggemeinde stellen, was in wechselhaften Zeiten nicht immer einfach ist. Die Highlights waren sicher die Besuche des Bundespräsidenten Guy Parmelin und des Bischofs Bonnemain von Chur und im darauffolgenden Jahr des gesamten Bundesrats. Diese Besuche waren für unser kleines Tal eine grosse Ehre und ich bin gerne nach Bern gereist, um sie in die Wege zu leiten. Anlässlich dieser Besuche konnten wir unsere Anliegen darlegen und werden sogar ab und zu gehört!

Vinschgerwind: Nebst allen anderen kleinen und grossen Geschäften beschäftigen dich momentan welche Projekte am meisten?
Gabriella Binkert Becchetti: Den Pflichten des Lehrplans 21 nachzukommen, beschäftigt uns seit rund vier Jahren. Gemeinsam mit dem Schulrat, den Schulleitern und dem Gemeinderat sind wir dabei, den Schulstandort Müstair im Detail zu prüfen, ein Raumprogramm zu erstellen, um danach die Ausschreibung für den Umbau an die Hand nehmen zu können. Es ist unser Ziel, Ende Jahr bei der Budget Vergabe 2024 der Bevölkerung ein gutes Projekt zum Wohle unserer Schulkinder zur Gutheißung vorlegen zu können.
Auch die Abwanderung ist für mich immer ein latentes Thema. Wir konnten die Einwohnerzahl im Jahre 2022 mit einem leichten Zuwachs stabil halten, aber die Statistik des Kantons Graubünden zeigt, dass unser Tal einer rasanten Abwanderung entgegen geht. Das ist sehr beunruhigend, denn die Infrastrukturen wie Spital, Schulen sowie Gemeindegebäude müssen weiterhin unterhalten werden. Das gesellschaftliche Leben ist auf weite Sicht gefährdet. Hier habe ich leider noch kein Rezept gefunden. Alle sprechen von Baulandmangel, Wohnungsmangel – wir haben seitens Gemeinde rund 7000 m2 an Bauland anzubieten, die Privaten nicht eingerechnet. Vielleicht wird in einigen Jahren die Situation so sein, dass Menschen hier wohnen und in Südtirol arbeiten? Der akute Arbeitskräftemangel wird uns auch nicht darüber hinweghelfen – hier ist wirklich guter Rat teuer.
Weiter ist die Aufrechterhaltung der Grenzwache für unsere Grenzregion von grosser Bedeutung. Zum einen sind das immer Familien, welche hier wohnen und in die Gesellschaft integriert sind, zum andern geht es um unsere Sicherheit. Gerade in Zeiten außergewöhnlich starker Migration ist ein Grenzschutz unabdingbar. Diesbezügliche Gespräche werden im Sommer stattfinden. Das war eines der sieben Anliegen, welche ich beim Bundesratsbesuch anbringen konnte. Wir werden sehen, welche Lösung man uns mitteilen wird.

Vinschgerwind: Die Umfahrung Sta. Maria ist immer noch hängig. Wie ist da der Stand der Dinge?
Gabriella Binkert Becchetti: Seit fast 30 Jahren eine „unendliche Geschichte“. In rund 1 ½ Jahren hat eine Begleitgruppe des Kantons Graubünden mit Fachexperten mehrere Varianten geprüft und schlussendlich zwei gute Vorschläge der eidgenössischen Natur- und Heimatschutzkommission sowie der Denkmalpflege vorgelegt. Beide haben sich in einem Gutachten negativ geäußert. Die Vorschläge dieser Kommissionen können weder die Gemeinde noch der Kanton in dieser Form akzeptieren. Dank meiner guten Vernetzung werden wir nach gut schweizerischer Art das Gespräch suchen, um gemeinsam eine Lösung für unser vom Verkehr geplagtes Dorf zu finden. Wir können mit der Unterstützung des Kantons rechnen, welcher ja der eigentliche Bauherr ist. Gemeinsam werden wir alles daransetzen, um schlussendlich zu einem positiven Ergebnis zu gelangen. Es kann nicht sein, dass alte Mauern, welche ich als Baukultur sehr schätze, höher gewichtet werden als eine gute Lebens- und Wohnqualität und nicht zuletzt die Sicherheit der Bewohner von Sta. Maria.

Vinschgerwind: Die Zubringerbahn ins Skigebiet Minschuns und das Ferienresort LA SASSA in Tschierv sind schon länger in der Pipeline. Besteht Hoffnung, dass eine Umsetzung in absehbarer Zeit erfolgt?
Gabriella Binkert Becchetti: Die touristischen Projekte Resort La Sassa und Skigebiet Minschuns stehen ganz oben auf meiner Liste, da sie für die wirtschaftliche Zukunft, Arbeitsplätze und ein sanftes Wachstum, enorm wichtig sind. Die Abklärungen sind weit fortgeschritten und eigentlich könnten die Bewilligungen erteilt werden, wäre da nicht ein Rekurs seitens der Umweltschutzorganisationen, den wir vor Gericht bis auf Weiteres sistiert haben. Dies, weil wir zuerst alle „Wenn und Aber“ abgeklärt haben wollen. Man könnte jetzt das Ziel avisieren. Wir würden auch gerne der Natur etwas zurückgeben, wie z.B. der Rückbau das Kieswerks beim Ofenpass. Da sich die Organisationen nicht zu einer Einigung durchringen und immer wieder einen Verzögerungsgrund finden, wird das Ganze wohl von einem Gericht entschieden werden. Schade, dass der Volkswille einmal mehr nicht respektiert wird.

Vinschgerwind: Du warst damals ein massgebendes Mitglied der operativen Projektleitung und danach die erste Geschäftsleiterin der Biosfera Val Müstair. Inzwischen wurde das Biosphärenreservat ins Unterengadin erweitert und das Val Müstair zum Naturpark von nationaler Bedeutung erhoben. Wie beurteilst du das durch dieses Label Erreichte und siehst du noch Potenzial für das Tal?
Gabriella Binkert Becchetti: Ich bin nach wie vor überzeugt, dass dies der richtige Weg ist. Wir dürfen in einer einmaligen Natur- und Kulturlandschaft leben und arbeiten. Diese ist seit Generationen von der traditionellen Landwirtschaft geprägt, denn heute bewirtschaften rund 90% das Land biologisch sowie 10% IP. Wir haben sehr gute Prämissen, jetzt diese Errungenschaften umzusetzen und marktwirtschaftlich zu handeln. Hierfür haben wir hervorragende einheimische Produkte, eine gut funktionierende Forstwirtschaft, ein solides Gewerbe, internationale Industrie und sehr gute Handwerker, perfekte Gastgeber mit einer innovativen Hotellerie sowie einige kleine, feine Betriebe, welche unser Angebot vollenden. Unser Tal hat in der Vergangenheit sehr viel für die Natur getan. Dieses Kapital gilt es zu nutzen, denn nur mit „grün“ können wir unsere Bevölkerung und vor allem die junge Generation nicht hier behalten. Es muss ein gesundes Verhältnis zwischen Ökonomie und somit Wachstum sowie Ökologie und somit Bewahren stattfinden dürfen. Wir sind das einzige Tal in der ganzen Schweiz, welches gleich mit zwei UNESCO Labels aufwarten kann. Also nutzen wir doch diese Potenziale für unsere Angebote innerhalb sowie außerhalb des Tales. Wir müssen uns öffnen, wir leben im Dreiländereck, gemeinsam mit der Region können wir viel erreichen. Die Biosfera – und da meine ich den Naturpark sowie das UNESCO Biosphärenreservat – haben sicher noch viel Potential vor sich. Die neue Programmperiode des Naturparks beginnt 2025 – 2028 und hier sind nun auch vor allem die Wirtschaftskreise gefragt, sich aktiv mit guten Projekten einzubringen. Man darf nicht vergessen, dass Bund, Kanton sowie die Gemeinde heute jedes Jahr rund 1, 3 Mio. für Projekte freigibt. Also nutzen wir doch diese Geldquelle für Projekte, welche die junge Generation mit guten Arbeitsplätzen zum Zurückkehren bewegt aber auch die Hiesigen weiterhin zum Hierbleiben animiert. Ein Ansporn für wirtschaftliche Projekte in den Bereichen Energie, Tourismus, Produkte aller Sparten aber auch in der Forschung von Mensch und Tier geben, die Liste ist nicht als abschließend zu lesen. Dank der Finanzierung können die Projekte auch umgesetzt werden. Ein Miteinander kann einen großen Schub bewirken und ich hoffe, dass mit neuen Ideen das Tal einen solchen Input erhalten wird. Dafür braucht es alle gemeinsam mit im Boot. Schön wäre natürlich, wenn wir das UNESCO Biosphärenreservat ins Südtirol erweitern könnten, ganz nach dem Motto: Grenzüberschreitende Terra Raetica in Form von UNESCO! Denn: „Die Zukunft soll man nicht voraussehen wollen, sondern möglich machen.“ (Antoine de Saint-Exupery)

Vinschgerwind: Grazcha fich, vielen Dank Gabriella, dass du dir die Zeit genommen hast für dieses interessante Gespräch. Ich wünsche dir weiterhin viel Freude und Erfolg bei deiner anspruchsvollen Aufgabe.

Interview: Annelise Albertin

Dienstag, 04 April 2023 16:08

25 Jahre offene Grenze

Vor 25 Jahren ist nicht nur der Grenzbalken am Brenner gefallen, wo die Südtiroler Politiker, das offizielle groß gefeiert haben, sondern auch bei Winnebach und am Reschenpass. Dort hat ein privates Komitee zur Erinnerungsfeier am 1. April geladen.

von Magdalena Dietl Sapelza

Am 1. April 1998 fielen die Schlagbäume an den Grenzen zwischen Süd-, Nord- und Osttirol im Rahmen des Schengener Abkommens. Feiern in Erinnerung an dieses historische Ereignis waren von politischer Seite her nur am Brenner anberaumt. Nachdem weder von Seiten der Landespolitiker noch von Seiten der Gemeindeverwalter:innen von Graun und Nauders ein Erinnerungsfest am Reschenpass geplant war, formierte sich ein Komitee um den ehemaligen Kammerabgeordneten Albrecht Plangger, (1998 BM in Graun). Ihm schlossen sich Florian Eller (damals VizeBM), Hermann Klapeer (damals BM in Nauders) sowie Hubert Schöpf, Gabriele Di Luca und Thomas Santer an. Das Komitee lud zu einer Feier mit Umtrunk im verwaisten Zollgebäude. s4 9539Beim Festakt erinnerten Plangger und Klapeer, sowie Hubert Joos (damals Inspektor der Grenzpolizei) und Renato Canevarolo (damals Carabinieri Kommandant) an den Tag, an dem der Grenzbalken vor 25 Jahren symbolträchtig entfernt worden war. Dem Grenzbalken schenkte damals niemand mehr Aufmerksamkeit. Schon kurz darauf verschwand er spurlos. „T` Lott ligg haint sichr nou in an Ourt in an Stoudl“, vermutet Plangger. Und es wäre ihm wichtig, den Grenzbalken wieder zu bekommen, um diesen in einem Grenzmuseum auszustellen, das möglicherweise irgendwann gebaut werden könnte. So ganz verschwunden ist die Grenze allerdings nie. Wieder spürbar war sie während der Flüchtlingskrise 2015 geworden (Österreich plante die Errichtung eines Grenzzaunes und hatte bereits die Grundeigentümer informiert) und jüngst während der Coronakrise.

Dienstag, 04 April 2023 09:31

Viele Verhandlungen, manches offen

Laas - Die Eigenverwaltung für bürgerliche Nutzungsrechte (vulgo: Fraktion) gab den Laaser:innen Einblick in laufende Projekte und Planungsstände.
Die Hauptagenda der Fraktion ist der Marmor. Sein Abbau, betrieben durch die Lasa Marmo GmbH, ist 2022 auf 1600 m3 gesunken. Zuvor waren es ca. 2000 bis 3000 m3 gewesen. Was sich auffällig häufe, seien „RT-Blöcke“ mit kleinen Fehlern oder Rissen. Sie gelangen ins Tal und werden in reduzierter Form verarbeitet. Aber für sie wird nichts bezahlt. Das will man nicht länger dulden, den Nutzungsberechtigten gehe sonst einiges durch die Lappen. Gespräche und Schriftverkehr rund um einen angemessenen Erlös laufen.
In Laas ist der Marmor-Abtransport ein großes Thema. Die Schrägbahn steht still. Die LKWs seien problematisch und auch aus Gemeindesicht keine Dauerlösung. Daher wurde das Ergebnis einer Machbarkeitsstudie gezeigt: eine Seilbahn von der Talstation (Loch) bis zur Bergstation im Weißwasserbruch (mit möglicher Erweiterung zum Jennwandbruch, falls notwendig). Mit im Boot sei die Gemeinde, auch bei Landesbeiträgen „schaut es gut aus“, informierte Präsident Oswald Angerer. Wenn der Bruchbetreiber diese Variante auch mittrage, seien die Überlegungen fortzuführen. Der Abbau müsse sich steigern, damit es sich auszahle. Ein Kurzfilm veranschaulichte die Seilbahnvariante. Angerer bezeichnete sie als „saubere, schöne Lösung.“ Zahlen lieferte er auf Nachfrage: 9 Millionen € Errichtung, jährlich 135.000 € Spesen, 40 Tonnen Transport. Er kündigte eine Volksbefragung an, sobald es konkret werde.
Angesucht wurde um eine E-Werk-Konzession. Mit dem Wasser im Weißwasserbruch möchte man Strom erzeugen, der betriebsintern genutzt wird. Die Verhandlungen laufen.
Die Obere Laaser Alm wurde beim generell ruhigen Infoabend sachlich beleuchtet. Es werde keine Straße zur Hütte mit Schutzhüttenstatus geben, es bleibe bei einem Wandersteig. Obwohl eine Erweiterung der Hütte von max. 15 % angedacht sei, halte man an einer traditionellen Bauweise fest. Auch die Almwirtschaft werde garantiert. Der Schäfer braucht eine eigene Unterkunft. Konkrete Pläne gebe es noch nicht.
Die Fraktion pflegt ihren Besitz (Renovierung St. Martin, Pächtersuche für den Strimm-Hof, Aufwertung Herrensteig, Schadholz entfernen u. a.), zahlt den Vereinen Geld aus und unterstützt Sinnvolles wie die Pfarrkirchensanierung. Angerer versicherte den Nutzungsberechtigten: „Gehören tut es euch, wir sind eure Angestellten.“ (mr)

Laas - Die Zahl der Kaufinteressenten für die Disco Fix in Laas hat sich auf drei erhöht. „Allerdings hat jene Person, die an einer Weiterführung mittels Pachtvertrag interessiert war, die Absichtserklärung zurückgezogen“, informierte Vize-Bürgermeisterin Franziska Riedl bei der jüngsten Ratssitzung. Das ist der aktuelle Stand der Dinge. Vorausgegangen war der Information eine ausführliche Anfrage der Bürgerliste. Darin wurde unter anderem folgende Frage gestellt: Was konkret hat die Gemeindeverwaltung bisher unternommen, den Jugendlichen die Disco Fix oder ein gleichwertiges Angebot auf diesem Gemeindeareal zu erhalten? Bürgermeisterin Verena Tröger antwortete schriftlich mit folgendem Wortlaut: „Es ist nicht Aufgabe der Gemeindeverwaltung eine Disco oder gleichwertige Angebote zu betreiben. Die öffentliche Hand kann maximal Rahmenbedingungen dafür schaffen. In diesem konkreten Fall Disco Fix würde das einen Weiterverkauf an Private bedeuten. Die massiven Diskussionen im gesamten Vinschgau rund um das Thema Erhalt der Disco Fix haben mich als Bürgermeisterin jedoch dazu veranlasst, künftig erneut den Gemeinderat mit diesem Thema zu betrauen.“
Die Laaser Gemeinderäte haben es demnach in der Hand, den Jugendlichen im Vinschgau ein wichtiges Angebot zu erhalten. Jugendliche brauchen Platz, um Grenzen zu testen, die Persönlichkeit zu entwickeln und vor allem Freundschaften und soziale Kontakte aufzubauen. Die Jugend hat in der Corona-Krise den höchsten Preis gezahlt. Und: Die Jugend hat keine Lobby. Vor diesem Hintergrund wird die Entscheidung der Laaser Gemeinderäte zu treffen sein. Denn das Nachtleben nur als Störfaktur zu sehen, wäre falsch. Wem will man Platz geben: Der Jugend oder Leergut? Will man in die nächste Generation oder lieber in Müll investieren? Fakt ist: Jugend ist Zukunft und Ressource, und kein Problem. (ap)


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