Vinschgau - Tag der Senioren - Ein Lachen hat der Tag der Senioren in diesem Jahr auf die Gesichter der Bewohnerinnen und Bewohner der Seniorenwohnheime im Vinschgau gezaubert. Der Grund dafür: In allen fünf Heimen waren die Clowns von Comedicus zu Gast.
Das Motto, unter dem die diesjährige Aktion zum Tag der Senioren stand, war „Ein Lächeln für Senioren“, aus dem Lächeln ist aber ein breites Lachen geworden. Dafür haben je zwei Clowns des Vereins Comedicus gesorgt, die die Bewohnerinnen und Bewohner des Martinsheims in Mals, des Altersheims Schluderns, des Wohn- und Pflegeheim St. Sisinius in Laas, des Bürgerheims St. Nikolaus von der Flüe in Schlanders sowie des Annenbergheims in Latsch mit einer ganzen Reihe von Spielen und Scherzen unterhalten haben.
Mit der Clown-Aktion wollte man nicht nur ein Zeichen für die Seniorinnen und Senioren setzen, sondern auch unterstreichen, wie wichtig Spaß und Unterhaltung im Alltag sind. Dies gerade nach den so schwierigen Zeiten der Pandemie, deren Auswirkungen auch und vor allem in den Heimen spürbar waren. Entsprechend groß waren die Begeisterung und Freude, mit der die Clowns von den Heimbewohnerinnen und -bewohnern aufgenommen worden sind.
Der gemeinsame Auftritt zum Tag der Senioren unterstreicht zudem erneut die enge Zusammenarbeit zwischen den fünf Vinschger Heimen, die weit über gemeinsame Aktionen hinausgeht. Man suche den Austausch in vielen Belangen, bestätigen die Verantwortlichen. So gibt es etwa einen regelmäßigen Austausch zwischen den Präsidenten und Direktoren der Heime, bei dem auch aktuelle Themen auf den Tisch kommen. Erst vor wenigen Tagen war etwa Soziallandesrätin Waltraud Deeg zu Gast, um den Verantwortlichen der Heime sowie den Bürgermeistern und Sozialreferenten der Vinschger Gemeinden die Pflegelandkarte Vinschgau vorzustellen.
Latsch - Barbara Tanchis (Latsch) erzählt: „In meiner Volksschulzeit war es üblich, dass Mädchen ab der 3. Klasse von der Ehefrau des Lehrers zum Stricken, Nähen und Häkeln unterrichtet wurden. Meine Mutter hat fleißig mit mir weitergeübt: einmal als Vorbild, weiters für eine Mädchengruppe als Spielnachmittag: STRICKEN. Damals gab es noch keinen Fernseher.
Irgendwann kam die erste Liebe, dafür strickte ich natürlich einen Pullover! Eine Madlgruppe saß zusammen zum Ratschn und Stricken. Eine der Mädchen war Handarbeitslehrerin, kontrollierte unsere Arbeit: Da! EIN Fehler! Ich helfe dir gerne beim Auftrennen...! Sie war dabei nicht sparsam, das ist mir geblieben: ein Fehler? Auftrennen und richtig stricken.
Mein Mann und meine Kinder haben die kreative Ader unterstützt mit Wünschen spezieller Art. So strickte ich das Erstkommunionkleid meiner Tochter bodenlang, nach unten breit gefächert, in weißer Wolle: damit sie sich nicht wieder eine Lungenentzündung holen konnte mit einem zu luftigen Kleid. Das hieß für mich – damit das Kleid termingerecht fertig wurde – bei Konferenzen in der Schule in der vorletzten Reihe stricken. Der Direktor schien es nicht zu merken, rügte mich nur, wenn eine Nadel auf den Boden klapperte.... da wurde ich gerügt... und habe mir mit einer Rundstricknadel über die Hürde geholfen.
Es kamen die Enkel, dafür gab es Spielzeug: Würfel mit 6 verschiedenen Früchten je Seite.
Dann wurden es Pullover mit - Schloß Goldrain – Löwe - Pinguin als Dekoration und natürlich Socken, so wie Handschuhe mit Daumen und Zeigefinger, um besser greifen zu können und trotzdem warme Finger zu haben.
Im Wartesaal, im Zug drehe ich nie Däumchen: ich stricke - von Langeweile ist da keine Rede.
- Wollreste? Aufbrauchen: bunte Socken, vielfarbige Mütze oder Pullis.
- Mottenlöcher im schönsten Gilet? Blumen häckeln, damit dekoriert man das Loch.
- Noch eine Feststellung: „Stricken ist keineswegs nur Frauensache, der Schreibname Stricker beweist es doch, oder? Stricken lernen? Gemeinsam stricken? Sehr gerne.“
(pt)
Glurns - Solisten der Wiener Philharmoniker im Flurin: Lokalinhaber und Chefkoch Thomas Ortler hat zu einer weiteren Ausgabe von „Dine & Concert“ in den Flurinsturm geladen. Er kombiniert dabei ein feines Abendessen mit besonderen Konzerterlebnissen. Diesmal stellte er Musiker aus dem Freundeskreis seiner Familie vor, die Solisten der Wiener Philharmoniker Matthias Schorn und Christoph Gigler. Klarinettist Schorn und Tubist Gigler spielten u.a. eine Fuge vom Komponisten Gerd Hermann Ortler. Der Bruder von Thomas Ortler lebt als Musiker in Wien, er hatte das Stück seinen Freunden gewidmet.
Das Duo, das es auch schaffte, auf drei Instrumenten zu musizieren, unterhielt mit kabarettistischem Talent. Beide kommen aus der Volksmusik, weshalb auch Ziehharmonika und Gesang das Menü garnierten. Zum Ausklang des Abends gesellte sich Thomas Ortler mit seiner Gitarre zu den Berufsmusikern. Man könne sich auch bei Abstand näherkommen, verabschiedeten sich Schorn & Gigler, einen Beitrag dazu haben sie im Flurin geleistet.
Maria Raffeiner
In den vergangenen Monaten haben in Südtirol gleich mehrere Arbeitsunfälle aufhorchen lassen. Obwohl die Gesetzeslage zum Thema Arbeitssicherheit streng und auch komplex ist, rangiert Südtirol im italienweiten Vergleich im hinteren Drittel. Heinz D’Angelo ist ein ausgewiesener Experte im Bereich Arbeitssicherheit und gibt Antworten auf Fragen: Wie der Bereich Arbeitssicherheit geregelt? Warum ist Sicherheit am Arbeitsplatz so wichtig? Oder warum passieren in Südtirol im italienweiten Vergleich so viele Arbeitsunfälle?
Vinschgerwind: Das Thema Arbeitssicherheit bestimmt Ihren Alltag. Wie sicher leben Sie selbst?
Heinz D’Angelo: Ich selbst übe einen Beruf aus, der keine allzu großen Risiken in sich birgt und auch die Freizeitgestaltung reiht sich hier ein. Das heißt insgesamt kann man schon sagen, dass ich recht sicher lebe. Eine hundertprozentige Sicherheit gibt es aber nie im Leben.
Vinschgerwind: Ist die Sensibilität für den Bereich Arbeitssicherheit in Südtirol da oder wird dieser Bereich als lästige Pflicht angesehen?
Heinz D’Angelo: Sowohl als auch. Bei vielen ist die Sensibilität auf jeden Fall da. Bei anderen wiederum ist kaum oder wenig Verständnis da. Doch man muss schon klar sagen: Durch eine fundierte Ausbildung bzw. Schulung können viele Arbeitsunfälle vermieden und die Sicherheit am Arbeitsplatz gewährleistet werden. Das muss einfach in allen Köpfen ankommen. Die Zahlen zeigen deutlich, dass das Thema sehr aktuell ist. Auf 100.000 Einwohner kommen laut jüngsten Schätzungen 28 Arbeitsunfälle – das sind doppelt so viele wie im restlichen Italien.
Vinschgerwind: Vorbeugende Maßnahmen sind also der Schlüssel zu mehr Sicherheit.
Heinz D’Angelo: Ja, das Schlüsselwort lautet Prävention. Der Arbeitgeber ist dazu verpflichtet, seine Mitarbeiter über die gesetzlichen Bestimmungen zu informieren und sie dementsprechend zu schulen und auszubilden. Alle Risiken im Betrieb sind zu benennen und zu bewerten.
Vinschgerwind: Wie kann man Risiken benennen?
Heinz D’Angelo: Man muss zuerst die Gefahren im Betrieb erkennen. Jeder Betrieb hat unterschiedliche Voraussetzungen und dementsprechend unterschiedliche Gefahren. Bei einem Tischler zum Beispiel besteht an den Maschinen Schneidegefahr. In einem anderen Betrieb zum Beispiel können reizende Arbeitsstoffe eine Gefahr darstellen. Also: Zuerst alle Gefahren erkennen, um dann Risiken daraus ableiten und formulieren zu können.
Vinschgerwind: Wie ist der Bereich Arbeitssicherheit derzeit geregelt?
Heinz D’Angelo: Der Gesetzgeber kennt sehr strenge Regelungen in diesem Bereich. Wenn wir kurz zurückblicken, dann wurden bereits in den 1950er Jahren die ersten Gesetze zum Schutz der Arbeitnehmer erlassen. In den 1970er Jahren folgte das erste Arbeitnehmerstatut. Italienweit gibt es das Legislativdekret Nr. 812 vom 8. April 2008, den sogenannten Einheitstext zur Arbeitssicherheit. Die Gesetze sind da. Es ist aber leider oft so, dass sie nicht eingehalten werden. Ein Arbeitgeber muss sich aber bewusst darüber sein, dass er – kommt es zu einem Arbeitsunfall – beweisen und dokumentieren muss, alles unternommen zu haben, was in seiner Macht steht, um diesen zu verhindern. Er haftet mit seinem Privatvermögen und mit seiner persönlichen Freiheit. Auch vor diesem Hintergrund sollte man das Thema Arbeitssicherheit nicht auf die leichte Schulter nehmen.
Vinschgerwind: Was ist der Grund dafür, dass sich Arbeitsunfälle – auch tödliche – in den vergangenen Wochen wieder häufen?
Heinz D’Angelo: Grundsätzlich muten sich die Südtiroler vielleicht oft zuviel zu. Fakt ist aber, dass bei uns die Unternehmensstruktur eine andere ist, wie im italienweiten Vergleich. Die meisten – auch tödlichen – Arbeitsunfälle bei uns passieren in der Landwirtschaft. Viele sind nebenberuflich in der Landwirtschaft tätig, das heißt der Zeitdruck ist oft ein hoher. Auch das Handwerk, das an zweiter Stelle bei den Arbeitsunfällen kommt, ist bei uns anders, vor allem in Klein- und Mittelbetrieben strukturiert.
Vinschgerwind: Wie kann sichergestellt werden, dass die Sicherheit am Arbeitsplatz gegeben ist?
Heinz D’Angelo: Eine hundertprozentige Sicherheit gibt es nicht. Auch wenn alle Vorkehrungen getroffen und alle Maßnahmen umgesetzt werden, bleibt ein kleines Restrisiko immer. Dieses Restrisiko nennt sich Mensch. Er ist die größte Variable im ganzen Bereich Arbeitssicherheit. Früher waren die Maschinen störanfälliger und es wurde mit weniger Druck gearbeitet. Heute arbeiten die Menschen unter einem viel größeren Zeitdruck, Sicherheitsvorkehrungen von Maschinen werden teilweise außer Kraft gesetzt oder entgegen der Herstellerangaben an die Betriebsanforderungen angepasst.
Vinschgerwind: Arbeitssicherheit ist Ihr Steckenpferd. Sie sind eine Koryphäe auf Ihrem Gebiet.
Heinz D’Angelo: Es ist so, ich bin Jurist, Bau- und Maschinenbau- und Sicherheits-
ingenieur und habe dadurch den großen Vorteil Einblick in mehreren Bereichen zu haben. Aufgrund dieser meiner Ausbildung und Erfahrung kann ich auf mehreren Ebenen beratend zur Seite stehen. Ich biete Arbeitgebern und Arbeitnehmern Schulungen im Bereich Arbeitssicherheit an, und stehe – bei Bedarf oder auf Wunsch - auch als Gutachter oder technischer Berater zur Verfügung.
Vinschgerwind: War das Thema Arbeitssicherheit immer schon Ihr ureigenes?
Heinz D’Angelo: Nein. Ich hab erst mit 34 Jahren maturiert und mich dann in viele Bereich sozusagen hineingekniet. Aber es war bei mir, wie bei anderen auch, ein Mentor, der mich zum Bereich Arbeitssicherheit gebracht oder hingeführt hat, nämlich Franz Weger, der mittlerweile verstorben ist. Ich habe bei ihm einen Sicherheitskurs absolviert und er war es, der mich dazu ermutigt hat, weiterzumachen und mich weiterzubilden. Er und meine Partnerin waren sicher jene Personen, die mich am meisten unterstützt haben. Ich bin deshalb über Umwege zum Thema Arbeitssicherheit gekommen.
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von Andreas Waldner
Heuer jährte sich die erste Maturaprüfung im wissenschaftlichen Lyzeum Schlanders zum 50-ten Mal. Für die „Pionierklasse“ ein ganz besonderer Grund zum Feiern! Alles begann am 1. Oktober 1966, einem Samstag, als das Wissenschaftliche Lyzeum Schlanders als Sektion von Brixen seine Geburtsstunde feierte. Mit diesem Datum begann eine neue Epoche in der Schulgeschichte des Vinschgaus. Die neue Schule war das erste Wissenschaftliche Lyzeum in einer Südtiroler Landgemeinde, die erste zur Matura führende Oberschule des Tales und das zweite Wissenschaftliche Lyzeum in Südtirol. Und für 36 Schüler begann das Schuljahr 66/67 in der ersten Klasse. Um eine Schule von bestem Ruf aufzubauen, wurde ordentlich gesiebt, sodass nur 15 von den 36 die Maturaklasse erreichten. Mit 4 Quereinsteigern traten 1971 neunzehn Schüler zur ersten Reifeprüfung in Schlanders an und siebzehn haben sie bestanden. Ganz klein, wieder auf den Horizont der späten 60er Jahre reduziert, erschien die Welt am Vormittag des 1. Oktober 2021. Auf Initiative von Franz Stimpfl, Claudia Gurschler und Irene Thöni trafen am Hauptplatz in Laas nacheinander 14 Damen und Herren um die Siebzig ein, die vor 55 Jahren das Lyzeum betraten bzw. vor einem halben Jahrhundert die Maturaprüfung ablegten. Gespannte Neugier war auf den Gesichtern zu verzeichnen und dann erleichtertes Wiedererkennen. Bei so manchem Ankömmling aber auch kaum verhohlenes Erstaunen ob der so nicht erwarteten äußerlichen Veränderungen bei den einstigen Schicksalsgefährten. Wer sofort freudig erkannt wurde, waren die drei anwesenden Lehrkräfte aus alten Zeiten: Josef Feichtinger, Alfred Strimmer und Leonardo Pellissetti. Nach einem Willkommenstrunk im Gasthof Sonne führte Franz Waldner durch Laas mit dem Thema: Laaser Marmor, Südtirols edelster Naturstein. Für 13.00 Uhr war im Gasthof Sonneck in Allitz das Mittagessen vorbereitet. Im weiteren Verlauf des Nachmittags wurden Erinnerungen an gemeinsame Erlebnisse einschließlich schulischer Glanz- oder Schandtaten ausgetauscht, erfolgreiche Karrieren nachgezeichnet, sowie glückliche und traurige Momente aus den familiären Umfeldern geschildert. Vor allem aber wurde auch von denen gesprochen, von Lehrern wie auch Schülern, die nicht mehr leben: Margit Platzer, Karl Spitaler, Gustav Veith, Hansjörg Gutweniger, Karl Platter und zuletzt Friedl Pobitzer. Sie haben den Kreis der Mitschüler:innen leider bereits verlassen. Die Tatsache, dass Menschen, die sich auf so unterschiedlichen Berufsfeldern betätigt hatten wie Architektur, Betriebswirtschaft, Biologie, Pharmazie, Jura, Pädagogik, Germanistik, Englisch, Physik und einander dabei lange fern gewesen waren, sich an einem Nachmittag nach 50 Jahren so gut verstanden, Interesse aneinander zeigten und eine gewisse Nähe zueinander verspürten, wurde wohl von allen Teilnehmern als äußerst angenehm, vielleicht auch als bewegend empfunden. Um diese Eindrücke noch öfter zu erleben, will man weitere „Lyzeum 66“-Treffen auf jeden Fall organisieren.
Kolping im Vinschgau - Am 27. Oktober 2021 sind es 30 Jahre her, dass unser Verbandsgründer Adolph Kolping in Rom seliggesprochen wurde. Über 100 Südtiroler waren damals dabei.
Gefeiert wird dieses Jubiläum am 31.10. mit einem internationalen Festgottesdienst in der Kölner Grabeskirche von Kolping- und im Herbst 2022 mit einer großen Wallfahrt in Rom.
Unser Gesellenvater Adolph Kolping (1813-1865) hatte viele Ideen, die bis heute aktuell sind und der weltweiten Kolpinggemeinschaft als Vorbild gelten. Die großen sozialen Nöte seiner Zeit – dem Zeitalter der Industrialisierung - begriff der eifrige Sozialreformer als Auftrag zum Handeln und widmete sein Leben den Menschen am Rande der Gesellschaft. Mit den Gesellenvereinen – heute Kolpingsfamilien – entwickelte der leidenschaftliche Priester neue Formen des Zusammenlebens und Lernens. In nur 20 Jahren schuf Kolping in ganz Europa ein Netzwerk von Gesellenvereinen und gab tausenden Menschen Orientierung und Hilfe.
Es wundert kaum, dass Kolpings Ideen insbesondere in ärmeren Ländern gut gefußt haben. Seine Nähe zum Handwerk und sein Bekenntnis zur Heimat des Einzelnen in der Gemeinschaft machen ihn zu einem universellen Vorbild für Menschen aus allen Kulturen. Und solche Orientierung braucht es mehr denn je in einer globalisierten Welt mit wachsender Ungleichheit, Flüchtlingsbewegungen und einer bedrohten Umwelt Diesen Herausforderungen stellen sich die Kolpingverbände heute in 61 Ländern. Ihr Ziel ist es, an der Schaffung einer gerechten Welt mitzuwirken. Die Mitglieder der internationalen Kolpinggemeinschaft sind stolz auf Adolph Kolping und seinen dauerhaften Platz in der Geschichte. Deshalb hoffen und beten sie dafür, dass er bald heiliggesprochen wird.
Otto von Dellemann
Schon als Kind verkaufte Klaus Reich Groschenromane. Später arbeitete er im Lebensmittelgeschäft der Eltern, stieg dann ins Weingeschäft ein, dann im Speckhandel. Zuletzt arbeitete er als Senn auf einer Alm.
von Heinrich Zoderer
Die Eltern hatten in Kortsch ein Lebensmittelgeschäft und seit seiner Jugend wollte er dieses Geschäft übernehmen. Das Handeln und der Kontakt mit den Leuten passten ihm. Er machte dann eine Verkäuferlehre in Bozen. Dort wurde nicht nur verkauft, sondern auch an vornehme Bürger ausgeliefert. Dabei lernte Klaus: wenn man freundlich ist, erhält man Trinkgeld. Er erhielt oft mehr Trinkgeld als Lehrgeld. Nach der Lehre arbeitete er drei Jahre im elterlichen Betrieb. Doch er wollte Neues ausprobieren und übernahm mit 20 Jahren eine Weinhandlung in Schlanders. Wein und Schnaps wurden aber auch bis Reschen ausgeliefert. Wichtige Kunden waren die Kasernen in Schlanders, Glurns und Mals. Klaus musste sich die Lizenz und den Kundenstock teuer erkaufen. Das Geschäft ging gut, aber nach zwei Jahren wurden die Kasernen geschlossen. Von 1988 bis 1991 hatte er das Geschäft im Zinshaus, dann übernahm er die Weinhandlung Spitaler an der Hauptstraße. Vorbeifahrende Touristen waren wichtige Kunden. Deshalb hatte er von Ostern bis Ende Oktober jeden Tag geöffnet. Am Sonntag arbeitete er alleine im Geschäft. 1995 eröffnete er zusammen mit seiner Frau Renate Siller in Schlanders die erste Vinothek im Vinschgau. Renate führte sehr erfolgreich die Vinothek und machte Weinverkostungen in verschiedenen Hotels. Alles schien sehr erfolgreich zu laufen. 1997 bekam Klaus Tinnitus, auch Ohrensausen genannt. Das führte zu Schlafstörungen. Klaus suchte mehrere Ärzte auf, ohne Erfolg. Schließlich fand er die Psychosomatische Klinik Windach in Bayern. Zweimal blieb er dort acht bzw. zehn Wochen. Das Ohrensausen wurde nicht beseitigt, er musste lernen damit umzugehen. 2006 beendete Klaus das Weingeschäft und 2007 wurde auch die Vinothek geschlossen. Er wollte sich neu orientieren und übernahm 2007 eine Arbeit beim Speckhersteller Recla in Vetzan. Klaus Reich war zuständig für den Einkauf der Rohprodukte. Das war eine große Verantwortung, aber auch eine interessante Arbeit. Er musste schnell und klug verhandeln. Klaus war im Kontakt mit großen Schlachtbetrieben in Deutschland, Belgien, Holland und Frankreich. Bis zu 100 Tonnen Fleisch täglich, d.h. 3 bis 5 LKWs wurden angekauft. Klaus arbeitete viel und ihm gefiel die Arbeit. Aber sein Körper machte nicht mit und 2019 erlitt er ein Burnout und musste für acht Wochen ins Therapiezentrum Bad Bachgard. Dort lernte er auf sich zu schauen, auf seine Gesundheit zu achten und auf seinen Körper zu hören. Nachher kehrte er wieder zu seinem Arbeitsplatz zurück, fiel wieder in den alten Trott und kündigte im März 2020.
Er wollte eine Auszeit nehmen, um sich zu erholen. Eine gute Freundin lud ihn ein, im Sommer einige Wochen auf der Prader Alm zu verbringen und dort bei der Arbeit mitzuhelfen. Er blieb sechs Wochen auf der Alm. Im letzten Winter reifte dann die Idee, einen Sennkurs zu machen und zu lernen, wie man Käse herstellt. Auf der Fürstenburg besuchte er einen Kurs und bei Max Eller, dem Senner vom Englhornhof des Alexander Agethle in Schleis lernte er die praktische Arbeit. Mit diesen Erfahrungen übernahm Klaus Reich 2021 die Arbeit als Senn auf der Prader Alm. 1200 Liter Milch von 69 Kühen mussten jeden Tag zu Käse und Butter verarbeitet werden. Es war eine unheimlich interessante Arbeit, meint Klaus. Am Anfang gab es auch Unsicherheiten. Traditionell ist zu Jakobi am 25. Juli der erste Käseanschnitt. Da dieses Jahr das Vieh erst 14 Tage später auf die Alm gebracht wurde, war der Käseanschnitt erst am 1. August. Das Ergebnis war gut und Klaus bekam viel Lob von den Bauern. Die Unsicherheit legte sich und die Leidenschaft für die Käserei wurde immer größer. Die Arbeit auf einer Alm ist anders als in einem Betrieb. Es gibt keine Telefongespräche, keine Mails, die zu beantworten sind und auch keine Geschäfte, die noch schnell abgeschlossen werden müssen. Es ist einfach die Morgen- und Abendmilch der Kühe zu verarbeiten. Das ist viel Arbeit und auch recht anstrengend. Klaus stand um drei Uhr auf und um 20 Uhr ging er zu Bett. Von 13 bis 14 Uhr gab es eine kurze Mittagspause. Aber sonst musste gearbeitet werden. Die Käserei ist eine eigene Wissenschaft. Es braucht Zeit. Man muss auf die Temperatur achten und genau beobachten. Es ist richtige Handarbeit, aber man muss auch den Kopf beinand haben, meint Klaus. Es ist eine strenge und lange Arbeit, aber es ist ein gesunder Stress und eine große Befriedigung, wenn man sieht wie der Käse reift und so langsam zu einem essbaren Produkt wird. Die Käserei ist eine Lebenserfahrung ohne Ende. Das Almleben ist hart und verantwortungsvoll, von Almromantik keine Spur. Die schönste Zeit war am Abend vor dem Schlafengehen. Vor der Almhütte zu sitzen und den Ortler anzuschauen, der jeden Tag in anderen Farben leuchtet, das war herrlich, meint Klaus.
Aus dem Gerichtssaal - Der plötzliche Tod des Rechtsanwalts Alberto Valenti hat viele Menschen im Vinschgau berührt. Denn er war auch im Tale ein bekannter und geschätzter Advokat. Und auf seine Vinschger Wurzeln – seine Mutter war eine „Litzerin“ – wies er immer wieder hin und war er stolz. Er stellte sie nicht ungern in der Weise unter Beweis, dass er in der Umgebung von Landsleuten aus „dem Tale“ in breitesten Vinschger Dialekt verfiel. Seine Kindheit verbrachte er in Laas. Ich sehe ihn noch heute vor mir, wie er mit seinen Brüdern, den „Valenti-Buabn“, an meinem Elternhaus in der Schießstandstraße vorbei zur Schule stapfte, durch einen „Passamontagna“ aus dicker Wolle gegen den winterlichen Oberwind geschützt.
Später trennten sich unsere Wege. Sie kreuzten sich erst wieder in den 1970-iger Jahren, als wir beide als junge Anwälte, Alberto in Bozen, ich in Schlanders, unsere Laufbahnen begannen. Und da sollte sich schon bald die Gelegenheit für einen gemeinsamen „Auftritt“ geben. Ein „Kriminalfall“, der sich in Laas ereignet hatte, verschaffte uns dazu Gelegenheit. Der bei der Gemeinde Laas als Straßenarbeiter beschäftigte Robert Kaufmann, der „Riescher Robert“, hatte nach einem Streit mit seinen Verwandten aus seinem Jagdgewehr einen Schrotschuss auf die Tür der Stube abgefeuert, hinter der sich seine Verwandten aufhielten. Die Carabinieri verhafteten ihn. Er kam mit der Anklage des versuchten Mordes erst in Untersuchungshaft und anschließend vor das Schwurgericht. Roberts „Teit“, also sein Pate, der Kaufmann Hans, betraute uns mit der Verteidigung. Bei der Hauptverhandlung konnten wir glaubhaft machen, dass die Schrotladung nicht geeignet gewesen war, die Stubentür zu durchbohren und das Leben der dahinter sich aufhaltenden Verwandten zu gefärden. Im Dorfe hatte sich mittlerweile eine zahlreiche Fangemeinde gebildet, welche durch eine Unterschriftenaktion das Gericht um Roberts Freilassung ersuchte. Diese Bitte machte auf die Geschworenen Eindruck. Die Anklage wurde schließlich, auch weil die Angehörigen auf eine Einlassung als Nebenkläger verzichtet hatten, abgemildert in Bedrohung mit Waffengewalt. Die dafür verhängte Strafe hatte der Angeklagte bereits in der Untersuchungshaft verbüßt.
Die beruflichen Erfolge Alberto Valentis waren nicht zuletzt auch auf seine gewinnende Art als Mensch zurückzuführen. Nicht nur seine Mandanten fühlten sich bei ihm in guten Händen, auch Richter und Anwaltskollegen wussten seine offene Umgangsweise zu schätzen. Jüngeren Kollegen und vor allem seinen Mitarbeitern war er ein Lehrmeister, Beispiel und Vorbild, um gute Ratschläge und einen warmen Händedruck nie verlegen. Er war ein Gentleman alter Schule, aus einem Holz geschnitzt, das heute allzu selten geworden ist. Dabei begegnete er jedem Menschen auf gleicher Augenhöhe, und konnte sich auf eine fast kindliche Art und Weise für Schicksale und Besonderheiten der verschiedensten Personen interessieren, ohne je über sie zu richten. In Erinnerung bleiben werden nicht nur Alberto Valentis wortgewaltige Plädoyers, sondern auch der warme, raumfüllende Klang seiner Stimme und die Großzügigkeit seiner Gesten.
In diesem Sinne: Grazie, Maestro!
Christoph und Peter Tappeiner
Kastelbell - Der Ballast ist weg“, sagte die Gemeindesekretärin Karmen Götsch aufatmend, nachdem die letzten 4 Gemeinderatsprotokolle mehrheitlich genehmigt worden sind. Jenes vom 19. August 2020 konnte bei 8 Gegenstimmen und einer Enthaltung nicht genehmigt werden, weil viele neue Gemeinderäte damals nicht im Rat waren. So holprig die Ratssitzung am 12. Oktober in Kastelbell begonnen hatte (BM Gustav Tappeiner drohte, die Ratsprotokolle vorlesen zu wollen), so reibungslos ging sie dann vonstatten. Der Verwaltungsüberschuss von 1,4 Millionen Euro konnte mit zusätzlichen Einnahmen von 300.000 Euro in den Haushalt eingebaut und auf die diversen Kapitel verteilt werden (205.000 Euro für den laufenden Teil und 1,5 Millionen für den Investitionsteil. Die Referentin Monika Rechenmacher wies darauf hin, dass untersucht werden soll, wie in Kastelbell eine zweite Kita in der Gemeinde aufgebaut werden könne. Die 10 Kita-Plätze in Tschars seien ausgebucht und der Bedarf steige. Die Gemeindeverwaltung will demnächst digitale Wasseruhren ankaufen und die Installation ausschreiben. Das Gartenwasser, mit analogen Wasseruhren versehen, wird nicht angetastet, sagten BM Tappeiner und Refereten Thomas Plack.
Der Gemeinderat hat einstimmig einen Gestaltungsbeirat eingesetzt, dem neben dem BM und den drei Mitgliedern der kleinen Kommission Bauwesen Benjamin Zwick vom „Freien Bündnis“ und die SVP-Gemeinderäte Thomas Plack, Armin Wielander und Daniel Alber angehören werden. Damit wurde der vor längerer Zeit gestellte Antrag vom „Freien Bündnis Kastelbell-Tsdchars“ erfüllt. Der Gemeinderat hat zudem die Verordnung genehmigt, nach der die Übertragung von Gemeinderatssitzungen via live-Stream ermöglicht wird.
Genehmigt hat der Rat auch eine Bauleitplanänderung in Richtung Tourismuszone in Marein. Dort soll ein 4-Sterne Aparthotel mit 30 Betten entstehen. Zuvor hatte der Ortsbauernrat ein negatives Gutachten abgegeben, welches auch von der Kommission für Raum und Landschaft aufgegriffen worden ist. Nach dem Verschieben der Tourismuszone näher an eine bereits verbaute Wohnzone dürfte es nun auch in der Landesregierung grünes Licht geben. Einhellig im Rat ist man der Meinung , dass Kastebell durchaus noch Tourismus vertragen könne. (eb)
Val Müstair - Eine Festgemeinde mit zahlreichen Ehrengästen feierte am Sonntag, 3. Oktober 2021 das zehnjährige Jubiläum des Naturparks Biosfera Val Müstair. Gleichzeitig wurde die Bacharia Val Müstair eingeweiht.
von Magdalena Dietl Sapelza
Die Präsidentin der Biosfera Kommission Judit Fasser verglich in ihrer Rede die Entwicklung des Naturparks Biosfera Val Müstair mit der Entwicklung eines Kindes, das sich nach Lernfortschritten und Trotzphasen emanzipiert hat und nun als wertvolles Projekt sichtbar geworden ist. Trotz Schwierigkeiten und auch Rückschlägen habe man nie aufgegeben und immer wieder nach vorne geschaut, so Fasser. Die Biosfera Kommission besteht seit einer Neuaufstellung 2017 aus 14 Interessensvertretern, die gemeinsam versuchen das Projekt kontinuierlich voranzutreiben. Der Naturpark Biosfera ist seit 2010 anerkannter Naturpark und Teil des UNESCO Biosphärenreservat Engiadina Val Müstair. Er findet mittlerweile große Beachtung in der Schweiz und darüber hinaus. Das Gebiet des Naturparks erstreckt sich über 448 Quadratkilometer. Geschäftsführer ist David Spinnler.
Erklärtes Ziel des Naturpark Biosfera Val Müstair war es von Anfang an, das Zusammenwirken der Bereiche Gesellschaft, Kultur, Natur, Ökologie und Wirtschaft zu fördern, um den kommenden Generationen einen starken und wertvollen Lebensraum zu erhalten. Genügend Arbeitsplätze im Tal, Lebensqualität für die Bevölkerung, eine intakte Natur eingebettet im kulturellen Kontext sowie landwirtschaftliche Vielfalt, das alles sind Themen des Projektes. Der eingeschlagene Weg ist der richtige. Das wurde bei der Feier unterstrichen. Der Park mit den unterschiedlichen Bereichen, darunter natur- und kulturnaher Tourismus, regionale Produkte mit Zertifizierung, Initiativen im Bildungsbereich, Förderung nachhaltiger Entwicklungen und der Biodiversität ist auf Kurs.
Zum Jubiläum konnte Spindler zahlreiche Gratulanten aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft begrüßen. Gemeindepräsidentin Gabriella Binkert Becchetti sprach von einem Projekt von nationaler Bedeutung in ökologischer und ökonomischer Hinsicht, das gegen die Abwanderung wirkt. Regierungsrat Jon Domenic Parolini bezeichnete die Biosfera als Schweizer Modellregion. Hans Romang, Abteilungsleiter im Bundesamt für Umwelt (BAFU) lobte die hohe Akzeptanz des Naturparks in der Bevölkerung. Im Rahmen der Jubiläumsfeier wurde auch die Bacharia (Fleischerei) Val Müstair eingeweiht, die sich in die Initiativkette der Biosfera gut einreiht. In der Bacharia werden seit dem Sommer 2021 Schlachtungen angeboten. Durch die Vermeidung langer Transportwege werden Tierwohl und die regionale Wertschöpfung gleichermaßen gestärkt. Bis vor kurzem mussten die Tiere zur Schlachtung noch über den Ofenpass oder in den Vinschgau transportiert werden. In der Bacharia können Fleischproduzenten aus dem Val Müstair ihr Fleisch auch verarbeiten und veredeln lassen, was der Direktvermarktung entgegenkommt. In der Jagdsaison können die Jäger ihr Wild verarbeiten lassen.
Finanziert wird der Naturpark sowohl durch Beiträge von Bund, Kanton und Gemeinde, aus Einnahmen für geleistete Arbeit für Dritte und eigene Leistungen als auch durch Beiträge von Sponsoren und nichtstaatlichen Organisationen. Die Biosfera hat zum Jubiläum auch einen Song aus der Feder von Dario Fallet geschenkt bekommen, der anlässlich der Feier uraufgeführt wurde.