Das Ziel des Wettbewerbes ist, Unternehmen und Privaten die Möglichkeit zu geben, ihre Umweltideen bzw. -projekte der Öffentlichkeit vorzustellen bzw. bekannt zu machen. Frei nach dem Motto „Tue Gutes und sprich darüber“, soll der Umweltpreis auch dazu beitragen, die Sensibilisierung und Motivation zu aktivem Umweltschutz zu fördern. Ausgeschrieben wird er in zwei Kategorien. Eingereicht werden können Ideen, Projekte, Verbesserungsvorschläge, aber ebenso bisherige Umweltaktivitäten und -maßnahmen. Teilnahmeberechtigt sind Privatpersonen und juristische Personen (Unternehmen, Gemeinden, Vereine, Institutionen, Schulen,...) mit Wohnsitz bzw. Rechtssitz in Tirol und Südtirol.
Einsendeschluss ist Freitag der 9. September 2022. Es winken Preise im Gesamtwert von 3.500 Euro. Der Umwelt- und Klimapreis ist ein Gemeinschaftsprojekt des Südtiroler Sanitätsbetriebes und der Transkom KG.
Alle Informationen unter www.transkom.it/umweltpreis
Partschins - Die zahlreichen Zuhörer im Garten des Ansitzes Spauregg in Partschins merkten schon bei den ersten Worten die große Begeisterung von Univ. – Prof. Dr. Ulrike Kindl, Germanistin und Kulturhistorikerin aus Partschins, für den Codex Brandis. Mit Unterstützung des Meraner Kulturvereins Tangram und dessen Vorsitzenden Sandro Baccin war dieses historisch wertvolle Bildmanuskript, eine der wertvollsten ikonografischen Quellen der Tiroler Burgenkunde, veröffentlicht worden.
Verfasst zwischen 1604/05 und 1620 von einem unbekannten, aber genialen Zeichner, enthält es über 100 Zeichnungen von Tiroler Burgen, Städten und Befestigungsanlagen in der damaligen gefürsteten Grafschaft Tirol vom Oberinntal über den Vinschgau, Etschtal, Nonsberg, Sulztal bis ins Welschtirol in das Gebiet des oberen Gardasees. Gesichert ist, dass dieses Verzeichnis im Auftrag des damaligen Landeshauptmannes an der Etsch, Freiherr Jakob Andrä von Brandis, erstellt wurde, vielleicht, um für geplante Abgaben an den Kaiser für dessen Krieg (vielleicht für den beginnenden Dreißigjährigen Krieg) eine Übersicht über die ökonomische Leistungskraft des Adels der Grafschaft zu erhalten. Die Zeichnungen geben eindrucksvoll ein Bild der Burg- und Wehranlagen wieder.
Nachdem das Südtiroler Landesarchiv den Codex Brandis erworben hatte, wurde er im oben genannten Projekt als dreibändiges Werk veröffentlicht. Mit der zeitlichen und kulturgeschichtlichen Einordnung des Codex in das 17.Jahrhundert kann nun dieser bisher recht unbekannte Abschnitt der Tiroler Geschichte intensiv erforscht werden. Deshalb enthält die Ausgabe nicht nur die historisch bedeutsamen Zeichnungen, sondern auch Aufsätze, Beiträge und Erläuterungen namhafter Historiker.
Journalist Patrick Rina, der ebenfalls zu Gast war, ergänzte den kurzweiligen Vortrag der ehemaligen Dozentin mit seinem Film „Codex Brandis – eine Tiroler Burgenreise“, der ausgehend von den Tuschezeichnungen des Codex ebendiese Burgen und Städte der burgenreichsten Region Europas vorstellt.
Umrahmt wurde der Abend, zu dem der Bildungsausschuss Partschins in den Ansitz Spauregg von Baronin Alexandra von Goldegg geladen hatte, von der Singgruppe „Lodnerklong“. Ihre alten Lieder passten optimal zum Thema des Abends.
Das Forscherteam Heimo Prünster und bauforschung-tirol (Barbara Lanz und Sonja Mitterer) untersucht im Auftrag des Landesdenkmalamts alle Gebäude und die Außenanlagen der Drususkaserne in Schlanders. Prünster ist freischaffender Architekt und beschäftigt sich seit ca. 15 Jahren mit der Aufarbeitung des Kulturerbes des Vallo Alpino in Südtirol und leitet ein Forschungsprojekt zu diesem Thema. bauforschung-tirol ist ein interdisziplinär besetztes Team aus freien Büros, das seit mehr als 20 Jahren im Bereich von Ortsbildschutz und Kulturlandschaft, Baugeschichte und Baudenkmalpflege aktiv ist.
Vinschgerwind: Sie arbeiten im Auftrag des Landesdenkmalamtes und führen derzeit Untersuchungen an der Bausubstanz der Drususkaserne in Schlanders durch. Warum? Was ist das Ziel dieser Analysen und Recherchen?
Heimo Prünster: Die Gesamtanlage der Drususkaserne in Schlanders wird bauhistorisch untersucht, um im Hinblick auf künftige Planungen den historischen Bestand berücksichtigen zu können und im Vorfeld Fragen zu klären, die für die Planung von Bedeutung sind. Die Untersuchung zielt auf die Klärung von strukturellen, stilistischen und funktionalen Zusammenhängen des Baugefüges mit zugehörigen Oberflächen und baufesten Ausstattungen. Sie dient neben der Dokumentation des historischen Bestandes auch der Überprüfung bauhistorischer Wertigkeiten zur Ausweisung schützens- und erhaltenswerter Bauteile und als Grundlage zur Beurteilung durch Ämter und Behörden.
Vinschgerwind: Zu welchem ersten Zwischenergebnis sind Sie gekommen?
Heimo Prünster: Nach Begehung und detaillierter Begutachtung des Kasernenareals sowie nach Abgleich des Bestandes mit den bisher ausgehobenen historischen Plänen und Fotoaufnahmen lässt sich sagen, dass der Originalbestand von 1936 nahezu unverändert erhalten ist. Sowohl die Außenanlagen mit Umfassungsmauern, wie die einzelnen Gebäude selbst sind trotz der durchgehenden Nutzung seit den 1930er Jahren zu großen Teilen, sogar bis hin zu den Ausstattungen wie Fenster, Türen, Geländer, Böden, usw. kaum verändert. Auch die ursprüngliche Nutzung der Gebäude und der einzelnen Räume ist heute noch deutlich abzulesen.
Vinschgerwind: Wie reiht sich die Drususkaserne Schlanders in diese Militärarchitektur ein? Was ist das Besondere daran?
Barbara Lanz: Für den Kasernenbau des italienischen Heeres gab es sehr genaue Vorgaben, auch die Drususkaserne wurde danach errichtet. Die effektive Größe der Anlage richtete sich nach der Art und Größe der Truppe, die am jeweiligen Ort untergebracht werden sollte, meistens ein Regiment. Die Kasernenanlage von Schlanders entstand in einem ländlichen Gebiet, das vorher keine solchen Großstrukturen kannte, das war sicher ein Wendepunkt in der Dorfgeschichte.
Sonja Mitterer: Die Drususkaserne besitzt Alleinstellungsmerkmale, die sie von gleichartigen Anlagen im Südtiroler Kasernenbestand unterscheiden. Die Hauptfassade der Palazzina Comando und der Vorbereich mit dem repräsentativ gestalteten Treppenaufgang sowie das Kommandogebäude des übergeordneten Divisionskommandos in Meran weisen einzigartige Gestaltungen auf.
Vinschgerwind: Das eine ist die Bauforschung, die andere Seite, die erforscht wird, geht über diese technische Seite – wenn so will – hinaus und ist die menschliche Seite. Die Spuren der „Bewohner“ werden aufgenommen, menschlichen Schicksalen nachgespürt. Welche ersten Ergebnisse gibt es auf dieser Ebene?
Sonja Mitterer: Die Arbeiten hierzu sind noch im Gange. Es ergibt sich jedenfalls ein sehr vielfältiges Bild mit sehr verschiedenartigen Schicksalen, Freude und Leid, Freundschaft, Liebe und Vielem mehr. Das Positive scheint aber bei Weitem zu überwiegen.
Vinschgerwind: Vor dem Hintergrund der ersten Ergebnisse und aus Sicht der Bauforschung: Was sagen Sie zu den Abrissplänen der Gemeinde Schlanders?
Barbara Lanz: Wir sehen all diese Strukturen als eine Ressource, deren Inwertsetzung und Nutzung noch kaum begonnen hat. Kasernen und Bunker sind wie Burgen und Festungen ein historisch gesehen noch junger, aber sehr wichtiger Bestandteil unserer Landesgeschichte, der die Einzigartigkeit unserer Identität im Grenzgebiet deutlich macht. Wer würde schon auf die Idee kommen, kulturelle Highlights wie unsere Schlösser für ein Wohnbauprojekt zu schleifen?
Heimo Prünster: Langfristig gesehen ist eine Nachnutzung einer Kaserne in zweierlei Hinsicht vorteilhaft: Erhaltung eines Kulturerbes und ressourcenschonende Nachnutzung.
Die Gebäude sind teilweise 100 Meter lang und bis zu vier Geschosse hoch. Nicht nur produziert ein Abriss Unmengen an Bauschutt, es wurden hier keineswegs billige Materialien verwendet oder billig gebaut. Für die Mauern wurden Steine aus der Umgebung verwendet, für die Böden in der Palazzina Comando sogar Marmor.
Vinschgerwind: Wie würden Sie bzw. die Arbeitsgemeinschaft das Kasernenareal bespielen?
Heimo Prünster: Das Areal umfasst mit ca. 3,5 Hektar eine riesige Fläche, auf der weit mehr Platz haben kann als eine reine Wohnnutzung. Vielmehr könnte man eine Mischnutzung zwischen Büros, Wohnungen, Infrastrukturen anstreben und auch die umliegenden Strukturen einbinden, z. B. Werkstätten für die Gewerbeschule schaffen. Die einfache modulare Gebäudestruktur mit wenigen Binnenstrukturen, die großen Raumhöhen und auch der allgemein gute Erhaltungszustand erlauben definitiv eine flexible Umnutzung.
Interview: Angelika Ploner
Graun - Pandemiebedingt konnten in den Jahren 2020, 2021 und 2022 die Jahresvollversammlungen der Raika Obervinschgau nicht in Präsenz abgehalten werden. „Uns ist der persönliche Kontakt mit den Mitgliedern wichtig. Dieser hat uns gefehlt. Dies möchten wir mit dem heutigen Mitgliederfest nachholen und unseren Nachhaltigkeitsbericht vorstellen, die Mitgliederehrungen vornehmen und euch den Film 125 Jahre Raiffaisenkasse Obervinschgau vorführen.“, sagte Obmann Karl Schwabl im reservierten Festzelt in der Grünzone in Graun, punktgenau an dem Ort, am dem vor 125 Jahren (1897) der Spar- und Darlehensverein Graun gegründet wurde. Unter den persönlich eingeladenen Ehrengästen befanden sich: der Generaldirektor der Raiffeisenlandesbank Zenone Giacomuzzi, der Vizeobmann des Raiffeisenverbandes Robert Zampieri, der Kammerabgeordnete Albrecht Plangger, der Regionalratspräsident Josef Noggler und der Bürgermeister von Graun Franz Prieth. Direktor Markus Moriggl sprach über Nachhaltigkeitsthemen, welche das Bankinstitut seit 2014 in die Wege geleitet hat. Die Genossenschaftsidee verbinde seit ihrer Entstehung wirtschaftlichen Erfolg mit gesellschaftlich nachhaltigem Handeln. Die Raiffeisenkassa fördert den Wandel zu einer nachhaltigen Wirtschaft und handelt zusammen mit ihren Kunden, Mitgliedern und Mitarbeitern in Verantwortung für eine nachhaltige Zukunft. Das Angebot an nachhaltigen Produkten werde stetig ausgebaut. Ziel einer nachhaltigen Geldanlage sei es, eine Balance aus wirtschaftlichen, ökologischen, ethischen und sozialen Faktoren zu finden, um sich auch langfristig zukunftsfähig aufzustellen. Mit Unterstützung des Ökoinstitutes Südtirol wurde ein 100 Seiten umfassender Nachhaltigkeitsbericht verfasst und den Mitgliedern vorgestellt. Belohnt wurde die Arbeit mit dem Zertifizierungsdiplom, überreicht von SONJA ABRATE, stellvertretende Geschäftsführerin & Projektmanagerin des Ökoinstitutes. Die Urkunde für 110 Jahre Mitglied der Raika nahm Fraktionsvorsteher Anton Zanini für die Fraktion Langtaufers entgegen. Sechs Mitglieder wurden für 60 Jahre Mitgliedschaft und zwanzig für 50 Jahre geehrt. Anschließend wurde der Film »125-Jahre Raiffeisenkasse Obervinschgau« gezeigt. Die Sozialgenossenschaft VINTERRA bewirtete die fröhliche Festgemeinde mit lokalen Produkten. Musikalisch umrahmt wurde das gelungene Mitgliederfest von der Jugendkapelle Reschen. (aw)
Schlanders/Initiative Drususkaserne - Seit dem Mauerfall 1989 ist Berlin durch eine folgenschwere Privatisierungspolitik gekennzeichnet. So wurden bis 2010 rund die Hälfte der 590.000 Wohnungen privatisiert und über 10.000 Grundstücken mit einer Fläche von über 2.100 ha verkauft. Dies prägt die Berliner Stadtentwicklung und ihre Bewohner bis heute. Viele der einst öffentlichen Wohnungen befinden sich heute in Besitz börsennotierter Unternehmen, welche sich nicht ihren Mietern verpflichten, sondern den Aktionären, welche auf üppige Gewinne hoffen. Instandhaltungsarbeiten werden teilweise nicht getätigt, Modernisierungsarbeiten auf die Mieter abgewälzt. Auch städteplanerische Akzente müssen fast immer gegen Privatinteressen durchgesetzt werden. Dies zeigt, dass ohne öffentliches Eigentum das Gemeinwohl fast immer auf der Strecke bleibt.
Einen ganz anderen Weg hingegen schlug die Stadt Graz ein. Seit Mitte der 90er Jahre wurden alle städtischen Substandardwohnungen saniert und mittels Referendums der geplante Verkauf von Stadtwohnungen verhindert. Heute liegen die Mieten bei den gut 4.000 Stadtwohnungen und den weiteren 7.000, die von gemeinnützigen Genossenschaften verwaltet werden, bei 40% unter der üblichen Miete. Zudem garantiert die Stadt Graz, dass die Miete nicht mehr als ein Drittel des Einkommens beträgt.
Von der Wohnbaupolitik anderer Städte kann man vieles lernen. Es scheint folglich rückschrittlich und nicht vorausschauend, den Großteil der Wohnungen und Gewerbeflächen, die im Kasernenareal in Schlanders entstehen sollen, in privates Eigentum zu lenken, statt die notwendigen Reformen mit frischer Wohnbaupolitik anzugehen.
Wenn es ums Wohnen geht, sind neben den hohen Baukosten die immerzu steigenden Aufwendungen für Baugrund ein enormer Kostentreiber. Die Grundstückspreise wären jedoch eine effektive Schraube, um „leistbares Wohnen“ zu generieren. Die Gemeinde Schlanders konnte das gesamte Kasernenareal um 2,055 Mio. kaufen und darf davon 3 ha nutzen. In diesem Fall ist der Grundstückspreis ein Bruchteil der Preise des freien Marktes – eine optimale Voraussetzung also, „leistbares Wohnen und Arbeiten“ umzusetzen.
Was wäre also, wenn das Areal im Besitz der Gemeinde bliebe und das Nutzungsrecht an eine Genossenschaft überginge? Dank dem neuen Regionalgesetz Nr. 1 vom 31. Jänner 2022 „Bestimmungen in Sachen Bürgergenossenschaften“ werden „integrierte wirtschaftliche, soziale und kulturelle Entwicklung des Bezugsgebiets“ gefördert. Mit leistbaren Mietwohnungen und auch Arbeitsräumen könnte man so eine Vielzahl an gesellschaftlichen Problemen lösen:Menschenwürdiges Wohnen, Teilhabe am sozialen Leben, Sicherheit durch Zufriedenheit in der Bevölkerung, Zuzug bzw. Rückkehr von Fachkräften in unsem Tal – mit einer Gemeinwohlpolitik gewinnen wir alle, mit der Privatisierung nur wenige Investoren.
Von der Gemeinde Schlanders erwarten viele auf alle Fälle ein klares und transparentes Konzept bezüglich des „leistbaren Wohnens“.
Schreibt uns eure Meinung unter: idrukas@gmail.com
Am vergangenen 05. Juli fand am Realgymnasium Schlanders ein erfreuliches Ereignis statt: Alle 24 Schüler:innen der Klasse 5RG haben die staatliche Abschlussprüfung bestanden und wurden von der Prüfungskommission zur feierlichen Verleihung der Diplome eingeladen. Die Kommission bestand aus sechs Lehrpersonen der Schule und der Präsidentin, Prof. Irene Terzer aus Meran. So erschienen die Absolvent:innen mit ihren Eltern und einigen Geschwistern sowie weitere Lehrpersonen, die diese jungen Menschen in den vergangenen Jahren unterrichtet und unterstützt haben.
In ihrer Eröffnungsrede ging Prof. Terzer auf den Abschluss und gleichzeitigen Neustart, der nun auf die Klasse zugekommen ist, ein. Der Klassenvorstand, Prof. Daniel Haller (Mathematik/Physik) sprach anschließend über den wichtigen Ritualcharakter der Matura.
Auch Schüler:innen gestalteten die Feier mit, so trug Sophy Masiero virtuos zwei Stücke auf ihrer Trompete vor, begleitet von Prof. Jakob Raffeiner (Deutsch/Latein) am Klavier. Lukas Wallnöfer ließ abschließend die vergangenen Schuljahre humorvoll Revue passieren.
Die Absolvent:innen ließen es sich nicht nehmen, ihren Lehrpersonen Zeichen der Dankbarkeit und Wertschätzung zu überreichen, bevor der Abend in gemütlicher Runde endete.
Zur Freude der Kommission, zu der auch Prof. Sara Orrù (Italienisch), Prof. Anna Moser (Zeichnen und Kunstgeschichte), Prof. Veronika Oberhofer (Bewegung und Sport) und Prof. Karl Heinz Strimmer (Naturkunde) gehörten, schlagen die Absolvent:innen nun ganz unterschiedliche Wege ein, wobei eine klare Tendenz in Richtung der Naturwissenschaften erkennbar ist. Am Schluss der fünf Jahre bleibt nur, allen das Beste für ihren Werdegang und ihre Zukunft zu wünschen, die doch auch die Zukunft von uns allen darstellt. Gaudeamus igitur!
Jakob Raffeiner
Kolping im Vinschgau - Drei Kontinente Asien, Afrika und Europas – sie stehen zusammen im Geiste Adolph Kolpings für den Frieden in der Ukraine.
In sich versunken, brennende Kerzen in der Hand sitzen die indischen Kolpingfrauen und – männer beim Gebet. Inständig beten sie. Ihr Anliegen ist klar formuliert: Sie beten für das sofortige Ende des Krieges in der Ukraine. Im Gebet gilt ihre Aufmerksamkeit der ukrainischen Zivilbevölkerung, die ihr Leben im Krieg verloren haben. Besonders gedenken sie der Frauen und Kinder. „Wir wissen die Hilfe der Länder die Flüchtende bei sich aufnehmen sehr zu schätzen“ schreibt der indische Nationalpräses Soosai.
Ein Solidaritäts- und Friedensgebet wurde auch vom Kolping Nationalverband in Südafrika organisiert.
Das dritte Kolpingland – dies als Beispiel – Ungarn, leistet aktuell Unglaubliches. Sie organisieren Hilfstransporte und bringen es zu Kolping in die Ukraine., von wo aus die Güter gezielt verteilt werden. Judit Urban, Kolping Sekretärin in Budapest, berichtet:“ Als wir von dem Ausbruch des Krieges erfahren haben, haben wir sofort den Kontakt zu Vasyl Savka, dem Vorsitzenden Kolping Ukraine aufgenommen, um gezielte Hilfe leisten zu können.“ Um die Hilfe zu koordinieren, arbeitet inzwischen ein internationales Kolpingteam mit Mitgliedern aus Deutschland, Polen, Rumänien Slowakei Ungarn und selbstverständlich aus der Ukraine eng zusammen. Dies ist konkrete Solidarität im Internationalen Kolpingverband!!
Otto von Dellemann
Rudolf Pinggera, genannt Rudl, aus Langtaufers ist seit über drei Jahrzehnten Kaminkehrer in den Dörfern Schluderns, Glurns und Taufers i. M. Dort kennt er alle Hausfrauen, alle Hausherren und deren Befindlichkeiten. Und er weiß, wie deren Öfen, Kochherde und Kamine funktionieren.
von Magdalena Dietl Sapelza
Halli hallo“, so meldet sich Rudl am Telefon, wenn ihn jemand um seine Kaminkehrerdienste bittet, oder wenn er sich zum Dienst anmeldet. Er ist verlässlich und arbeitet sehr sauber, was viele zu schätzen wissen. Noch gut erinnert er sich an seinen ersten Einsatz als Lehrling im Jahre 1971 in einem Hotel in Sulden. Er musste säckeweise schwarzklebrigen Ruß aus dem Heizraum tragen, der vom Schweröl verursacht worden war. „Selm bin i s‘ earscht Mol ordala drecki gwortn“, lacht er. Den Ruß rubbelte er daheim mit Kernseife von Gesicht und Händen. Seither gehört die Kernseife zu seinem Arbeitsalltag. Rudl verfügt über fünf Garnituren Arbeitskleider und über eine Festtagskluft. Diese trägt er nur zu festlichen Anlässen. Zum ersten Mal trug er die Kluft damals zu Silvester in Sulden, wo er mit Kehrbesen und Kehrkugel stolz als Glücksbringer vor Hotelgästen aufmarschiert ist. „Selm hon i norr a mein erschtn Rausch kopp“, schmunzelt er.
Rudl wuchs in Langtaufers auf dem elterlichen Hof in „Perwarg“ mit zwei Brüdern und einer Schwester auf. Neben dem Schulbesuch gehörte das Ziegenhüten zu seinen Beschäftigungen als Kind. Mit 13 Jahren lernte er das Almleben kennen. Als Unterhirte war er zuerst einen Sommer lang auf der Kaproner Alm beschäftigt, dann beim Galtvieh auf dem Ochsenberg und schließlich auf der Grauner Alm. „Selm ischas streng gwesn“, erinnert er sich. „Zu dritt hobmer zwoamol fa Hond 76 Kiah gmolchn.“
Als er sich Gedanken über seine Berufswahl machte, kam ihm der Zufall zu Hilfe. Der Grauner Kaminkehrer suchte einen Lehrling und fragte ihn. „Nor hon i zearsch amol probiert unt nor weitrgmocht“, sagt er. Er stellte sich geschickt an. Oft musste er ins Innere der Kamine schlüpfen und den Ruß abkratzen. Diese so genannten „Schliafkamine“ befanden sich einst in vielen Küchen. Rudls Lehre dauerte drei Jahre lang. Den theoretischen Teil absolvierte er als Blockunterricht in der Berufsschule in Innsbruck. Als Geselle blieb er noch ein Jahr lang bei seinem Lehrmeister, dann arbeitete er mehrere Jahre nur noch im Winter als Kaminkehrer, und zwar in Leifers und in Meran. In den Sommermonaten war er als Grenzpendler bei einer Tiefbaufirma im Unterengadin tätig. 1988 machte er sich als Kaminkehrer selbständig und übernahm die Zone Schluderns, Glurns und Taufers i. M. Inzwischen hatte er Balbina Köllemann (Jg.1965) aus Pedross kennengelernt, die in einem Gasthof in Graun arbeitete. Die beiden heirateten ein Jahr später und zogen in Rudls Elternhaus in Perwarg. Später richteten sie sich in ihrem neuen Haus nebenan ein, das schon bald drei Kinder mit Leben füllten. Seine Arbeit als Kaminkehrer veränderte sich nach der Inbetriebnahme der Fernheizwerke, die alte Heizkessel überflüssig machten. Seine Arbeit wurde etwas weniger. „Obr i hon’s wirtschaftlich verkroftet“, lacht er. Es gebe noch genügend Herdstellen und Öfen, die zu reinigen sind. Rudl organisiert seine Dienste nach einem vorgezeichneten Plan. Denn laut Kehrordnung ist er verpflichtet, die Wartung der Feuerstellen regelmäßig anzubieten. Ihm ist im Laufe der Jahre aufgefallen, dass das Umweltbewusstsein bei der Nutzung der Heizmaterialien gestiegen ist und dass die meisten Menschen genau schauen, was sie verfeuern. Es gebe aber leider immer noch einige Müllverbrenner. Die schwarzen Schafe erkennt Rudl an der Art der Verrußung. Und er versucht zu sensibilisieren. „Ma sog’s, obr pa viele nutzts holt nit viel“, verrät er. Neben seinem Beruf als Kaminkehrer ist Rudl auch Bauer. Seine zwei Kühe sind derzeit auf der Alm und sorgen für Almbutter und Almkäse. Mit der Milch mehrerer Ziegen produziert er Ziegenkäse für den Eigenbedarf. Dabei hängt er oft seinen Gedanken nach. Er denkt an seine zwei Brüder, die er verloren hat. Der Bergführer Hermann Pinggera war im August 1997 mit seinen beiden Gästen an der Königspitze tödlich abgestürzt. Innerhalb weniger Stunden waren dort am selben Tag sieben Menschen ums Leben gekommen. Gabriel brach im Juni 2016 nach einem Herzstillstand neben ihm zusammen, als beide gerade dabei waren, bei Zerkaser die Kühe zusammenzutrieben.
„S’ Schicksol isch oft grausam“, meint Rudl. „Obr s Lebm geaht olm weitr, ma dorf in Humour nit verliearn.“ Dankbar ist er, dass er selbst immer Glück gehabt hatte, obwohl sein Arbeitsplatz oft ein exponierter war. „I bin afn Doch nou nia ogschlipft“, meint er.
Rudl denkt derzeit darüber nach, als Kaminkehrer in Pension zu gehen und sich ganz seiner kleinen Bauerschaft und der Familie zu widmen. Doch bis es so weit ist, wird sein sympathisches „Halli hallo“ wohl noch einige Male zu hören sein.
Kulturhaus Karl Schönherr - Schlanders - Das Violoncello bietet sehr viele unterschiedliche Klangfarben und hat eine riesige Aus-dehnung an Klanghöhen. 4 Celli zusammen im Quartett haben deshalb die Fähigkeit ein richtiges klangliches Erlebnis zu bieten. Da dies auch verschiedene Komponisten der Romantik festgestellt haben, gab es mit der Zeit immer mehr Werke, die tatsächlich für diese Besetzung komponiert wurden. Einige davon werden im Programm vertreten sein, wie aber auch Arrangements klassischer Meisterwerke. Die vier Cellisten/Cellistinnen Matteo Bodini, Antonia Neussl, David Unterhofer und Salome Osenberg spielen u.a. Werke von Beethoven, Verdi, Mozart, Debussy, Schubert, Vivaldi und Tchaikovsky. Als Besonderheit werden auch Songs der Band Metallica und des Celloensembles Apoca-lyptica gespielt.
Info: www.kulturhaus.it, Tel. 0473 737 777
Unterstützt vom Amt für deutsche Kultur, der Marktgemeinde Schlanders, der Raiffeisenkasse Schlanders, Parkhotel „Zur Linde“ und der Fa. Schönthaler A. & Söhne.
Aus dem Gerichtssaal - Diese Rubrik scheint sich einer gewissen Beliebtheit zu erfreuen. Ein Anzeichen, dafür sind jedenfalls die vielen Rückmeldungen von Lesern, die mir wieder neue Geschichten zutragen. Ein regelrechter Zyklus zeichnet sich ab in der Person jenes Bergführers aus Gomagoi, der in seinen jungen Jahren eifrig „das Büchserl knallen“ ließ, ohne dabei immer mit den gesetzlichen Vorschriften im Einklang zu stehen. Ein Vorläufer des Horst Eberhöfer aus Prad also, der sich vom Saulus zum Paulus gewandelt hat und vom Wild inzwischen nur mehr aufregende Fotos schießt.
Diese Geschichte vom Vierbeiner erzählte mir der Höller Manni aus Göflan, der frühere Magazineur beim „Konsortium“. Er wohnte lange Zeit im Hause des Fuchsen Sepp. Der wiederum hatte einen Hund, Sedan genannt. Das war ein arger Strolch, ein richtiger Straßenhund. Einmal geriet er sogar mit einer Pfote unter den Lastenzug, worauf er halt auf drei Beinen weiter strolchte. Auf einem seiner Streifzüge kam der Sedan eines Tages auch von Göflan bis Schlanders. Dort verbiss er sich im Hosenbein des damaligen Direktors des Registeramtes, eines gewissen Dr. Tasca. Der war über die Hundeattacke, die zerrissene Hose und den Biss in das Schienbein fuchsteufelswild und stellte den Hundehalter zur Rede. Der legte für seinen Sedan die Hand in Feuer, während der Dr. Tasca darauf beharrte, vom „quadrupedo“, also dem Vierbeiner des Fuchsen Sepp angegriffen worden zu sein. Der Streit zwischen den Beiden eskalierte und wäre wahrscheinlich vor Gericht gelandet, wenn Sepp für seinen Hund nicht ein wasserdichtes und schwer widerlegbares Alibi hätte beibringen können: der hatte nämlich nur drei Beine! So erzählt die Geschichte jedenfalls der nun in Vetzan wohnhafte Höller Manni mit dem ihm eigenen Augenzwinkern!
Peter Tappeiner,
Rechtsanwalt
peter.tappeiner@dnet.it