Das autonome Land Südtirol ist in einem "High-Level Meeting" zur UN-Generalversammlung in New York mehrfach als Beispiel für die Lösung von Minderheitenkonflikten genannt worden.
In New York tagt die Generalversammlung der Vereinten Nationen. Am gestrigen Mittwoch, (21. September) hat in deren Rahmen ein "High-level meeting" anlässlich des 30. Jahrtages der UN-Erklärung für Minderheitenrechte (UN Declaration on the Rights of Minorities) stattgefunden. Daran hat auch Südtirols Landeshauptmann teilgenommen.
UN-Vertreter sowie zahlreiche Repräsentanten und Repräsentantinnen von Staaten brachten im Eröffnungsteil sowie in der Generaldebatte des "High-Level Meetings" ihre Positionen und Sichtweisen zum Thema Minderheitenrechte ein.
Fernand de Varennes, Sonderberichterstatter für Minderheitenfragen im UN-Menschenrechtsrat, sprach in seiner Eröffnungsrede über die großen Probleme weltweit und nannte dabei ausdrücklich ein Beispiel, das zeigen würde, dass erfolgreicher Minderheitenschutz möglich sei: Südtirol. "Die Streitbeilegung Südtirol vor 30 Jahren ist ein gutes Beispiel dafür, wie es zwei Regierungen - Italien und Österreich - gelungen ist, Spannungen und Konflikte friedlich über jahrelange Verhandlungen und einen Prozess des Dialogs auszuräumen", sagte de Varennes. Der Erfolg der Südtiroler Autonomie solle als leuchtendes Beispiel mit der internationalen Gemeinschaft geteilt werden. Denn heute stünden wir weltweit vor noch mehr Herausforderungen bezüglich Frieden und Stabilität als vor 30 Jahren, wobei de Varennes auf die wachsende Instabilität und Spannungen auf der ganzen Welt verwies.
In seiner Rede bei dem "High-level Meeting" nahm der österreichische Bundespräsident Alexander Van der Bellen als erster Redner aus der Reihe der Staatsvertreter explizit Bezug auf das autonome Südtirol in Italien sowie die slowenische Minderheit in Österreich. "Nach einer langen und schwierigen Geschichte ist die Autonomie Südtirols heute ein Vorbild für die erfolgreiche Umsetzung von Minderheitenrechten", erinnerte Van der Bellen an die entsprechenden Entwicklungen seit dem Ersten Weltkrieg (1914-1918). Die Förderung und der Schutz von Minderheitenrechten würden zur politischen und sozialen Stabilität von Staaten beitragen, ebenso wie zur Stärkung der Freundschaft und Zusammenarbeit zwischen Völkern und Staaten. Es bleibe aber noch viel zu tun, warnte das österreichische Staatsoberhaupt. "Minderheitenrechte und Minderheitenpolitik sind nie abgeschlossen, sie müssen immer weiter entwickelt werden, angepasst an die aktuellen Lebensbedingungen und Bedürfnisse, in jedem Land der Welt", sagte Van der Bellen.
So wie der Schweizer Bundespräsident Ignazio Cassis, der nach Van der Bellen sprach und besonders den Wert der Mehrsprachigkeit hervorhob, nahm auch der slowenische Ministerpräsident Robert Golob in seiner Stellungnahme auf Südtirol Bezug und sprach Österreich und Italien Komplimente aus. Unter den 190 anwesenden Staaten war Südtirol gleich zu Beginn der Veranstaltung in aller Munde, freut sich der Landeshauptmann.
Die italienische Vizeaußenministerin, die am Nachmittag zu Wort kam, dankte zu Beginn ihrer Rede Sonderberichterstatter de Varennes für dessen beachtenswerten Einsatz für Minderheiten. Sie sprach dann vom friedlichen und erfolgreichen Zusammenleben der deutschen, italienischen und ladinischen Sprachgruppe in der Autonomen Provinz Bozen - Südtirol und davon, dass nach den Konflikten in der Vergangenheit das geltende Autonomiemodell Früchte trage. Südtirol sei heute ein gutes Beispiel für gegenseitigen Respekt, Verständnis, Dialog und Inklusion sowie eine positive soziale und wirtschaftliche Entwicklung. Die Vizeaußenministerin dankte dem Südtiroler Landeshauptmann für dessen Teilnahme in New York und wies auf das 50-Jahr-Jubiläum des Zweiten Autonomiestatuts sowie auf 30 Jahre Streitbeendigungserklärung hin. Sie sagte abschließend: "In der auf internationaler Ebene aktuell schwierigen Situation gibt Südtirol der internationalen Gemeinschaft ein Beispiel für die Lösung von Konflikten auf Basis des Dialogs und gegenseitigen Verständnisses."
"Die Tatsache, dass Südtirol von mehreren Hauptrednern ausdrücklich als eines der weltweit ganz wenigen gelungenen Beispiele für eine friedliche Lösung eines ethnischen Konflikts und für erfolgreichen Minderheitenschutz genannt wurde, ist nicht nur ein Ansporn für die anwesende Staatengemeinschaft, in diese Richtung zu arbeiten, sondern stärkt auch Südtirols Autonomie selbst", ist der Südtiroler Landeshauptmann überzeugt. "Ein international als positiv anerkanntes Regelwerk, für das Italien und Österreich in dieser bedeutenden Veranstaltung im Rahmen der UN-Generalversammlung Lob und Anerkennung von den Vertretern der Vereinten Nationen und von Staatsoberhäuptern erhalten haben, ist auch gerade durch diese offizielle Anerkennung auf internationaler Bühne noch weniger angreifbar und noch besser abgesichert."
Die beim Treffen der Außenminister mit Sonderberichterstatter de Varennes am 11. Juni dieses Jahres in Bozen vereinbarte Einladung an Südtirols Landeshauptmann und seine Teilnahme am "High-level Meeting" war auch in diesem Sinne und mit dieser Zielsetzung gedacht. Darüber hinaus gab es dem Landeshauptmann die Gelegenheit, um in vielen bilateralen Gesprächen und auf den diversen Plattformen für noch mehr Verständnis für Südtirols Autonomie zu werben. "Das Interesse war jedenfalls groß", bestätigt der Landeshauptmann. Dabei habe er stets betont, dass auch Südtirols Autonomie nie als abgeschlossen betrachtet werden könne und im Sinne einer dynamischen Autonomie ständig weiterentwickelt werden müsse. "Es ist auch bei uns immer wieder notwendig, Fehlentwicklungen zu korrigieren, aus- und nachzubessern, so wie eben auch jetzt aufgrund der Rechtsprechung des Verfassungsgerichtshofs."
Die Erklärung über die Rechte der Angehörigen nationaler oder ethnischer, religiöser und sprachlicher Minderheiten wurde von der UN-Generalversammlung am 18. Dezember 1992 angenommen. Zu ihren wichtigsten Bestimmungen gehört, dass "Personen, die nationalen oder ethnischen, religiösen und sprachlichen Minderheiten angehören, das Recht haben, ihre eigene Kultur zu genießen, ihre eigene Religion zu bekennen und auszuüben und ihre eigene Sprache zu verwenden, privat und öffentlich, frei und ohne Einmischung oder jede Form von Diskriminierung" (Artikel 2.1).
red
Mit der Gründung des St. Christopher´s Hospice in London wurde im Jahre 1967 der Grundstein für die heutige Hospizbewegung gelegt. Diese wird von Ehrenamtlichen getragen und verfolgt das Ziel, Schwerkranke und Sterbende in Würde zu begleiten. Die Hospizbewegung der Caritas in Südtirol besteht seit 25 Jahren. Rund 200 Freiwillige sind derzeit für Menschen da und schenken ihnen Zeit.
von Magdalena Dietl Sapelza
Der gehbehinderte 86-jährige Herr im Seniorenheim freut sich jede Woche auf den Besuch des ehrenamtlichen Mitarbeiters von der Hospizbewegung, mit dem er sich zwei bis drei Stunden lang austauschen und über Gott und die Welt philosophieren kann. Vor dem ersten Besuch war der alte Herr noch skeptisch. Doch mittlerweile ist er glücklich, einen Seelenverwandten getroffen zu haben.
Die 57-jährige Frau, die infolge einer Tumorerkrankung eine Sprachbehinderung erlitten hat, genießt es, in Begleitung der freiwilligen Hospizmitarbeiterin alle 14 Tage eine Kaffeebar besuchen zu können, um dort einen Kuchen zu essen. Sie ist froh, einfach so sein zu dürfen, wie sie ist. Allein würde sie sich schämen hinzugehen. Und es gelingt ihr dabei sogar, ihre schwere Erkrankung für kurze Zeit auszublenden.
Für die 80-jährige, pflegebedürftige und bettlägerige Frau bedeutet der Besuch der freiwilligen Hospizmitarbeiterin eine willkommene Abwechslung. Dasselbe gilt für deren Angehörige, die sich ein paar Stunden Auszeit gönnen können.
Der 30-jährige Mann, der gegen seinen Kopftumor kämpft und unter den Folgen der Chemotherapie leidet, kann sein Unwohlsein kurz ausblenden, während er mit dem Freiwilligen der Hospizbewegung über die neuesten Handytypen und Computerprogramme diskutiert.
Die Freiwilligen der Hospizbewegung schenken den Menschen unentgeltlich Zeit. Sie lassen sich auf deren Bedürfnisse ein, hören zu, belehren nicht und werten nicht. Kurzum, sie sind als Menschen für Menschen da, und das erhöht deren Lebensqualität. „Die Besuche meines Engels von der Hospizbewegung sind für mich wunderbare Lichtblicke in meiner oft bedrückenden Lage“, so formuliert es eine kranke 78-jährige Seniorin.
25 Jahre Caritas Hospizbewegung
Die Hospizbewegung der Caritas in Südtirol feiert heuer ihr 25-jähriges Bestehen. Im Jahre 1997 wurde der erste Ausbildungslehrgang für ehrenamtliche Hospizmitarbeiterinnen und Mitarbeiter angeboten, den 16 Freiwillige absolvierten. Diese stellten sich dann in den Dienst von Menschen mit schwerwiegenden unheilbaren Krankheiten und Sterbenden. In den folgenden Jahren stieg die Nachfrage nach Begleitung im ganzen Land kontinuierlich an. Von der ersten Koordinationsstelle in Bozen aus wurden weitere Ausbildungslehrgänge organisiert. Und es wurden neue Koordinationsstellen eingerichtet, um die Peripherie besser erreichen zu können: 2001 in Bruneck, 2002 in Meran, 2008 in Brixen und 2012 in Schlanders. Von den Koordinationsstellen aus planen die hauptamtliche Mitarbeiter:innen den Einsatz der vielen Ehrenamtlichen. Die Aufgabe der Hauptamtlichen ist es, auszuloten, wer für welchen Einsatz infrage kommt, wer zu wem passt und einiges mehr.
Derzeit stehen in ganz Südtirol rund 200 ehrenamtliche Hospizbegleiterinnen und -Begleiter für Besuche bereit. Im Vinschgau sind es derzeit 26 Freiwillige, darunter mehrheitlich Frauen. Koordinatorin der Hospizbewegung im Vinschgau ist Anita Tscholl (siehe Interview).
Die Begleitung durch die Caritas Hospizbewegung ist kostenlos.
Freiwillige besuchen Schwerkranke
Bei der Hospizarbeit gilt das Prinzip „Den Tagen mehr Leben geben“, auch wenn die Endlichkeit wie ein Damoklesschwert im Raum hängt. Die Freiwilligen besuchen Schwerkranke, chronisch Kranke und sterbende Menschen entweder in ihrer gewohntern Umgebung zu Hause, in Senioren- und Pflegeheimen, in Seniorentagestätten aber auch in Palliativstationen und Krankenhäusern. Die Besuchstermine richten sich zum einen nach den Wünschen der Betroffenen und Angehörigen und zum anderen nach dem Zeitplan der Hospizmitarbeiter:innen. Bei den Besuchen werden die Kranken und Sterbenden in den Mittelpunkt gestellt. Alles richtet sich nach ihren Bedürfnissen. Sie können selbstbestimmt mitentscheiden. Bei der Begleitung werden alle Ebenen des menschlichen Daseins berücksichtigt, die körperliche, psychische, soziale und spirituelle Ebene. Er geht bei der Hospizbegleitung jedoch nicht um Pflege oder medizinische Versorgung. Es geht einzig darum, für den jeweiligen Menschen da zu sein.
Angehörige und nahe Bekannte werden natürlich mit einbezogen. Ein übergeordnetes Ziel der Hospizbewegung ist es auch, die Themen Krankheit Tod und Sterben von Tabus zu befreien und das Abschiednehmen als natürlichen Fluss des Lebens anzunehmen.
Begleitung der Angehörigen
Im Laufe der 25 Jahre hat die Caritas Hospizbewegung ihr Angebot erweitert. Neben der Begleitung einzelner Menschen wird auch die Begleitung der Angehörige angeboten. Ins Leben gerufen wurden auch Trauergruppen, so für Eltern, die ein Kind verloren haben und für Angehörige von Suizidopfern. Im Rahmen der Caritas Hospizbewegung wird mittlerweile generell Trauerarbeit für Interessierte angeboten. Hinterbliebene, die in ihre Trauer gefangen sind, die sich allein, unverstanden und isoliert fühlen, werden aufgefangen.
Großes Augenmerk legen die Verantwortlichen der Caritas Hospizbewegung seit jeher auf das Wohlergehen der Freiwilligen. Denn der Dienst steht und fällt mit ihnen. Laufend werden den Ehrenamtlichen Supervisionen angeboten, in denen sie ihre unterschiedlichsten Erfahrungen aufarbeiten können. Regelmäßig werden sie auch zu Weiterbildungskursen eingeladen.
„Wünschewagen“ für einen letzten Besuch
Eng mit der Caritas Hospizbewegung ist das Projekt „Wünschewagen“ verbunden. Das Team des „Wünschewagens“ bringt Schwerkranke in betreuter Form zu Menschen und Orte, die sie gerne noch einmal sehen möchten. Denn die Kranken können oftmals nicht mehr mit dem PKW transportiert werden, weil sie nicht mehr sitzen können oder ein Beatmungsgerät brauchen. Die Begleitung durch geschulte Weiß-Kreuz-Helfer:innen gibt ihnen auch Sicherheit.
Beim „Wünschwagen“ handelt es sich um ein Gemeinschaftsprojekt des Landesrettungsvereins Weißes Kreuz und der Caritas Hospizbewegung. Ansprechpartnerin und Koordinatorin für ganz Südtirol ist Anita Tscholl. Der „Wünschewagen“ steht ausnahmslos für Schwerstkranke mit geringer Lebenserwartung bereit. Damit allerdings die unterschiedlichen Wünsche erfüllt beziehungsweise die Fahrten unternommen werden können, ist das Projekt auf Spenden und finanzielle Unterstützung von außen angewiesen.
„Die Ehrenamtlichen müssen die Bereitschaft mitbringen, einfach für den Menschen da zu sein.“
Vinschgerwind:Sie sind seit 2011 Koordinatorin der Caritas Hospizbewegung im Vinschgau. Was ist Ihre Aufgabe?
Anita Tscholl: Meine Aufgabe ist die Organisation der Begleitungen. Ich trete mit den Menschen, die an einer schwerwiegenden unheilbaren Krankheit leiden, und mit deren Angehörigen persönlich in Kontakt, um die Besuche organisieren zu können, wenn diese auch gewünscht sind. In diesem ersten Gespräch versuche ich herauszufinden, welche Unterstützung die betroffenen Menschen brauchen. Dann gilt es jene Person aus der Reihe unserer Ehrenamtlichen zu finden, die am besten zur betroffenen Person passt und die regelmäßige Besuche auch machen kann. Während der Begleitung bin ich weiterhin als direkte Ansprechperson für die betroffenen Personen und für die Ehrenamtlichen da.
Vinschgerwind: Wie werden die schwerkranken Menschen namhaft gemacht?
Anita Tscholl: Es sind meist die Angehörigen, die sich bei uns melden und um Unterstützung bitten. Doch auch Krankenpflegerinnen oder Mitarbeiterinnen des Hauspflegedienstes treten an uns heran. Denn wir arbeiten eng mit Partnern im Netzwerk der Alten- und Krankenpflege zusammen. Oft stellen wir fest, dass es so manchen schwerfällt Hilfe anzunehmen, das gilt für die kranken Personen ebenso wie für die Angehörigen.
Vinschgerwind: Für die Hospizbewegung arbeiten im Vinschgau derzeit 26 Ehrenamtliche. Wie haben Sie diese gefunden? Und was bewegt diese, die sensible Aufgabe zu übernehmen?
Anita Tscholl: Sie haben sich größtenteils nach öffentlichen Aufrufen in den Medien gemeldet, aber auch im Rahmen von persönlichen Kontakten und Gesprächen. Es melden sich meist Menschen mittleren Alters und vorwiegend Frauen. Viele bringen eine eigene Geschichte mit und haben bereits Erfahrung mit Leiden und Tod gemacht. Wichtig ist jedoch, dass sie ihre eigenen Erfahrungen verarbeitet haben, um anderen auch beistehen zu können. Viele melden sich aus der Motivation heraus, etwas von dem zurückzugeben, was sie selbst erfahren haben, als sozialen Dienst an der Gesellschaft. Wir freuen und auf alle, die sich melden.
Vinschgerwind: Was müssen Personen mitbringen, wenn sie sich dem Team anschließen?
Anita Tscholl: Die Ehrenamtlichen müssen die Bereitschaft mitbringen, einfach für den Menschen da zu sein. Sie müssen zuhören können und bereit sein, sich ganz auf ihn einzulassen, ihn so zu nehmen, wie er ist und ihn nicht zu belehren. Grundsätzlich müssen sie bereit sein, sich mit den Themen Endlichkeit und Sterben auseinanderzusetzen.
Allen, die sich bei uns melden, bieten wir eine Ausbildung an. Diese umfassen in der Regel zwölf Kurstage. Kürzlich fand eine Ausbildung im Schloss Goldrain statt. Es ist uns sehr wichtig, dass die Begleiterinnen und Begleiter der Hospizbewegung gut vorbereitet sind. Während ihrer Tätigkeit als Hospizbegleiterin und Hospizbegleiter bieten wir ihnen regelmäßige Weiterbildungen, Treffen und Supervisionen an, damit sie Kraft tanken und ihre Eindrücke verarbeiten können.
Vinschgerwind: Wie oft werden Schwerkranke besucht? Wechseln sich die Ehrenamtlichen dabei ab?
Anita Tscholl: In der Regel wechseln sie sich nicht ab. Das heißt, dass die Betroffenen immer Besuch von derselben Person bekommen. Die Besuche werden immer gemeinsam im direkten Gespräch besprochen, dabei ist es wichtig, die Bedürfnisse der betroffenen Menschen und die Möglichkeiten der Ehrenamtlichen zu beachten. Je nachdem finden die Besuche dann einmal wöchentlich oder alle 14 Tage statt und dauern von einer bis zu drei Stunden.
Interview: Magdalena Dietl Sapelza
Infos:
Hospizbewegung Vinschgau
Hauptstraße 131
Telefon: +39 366 5889 441
hospiz.schlanders@caritas.bz.it
www.caritas.bz.it
Rabland - Mit einer Demonstration am vergangenen Samstag für eine rasche Verkehrslösung wird der Druck auf die Landesregierung größer. Die Gemeinderät:innen der Neuen Bürgerliste und der Freiheitlichen haben die Kundgebung initiiert und organisiert und die SVP-Räte haben sich dem Protest angeschlossen. Es ist ein unüberhörbarer Weckruf an die Landespolitik.
von Erwin Bernhart
Wie angekündigt haben die Partschinser Gemeinderät:innen in einer gemeinsamen Protestaktion öffentlich auf die unzumutbare Verkehrssituation in Rabland und auf der Töll aufmerksam gemacht. Am Samstag, den 17. September wurden von mehr als 100 Bürger:innen aus der Gemeinde Partschins und darüber hinaus der Verkehr in Rabland lahmgelegt. Friedlich sind die Leute über die drei Zebrastreifen gegangen, von den Ordnungshütern der Carabiniere und der Ortspolizei, begleitet. Von 10 bis 11 Uhr ging nichts mehr und es bildeten sich kilometerlange Staus.
Danach versammelten sich die Teilnehmer dzu einer Schlusskundgebung auf dem Schotterparkplatz in Rabland. Die einhellige Forderung der Redner:innen, darunter Jutta Pedri und Benjamin Schupfer von der Neuen Bürgerliste, Sabine Zoderer von den Freiheitlichen und auch von BM Luis Forcher und den Gemeindereferenten Ulrich Schweitzer und Hartmann Nischler: Es muss endlich und rasch etwas weitergehen bei der Umfahrung von Forst-Töll-Rabland. Nur reden, reden, reden gehe nicht. Schließlich liege in Bozen seit längerem eine Machbarkeitsstudie vor, die von der Bezirksgemeinschaft Burggrafenamt in Auftrag gegeben worden ist. Dieser Forderung schloss sich auch der Freiheitliche Landtagsabgeordnete Andreas Leiter Reber an. In einer Wortmeldung bei der Schlusskundgebung wurde betont, dass der dauernde Verkehrsstau auf der Töll und in Rabland nicht nur die Rablander Bevölkerung betreffe, sondern den Verkehrsfluss im gesamten Vinschgau.
BM Forcher fand sich in der Situation wieder, sich bei den Organisatoren, der Neuen Bürgerliste und den Freiheitlichen, für die Aktion zu bedanken. Bei den Bürger:innen sei die Aktion sehr gut angekommen, sagt ein Teilnehmer.
Dass sich tags zuvor Vertreter der Gemeinden Partschins, Algund, Marling, Plaus und Naturns mit Bezirkspräsident Luis Kröll in Partschins zu einem Meeting zusammengefunden haben und dabei betonten, den Druck auf das Land in Bezug auf die großräumige Umfahrung erhöhen zu wollen, hat dann eher einem „mea culpa“ im Sinne von zu wenig Druck und Durchsetzungskraft geglichen.
Innerhalb der Bürgerschaft in der Gemeinde Partschins ist man sich einig, dass diese Art von Protest nicht die letzte gewesen sein soll, wenn sich das Land nicht rasch bewege und Lösungen auf allen Ebenen anstrebt, präsentiert und in die Umsetzungsphase gehe.
Schlanders - In Schlanders ist von Seiten der Wirtschaftstreibenden, von Seiten der Gastwirte und vereinzelt von Seiten der Geschäftsinhaber, der Ruf nach einer Tiefgarage unterm Kapuzineranger zwar da, aber offensichtlich unkoordiniert. Allein Tausendsassa und SVP-Wirtschaftsbezirksobmann Karl Pfitscher musste die Forderung nach einer Tiefgarage nach der Besichtigung des Kapuzinerangers an den Diskussionstischen äußern. Diesen Forderung wurde in den Diskussionen im Kulturhaus Schlanders die kälteste Schulter gezeigt. Der Schlanderser BM Dieter Pinggera und sein Gemeindeausschuss sind da taffer, schneller und koordinierter (sh. Seite 18 „Kapunzineranger als Ruheoase“). Der Anger, derzeit eine zwar biologische aber intensiv genutzte Obstanlage, soll eine öffentlich zugängliche Streuobbstwiese, eine Oase der Ruhe werden, so die Devise aus dem Ausschuss und der Wunsch auch vieler Schlanderser Bürger:innen. Mühle zu.
Trotzdem: Mit dem Ausweich- und Beruhigungsversprechen, eine Tiefgarage unter dem Parkplatz beim Krankenhaus in Richtung Finanzkaserne machen zu wollen, geben sich viele Wirtschaftstreibende nicht zufrieden. Denn das Parken unterm Kapuzineranger wäre, so die Argumentation, nahe am Zentrum und damit praktisch für die Kunden und für die Wirtschaftstreibenden. Auf die Tiefgarage drauf, so Stimmen in Schlanders, könnte man ja trotzdem eine öffentlich zugängliche Parkanlage anlegen. Außerdem sind Wunsch und Pläne einer Tiefgarage in Schlanders beinahe so alt, wie BM Dieter Pinggera Lenze zählt: unterm Kapuzineranger oder unterm Stainerparkplatz. Gesegnet war und ist Schlanders von Parkplätzen nicht. Die Parkplätze in den Grübeln und der Schwaltnparkplatz sind verschwunden. Jedenfalls beginnen sich in Schlanders so langsam die Wirtschaftstreibenden zu formieren. Big HGV-Chef Manfred Pinzger, wenn’s brennt zur Stelle, soll involviert worden sein, um vorerst in den eigenen Reihen koordinierend einzuwirken, bevor Wunsch und Forderungen in der Gemeindestube deponiert werden.
Auf der anderen Seite stützt sich VizeBM und Wirtschaftsrefernt Manuel Trojer auf Aussagen und Diskussionen im Gemeindewirtschaftsausschuss. Dort sind Vertreter aller Sparten vertreten und dort ist der Ton ein anderer. Wenn es die Alternative im Osten, also eine Tiefgarage unterm Sanitätsparkplatz samt Ärztehaus gebe, dann könne man beim Kapuzineranger durchaus zurückstehen. Trojer sagt, dass man in den Verhandlungen zwischen Sanität, Gemeinde und Investoren auf einem guten Punkt sei. Allerdings ist der dortige Deal noch nicht in trockenen Tüchern. (eb)
Rabland/Töll/Bozen - Gerade ausgeschrieben wurde von der Landesabteilung Tiefbau die Planung für den neuen Kreisverkehr in Partschins, der den Verkehr flüssiger und sicherer lenken soll. Geplant ist auch, den Radübergang an der Töll neu zu gestalten, um den Verkehrsfluss sicherzustellen. „Schließlich geht auch die Planung der Umfahrung Forst–Töll–Rabland mit Nachdruck weiter“, sagt der Mobilitätslandesrat Daniel Alfreider (Bild).“ Dies ist einer Pressmitteilung vom 16. September zu entnehmen. Das dürfte wohl alles eher als ein Zufall sein. Denn für den Tag darauf war die Kundgebeung in Rabland (sh. Seite 4) angekündigt, die zum Ziel hatte, dem Landesrat und der Landesregierung in Sachen Umfahrung Fortst-Töll-Rabland Feuer unter dem Arsch zu machen. „Das Unbehagen der Menschen, die an viel befahrenen Hauptachsen leben, kann ich absolut verstehen, denn ich wohne selbst an einer viel befahrenen Straße - umso wichtiger ist es, dass wir an Lösungen arbeiten, die langfristig Lebensqualität schaffen, dazu braucht es allerdings auch Ressourcen“, betont der Mobilitätslandesrat.
Aus dem Umfeld des Mobilitätslandesrates ist allerdings zu hören, dass mit einer Umsetzung des Kreisverkehres auf der Töll und eines neuen Radüberganges wohl frühestens 2025 zu rechnen sein werde. (eb)
Vom Wind gefunden - Südtirol soll bis 2040 klimaneutral sein, zehn Jahre früher als von der Europäischen Union vorgegeben. Das ist die Kernaussage des Allgemeinen Teils des Klimaplans, der am 6. September vorgestellt wurde. Das +1,5 °C-Ziel und das dazugehörige Nettonull-Ziel sind nur unter großer Kraftanstrengung noch realistisch zu erreichen. Der Klimaplan 2040 sieht fünf übergeordnete Ziele, sechs Hauptstrategien und insgesamt 16 Handlungsfelder vor. Die fünf übergeordnete Ziele: Reduktion der CO2-Emissionen von 2019 bis 2030 um 55 Prozent und bis 2037 um 70 Prozent mit dem Ziel bis 2040 klimaneutral zu sein. Der Anteil erneuerbarer Energie soll von derzeit 67 Prozent bis zum Jahr 2030 auf 75 Prozent und auf 85 Prozent im Jahr 2037 steigen. Treibhausgasemissionen, also speziell N2O und Methan, sollen bis 2030 um 20 Prozent und bis 2037 um 40 Prozent reduziert werden gegenüber dem Stand von 2019. Der Anteil der Südtiroler Wirtschaft an den durch die Klimawende wachsenden und neu entstehenden Märkten soll sich deutlich überproportional entwickeln. Trotz der notwendigen Anpassung von Gesellschaft und Wirtschaft soll der Anteil der armutsgefährdeten Bevölkerung bis 2030 um zehn Prozentpunkte gegenüber dem Stand von 2019 (Stand 2019 rund 18 %) sinken. Bis spätestens Juni 2023 soll auch der „Spezifischen Teil“ zum Klimaplan erarbeitet werden. Südtirol will Klima-Vorzeigeland werden und erhofft sich dadurch längerfristig einen Standortvorteil. Der Klimawandel betrifft alle Lebensbereiche, somit ist die Nachhaltigkeit ein sektorenübergreifendes Querschnittsthema. Gefordert sind alle: die Zivilbevölkerung, die Privatwirtschaft und die Politik. Die Ziele sind ambitioniert, entscheidend ist das Handeln. (hzg)
Schluderns - Das Alten- und Pflegewohnheim in Schluderns soll umgebaut und erweitert werden. Um die 15 Millionen Euro ist der Gesamtkostenvoranschlag dafür. Während der Umbauphase müssen die Einwohner in ein Ausweichquartier umziehen. Dafür ist das Hotel „Alte Mühle“ vorgesehen und das muss entsprechend hergerichtet werden. Der Gemeindeausschuss hat für die Adaptierung der „Alten Mühle“ ein vom Malser Ingenieur Ronald Patscheider ausgearbeitetes Ausführungsprojekt mit Gesamtkosten von rund 680.000 Euro genehmigt. Nun werden konkrete Schritte eingeleitet. Denn am 12. September hat der Ausschuss beschlossen, Arbeiten für einen Ausschreibungsbetrag von rund 470.000 Euro zu vergeben. Der Betrag wurde in Gewerke unterteilt, so dass für Umbauarbeiten 312.000 Euro und für die Elektroarbeiten rund 95.000 Euro vorgesehen sind. Diese beiden Gewerke werden mittels Verhandlungsverfahren vergeben werden. Die „Schwesternrufanlage, Brandmeldeanlage und Evakuierungsanlage“ zu 36.000 Euro werden direkt vergeben, ebenso die „Sanitär-, Küchen- und Waschanlagen“ zu 25.000 Euro. Vom Verfahrensverantwortlichen Christian Messner werden demnächst alle Vergaben über das Vergabeportal abgewickelt werden.
Seit 1. September 2022 ist die Gemeinde Pächter des „Alten Mühle“. Ziel ist es, wie BM Heiko Hauser (Bild) sagt, die Arbeiten über den Winter bis in den Frühling hinein zu machen, um im Sommer 2023 mit den Senior:innen umziehen zu können. (eb)
Die Filmfreunde Prad & Stilfs veranstalten am 7. Oktober 2022 im Stilfser Kutlurhaus einen Filmabend. Gezeigt wird der neue Film von Peter Grutsch aus Stilfs mit dem Titel „Stilz, seine Schof und die Leit, friar und heint“. Der Film ist eine Collage von Aufnahmen zum Thema Schafzucht und Beweidung und deren Entwicklung aus den letzten 30 Jahren. Die Thematik ist somit aktueller denn je. Die Vorführung beginnt um 20,00 Uhr. Der Eintritt ist frei.
ASV Latsch Raiffeisen/ Kunstturnen - Traditionell beginnt die neue Saison der Latscher Kunstturnerinnen im Oktober. Auch in diesem Jahr ist dies so. Ab den 5. Oktober trainieren die Nachwuchsturnerinnen wieder in der Turnhalle von Latsch. An diesem Tag können die Anmeldungen am Mädchenturnen für Kinder ab 6 Jahren vorgenommen werden. Die Leitung des Trainings übernimmt Südtirols erfolgreichste Kunstturnerin Carla Wieser. Trainiert wird zwei Mal in der Woche: am Mittwoch und am Freitag jeweils von 17 bis 18 Uhr.
Für Wieser, welche mit gerade einmal 15 Jahren an den Olympischen Spielen (Montreal 1976) teilnahm, steht vor allem der Spaß an der Bewegung im Vordergrund. Es geht nicht um Höchstleistungen, welche die Kinder in ihren Kursen erzielen sollen, sondern um das Weiterentwickeln sowie Festigen motorischer Fertigkeiten. Gleichzeitig schult das Kunstturnen Komponenten, die zu den Grundvoraussetzungen anderer Sportarten gehören: Beweglichkeit, Koordination und Kraft.
Neben dem Mädchenturnen besteht in Latsch auch die Möglichkeit Kunstturnen als Leistungssport auszuüben. Die Kinder der Wettkampfgruppe nehmen an verschiedenen VSS-Bewerben teil. (sam)
Schluderns - Die Raiffeisenkasse Prad-Taufers ist seit Jahrzehnten ein verlässlicher Partner für Vereine und andere ehrenamtlich tätigen Organisationen und gewährt Beiträge ganz im Sinne des einstigen Gründers Friedrich Wilhelm Raiffeisen. Kürzlich wurde der Sponsorvertrag mit dem Amateursportverein Schluderns unterzeichnet. Dieser umfasst 11.000 Euro.
Zum offiziellen Akt der Unterzeichnung trafen sich kürzlich am Sportplatz der Filialleiter der Raika Schluderns Ulrich Platzer und Andrea Dietrich vom Raika Vorstand mit dem Präsidenten des ASV Rudi Trafoier und dessen Stellvertreterin Prisca Gufler. Der Sportverein Schluderns hat rund 500 Mitglieder, davon betreiben rund 200 aktiv Sport in sieben Sektionen. Die größte Sektion ist Fußball mit acht Mannschaften - von den kleinsten Kickern bis hin zur Kampfmannschaft in der II Amateurliga. Die Jugendförderung wird großgeschrieben. Der Sportverein leistet auch einen wertvollen Beitrag zur Integration in einer immer bunter werdenden Gemeinschaft. Denn in den Mannschaften des ASV Schluderns sind alle interesssierte Kicker willkommen, das gilt speziell auch für Kinder und Jugendliche mit Migrationshintergrund. (mds)