Vinschgau
In den ersten Dezembertagen treiben schaurige Gesellen ihr Unwesen. Für einige Tage folgen diese den Urinstink, Macht über andere zu bekommen. Im Geschehen rund um Krampusse, Schemen, Tuifl spielt der Nikolaus nur eine Nebenrolle. Die Kirche hat den dämonischen Gesellen die Figur des Heiligen zur Seite gestellt, wohl in der Hoffnung, dass dieser die teuflischen Gestalten aus heidnischer Zeit verdrängen möge. Doch umsonst. Trotz Beschwörungen von den Kanzeln herab und trotz aller Versuche, den Menschen die heidnischen Rituale auszureden, mussten die Kirchenmänner kapitulieren. Das Treiben der Schauder erregenden Wesen erfährt in jüngster Zeit sogar eine Renaissance. Selbst im kleinsten Dorf im Vinschgau werden Ende November Masken gebastelt, Hörner geschlaucht und Fellkleider genäht. Mit neu inszenierten Krampus-Umzügen ist längst der Weg der Kommerzialisierung eingeschlagen worden. Heuer fand am 1. Dezember in Schluderns beispielswiese als Südtirol-Premiere der „1.Kinder-Schemen- Krampus- Tuifl–Umzug“ statt. Die vielen zotteligen Kleinen aus dem Raum Goldrain bis Reschen zogen in größeren Gruppenverbänden selbstbewusst grölend durch die Gassen. In Verkleidung und Gebärden standen die Minis den Großen in nichts nach. Für Nachwuchs ist also gesorgt. Immer öfters werden Krampus-Umzüge zeitlich vorgezogen und in den frühen November verlegt. Das ist befremdlich. Denn Krampusse, Schemen und Tuifl gehören grundsätzlich in den Dezember. (mds)
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