wie schön ist doch die zeit, in der man als schüler und schülerin noch fröhlich abschreiben und abschreiben lassen kann, ohne den begriff und das blöde wort „plagiat“ überhaupt zu kennen! ja, wo käme ein schüler denn hin, wenn er bei einer schularbeit in latein, mathe oder chemie beim abschreiben den autor, also den banknachbarn bzw. die nachbarin, in einer fußnote zitieren müsste, z. b. in der form: „siehe franz f.“, „vgl. auch anton k.“, „frei zitiert nach patrizia b.“… außerdem reproduzieren lernende ja zumeist nur angelerntes, somit geht es hier kaum um das „autorenrecht“, also um den schutz eines originellen geistigen eigentums, und ein kollegialer schüler legt weniger wert auf den schutz seiner kognitiven produkte als auf die nachbarschaftshilfe, denn abschreiben lassen kann ja manchmal überlebenshilfe sein. nur wissenschaftler und schriftsteller sind in diesem punkt so kleinlich! dabei schrieb ein schriftsteller selber einmal: jeder autor ist auch leser. er hat, sagen wir einmal, 100 bücher gelesen, deren gedanken unweigerlich in sein neues buch einfließen; nun hat jeder autor dieser 100 bücher seinerseits wiederum ca. 100 bücher gelesen usw. die konsequenz ist klar: wer zuletzt schreibt, schreibt am besten – und zwar ohne zu zitieren!
umberto eco hat kürzlich über die „wissenschaftliche“ praxis an (italienischen?) unis sinngemäß gesagt: wer von e i n e m buch abschreibt, begeht ein plagiat; wer von vielen büchern abschreibt, verfasst eine doktorarbeit. na ja, man hat nie ausgelernt!
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