Montag, 30 Mai 2011 07:12

Ein Vergnügen mit Tradition

Schwimmbäder

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Es ist Sommer. Die Sonne strahlt vom blauen Himmel - dreißig Grad im Schatten. Im Büro „steht“ die Luft. Die Kleider kleben an der schwitzenden Haut. Der Asphalt auf der Straße flimmert. Die Sehnsucht, sich nach Feierabend kopfüber in das kühle Nass des nächstbesten Schwimmbads zu stürzen, steigt ins Unermessliche. Den Körper abkühlen, abtauchen und dann erfrischt im Becken zu relaxen. Wohl ein jeder, der bei tropischen Temperaturen nicht in luftigen Shorts zur Arbeit kann, tagträumt sich an heißen Tagen an den Pool.
Ab ins Schwimmbad; vor oder nach dem Job; während der Mittagspause, heute kein Problem mehr – denn in fast jeder größeren Gemeinde gibt es öffentliche Bäder. Doch das war nicht immer so, schon gar nicht auf dem Land.
Die Ursprünge der europäischen Badekultur liegen in der Antike. Schon 2000 Jahre vor unserer Zeitrechnung waren Bäder zur Reinigung des Körpers bekannt. Ihre Bedeutung war immer eng mit den jeweils vorherrschenden Vorstellungen von Hygiene verknüpft. Bei den Griechen und den Römern hatte das Bad einen hohen Stellenwert.
Im 5. Jahrhundert v.Chr. entstanden die ersten öffentlichen Badeanstalten - ausgestattet mit Becken, Wannen und Salbungsräumen. Bereits hundert Jahre später waren solche allgemein zugänglichen Bäder eine weitverbreitete Einrichtung in den griechischen Städten. Oft besaßen sogar die griechischen Sportanlagen Wasserbecken, um für Abkühlung nach der körperlichen Ertüchtigung zu sorgen.
Eine zentrale Rolle im gesellschaftlichen Leben spielten die Bäder auch im alten Rom. Um 300 v.Chr. richtete man in den Städten die ersten öffentlichen Badeanstalten ein. Sie verfügten bereits über Umkleideräume, Schwitzräume sowie Warm- und Kaltwasserbecken.
Der Ablauf eines Bades war genau festgelegt, ähnlich einem Ritual. Am Ende folgte immer der Sprung ins kalte Becken - das sollte die Lebensgeister wieder aktivieren. Für den Zutritt ins Bad musste bezahlt werden, allerdings gestaltete man die Preise so, dass es sich auch die ärmeren Schichten leisten konnten, -  Kinder, Soldaten und oft auch Sklaven hatten freien Eintritt.
Als um 500 n.Chr. die Goten ins römische Reich einfielen, zerstörte der daraus folgende Krieg viele der großen Wasserleitungen, die die Badeanstalten mit Wasser versorgten. So verschwanden mit dem Untergang des Reiches vorerst auch die Bäder im westlichen Europa.
Es sollte ein paar Jahrhunderte dauern bis die Badekultur wiederentdeckt wurde. Die Kreuzfahrer brachten sie um 1000 n.Chr. aus den islamischen Ländern wieder nach Europa zurück. Etablieren und sich gesellschaftlich so festigen wie in der Antike konnte sich das Badevergnügen allerdings nicht mehr. In den christlichen Ländern gewann die religiöse Lehre der Askese an Bedeutung. So hieß es, ein Bad im Monat sei gerade noch mit dem christlichen Glauben zu vereinen. Mönche sollten überhaupt nur mehr an Weihnachten und Ostern in die Wanne steigen.  Im Verlauf des Mittelalters erfreute sich das gemeinschaftliche Baden aber immer größerer Beliebtheit. Erst die Syphilis, eingeschleppt von den Eroberern der neuen Welt, versetzte dem Badespaß im 16. Jahrhundert wieder einen herben Dämpfer. Gemeinsames Plantschen geriet in Verruf.
Während der Zeit der Aufklärung im 17. und 18. Jahrhundert erinnerte man sich an die gesundheitsfördernde  Wirkung  der Bäder. Neben dem hygienischen Aspekt verfolgte man nun vielmehr die körperliche Ertüchtigung im Wasser. Das Schwimmen als Sportart entstand und mit ihm die ersten Schwimmbäder im Freien. Sogenannte Flussbadeanstalten erfreuten sich großer Beliebtheit – auch wenn die meisten Menschen damals nicht schwimmen konnten. Mit der Industrialisierung stieg  jedoch die Verschmutzung der Flüsse stark an und der Siegeszug der künstlich angelegten Schwimmbäder begann (1860).
Um 1900 etablierte sich das Schwimmen als beliebter Freizeitsport und die Badeanlagen verankerten sich als gesellschaftlicher Treffpunkt.
Ab den 1950er Jahren verbreitete sich der Badespaß auch in der Peripherie. Es entstanden Spaß- und Erlebnisbäder mit Wasserrutschen, Sprungtürmen und Wellenanlagen  und fügten dem sportlichen Aspekt den Unterhaltungswert hinzu.
Eine Erfolgsgeschichte also, die immer noch anhält. Wie beliebt Schwimm- und Freizeitbäder nach wie vor sind, weiß jeder, der schon mal an heißen Tagen nachmittags versucht hat, noch ein schattiges Plätzchen auf der Liegewiese zu finden. In diesem Sinne, einen schönen Sommer. (mp)

Publiziert in Ausgabe 11/2011

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