Mittwoch, 02 Oktober 2019 18:14

„Vater unser“ und „Der Große Garten“

Laas/Franz-Tumler-Literaturpreis - Am 20. September wurde in Laas der 7. Franz-Tumler-Literaturpreis vergeben. Angela Lehner erhielt mit ihrem Roman „Vater unser“ den Preis. Den Publikumspreis bekam Lola Randl mit ihrem Roman „Der Große Garten“.

Die Spannung blieb bis zuletzt. Die 5-köpfige Jury, bestehend aus namhaften Literaturkritikern, Literaturwissenschaftlern, Autoren, Journalisten, Lehrbeauftragten und Lektoren aus Österreich, Deutschland und der Schweiz, nominierte 3 junge Schriftsteller und 2 Schriftstellerinnen aus dem deutschen Sprachraum mit ihrem Erstlingsroman. Am 20. September lasen die Autoren am Vormittag und am Nachmittag im Josefshaus rund eine halbe Stunde aus ihrem Werk. Anschließend gaben die Jurymitglieder ihre Statements ab und diskutierten über die vorgestellten Werke. Sehr groß war auch die Beteiligung des Publikums. Viele Oberschüler und Erwachsene verfolgten aufmerksam die Lesungen und Diskussionen. Sehr viele haben bereits in den Sommermonaten die s20 4592Bücher gelesen und sich für ihren Lieblingsroman entschieden. Ferruccio delle Cave, Vizepräsident des Südtiroler Künstlerbundes, Kurator des Preises und Mitglied des Organisationsteams, betonte vor der Preisverleihung in der Markuskirche das hohe Niveau der fünf Romane. Die fünf Autoren behandeln fünf unterschiedliche Themen und Motivkreise. Marco Dinic schreibt in „Die guten Tage“ über die Traumata des Krieges, die Flucht aus Belgrad und den Neubeginn in Wien. Ein Kunstroman auf mehreren Ebenen ist das Werk „Gelenke des Lichts“ von Emanuel Maeß. Um Angst, Scham, Schuldgefühle und wilde Träume geht es im Buch „Dort“ des Schweizers Niko Stoifberg. Das Leserpublikum entschied sich für den Roman „Der Große Garten“ von Lola Randl. Geschrieben wie ein Nachschlagewerk mit vielen Kapiteln über das Zusammenleben von Menschen, Pflanzen und Tieren im „Großen Garten“, wird über die Dorfbewohner, die verschiedenen Typen und die Geschichte des Dorfes erzählt. Es geht um Städter, die aufs Land ziehen und dort nach dem Lebenssinn und dem Glück suchen. Erzählt wird auch von Regenwürmern, Schnecken und Bienen, von Blüten und einem Liebespaar, einer Heilerin, einem Analytiker, von großen und kleinen Gefühlen, von Lust und Midlife-Crisis. Das preisgekrönte Werk „Vater unser“ der Österreicherin Angela Lehner ist ein Psychiatrieroman über eine starke Frauenfigur, die alle verunsichert und immer wieder auf falsche Fährten führt. Eva Gruber, die Hauptfigur, erzählt den Irrweg einer Familie. Geprägt durch ihr eigenes Trauma und durch ein katholisches Umfeld, landet sie in einer Wiener Irrenanstalt, um in der Nähe ihres Bruders zu sein. Ihren Vater möchte sie am liebsten umbringen und mit Gott Vater hat sie auch ihre Probleme. Es ist ein vielstimmiger Roman, frech, dynamisch und komplex, wie die Jury in ihrer Begründung anführt, aber auch unterhaltsam, spannend und von hohem literarischem Niveau. (hzg)

Publiziert in Ausgabe 20/2019

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