Schlanders erzählt... Märchenherbst

Maerchenherbst24

 
 
Dienstag, 09 Januar 2018 00:00

Dem Stein Form und Seele geben

s24sp2 ScaleLatsch/Spazio Rizzi - Leonhard Schlögel stammt aus Oberbayern und stellt vom 20. Oktober 2017 bis 11. März 2018 seine Skulpturen im Spazio Rizzi in Latsch aus. Schlögel ist ein Künstler, der viele Reisen machte, weite Wege ging und vor allem Umwege suchte. Bevor er den Weg des Künstlers einschlug, war er Mechaniker, den Bundeswehrdienst machte der Mann aus der Mitte Europas bei der Marine, bevor er sich mit der Bildhauerei beschäftigte, besuchte er die Akademie für Fotografie und den Laaser Marmor entdeckte er in Carrara. Seitdem arbeitet er viel mit dem weißen Stein aus Laas und Göflan. Seine Ausstellung in Latsch heißt auch einfach und schlicht „Vinschgauer Marmor“. Schlögel verwandelt den weißen Stein zu magischen Figuren, weißen Göttinnen, die stolz und majestätisch in der Landschaft stehen, so als wären sie aus dem Felsen herausgewachsen. Sie ragen in die Höhe und am Ende entfalten sie ihre ganze Pracht, wie Blumen. An der Spitze dieser Fabelwesen sitzt der Kopf eines Vogels oder ist es der Kopf einer Schnecke? Es ist ein Quader, der aussieht wie ein Diamant, eine Kapelle mit einem goldenen Dach, ein Pink Point, drei Stufen. Einige Skulpturen sind wie Lanzen, scharfe Messer mit feinen Spitzen und scharfen Kanten. Es sind Figuren aus der antiken Welt der Ägypter und der Griechen. Cherub, ein übernatürliches Wesen, ein Engel, Anima, die Seele, die ihre Kräfte verbreitet. Die Figuren haben eine Metamorphose durchlebt, wie der Marmor. Schlögel hat sie aus den Marmorblöcken befreit, er hat ihnen ihre Form und Seele zurückgegeben, sie fein geschliffen, abgerundet und ihnen Schönheit und Eleganz verliehen. Viele Figuren sind Weg- und Zeitmarken, die uns die Richtung zeigen und Orientierung geben. Seit neun Jahren ist Schlögel dabei, die Idee „incastro project“ zu realisieren. Es sind Skulpturen wie Solstizio, welche an markanten Punkten in der Landschaft installiert, „eingepasst“ werden und am Tag der Sommersonnenwende oder der Wintersonnenwende in einem besonderen Lichtspiel erscheinen. Die meisten Figuren stehen senkrecht und ragen in die Höhe, andere liegen waagrecht wie der müde Krieger, der aufgehört hat zu kämpfen oder Venusta, die herumkriecht und im trockenen Vinschgau nach Wasser sucht. (hzg){jcomments on}

Publiziert in Ausgabe 1/2018

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