Vinschgau/Agums/Kortsch/Schlanders - Am ersten Fastensonntag, dem sogenannten „Kassunnta“ wird im Vinschgau ab Vetzan ein alter Feuerkult, das Scheibenschlagen, durchgeführt. Schon Tage vorher wird alles vorbereitet: Holz, Stroh und die Scheiben. Jedes Dorf bzw. jeder Dorfteil hat seinen eigenen Scheibenschagplatz und auch ein paar eigene Traditionen. Das Kreuz, die Larmstange oder die Hex sehen überall etwas anders aus. Aber überall wird bei Einbruch der Dunkelheit ein Feuer gemacht und die quadratischen bzw. runden Holzscheiben mit einem Loch werden, an einer Haselnuss- bzw. Birkenrute festgemacht, ins Feuer gelegt und dann, wenn die Scheiben anfangen zu glühen, am Boden abgeschlagen und in die dunkle Nacht hinausgeschleudert. Dabei wird ein Spruch aufgesagt bzw. gesungen (Oh reim, reim…), der auch nicht überall gleich ist. Mit dem Spruch werden die Wünsche und Hoffnungen für ein glückliches Leben, für geliebte Menschen, für Fruchtbarkeit auf den Feldern und im Haus mit den Scheiben mitgeschickt, damit sie in Erfüllung gehen. Kurz nach acht Uhr wird die mit Stroh umwickelte Larmstange angezündet. Die Scheibenschlager beginnen zu singen und zu schreien. Manche knien danach nieder zu einem kurzen Gebet. Das Feuer und der Lärm sollen den Winter vertreiben bzw. verbrennen, damit Platz wird für das Frühjahr und das neues Wachstum. So ist dieser vorchristliche Sonnwendbrauch auch ein Fruchtbarkeitskult. Im schwäbisch-alemannisch Raum wird dieser Sonntag Funkensonntag genannt. Große, aufgebaute Holztürme werden dabei entzündet. (hzg)
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