Naturns
Mein Prokulus“, so nennt sich eine Fotoausstellung auf dem Burggräflerplatz in Naturns. Sie wurde am Samstag, dem 6. Oktober um 19.30 Uhr feierlich eröffnet und bleibt nun den Winter über dem Publikum zugänglich.
Vor hundert Jahren wurden die Fresken, die als die ältesten im deutschen Sprachraum gelten, rein durch Zufall entdeckt. Vom Kulturverein St.Prokulus wurden während des Jubiläumsjahres „Prokulus 12“ verschiedene Projekte veranstaltet. Dieses Mal wurde die Bevölkerung aufgerufen, Fotos in Zusammenhang mit der Prokuluskirche zur Verfügung zu stellen. Diese wurden von den fachkundigen Händen der Kuratorin Maria Gapp für die Ausstellung verwendet und am Burggräflerplatz präsentiert. So reihen sich nun die achtzig Fotos aneinander, die alle Lebensbereiche, wie Taufen, Erstkommunion und Hochzeiten, betreffen, Gruppenfotos der Vereine und Jahrgangsfeiern ebenso wie Abbildungen über Arbeiten und erste Führungen in der Kirche.
Die Begrüßung erfolgte durch den Kulturassessor Valentin Stocker und der Kuratorin Maria Gapp. Der Bürgermeister Andreas Heidegger eröffnete die Ausstellung. Es ist wahrhaftig erstaunlich, dass es in Naturns so viele Fotos gibt, die die denkwürdigen Stationen des Lebens gerade im Anblick der Prokuluskirche festhalten. Und es wirft sich die Frage auf, warum die Naturnser diesen Platz so oft und gern als Hintergrund für die bleibende Erinnerung gewählt haben. Man fühlt sich angezogen von einer ganz besonderen Ausstrahlung dieser Umgebung, und es scheint, dass sich keiner der Stimmung entziehen kann, die die Menschen schon vor 1.500 Jahren verspürt haben. Ein instinktives Verlangen nach Ruhe und Wohlbefinden lässt erahnen, wonach der Mensch im Unterbewusstsein sucht. Das betont auch Heinrich Koch bei den „Gesprächen mit Menschen“, welche diese Vorstellung bereicherten. Alfons Hanny, der Fremdenverkehrs-pionier von Naturns, berichtet, Fotos als Postkarten für Werbeanzeigen gemacht und in alle Welt verschickt zu haben. Und Marialuise Höllrigl weiß noch, wie sie mit anderen spielenden Kindern auf ein Foto kam, das den Weg nach Salzburg und dort in die Hände ihres Verlobten fand. Von Willi Bonbizin erfuhren die Anwesenden, welche Erinnerungen ihm als Begleiter der Filmaufnahmen für das Prokulusmuseum geblieben sind. Zwei Schulmädchen berichteten über ihre Eindrücke beim Besuch von Kirche und Museum. Der Dekan fand passende Worte in seelsorglicher Hinsicht, und der Bürgermeister unterstrich die Bedeutung dieses Kleinods für Naturns.
Den musikalischen Auftakt gab die Musikgruppe „Opas Diandl“, die alpenländische Musik in frischem Gewand brachte und später dann beim Umtrunk noch längere Zeit durch ihr Konzert erfreute. So ging eine lobenswerte und beeindruckende Vorstellung für Naturns erst spät zu Ende.
Seit der Eröffnung finden sich viele Naturnser, darunter auch zufällige Passanten zu jeder Tageszeit am Burggräflerplatz ein und Naturns ist um einen weiteren Anziehungspunkt reicher. Es mag diese Fotoausstellung wohl die wirksamste Initiative in der Veranstaltungsreihe gewesen sein, um den Naturnsern „Ihr Prokulus“ bewusst näher zu bringen. (ria)
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