Der gebürtige Malser Kirchenmusiker und Organist Marian Polin hat für die „Königin der Instrumente“ eine flammende Leidenschaft entwickelt. Hauptberuflich ist er an der Jesuitenkirche in Innsbruck tätig. Er bespielt dort regelmäßig auch die berühmte Ebert-Orgel in der Hofkirche. Als Organist und Ensembleleiter ist er zunehmend international gefragt.

von Magdalena Dietl Sapelza

Im Kindergarten bin ich eigentlich ein vollkommen unmusikalisches Kind gewesen und habe nie mit den anderen mitgesungen“, verrät Marian. Sein Interesse galt mehr dem Zeichnen, am liebsten malte er Ritterburgen. Ein Architekt wollte er werden. Als er im Volksschulalter auf dem Dachboden die Zither der Urgoßmutter entdeckte, entfachte das ganz plötzlich und aus reiner Neugier am historischen Artefakt, die Lust, ein Instrument zu lernen. Die Initialzündung zum Orgelspielen entfachte in ihm der Malser Organist Ernst Thoma, als er ihm erlaubte, die Kirchenorgel auszuprobieren und meinte: „Bleib einfach da, solang es dir gefällt.“ Marian war damals Mittelschüler.Diese Aussage ist rückblickend von großer Tragweite. Denn seit damals ließen Marian die majestätischen Klänge der Orgel nicht mehr los. Er besuchte die Musikschule in Schlanders und gewann erste Preise bei „Prima la musica“.
Er begann mit der Erforschung der teils wertvollen Instrumente im Vinschgau und machte erste Gehversuche als Chorleiter eines Jugendchores, mit dem er mehrere fulminante Konzerterfolge feierte. Das alles stellte die Weichen hin zum Beruf als professioneller Musiker. „Irgendwann kannst du nicht mehr anders, als da weiterzumachen“, erklärt er.
Marian begann an der Musikuniversität Wien mit dem Kirchenmusikstudium und konzentrierte sich auf die klassische Musik. 2016 schloss er sein Studium mit der Masterarbeit über Musikpflege in den Klöstern Tirols im 17. Jahrhundert ab und führte im Diplomkonzert Vokalmusik aus dem Marienberger Musikarchiv auf. Die Suche nach verborgenen Musikschätzen und deren Wiederaufführung wuchs so immer mehr zu einer zusätzlichen Leidenschaft heran. Mittlerweile konzentriert er sich schwerpunktmäßig auf die „Alte Musik“.
Von 2014 bis 2016 war Marian Leiter des Domchors an der Kathedrale Chur. Nun arbeitet er in der Jesuitenkirche Innsbruck. Mit der von ihm gegründeten „Capella Claudiana“, bestehend aus professionellen SängerInnen und MusikerInnen, erweckt er in Zusammenarbeit mit dem Tiroler Landesmuseum regelmäßig vergessene Musik aus alten Archiven wieder zum Leben. Gespielt werden vor allem Werke aus dem Repertoire der einst famosen Innsbrucker Hofkapelle der Habsburger. Vor Kurzem entstand eine CD mit Sakralmusik von Giovanni Legrenzi, Kapellmeister am Markusdom in Venedig, aus dem Marienberger Fundus.
Von der Jesuitenkirche spannt sich der geschichtliche Bogen zu Marians Heimatort und zu seiner Familie, denn dort liegt die kunstsinnige Landesfürstin und Bauherrin der Kirche, Claudia de Medici, begraben. Sie hatte der Familie Polin 1641 das Wappen und dem Dorf Mals 1642 das Marktrecht verliehen. Marian lebt zurzeit in Innsbruck, kommt aber regelmäßig nach Südtirol, unter anderm nach Brixen, wo er das „Ensemble VocalArt“ leitet. „Ich komme immer wieder gerne heim. Da wo meine Wurzeln sind, hole ich mir Inspiration und Ausgleich“, betont er. Eine ehrenvolle Aufgabe war es für ihn, den Neubau der Orgel in der Pfarrkirche Schluderns zu begleiten. Im Auftrag des Orgelkomitees entwarf er nach langwierigen Vorarbeiten schließlich ein Klangkonzept, begleitete die Suche nach einem Orgelbauer, half bei Planung, bei der Koordinierung des Aufbaus und bei den bevorstehenden Einweihungsfeierlichkeiten am 11. August. „Es galt, ein würdiges und nachhaltiges Pendant zur weltberühmten Baldachinorgel aus dem Jahre 1559 auf der Churburg zu schaffen“, sagt er. Jenes kostbare Renaissanceinstrument übt eine magische Anziehungskraft auf alle Organisten aus. Und er freut sich, dass dort heuer auch einige Benefizkonzerte für die neue Orgel stattfinden können.
„Man muss als Künstler selbst der größte Kritiker sein“, meint Marian. „Es braucht ein gesundes Maß an Realismus und Idealismus. Man muss einerseits auf dem Boden bleiben und klug vorausschauen, um Langzeitprojekte verfolgen zu können, darf sich aber andererseits das Träumen nicht austreiben lassen, sonst ist es bald vorbei mit der Kreativität.“ Marian hat seine Tätigkeit mittlerweile auf wenige Musik-Disziplinen beschränken, um diese gut zu machen und darin immer besser zu werden. Andere Musikstile lässt er - zumindest als aktiver Spieler - immer öfter außen vor, manchmal zur Verwunderung alter Bekannter, die ihn noch als „Tausendsassa“ kennen. Doch das Begleiten des berüchtigten Laatscher „Fasnachtbegräbnisses“ als „Ziachorglspieler“ lässt er sich allerdings nicht nehmen.

Publiziert in Ausgabe 15/2019

Ausgaben zum Blättern

titel 3-25

titel Vinschgerwind 2-25

titel vinschgerwind 1-25

 winterwind 2024

WINDMAGAZINE

  • Warm und trotzdem atmungsaktiv. Funktionsbekleidung ermöglicht es uns, selbst bei klirrenden Temperaturen den Schnee und die traumhafte Winterlandschaft zu genießen, ohne ins Frösteln zu kommen. Baumwolle, Fleece oder Daunen? Was…
    weiterlesen...
  • Die tierischen Protagonisten aus der Weihnachtsgeschichte an den Futterkrippen anzutreffen, war einigermaßen überraschend. Weniger unerwartet war, dass ihre Landwirte auch im Winter tüchtig sind. Ein bisschen Zeit für die Ofenbank…
    weiterlesen...
  • Der junge Vinschger Martin Fahrner ist seit 2018 Chef der World Racing  Academy WRA. In der Skisaison 2024/2025 ist er mit 12 Athleten im  internationalen Skizirkus unterwegs. Sein Vater Hans…
    weiterlesen...
  • Promenaden verfügen standesgemäß über besondere Flanierqualitäten, bieten interessante Blickbeziehungen und dienen in der Regel dem Lustwandeln.  Der fünf Kilometer lange Rundweg um den Haider See im Vinschger Oberland vereinigt diese…
    weiterlesen...
  • Ein paar winterliche Überlebensstrategien von Alpentieren und -pflanzen stelle in diesem Beitrag vor. Vereinfacht und in einer systematisierenden Übersicht kann man aktive und passive Überwinterer unterscheiden. Von Wolfgang Platter, dem…
    weiterlesen...
  • Un racconto per immagini di Gianni Bodini   La Val Venosta offre agli amanti degli sport invernali diversi centri ben attrezzati, ma anche per chi si “accontenta” della natura non…
    weiterlesen...
  • Die magische Geschichte der „VALANGA AZZURRA“ („blaue Lawine“),  dem damals erfolgreichsten Ski-Team der Welt rund um Gustav Thöni wurde  verfilmt. Vorgestellt wurde der Kino-Film jüngst am Filmfestival in Rom. von…
    weiterlesen...
  • Unvergessliche Pistenerlebnisse Atemberaubendes Panorama und 44 bestens präparierte Pistenkilometer: In Sulden sind Wintersportträume Wirklichkeit.   Das Skigebiet in Sulden ist kein Geheimtipp, Sulden ist höchstes Niveau, Sulden ist „First Class“:…
    weiterlesen...
  • Schließen Sie die Augen und träumen Sie vom perfekten Winterurlaub mit der Familie … Text: Stephan GanderFotos: Lucas Pitsch / Sebastian Stip In Trafoi, mitten im Nationalpark Stilfserjoch erlebt man…
    weiterlesen...
  • Eine Oase der Ruhe, ein Ziel für Wanderungen, ein beliebter Treffpunkt für Genießer, auch zum Feiern, Ausgangspunkt für Skitouren, eingebettet in einer wunderbaren Bergkulisse: das ist die Berghütte Maseben. Die…
    weiterlesen...
  • Wusstest du, dass die Nährstoffe in Äpfeln die gesundheitliche Wirkung von anderen Lebensmitteln verstärken? VIP hat spezielle Kombinationen mit Vinschger Apfelsorten entwickelt, die überraschend gut schmecken und die Gesundheit fördern.…
    weiterlesen...
  • Die Tage werden kürzer, die Luft frischer, und die Landschaft erstrahlt in reinem Weiß – der Winter in der Ferienregion Reschensee ist da! Eingebettet im malerischen DreiländereckItalien-Österreich-Schweiz erwartet euch ein…
    weiterlesen...
  • Wo die heimischen Alpen in ein winterliches Wunderland verwandelt werden! Dieses Gebiet bietet nicht nur erstklassige Skimöglichkeiten, sondern ist auch ein Ort, der Tradition und Gemeinschaft inmitten der atemberaubenden Natur…
    weiterlesen...
  • Latsch-Martelltal Zwischen kristallklaren Bergseen, dem ursprünglichen Martelltal, dem kargen Sonnenberg und dem sattgrünen Nörderberg liegt das Feriengebiet Latsch-Martell - unterschiedlicher könnte es nicht sein. Als wahres Skitouren Eldorado ist das…
    weiterlesen...

Winterwind 2024

zum Blättern

Winter Magazin - Winterwind 2024 - Bezirk Vinschgau Südtirol - Skigebiete Skifahren Rodeln Langlaufen Winterwandern Schneeschuhwandern Eislaufen Schöneben Haideralm Sulden Trafoi Watles Ferienregion

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.